Dann will ich auch mal meine Karnevalserfahrungen in die Runde schmeißen.
Als Kind hab ich's natürlich geliebt – und das ganz ohne Alkohol
Naja, ich fand es einfach reizvoll, durch die Verkleidung in eine Rolle schlüpfen zu können, die man dann mit dem Kostüm ja auch immer charakterlich automatisch ein bisschen ausfüllte. Und selbst wenn ich da z. B. als die eher untypisch introvertierte Piratin erstmal ankam, gab's dann irgendwann immer den Moment, wo man einfach völlig aufdrehte.
Und ehrlich gesagt würde mich das mit der Verkleidung jetzt auch als Erwachsene noch am meisten dran reizen, denn es ist ja eigentlich wirklich eine tolle Gelegenheit, mal ein anderes Wesen zu sein und damit die eigenen Charaktereigenschaften oder Hirngespinste, mit denen man etwas hadert, mal für den Moment zu vergessen. Und selbst wenn man weiß, das ist ja jetzt alles nur eine Verkleidung und nicht echt, hat es doch irgendwie unterbewusst Einfluss.
Mit den anderen karnevalstypischen Büttenreden, Gesängen, Umzügen etc. kann ich jetzt auch nicht so viel anfangen, aber habe nichts gegen eine gute Party
Ich fand eigentlich zu Studentenzeiten die Karnevalspartys ganz witzig, weil es "normale" Partys waren, nur halt mit Kostümen.
Und kenne es schon auch so, dass dieser Verkleidungsaspekt die Party einfach nochmal ausgelassener macht.
Wo ich aufwuchs, gab es eine Kleinstadt in der Nähe, wo Karneval auch ziemlich ausgiebig gefeiert wird und ich bin da in jungen Jahren auch immermal mit hingegangen (als Kind zu den Umzügen, als junge Erwachsene zu den abendlichen Kneipentouren). Ja, ich fand es schon etwas skurril, zu beobachten, wie sich die Leute mit steigendem Alkoholpegel im Laufe des Abends so wandeln und es hatte auch immer ein bisschen was tragikomisches, wenn da Leute, die sonst das ganze Jahr ernst, diszipliniert und konservativ sind, dann an diesen wenigen Tagen völlig die Sau rauslassen, so als müsse es für das ganze Jahr dann wieder reichen. Aber auf irgendeine Art bekommt man dann trotzdem gute Laune trotz Kuriosität der Situation und trotz Musik, die dem eigenen Geschmack so gar nicht entspricht. Das liegt wahrscheinlich dran, dass dann einfach (fast
) alle gut gelaunt sind. Allerdings muss ich sagen, an solch einem Abend würde ich da auch nicht völlig nüchtern sein wollen.
Dann habe ich mir den Karneval vor längerer Zeit auch mal in einer katalanischen Stadt angeschaut, wo das eine wichige Sache ist – das war mir dann aber auch echt zu viel
Da war ich aber tatsächlich auch alleine unterwegs. Aber als ich im Gewühle war, war das eh ein bisschen egal, weil ich mich gar nicht groß auf ein Gespräch mit jemandem hätte konzentrieren können. Und beim Durchlaufen oder Getränke holen wurde ich immermal angequatscht und habe dabei halt ein paar Worte gewechselt.
Allerdings erinnere ich mich noch an eine unschöne Situation an dem Abend. Ich brauchte irgendwie ein bisschen Ruhe zwischendurch, weil mir der krasse Lärm und die Menschenmengen dann doch auf Dauer zuviel waren. Also bin ich Richtung Strand gelaufen, wo es dann irgendwann auch entspannter wurde und schlenderte da ein bisschen rum. Dort saß eine Gruppe Jugendliche. Einer von ihnen rief auf spanisch herüber: "Hey, woher kommst du?" Da ich so ein etwas spaciges Kostüm hatte (von oben bis unten in Silberfolie gewickelt und die Haare mit Silberfolie in Strähnen gewickelt), rief ich zurück "Von einem anderen Planeten". Einige lachten ein bisschen, und die extrovertierteste in der Runde, die offenbar ein Problem damit hatte, dass sie nicht mehr die volle Aufmerksamkeit hatte, rief dann etwas herausfordernd "Del planeta solitario?" (Also sowas wie "Vom Single-Planeten?"). Damit hat sie mich natürlich voll in meiner ABinen-Seele getroffen und ich habe mir dadurch gleich die Laune verderben lassen
– obwohl sie wahrscheinlich nicht mal ahnen konnte, was sie damit anrichtete und es als Spanierin sich wahrscheinlich einfach nicht vorstellen konnte, dass man überhaupt allein unterwegs ist. Da macht man ja generell schon immer gern viel in Gruppen.
Jedenfalls war der Abend dann für mich gelaufen und ich bin auch nicht mehr lange geblieben.
Ansonsten nochmal zu den regionalen Unterschieden:
Eine Freundin von mir hat mehrere Jahre auf Teneriffa gelebt, wo der Karneval ja auch ausgiebig gefeiert wird. Da war sie dann auch immer voll im Trubel, auch wenn sie vorher in Deutschland dieses Karnevalsphänomen auch immer eher belächelt hat. Ich selbst war aber nie dabei. Aber selbst in Deutschland bin ich ja nie zu den Karnevalshochburgen gepilgert und der gemeine Berliner macht da ja eher nüscht.
Ich habe mich übrigens gefragt, was man da international eigentlich so macht außer dem, was man halt so kennt wie Rio oder Venedig und habe das hier noch gefunden:
https://www.merkur.de/reise/karneval-gl ... 23444.html
Besonders schön finde ich ja das Schlittenfahren in Helsinki
(Auch wenn ich gestehen muss, dass ich das Lenken beim Schlittenfahren verlernt habe, wie mir vor ein paar Jahren auffiel, als ich mit Freunden nach Jahrzehnten Pause mal wieder rodeln wollte )