LonesomeCoder hat geschrieben: ↑26 Jan 2020 23:23
ComebackCat hat geschrieben: ↑26 Jan 2020 23:17
Melli hat geschrieben: ↑26 Jan 2020 22:50
Das ist ein ziemlich schwacher Trost, daß alles ja noch viel schlimmer kommen könnte
Natürlich bin ich auch froh, daß mir einiges erspart geblieben ist. Aber ich weiß nicht wie das ist, ein anderes Leben als meines zu leben. Ich kann mir durchaus vorstellen, daß jemand lieber andere Schwierigkeiten in Kauf nähme als mit mir "tauschen" zu wollen. Könnte ja auch sein, daß die mit ihren Schwierigkeiten besser zurechtkommen als sie das mit meinen tun könnten.
Aber das kann man sich ohnehin nicht aussuchen. Insofern sind solche Gedankengänge äußerst müßig.
Also ich denke, z.B. jeder in der Türkei inhaftierte Journalist würde wahrscheinlich gerne mit dir tauschen. Oder meinst du, deine Schwierigkeiten sind so schwerwiegend, dass ein Aufenthalt in Erdogans Kerkern auf unbestimmte Zeit im Vergleich dazu angenehmer ist?
Ihr habt beide Recht. Ja, in Haft sitzen (vor allem in einem Land, wo die Haftbedingungen deutlich schlechter sind als in DE) ist schlimmer als AB sein und ich würde nicht tauschen wollen. Aber trotzdem kann ein AB auch sehr leiden. Dass es andere gibt, die mehr leiden, macht einem da nicht glücklich. Diesen Abwägen von Leid sehe ich als nicht zielführend an.
Nur ist Melli kein AB mehr.
Und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass die AB-Zeit für einen Ex-AB ähnlich traumatisierend ist als die Inhaftierung in einem Land, in dem es in den Gefängnissen Folter gibt oder gar Kriegseinflüsse. Es gibt immer noch ein Unterschied zwischen einer Prägung durch negative Erlebnisse und einer Traumatisierung.
Insofern hast du aber wieder Recht. Die Abwägung ist nicht zielführend, weil man Äpfel mit Birnen vergleicht.
Es ist halt die Frage, ob ich mich damit beschäftigen will/muss, wann meine beste Zeit war, weil ich mich dann auch damit auseinandersetzen muss, wann ich schlechte Zeiten hatte. Alles, was in der Vergangenheit passiert ist, hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin. Gerade auch das, was mir Schlechtes widerfahren ist. Ich muss schauen, dass ich in der Zukunft das Beste daraus mache. Das kann ich aber nicht, wenn ich alten Zeiten - guten wie schlechten - nachhänge. Wäre ich traumatisiert, könnte ich diese Entscheidung so nicht treffen.