Hallo moody,
jetzt präsentierst du eine andere, vollständigere Geschichte. Das zeigt nur, dass du noch nicht schlüssig bist, wie du deine Situation einschätzen sollst. So geht es vermutlich sehr vielen Menschen. Es gibt Situationen, da sucht man eine Weile nach der Bedeutung von einzelnen Aspekten und auch nach der Bedeutung der Situation insgesamt.
moody hat geschrieben: ↑18 Aug 2018 14:35
Was ich bei mir noch als großes Problem ansehe ist, dass ich unterbewusst gar nicht auf reale Frauen stehe.
Das wäre eine falsche Schlussfolgerung. Und du widersprichst dem auch selbst. Du hast sexuelle Phantasien zu den realen Frauen:
moody hat geschrieben: ↑18 Aug 2018 14:35
... zuhause startet dann die Fantasie.
Übrigens ist das durchaus normal.
Ich weiss nicht, wo du deine Vorstellungen über Normalität her nimmst. Aber den Ablauf, den du beschreibst, erlebe ich gleich und finde ihn auch normal. Auch von Anderen weiss ich, dass sie so erleben:
moody hat geschrieben: ↑18 Aug 2018 14:35
Es ist oft so, wenn ich eine attraktive Frau in der realen Welt sehe, bin ich in dem Augenblick nicht wirklich erregt, ich nehme sie nur als hübsch war, erst zuhause startet dann die Fantasie.
Das ist schon gut so, dass die Erregung nicht augenblicklich da ist. Begegnungen mit Frauen würde nicht wirklich leichter sein, wenn du im Alltag augenblicklich voll sexuell erregt wärest.
moody hat geschrieben: ↑18 Aug 2018 14:35
Es ist auch so, dass ich keine richtige Beziehung will.
Auch das wäre eine falsche Schlussfolgerung. Du hast noch gar keine Gelegenheit gehabt, heraus zu finden, ob du eine der möglichen Arten Beziehung zu Frauen willst. Du schreibst auch, was dich noch daran hindert, herauszufinden, ob du dich mit Frauen wohl fühlen kannst, ob du ihre Nähe magst, was du mit ihnen erleben willst.
Dass du gerne allein bist, das ist schon mal eine gute Basis, aber ob du auch gerne mit einer Frau zusammen bist, kannst du in deiner jetzigen Situation noch nicht wissen. Es ist noch nicht vorstellbar für dich.
Ekel hindert dich nicht nur, dich den Frauen tatsächlich zu nähern, sondern auch mit ihnen unbefangen zu reden und dich im Umgang mit ihnen WIRKLICH WOHL ZU FÜHLEN.
moody hat geschrieben: ↑18 Aug 2018 14:35Seit ich denken kann hab ich mich vor anderen Menschen geekelt.
Damit kommst du dem Kern der Sache schon beträchtlich näher. Vollständig ist diese Beschreibung aber noch nicht. Es stellt sich noch einmal die Frage nach dem, was dahinter steht.
Ekel ist eine normale Emotion, die für uns eine wichtige Schutzfunktion hat. Ekel schützt beispielsweise vor Infektionen und Krankheiten, aber auch vor Übergriffen und Unvorsichtigkeit, und Ekel schützt manchmal auch vor verwirrenden Erlebnissen. Der Ekel ist nicht das Problem. Aber seine Verallgmeinerung, die sich ziellos gegen die Menschen generell und gegen Nähe generell richtet, behindert dein Erleben. Noch dazu hast du dich mit dem Ekel arrangiert, und richtest dein Leben zu einem grossen Teil danach aus.
Es ist aber nicht notwendig, dass du dich so stark beeinträchtigen lässt. Es ist möglich, den Ekel zu hinterfragen. Es ist möglich einen neuen Umgang damit zu finden, was hinter dem Ekel steht. In weiterer Folge kannst du so neue Möglichkeiten entdecken, wie du mit Frauen umgehen kannst, wie du dich wirklich wohlfühlen kannst in ihrer Nähe, und welche Formen von Beziehungen mit ihnen dir offen stehen. Der Preis dafür besteht darin, sich eine Zeitlang zielstrebig und konsequent mit dem Thema Ekel und was dahinter steht, auseinander zu setzen. Das ist nicht immer leicht aber zum Glück gibt es die Möglichkeit, gute professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. In einem Forum darüber zu kommunizieren ist etwas zu wenig. So wie du deine Situation beschreibst, würde ich an deiner Stelle Psychotherapie in Anspruch nehmen. Ich selbst habe gute Erfahrung mit systemischer Therapie gemacht und finde sie empfehlenswert. Die Therapie ist eine gute Unterstützung in der Auseinandersetzung mit dem Thema und bringt neue Möglichkeiten ein, auf die man selbst oder in Diskussionen nicht ohne weiteres kommt. Eine gute Therapie ist auch ein Schutz davor, dass man sich in der Auseinandersetzung mit seiner Angelegenheit nicht übernimmt. Alles sollte in bewältigbaren Schritten erfolgen.
Inhaltlich kann es zunächst darum gehen, bei dir selbst nach zu sehen, wovor dich der Ekel schützt. Dabei sehe ich zwei Bereiche. Das eine sind Erinnerungen an Ereignisse oder Situationen, wo du möglicherweise tatsächlich einmal Schutz gebraucht hast. Und der Andere Bereich könnte eventuell sein, dass dich körperliche Nähe und Emotionen verwirren, weil dein Erleben leicht autistische Züge aufweist. Aus deinem Schreiben kann ich diesbezüglich nichts heraus lesen oder vermuten. Ich erwähne das nur, weil grundsätzlich die Möglichkeit besteht und du darauf achten kannst. Vielleicht hast du dazu auch schon mehr Info, als du in deinen Beiträgen zum Ausdruck gebracht hast.
Zusätzlich möchte ich noch eine Überlegung zum Ausdruck bringen, die einen entlasten kann. Du hast als Säugling und als Kleinkind Nähe zu anderen Menschen erlebt. Wäre das nicht so gewesen, hättest du nicht überleben können. Du wärest emotional verhungert und daran gestorben. Es hat dich damals auch nicht vor der Nähe zu Menschen geekelt. Vielleicht hilft es, wenn du dir bewusst machst, dass du einmal die Nähe zu anderen Menschen geliebt hast. Das verändert nicht deinen Ekel in der Gegenwart, aber zeigt, dass etwas anderes wieder möglich sein kann.