Ich denke, dass es auch was mit Vertrauen zu tun hat. Tania schreibt ja, dass sie sich schon länger geschrieben und auch Fotos ausgetauscht haben. Die Narben gehören zu einem, sie sind Teil der eigenen Geschichte. Wenn man ernsthafte Absichten hat, sollte irgendwann der Punkt da sein, wo man dem anderen vertraut und sagt, was man aus der Vergangenheit mitbringt. Das können körperliche/gesundheitliche Einschränkungen sein, aber auch Narben auf der Seele.
Genauso, wie man sich damit in einigen ruhigen Minuten auseinandersetzt, ob man mit dem Beruf, den Hobbys, dem etwas weiter weg gelegenen Wohnort zurecht kommt, möchte man sich als potenzieller Partner auch mit anderen Dingen in Ruhe auseinandersetzen können, die nicht so einfach zu ändern sind.
Übrigens finde ich eine Narbe im Gesicht nicht schlimm, wenn der Betroffene souverän damit umgeht. Als Beispiel nenne ich an der Stelle mal Nicki Lauda. Er hat mal in einem Interview, das ich gesehen habe, ganz nebenbei bemerkt, dass er hätte sehr wohl noch weitere kosmetische Operationen machen lassen können, aber dass der Verlust seines Ohrs zu seiner Geschichte gehört und er es widersinnig fand, Geld und Zeit in eine Sache zu stecken und das Operationsrisiko einzugehen, weil er anders als andere Menschen aussehen würde. Es sei letztendlich ein Problem einiger anderer, dass er anders aussähe, er hätte sein Schicksal für sich angenommen. Das hat mich damals tief beeindruckt und mit den Mann richtig sympathisch gemacht. Solche Leute haben gute Partnerqualitäten, denn sie haben bewiesen, dass sie nicht beim kleinsten Problem, wenn das Leben es nicht so gut mit einem meint, davonlaufen oder daran verzweifeln und sie möchten es nicht allen recht machen. Sie sind einfach sie. Das erleichtert eine Beziehung ungemein.