Als erste Reaktion habe ich gedacht, dazu müsste ich was sagen können.
Nach reiflich Überlegung komme ich aber zu dem Schluss, dass ich mangels Erfahrung auf dem Gebiet eine gewisse Inkompetenz habe.
Irgendetwas, dass ich als Beziehungsarbeit begriffen hätte, habe ich nie erlebt. Vermutlich beginnt „Beziehungsarbeit“ auch erst wirklich, wenn man zusammengezogen ist. Wenn es schon vorher häufiger knirscht, sollte man vielleicht den Schritt des Zusammenziehens sowieso gründlich überdenken und abwägen.
Einige User haben das entwerfen einer gemeinsamen Zukunft als Beziehungsarbeit aufgeführt. Auch das habe ich so nicht wahrgenommen. Was vielleicht daran liegt, dass wir beide zu Beginn unserer Beziehung sowieso in der Endphase des Studiums damit beschäftigt waren, ein Platz im Erwachsenenleben zu finden. Da wurde im Rahmen der eigenen Vorstellungen und den Zwängen von Außen einfach gemeinsame Entscheidungen getroffen. Ohne große Diskussionen. Hat sich einfach ergeben. Zwei Menschen, die schon in festen Situationen sind, haben es da wohl schwieriger, die beiden Leben zusammenzuführen.
Montecristo hat geschrieben: ↑08 Mai 2018 13:42
Meiner Frau wurde nach der Gratulation zur Hochzeit in ihrem Betrieb erklärt, dass eine Ehe auch mal "reinigende Gewitter" erfahren müsse. In knapp drei Jahren hat es jetzt aber noch nicht gewittert.
Gilbert hat geschrieben: ↑08 Mai 2018 21:41
Jep. Bei uns sind es jetzt über 17 Jahre Ehe und wir haben uns noch nie in irgendeiner Weise gestritten.
Das scheint mir ein wichtiger Punkt zu sein. Ich streite mich auch fast nie. Da kann durchaus auch mal ein Jahr ganz ohne Streit ins Land ziehen. Und falls es doch mal passiert, wird sich schnell wieder versöhnt und nichts über Nacht in den nächsten Tag getragen.
Häufige Streits könne sicher das Gefühl von Beziehungsarbeit entstehe lassen, beziehungsweise Beziehungsarbeit notwendig werden lassen.
Das einfühlsame, verständnisvolle Miteinander als solches würde ich aber nicht als Beziehungsarbeit bezeichnen.
Diesbezüglich finde ich diese Bemerkung wichtig:
Montecristo hat geschrieben: ↑08 Mai 2018 18:13
Meine Frau weckt mich manchmal in der Nacht, wenn ich zu leise atme. Nur um zu sehen, ob ich noch lebe. Ich benutze mittlerweile Ohrenstopfen, wenn sie zu laut schnarcht. Das sind Äußerlichkeiten. Was kann man daraus schließen? Jedesmal wenn ich auf Dienstreise bin, vermisse ich sie abends jede Minute...
Dieses selbstverständliche Sorgen und Vermissen einhergehend mit einem gegenseitig kümmernden Umgang, vermeidet wohl Streit.
Abschließend diese Zitate:
Arikari hat geschrieben: ↑08 Mai 2018 16:00
Vielleicht kommen wir darin überein, dass stets derjenige Part mehr Beziehungsarbeit leistet, dem mehr an der Beziehung liegt. Insofern ist es auch eine Machtfrage: kann man es sich leisten, wenig für die Beziehung zu tun, überwiegend egoistisch zu handeln und dennoch damit "durchzukommen"? Wenn ja, ist es gut, wenn nein, auch nicht tragisch, weil der Person eh nicht viel an der Beziehung/ dem Partner liegt.
Montecristo hat geschrieben: ↑08 Mai 2018 18:13
@Arikari: Es gibt wohl immer einen emotional empfindsameren Partner. Bei zwei Menschen ist das nie gleich verteilt. Das kann der Mann oder die Frau sein.
Beides sind Ungleichgewichte, die eine Beziehung aus der Bahn werfen können. Allerdings glaube ich nicht, dass diese Ungleichgewichte immer vorhanden sein müssen oder immer groß sind. Es gibt sicher Beziehungen, in denen beide den jeweiligen Partner wollen und es beiden nicht vorstellbar ist, den anderen zu verlieren.
Bezüglich emotionaler Empfindsamkeit gibt es vielleicht keine hundertprozentige Gleichheit. Aber doch ein sehr ähnlich sein. Aber selbst bei großer Ungleichheit ist es zumindest möglich, sich in den jeweils anderen hineinzudenken und sein Handeln einzuordnen ohne es als Zurückweisung zu empfinden.
Wenn das ausgeprägte Gefühl von Beziehungsarbeit besteht, könnte dies darauf hindeuten, dass die Beziehung nicht harmonisch ist. Dass etwas nicht passt, was auch nicht durch klärende Gespräche zu bereinigen ist. Eventuell gibt es auch Verlustangst, die einem Stress dadurch verursacht, dass man ständig denkt, etwas leisten zu müssen, damit der andere einen nicht verlässt.
Dafür, dass ich keine Ahnung vom Thema habe, war das jetzt ein ziemlich langer Beitrag