Antidepressiva Erfahrungsberichte

Dein Thema passt in keines der anderen Freizeit-Foren? Kein Problem, schreib es einfach in diesen Bereich.
ERSTER BEITRAG DES THEMAS
Dominik

Antidepressiva Erfahrungsberichte

Beitrag von Dominik »

Ich werde morgen zu meinen Hausarzt gehen und mit ihm über meine Depressionen reden. Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit (nehme ich an) wird er mir ein leichtes Antidepressiva verschreiben.

Hat jemand diesbezüglich Erfahrungsberichte? Wird der Arzt mit mir einen Fragenkatalog durchgehen? Wie wirkt das Zeug?

ERSTER BEITRAG DES THEMAS
Mit müden Augen
Bringt jede Tastatur zum Glühen
Beiträge: 8851
Registriert: 24 Apr 2015 18:22
Geschlecht: männlich
AB-Status: Hardcore AB
Ich bin ...: nur an Frauen interessiert.

Re: Antidepressiva Erfahrungsberichte

Beitrag von Mit müden Augen »

Ich habe reichlich Erfahrung mit AD. :roll: Was den Arztbesuch an sich betrifft keine Ahnung ob er dir direkt was verschreibt oder erst nach einem weiteren Termin oder dich zum Psychiater überweist. Ich vermute mal er (oder der Facharzt) wird gezielt Fragen stellen um die Kriterien nach ICD4 oder wie das Ding heisst zu prüfen.

Was ich eigentlich sagen will: Du solltest AUF KEINEN FALL mit dem Gedanken "Ich kriege was verschrieben und übermorgen geht es mir wieder gut" dahin gehen. Tut mir leid, aber AD brauchen Wochen bis sie wirken und man muss oftmals verschiedene Wirkstoffe durchprobieren, denn nicht jeder Wirkstoff wirkt bei jedem Menschen. Außerdem sind AD nur eine Krücke, viel wichtiger ist es eine Therapie zu beginnen und/oder/um an seinem Leben was zu ändern! (Ja ich weiß, das ist auch einfacher gesagt als getan...) Tut mir wie gesagt leid, aber AD sind kein Paracetamol oder so...

Zum Thema Nebenwirkungen, ganz verschieden. Wenn du ängstlich bist empfehle ich die Packungsbeilage bzw diesen Teil nicht zu lesen, da steht meistens sehr viel drin. Ansonsten den Arzt fragen.

:vielglueck:
der Himmel brennt, die Engel fliehen
Benutzeravatar
Vogel
Begeisterter Schreiberling
Beiträge: 2153
Registriert: 21 Feb 2020 20:16
Geschlecht: männlich
AB-Status: Hardcore AB

Re: Antidepressiva Erfahrungsberichte

Beitrag von Vogel »

Der Hausarzt wird Dir vermutlich erstmal gar nix verschreiben, und wenn dann leichte Mittel. Er wird aber mit Dir sprechen, Dich untersuchen und evtl. schauen ob körperliche Ursachen hinter Deinen Problemen stecken (Schilddrüse...).
Je nachdem was Du ihm schilderst, wird er Dich zu einem psychiatrischen Facharzt überweisen und/ oder Psychotherapeuten.

Ich hab damals erstmal eine Überweisung zum Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie bekommen, der mir dann ein ein leichtes angstlösendes und leicht stimmungsaufhellendes Mittel (trizyklisches Antidepressium - für die Fachleute hier ;) )verschrieben hat. Außerdem eine Überweisung zum Psychotherapeuten. Damals habe ich innerhalb weniger Moanten einen Termin bekommen- das ist jetzt bald 19 Jahre her.

Mit müden Augen hat es schon deutlich gemacht: Antidepressiva sind maximal nur eine Krücke- man braucht Psychotherapie und den Willen, etwas zu ändern. Allerdings bedeutet das nicht unbedingt, dass es dann auch alles zum Guten wird.

Das wichtigste hast Du bereits getan - Du unternimmst etwas! :daumen: Das ist der allerste- aber auch der schwierigste Schritt!

Ich wünsche Dir viel Erfolg! :vielglueck:
Mit müden Augen
Bringt jede Tastatur zum Glühen
Beiträge: 8851
Registriert: 24 Apr 2015 18:22
Geschlecht: männlich
AB-Status: Hardcore AB
Ich bin ...: nur an Frauen interessiert.

Re: Antidepressiva Erfahrungsberichte

Beitrag von Mit müden Augen »

Vogel hat geschrieben: 24 Jan 2023 17:12evtl. schauen ob körperliche Ursachen hinter Deinen Problemen stecken (Schilddrüse...).
guter Punkt. Gerade wenn es schon ewig her ist schadet ein ordentliches Blutbild sicher nicht.

Ansonsten gibt es für leichte Depressionen auch pflanzliche Mittel, aber auch da muss man aufpassen mit Wechselwirkungen falls du andere Medikamente nimmst usw. Auf jeden Fall ärztlichen Rat einholen.
der Himmel brennt, die Engel fliehen
Benutzeravatar
Cavia
Keiner schreibt schneller
Beiträge: 4719
Registriert: 02 Jun 2015 20:02
Geschlecht: weiblich
AB-Status: AB Vergangenheit
Ich bin ...: verdammt bissig.
Ich suche hier ...: Freunde.

Re: Antidepressiva Erfahrungsberichte

Beitrag von Cavia »

Wenn du nicht kurz vorm Selbstmord stehst oder keine Nacht mehr schlafen kannst, dann lass es. Es gibt keine leichten AD. Probiere Johanneskraut oder mach ne Therapie. Nebenbei gesagt haben Hausärzte wenig Ahnung von AD.
Grief is just love with no place to go
Strange Lady
Keiner schreibt schneller
Beiträge: 3968
Registriert: 21 Jul 2014 18:50
Geschlecht: weiblich
AB-Status: AB

Re: Antidepressiva Erfahrungsberichte

Beitrag von Strange Lady »

Cavia hat geschrieben: 24 Jan 2023 17:39 Wenn du nicht kurz vorm Selbstmord stehst oder keine Nacht mehr schlafen kannst, dann lass es. Es gibt keine leichten AD. Probiere Johanneskraut oder mach ne Therapie. Nebenbei gesagt haben Hausärzte wenig Ahnung von AD.
:daumen:

Im Rückblick merke ich, dass keine der AD bei mir wirklich gewirkt hat.
Bewegung, guter Schlaf, Tagesstruktur, gute soziale Bindungen, Therapie .... das hilft mehr als alles andere.
“Happiness is like a butterfly: The more you chase it, the more it will elude you. But if you turn your attention to other things, it will come and sit quietly on your shoulder.”
Henry David Thoreau
Benutzeravatar
Cavia
Keiner schreibt schneller
Beiträge: 4719
Registriert: 02 Jun 2015 20:02
Geschlecht: weiblich
AB-Status: AB Vergangenheit
Ich bin ...: verdammt bissig.
Ich suche hier ...: Freunde.

Re: Antidepressiva Erfahrungsberichte

Beitrag von Cavia »

Strange Lady hat geschrieben: 24 Jan 2023 19:54
Cavia hat geschrieben: 24 Jan 2023 17:39 Wenn du nicht kurz vorm Selbstmord stehst oder keine Nacht mehr schlafen kannst, dann lass es. Es gibt keine leichten AD. Probiere Johanneskraut oder mach ne Therapie. Nebenbei gesagt haben Hausärzte wenig Ahnung von AD.
:daumen:

Im Rückblick merke ich, dass keine der AD bei mir wirklich gewirkt hat.
Bewegung, guter Schlaf, Tagesstruktur, gute soziale Bindungen, Therapie .... das hilft mehr als alles andere.
Mein Exfreund (das erste Mal, das ich dieses Wort benutze) war kurz vorm Selbstmord. Kein AD hat geholfen. Komischerweise erst das AD, das er in der Klinik (3 Monate stationär) bekommen hat. Kann sehr gut sein, dass die Therapie dort auch ohne AD angeschlagen hätte. Dafür war er dann impotent.

Früher war ich immer Verfechter von AD, da ich selbst eines nehme wegen Insomnie. Tja. Hat letztes Jahr nicht mehr gewirkt. Aber ich komme auch nicht davon los wegen der Entzugserscheinungen.
Grief is just love with no place to go
Strange Lady
Keiner schreibt schneller
Beiträge: 3968
Registriert: 21 Jul 2014 18:50
Geschlecht: weiblich
AB-Status: AB

Re: Antidepressiva Erfahrungsberichte

Beitrag von Strange Lady »

Cavia hat geschrieben: 24 Jan 2023 20:20
Strange Lady hat geschrieben: 24 Jan 2023 19:54
Cavia hat geschrieben: 24 Jan 2023 17:39 Wenn du nicht kurz vorm Selbstmord stehst oder keine Nacht mehr schlafen kannst, dann lass es. Es gibt keine leichten AD. Probiere Johanneskraut oder mach ne Therapie. Nebenbei gesagt haben Hausärzte wenig Ahnung von AD.
:daumen:

Im Rückblick merke ich, dass keine der AD bei mir wirklich gewirkt hat.
Bewegung, guter Schlaf, Tagesstruktur, gute soziale Bindungen, Therapie .... das hilft mehr als alles andere.
Mein Exfreund (das erste Mal, das ich dieses Wort benutze) war kurz vorm Selbstmord. Kein AD hat geholfen. Komischerweise erst das AD, das er in der Klinik (3 Monate stationär) bekommen hat. Kann sehr gut sein, dass die Therapie dort auch ohne AD angeschlagen hätte. Dafür war er dann impotent.

Früher war ich immer Verfechter von AD, da ich selbst eines nehme wegen Insomnie. Tja. Hat letztes Jahr nicht mehr gewirkt. Aber ich komme auch nicht davon los wegen der Entzugserscheinungen.

Ja, die Entzugserscheinungen sind echt krass.
Venlafaxin musste ich via Mikrodosen über einen Zeitraum von 6 Monaten ausschleichen.
Wenn die Dosis zu groß war, fühlte ich Stromschläge im Hirn. Richtig gruselig.

Für mich war es auch ein wichtiger Lernprozess, mein Heil nicht mehr in Medikamenten und außerhalb von mir selbst zu suchen. Früher hoffte ich wirklich, die richtige Tablette könnte mich retten oder verändern. Wird nicht passieren.
It's all in the fucking head.

Bin zwar nicht besser drauf seitdem, aber fühle mich weniger ohnmächtig und passiv.
“Happiness is like a butterfly: The more you chase it, the more it will elude you. But if you turn your attention to other things, it will come and sit quietly on your shoulder.”
Henry David Thoreau
Dominik

Re: Antidepressiva Erfahrungsberichte

Beitrag von Dominik »

Also ich war jetzt beim Arzt und der hat mich bis zum 03.02. krankgeschrieben sowie eine Überweisung für eine (weitere!) Psychotherapie für mich ausgestellt. Antidepressiva bekomme ich vorerst nicht.
Cavia hat geschrieben: 24 Jan 2023 17:39 Wenn du nicht kurz vorm Selbstmord stehst
Cavia hat geschrieben: 24 Jan 2023 17:39 Mein Exfreund (das erste Mal, das ich dieses Wort benutze) war kurz vorm Selbstmord.
Als Hinterbliebener, der weiß, was das bedeutet, bitte ich dich in meinen Threads dieses fettmarkierte Wort in Zukunft durch "Suizid" zu ersetzen, da der von dir genutzte Begriff a) rechtlich/fachlich nicht korrekt ist (es ist kein Mord im gesetzlichen Sinne geschehen) und b) mit einem Stigma besetzt ist und dem wir Hinterbliebene extrem leiden. Natürlich kein Vorwurf, nur eine Bitte. :umarmung2:
Benutzeravatar
Giebenrath
Begeisterter Schreiberling
Beiträge: 1700
Registriert: 23 Sep 2012 19:33
Geschlecht: männlich
AB-Status: AB
Ich bin ...: nur an Frauen interessiert.

Re: Antidepressiva Erfahrungsberichte

Beitrag von Giebenrath »

Ich habe keine guten Erfahrungen mit verschiedenen Antidepressiva gemacht. Ich empfand sie alle als wirkungslos - abgesehen von den Nebenwirkungen. Ich habe auch nie wirklich an die Wirkung geglaubt. Der Placebo- und Nocebo-Effekt spielen sicherlich eine große Rolle bei dem weitgehend unklaren Wirkmechanismus.

Ansonsten macht eine biomedizinische und psychologische Untersuchung durchaus, bevor man mit der eigentlich Behandlung beginnt.
Give a man a mask and he will show his true face. - Oscar Wilde
Benutzeravatar
Moridin
Liebt es sich hier auszutauschen
Beiträge: 406
Registriert: 13 Okt 2022 10:17
Geschlecht: männlich
AB-Status: Hardcore AB
Ich bin ...: nur an Frauen interessiert.
Wohnort: Rosenheim

Re: Antidepressiva Erfahrungsberichte

Beitrag von Moridin »

Ich habe bisher Venlafaxin und Duloxetin, beides bis rauf zur Maximaldosis, genommen.
Bei beiden Medikamenten hatte ich starke Nebenwirkungen und absolut keine positiven Wirkungen.
Allerdings wollen die Ärzte das dann immer noch ein paar Wochen länger versuchen. Vielleicht wird es ja doch noch besser.
Ja, danke... Ist ja nicht so, dass ich nur von unangenehmen Nebenwirkungen berichte, die ich am liebsten sofort loswerden möchte.

Ich finde das Ganze inzwischen auch ziemlich seltsam, um ehrlich zu sein.
Es gibt einige Studien, die zu dem Schluss kamen, dass AD nur in sehr wenigen Fällen wirklich effektiv sind.
Natürlich fallen da auch Patienten darunter, die nur leichte bis mittlere Depressionen haben, während AD eigentlich nur bei schweren Depressionen empfohlen werden, aber dennoch...
Dazu kommt, dass die Wissenschaft immer noch nicht wirklich sagen kann, was Biochemisch bei Depressionen überhaupt passiert.
Es gibt zwar einige Vermutungen, die mehr oder weniger bestätigt wurden, aber dagegen gab und gibt es immer wieder auch widersprüchliche Informationen, sodass das Ganze irgendwie immer etwas in der Luft hängt.
Das sind allerdings nur meine Beobachtungen über die letzten Jahre, in denen ich verschiedene Studien und Artikel gelesen habe. Also nicht zu ernst nehmen und da lasse ich mich auch gerne verbessern.

Was vorhin bereits erwähnt wurde: Absetzserscheinungen.
Bei beiden Medikamenten waren die Absetzerscheinungen extrem unangenehm.
Allerdings habe ich beide Medikamente auch relativ schnell abgesetzt. Das war im Rahmen eines Klinikaufenthalts, daher kann ich nur mutmaßen, dass die zuständigen Ärzte das Absetzen während meines Aufenthalts durchführen wollten, um die Effekte beobachten zu können. Ansonsten hätte vermutlich kein Arzt das Absetzen so schnell durchgeführt.
Venlafaxin habe ich von 300mg auf 0mg innerhalb von ca. drei Wochen abgesetzt. Und runterdosieren war kein Problem, aber komplett auf 0 runter war abartig. Mir ging es ca. vier Tage lang extrem beschissen, körperlich sowie mental. Und noch ein paar Tage etwas schwammig.
Bei Duloxetin war es ähnlich, aber nicht ganz so schlimm.
Dort, wo sich Sonnenlicht in Zweigen bricht
Dort, wo niemand von Erwartung spricht
Dort, wo ich ohne Zwänge atmen kann
Dort fängt meine Freiheit an
blank pager
Kommt an keinem Thema vorbei
Beiträge: 299
Registriert: 22 Nov 2022 12:10
Geschlecht: männlich
AB-Status: Softcore AB
Ich bin ...: nur an Frauen interessiert.

Re: Antidepressiva Erfahrungsberichte

Beitrag von blank pager »

Moridin hat geschrieben: 03 Feb 2023 21:31 Dazu kommt, dass die Wissenschaft immer noch nicht wirklich sagen kann, was Biochemisch bei Depressionen überhaupt passiert.
Es gibt zwar einige Vermutungen, die mehr oder weniger bestätigt wurden, aber dagegen gab und gibt es immer wieder auch widersprüchliche Informationen, sodass das Ganze irgendwie immer etwas in der Luft hängt.
Das sind allerdings nur meine Beobachtungen über die letzten Jahre, in denen ich verschiedene Studien und Artikel gelesen habe. Also nicht zu ernst nehmen und da lasse ich mich auch gerne verbessern.
Ich denke, das Problem fängt schon mal dabei an, dass eine Depression als Krankheit deutlich schwieriger diagnostizierbar ist, als ein Beinbruch oder sonst viele Krankheiten. Sie wird praktisch nur auf Basis der Symptome im Verhalten des Menschen diagnostiziert.
Die Symptome sind mitunter diffus und können vielfältige Gründe haben. Vor allem aber, sind Symptome von Depression (Müdigkeit, Antriebslosigkeit) bei vielen Erkrankungen auch zu finden. Nicht automatisch ist ein Mensch, der klassische Symptome einer Depression zeigt, depressiv im Umkehrschluss. Sondern, manche Menschen haben gewisse Persönlichkeitseigenschaften, die in die Nähe depressiver Symptomatiken gehen.

Biochemisch ist es deshalb aus meiner Sicht so schwer, hier klare Grenzwerte von irgendwelchen Botenstoffen (Neurotransmitter, Hormone etc.) festzulegen, weil diese im Gehirn wirken meistens und dort ist es schwer, Messungen vorzunehmen. Nur weil z.B. der Botenstoff im Blut nachweisbar ist, heißt es nicht, dass die gleiche Konzentration im Gehirn auch vorhanden ist. Und wo ist der Optimalwert?
Aber, es gibt sehr wohl zahlreiche Erklärungsansätze, was biochemisch abläuft. In der Regel ist es eine Imbalance von Neurotransmittern/Hormonen, welche dafür verantwortlich gemacht werden (der Klassiker ist ein Serotoninmangel). Das Problem ist mMn dabei, dass durch klassiche biochemisch-diagnostische Verfahren es eben nicht so einfach ist, a) individuelle Sollwerte eines gewissen Botenstoffs herauszufinden, b) ggf. das Verhältnis der Botenstoffe zueinander zu bestimmen/vorherzusagen, c) Kausalschlüsse zwischen Botenstoffmangel und (psychischem) Verhalten zu ziehen (z.B. weil Patient A einen Mangel an Botenstoff B hat, ist er aggressiv im Verhalten und dauermüde). Die Komplexität ist dabei offenbar so groß und vor allem individuell, dass sich die Wissenschaft immens schwer tun, klare Empfehlungen zu Diagnose/Therapie aufzustellen, die in der Tat eine "Allgemeingültigkeit" besitzen. Bei einem Beinbruch weiß praktisch jeder Facharzt, was zu tun ist, damit der Patient wieder auf die Beine kommt. Und dann ein Arzt/Therpeut einfach im Rahmen einer Therapie nur folgen muss und sicher zum Ergebnis/Besserung kommt.
Benutzeravatar
Moridin
Liebt es sich hier auszutauschen
Beiträge: 406
Registriert: 13 Okt 2022 10:17
Geschlecht: männlich
AB-Status: Hardcore AB
Ich bin ...: nur an Frauen interessiert.
Wohnort: Rosenheim

Re: Antidepressiva Erfahrungsberichte

Beitrag von Moridin »

blank pager hat geschrieben: 04 Feb 2023 08:31
Moridin hat geschrieben: 03 Feb 2023 21:31 Dazu kommt, dass die Wissenschaft immer noch nicht wirklich sagen kann, was Biochemisch bei Depressionen überhaupt passiert.
Es gibt zwar einige Vermutungen, die mehr oder weniger bestätigt wurden, aber dagegen gab und gibt es immer wieder auch widersprüchliche Informationen, sodass das Ganze irgendwie immer etwas in der Luft hängt.
Das sind allerdings nur meine Beobachtungen über die letzten Jahre, in denen ich verschiedene Studien und Artikel gelesen habe. Also nicht zu ernst nehmen und da lasse ich mich auch gerne verbessern.
Ich denke, das Problem fängt schon mal dabei an, dass eine Depression als Krankheit deutlich schwieriger diagnostizierbar ist, als ein Beinbruch oder sonst viele Krankheiten. Sie wird praktisch nur auf Basis der Symptome im Verhalten des Menschen diagnostiziert.
Die Symptome sind mitunter diffus und können vielfältige Gründe haben. Vor allem aber, sind Symptome von Depression (Müdigkeit, Antriebslosigkeit) bei vielen Erkrankungen auch zu finden. Nicht automatisch ist ein Mensch, der klassische Symptome einer Depression zeigt, depressiv im Umkehrschluss. Sondern, manche Menschen haben gewisse Persönlichkeitseigenschaften, die in die Nähe depressiver Symptomatiken gehen.

Biochemisch ist es deshalb aus meiner Sicht so schwer, hier klare Grenzwerte von irgendwelchen Botenstoffen (Neurotransmitter, Hormone etc.) festzulegen, weil diese im Gehirn wirken meistens und dort ist es schwer, Messungen vorzunehmen. Nur weil z.B. der Botenstoff im Blut nachweisbar ist, heißt es nicht, dass die gleiche Konzentration im Gehirn auch vorhanden ist. Und wo ist der Optimalwert?
Aber, es gibt sehr wohl zahlreiche Erklärungsansätze, was biochemisch abläuft. In der Regel ist es eine Imbalance von Neurotransmittern/Hormonen, welche dafür verantwortlich gemacht werden (der Klassiker ist ein Serotoninmangel). Das Problem ist mMn dabei, dass durch klassiche biochemisch-diagnostische Verfahren es eben nicht so einfach ist, a) individuelle Sollwerte eines gewissen Botenstoffs herauszufinden, b) ggf. das Verhältnis der Botenstoffe zueinander zu bestimmen/vorherzusagen, c) Kausalschlüsse zwischen Botenstoffmangel und (psychischem) Verhalten zu ziehen (z.B. weil Patient A einen Mangel an Botenstoff B hat, ist er aggressiv im Verhalten und dauermüde). Die Komplexität ist dabei offenbar so groß und vor allem individuell, dass sich die Wissenschaft immens schwer tun, klare Empfehlungen zu Diagnose/Therapie aufzustellen, die in der Tat eine "Allgemeingültigkeit" besitzen. Bei einem Beinbruch weiß praktisch jeder Facharzt, was zu tun ist, damit der Patient wieder auf die Beine kommt. Und dann ein Arzt/Therpeut einfach im Rahmen einer Therapie nur folgen muss und sicher zum Ergebnis/Besserung kommt.
Da hast du natürlich absolut Recht.
Eine Depression kann auf viele verschiedene Arten entstehen und daher ist es auf jeden Fall schwierig, die Ursache im Individualfall festzustellen. Ob es nun eine körperliche Ursache hat, an falschen Lebensumständen liegt oder eventuell eine Begleiterscheinung einer anderen Erkrankung ist.
Vor allem, da sie sich auch sehr unterschiedlich äußern kann.

Die Schwierigkeit, festzustellen, wie der biochemische Zustand im Gehirn aussieht, ist ein interessanter Punkt. Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht, aber da hast du durchaus Recht.
Dazu kommt vermutlich auch, dass nicht jedes Gehirn gleich funktioniert. So könnte in manchen Fällen eventuell auch die Funktionsweise der Rezeptoren beeinträchtigt sein? Keine Ahnung, ich kenn mich auf dem Gebiet nicht aus.
Bei mir war es so, dass die Konzentration des eingenommenen Medikaments laut Blutabnahme deutlich geringer ausfiel, als sie eigentlich sollte. Deshalb wurde ich auch so hoch dosiert. Mein Körper schien diese Medikamente also schneller abzubauen, als üblich.

Natürlich gibt es Erklärungsansätze. Aber diese konnten nicht unwiderruflich belegt werden.
Zum Beispiel der Klassiker des Serotoninmangels wurde erst in einer relativ kürzlichen Studie wieder angezweifelt. Allerdings wird diese Studie wiederum von manchen Experten in Frage gestellt.
Und das ist genau das, was ich meine.
Es gibt keine absolut klaren Aussagen, da es eben ein sehr komplexes Thema ist und bestehende Annahmen immer wieder ins Wanken geraten.
Als Patient empfinde ich das als sehr verunsichernd. Man bekommt teilweise das Gefühl, wie ein Versuchskaninchen behandelt zu werden. Das ist natürlich stark abhängig vom behandelnden Arzt, aber das sind meine bisherigen Erfahrungen.

Dazu kommt, dass Antidepressiva in vielen Fällen die allgemeine Emotionswelt (teilweise stark) dämpfen. Das mag in manchen Fällen sinnvoll sein, aber in meinem Fall z.B. empfand ich das als sehr kontraproduktiv. So war meine Emotionswahrnehmung ohnehin schon sehr schlecht und meiner Meinung nach ist es sehr wichtig, daran zu arbeiten. Das geht allerdings schlecht, wenn die Antidepressiva die eigenen Emotionen so sehr dämpfen, dass es schwerfällt, überhaupt noch etwas zu fühlen.

Worüber mich bisher auch noch kein einziger Arzt aufgeklärt hat, ist das Risiko einer PSSD (Post-SSRI sexual dysfunction). Zu der Häufigkeit dieses Zustands gibt es keine offiziellen Zahlen und es ist anzunehmen, dass es relativ selten vorkommt. Aber ich würde dennoch gerne darüber aufgeklärt werden, dass die Einnahme von Antidepressiva in (vermutlich sehr) seltenen Fällen zu jahrelangen bis dauerhaften sexuellen Funktionsstörungen führen kann. Dass das Risiko eher gering ist und man die Entscheidung zur Einnahme nicht einzig davon abhängig machen sollte, kann man ja erwähnen. Aber es ist nunmal vorhanden.
Dort, wo sich Sonnenlicht in Zweigen bricht
Dort, wo niemand von Erwartung spricht
Dort, wo ich ohne Zwänge atmen kann
Dort fängt meine Freiheit an
blank pager
Kommt an keinem Thema vorbei
Beiträge: 299
Registriert: 22 Nov 2022 12:10
Geschlecht: männlich
AB-Status: Softcore AB
Ich bin ...: nur an Frauen interessiert.

Re: Antidepressiva Erfahrungsberichte

Beitrag von blank pager »

Moridin hat geschrieben: 04 Feb 2023 09:13 Die Schwierigkeit, festzustellen, wie der biochemische Zustand im Gehirn aussieht, ist ein interessanter Punkt. Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht, aber da hast du durchaus Recht.
Dazu kommt vermutlich auch, dass nicht jedes Gehirn gleich funktioniert. So könnte in manchen Fällen eventuell auch die Funktionsweise der Rezeptoren beeinträchtigt sein? Keine Ahnung, ich kenn mich auf dem Gebiet nicht aus.
Bei mir war es so, dass die Konzentration des eingenommenen Medikaments laut Blutabnahme deutlich geringer ausfiel, als sie eigentlich sollte. Deshalb wurde ich auch so hoch dosiert. Mein Körper schien diese Medikamente also schneller abzubauen, als üblich.
Nun, nachdem Depressionen psychischer Natur sind, spielt sich das in unseren Gehirnen ab bzw. werden dort wirkende Neurotransmitter dafür verantwortlich gemacht. Serotonin ist ein bekannter, Dopamin ein anderer. Aber es gibt noch weitere. Bzw. wird auch mittlerweile diskutiert, dass die Darm-Hirn-Achse (Mikrobiom im Darm) in gewisser Hinsicht eine Rollen spielen könnte bei der Entstehung von Depressionen. Aber, da bedarf es noch zahlreicher Studien, jedoch eine Tendenz ist bereits zu erkennen.
Moridin hat geschrieben: 04 Feb 2023 09:13 Natürlich gibt es Erklärungsansätze. Aber diese konnten nicht unwiderruflich belegt werden.
Zum Beispiel der Klassiker des Serotoninmangels wurde erst in einer relativ kürzlichen Studie wieder angezweifelt. Allerdings wird diese Studie wiederum von manchen Experten in Frage gestellt.
Und das ist genau das, was ich meine.
Es gibt keine absolut klaren Aussagen, da es eben ein sehr komplexes Thema ist und bestehende Annahmen immer wieder ins Wanken geraten.
Als Patient empfinde ich das als sehr verunsichernd. Man bekommt teilweise das Gefühl, wie ein Versuchskaninchen behandelt zu werden. Das ist natürlich stark abhängig vom behandelnden Arzt, aber das sind meine bisherigen Erfahrungen.
Das kann ich nachvollziehen und ist sicherlich ein Aspekt, der das Vertrauen des Patienten in eine Therapieform bzw. den Arzt mindert.
Zuerst wird einmal die Ursache klar zu erforschen sein. Serotonin kann man über den Urin messen bzw. deren unmittelbare Abbau-Verbindung und nachdem diese stöchiometrisch mit dem Botenstoff Serotonin zusammenhängt, einfach die Konzentration errechnen. Da siehst du sofort, ob in der Tat ein Mangel vorliegt.
Es gibt her auch Testkits über das I-net zu kaufen, die dann in ein Labor geschickt werden.
Moridin hat geschrieben: 04 Feb 2023 09:13 Dazu kommt, dass Antidepressiva in vielen Fällen die allgemeine Emotionswelt (teilweise stark) dämpfen. Das mag in manchen Fällen sinnvoll sein, aber in meinem Fall z.B. empfand ich das als sehr kontraproduktiv. So war meine Emotionswahrnehmung ohnehin schon sehr schlecht und meiner Meinung nach ist es sehr wichtig, daran zu arbeiten. Das geht allerdings schlecht, wenn die Antidepressiva die eigenen Emotionen so sehr dämpfen, dass es schwerfällt, überhaupt noch etwas zu fühlen.
Dämpfen in der Tat die Medikamente die Emotionswelt oder ist diese durch die Depression gedämpft? Ich war der Meinung, die Medikamente helfen dahingehend, dass sie die durch die Depression verursachte, negative Emotionswelt beseitigen. Worin liegt dann das Ziel, ein Anti-Depressivum zu verordnen, wenn es dem Patienten dann (emotional) noch schlechter geht als ohne Medikament?
Moridin hat geschrieben: 04 Feb 2023 09:13 Worüber mich bisher auch noch kein einziger Arzt aufgeklärt hat, ist das Risiko einer PSSD (Post-SSRI sexual dysfunction). Zu der Häufigkeit dieses Zustands gibt es keine offiziellen Zahlen und es ist anzunehmen, dass es relativ selten vorkommt. Aber ich würde dennoch gerne darüber aufgeklärt werden, dass die Einnahme von Antidepressiva in (vermutlich sehr) seltenen Fällen zu jahrelangen bis dauerhaften sexuellen Funktionsstörungen führen kann. Dass das Risiko eher gering ist und man die Entscheidung zur Einnahme nicht einzig davon abhängig machen sollte, kann man ja erwähnen. Aber es ist nunmal vorhanden.
Dieser Punkt wird ja schon lange diskutiert. Gerade bei Männern soll dies eine besonders unangenehme Nebenwirkung sein.
Benutzeravatar
Moridin
Liebt es sich hier auszutauschen
Beiträge: 406
Registriert: 13 Okt 2022 10:17
Geschlecht: männlich
AB-Status: Hardcore AB
Ich bin ...: nur an Frauen interessiert.
Wohnort: Rosenheim

Re: Antidepressiva Erfahrungsberichte

Beitrag von Moridin »

blank pager hat geschrieben: 04 Feb 2023 19:16
Moridin hat geschrieben: 04 Feb 2023 09:13 Die Schwierigkeit, festzustellen, wie der biochemische Zustand im Gehirn aussieht, ist ein interessanter Punkt. Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht, aber da hast du durchaus Recht.
Dazu kommt vermutlich auch, dass nicht jedes Gehirn gleich funktioniert. So könnte in manchen Fällen eventuell auch die Funktionsweise der Rezeptoren beeinträchtigt sein? Keine Ahnung, ich kenn mich auf dem Gebiet nicht aus.
Bei mir war es so, dass die Konzentration des eingenommenen Medikaments laut Blutabnahme deutlich geringer ausfiel, als sie eigentlich sollte. Deshalb wurde ich auch so hoch dosiert. Mein Körper schien diese Medikamente also schneller abzubauen, als üblich.
Nun, nachdem Depressionen psychischer Natur sind, spielt sich das in unseren Gehirnen ab bzw. werden dort wirkende Neurotransmitter dafür verantwortlich gemacht. Serotonin ist ein bekannter, Dopamin ein anderer. Aber es gibt noch weitere. Bzw. wird auch mittlerweile diskutiert, dass die Darm-Hirn-Achse (Mikrobiom im Darm) in gewisser Hinsicht eine Rollen spielen könnte bei der Entstehung von Depressionen. Aber, da bedarf es noch zahlreicher Studien, jedoch eine Tendenz ist bereits zu erkennen.
Sehr grundlegend kenne ich mich schon ein bisschen aus. Also die verschiedenen Neurotransmitter und deren Funktion kenne ich natürlich. Aber was darüber hinausgeht, besteht der Großteil meines Wissens durch all das, was ich in verschiedenen Artikeln/Studien/usw. gelesen habe.
Stimmt, das mit dem Mikrobiom habe ich inzwischen auch schon ein paar Mal gelesen. Über Einfluss der Ernährung oder des Mikrobioms auf die Depression habe ich mir in meinem Fall tatsächlich noch keinerlei Gedanken gemacht.
Moridin hat geschrieben: 04 Feb 2023 09:13 Natürlich gibt es Erklärungsansätze. Aber diese konnten nicht unwiderruflich belegt werden.
Zum Beispiel der Klassiker des Serotoninmangels wurde erst in einer relativ kürzlichen Studie wieder angezweifelt. Allerdings wird diese Studie wiederum von manchen Experten in Frage gestellt.
Und das ist genau das, was ich meine.
Es gibt keine absolut klaren Aussagen, da es eben ein sehr komplexes Thema ist und bestehende Annahmen immer wieder ins Wanken geraten.
Als Patient empfinde ich das als sehr verunsichernd. Man bekommt teilweise das Gefühl, wie ein Versuchskaninchen behandelt zu werden. Das ist natürlich stark abhängig vom behandelnden Arzt, aber das sind meine bisherigen Erfahrungen.
Das kann ich nachvollziehen und ist sicherlich ein Aspekt, der das Vertrauen des Patienten in eine Therapieform bzw. den Arzt mindert.
Zuerst wird einmal die Ursache klar zu erforschen sein. Serotonin kann man über den Urin messen bzw. deren unmittelbare Abbau-Verbindung und nachdem diese stöchiometrisch mit dem Botenstoff Serotonin zusammenhängt, einfach die Konzentration errechnen. Da siehst du sofort, ob in der Tat ein Mangel vorliegt.
Es gibt her auch Testkits über das I-net zu kaufen, die dann in ein Labor geschickt werden.
Mein Vertrauen in Antidepressiva und so manche Ärzte wurde definitiv gemindert die letzten Jahre.
Oder auch in Psychotherapeuten. Ich hatte ein paar Erstgespräche bei Personen, die diese Arbeit nicht ausführen dürfen sollten...

Was ich vor allem als abschreckend empfinde, ist der fast schon aggressive Eifer, mit dem die Ärzte einem Antidepressiva aufs Auge drücken. Ohne jedoch (nicht in allen Fällen natürlich) mehr darüber sagen zu können, als "laut Studien hilft das". Nicht sehr vertrauenserweckend und man fragt sich dann auch automatisch, wieviel Geld der Arzt wohl mit den ganzen Medikamenten macht (darüber habe ich gar keine Ahnung).
Moridin hat geschrieben: 04 Feb 2023 09:13 Dazu kommt, dass Antidepressiva in vielen Fällen die allgemeine Emotionswelt (teilweise stark) dämpfen. Das mag in manchen Fällen sinnvoll sein, aber in meinem Fall z.B. empfand ich das als sehr kontraproduktiv. So war meine Emotionswahrnehmung ohnehin schon sehr schlecht und meiner Meinung nach ist es sehr wichtig, daran zu arbeiten. Das geht allerdings schlecht, wenn die Antidepressiva die eigenen Emotionen so sehr dämpfen, dass es schwerfällt, überhaupt noch etwas zu fühlen.
Dämpfen in der Tat die Medikamente die Emotionswelt oder ist diese durch die Depression gedämpft? Ich war der Meinung, die Medikamente helfen dahingehend, dass sie die durch die Depression verursachte, negative Emotionswelt beseitigen. Worin liegt dann das Ziel, ein Anti-Depressivum zu verordnen, wenn es dem Patienten dann (emotional) noch schlechter geht als ohne Medikament?
Die Emotionswelt ist gerade bei schweren Depressionen (sehr oft) bereits durch die Depression gedämpft.
Aber ich konnte bemerken, dass die Einnahme von AD dies bei mir noch verstärkte und auch in der Kommunikation mit anderen Patienten und deren Erfahrungen, gab es einig Fälle, die das selbe zu berichten hatten.

Ja die negative Emotionswelt wird "beseitigt", aber die positive genauso. Also es scheint nicht sehr unüblich zu sein, dass die Personen zwar weniger negative Emotionen spüren, aber auch nicht mehr wirklich Freude empfinden können.
Das Wort Freude ist vielleicht ein bisschen zu stark. Aber "positive Emotionen" werden dadurch auch oft gedämpft. Sodass, man einfach gar nicht mehr viel fühlt.
Das KANN hilfreich sein, wenn der Patient das Problem hatte, dass seine negativen Emotionen ihn gänzlich überwältigten, sodass er zu nichts mehr in der Lage war.
Aber wenn ich ohnehin schon kaum Emotionen spüre, wie in meinem Fall, dann ist das nicht zielführend meiner Meinung nach.
Moridin hat geschrieben: 04 Feb 2023 09:13 Worüber mich bisher auch noch kein einziger Arzt aufgeklärt hat, ist das Risiko einer PSSD (Post-SSRI sexual dysfunction). Zu der Häufigkeit dieses Zustands gibt es keine offiziellen Zahlen und es ist anzunehmen, dass es relativ selten vorkommt. Aber ich würde dennoch gerne darüber aufgeklärt werden, dass die Einnahme von Antidepressiva in (vermutlich sehr) seltenen Fällen zu jahrelangen bis dauerhaften sexuellen Funktionsstörungen führen kann. Dass das Risiko eher gering ist und man die Entscheidung zur Einnahme nicht einzig davon abhängig machen sollte, kann man ja erwähnen. Aber es ist nunmal vorhanden.
Dieser Punkt wird ja schon lange diskutiert. Gerade bei Männern soll dies eine besonders unangenehme Nebenwirkung sein.
Also während Einnahme der AD hatte ich auf mittlerer bis hoher Dosis auch sehr spürbare Orgasmusstörungen. Das empfand ich als sehr störend und das war auch einer der Hauptgründe, wieso ich diese Medikamente wieder absetzen wollte (wobei noch einige andere Nebenwirkungen, wie z.B. Verstopfungen, starke Schweißausbrüche, Schlafstörungen, usw. hinzukamen).
Wenn ich mir vorstelle, nach Absetzen der AD noch jahrelang diese Nebenwirkungen erleben zu müssen... Also da vergehts mir. Vor allem in Kombination mit all meinen anderen Zweifeln, die ich inzwischen entwickeln durfte.
Dort, wo sich Sonnenlicht in Zweigen bricht
Dort, wo niemand von Erwartung spricht
Dort, wo ich ohne Zwänge atmen kann
Dort fängt meine Freiheit an
Mit müden Augen
Bringt jede Tastatur zum Glühen
Beiträge: 8851
Registriert: 24 Apr 2015 18:22
Geschlecht: männlich
AB-Status: Hardcore AB
Ich bin ...: nur an Frauen interessiert.

Re: Antidepressiva Erfahrungsberichte

Beitrag von Mit müden Augen »

Ich sehe gerade Dominik hat sich (direkt?) wieder abgemeldet, ob ihn unsere Antworten vertrieben haben?
der Himmel brennt, die Engel fliehen
Benutzeravatar
Moridin
Liebt es sich hier auszutauschen
Beiträge: 406
Registriert: 13 Okt 2022 10:17
Geschlecht: männlich
AB-Status: Hardcore AB
Ich bin ...: nur an Frauen interessiert.
Wohnort: Rosenheim

Re: Antidepressiva Erfahrungsberichte

Beitrag von Moridin »

Mit müden Augen hat geschrieben: 04 Feb 2023 19:53 Ich sehe gerade Dominik hat sich (direkt?) wieder abgemeldet, ob ihn unsere Antworten vertrieben haben?
Hmm... Also ich wüsste nicht, inwiefern unsere Antworten dafür verantwortlich sein könnten.
Ich schätze das hat einen anderen Grund?
Dort, wo sich Sonnenlicht in Zweigen bricht
Dort, wo niemand von Erwartung spricht
Dort, wo ich ohne Zwänge atmen kann
Dort fängt meine Freiheit an
Henrietta
Liebt es sich hier auszutauschen
Beiträge: 529
Registriert: 05 Dez 2020 12:19
AB-Status: AB
Wohnort: BW

Re: Antidepressiva Erfahrungsberichte

Beitrag von Henrietta »

Moridin hat geschrieben: 03 Feb 2023 21:31 Ich habe bisher Venlafaxin und Duloxetin, beides bis rauf zur Maximaldosis, genommen.
Bei beiden Medikamenten hatte ich starke Nebenwirkungen und absolut keine positiven Wirkungen.
Ich hatte mal eine sehr schwere Erschöpfungsdepression und ein Antidepressivum hat mir quasi das Leben gerettet. Ich war zu dem Zeitpunkt so fertig, dass ich dachte, nur sterben könnte mein Leiden lindern.
Die Ärzte haben mehrere Substanzen ausprobiert, auch Neuroleptika, mit zT furchtbaren Nebenwirkungen und Null Wirkung und dann habe ich Doxepin bekommen, ein recht altes AD und schon nach der ersten Einnahme wusste ich, dass es mir helfen wird. Laut Literatur ist dies eigentlich nicht möglich, man sagt ja, es braucht mehrere Wochen, um die antidepressive Wirkung zu entfalten. Aber da ich zusätzlich eine extreme Unruhe hatte (innerlich unruhig, äußerlich wie gelähmt) und das Doxepin einen sedierenden Effekt hat, ging es mir wirklich schlagartig besser. Auch die Stimmung hat sich daraufhin recht schnell wieder gehoben. Es hat sich angefühlt, als hat meinem Körper genau das gefehlt, was das Doxepin dann wieder bereit gestellt hat. Ich habe mich damals in der Einschleichphase auf jede Einnahme gefreut, weil die Wirkung so unmittelbar spürbar war.

Was aber wirklich ein großes Problem ist, über das ich früher auch nicht aufgeklärt wurde, sind in der Tat die Absetzsymptome.
Ich habe mehrfach versucht, es wieder abzusetzen und es ging mir jedes Mal sehr sehr schlecht. Schimme körperliche Symptome.
Sobald ich dann eine Minidosis wieder genommen habe, waren alle Absetzsymptome verschwunden.
Ich habe mich damit arrangiert, dass ich eine kleine Dosis wohl nun mein Leben lang nehmen muss.
Aber es ist heute immer noch so, dass, wenn es mir mal wieder schlechter geht und ich die Dosis kurzfristig herauf setze, es mir immer noch hilft und auch immer noch sehr schnell.
Es ist also irgendwie Fluch und Segen.
Benutzeravatar
Cavia
Keiner schreibt schneller
Beiträge: 4719
Registriert: 02 Jun 2015 20:02
Geschlecht: weiblich
AB-Status: AB Vergangenheit
Ich bin ...: verdammt bissig.
Ich suche hier ...: Freunde.

Re: Antidepressiva Erfahrungsberichte

Beitrag von Cavia »

So unterschiedlich kann es sein. Von Doxepin war ich wegen der Nebenwirkungen eine Woche totkrank. Gegen innere Unruhe gibt es tatsächlich gut wirkende AD. Mir geht es da jetzt wie dir. Ich komme auch nicht mehr davon los.
Grief is just love with no place to go
Benutzeravatar
Moridin
Liebt es sich hier auszutauschen
Beiträge: 406
Registriert: 13 Okt 2022 10:17
Geschlecht: männlich
AB-Status: Hardcore AB
Ich bin ...: nur an Frauen interessiert.
Wohnort: Rosenheim

Re: Antidepressiva Erfahrungsberichte

Beitrag von Moridin »

Henrietta hat geschrieben: 05 Feb 2023 21:16
Moridin hat geschrieben: 03 Feb 2023 21:31 Ich habe bisher Venlafaxin und Duloxetin, beides bis rauf zur Maximaldosis, genommen.
Bei beiden Medikamenten hatte ich starke Nebenwirkungen und absolut keine positiven Wirkungen.
Ich hatte mal eine sehr schwere Erschöpfungsdepression und ein Antidepressivum hat mir quasi das Leben gerettet. Ich war zu dem Zeitpunkt so fertig, dass ich dachte, nur sterben könnte mein Leiden lindern.
Die Ärzte haben mehrere Substanzen ausprobiert, auch Neuroleptika, mit zT furchtbaren Nebenwirkungen und Null Wirkung und dann habe ich Doxepin bekommen, ein recht altes AD und schon nach der ersten Einnahme wusste ich, dass es mir helfen wird. Laut Literatur ist dies eigentlich nicht möglich, man sagt ja, es braucht mehrere Wochen, um die antidepressive Wirkung zu entfalten. Aber da ich zusätzlich eine extreme Unruhe hatte (innerlich unruhig, äußerlich wie gelähmt) und das Doxepin einen sedierenden Effekt hat, ging es mir wirklich schlagartig besser. Auch die Stimmung hat sich daraufhin recht schnell wieder gehoben. Es hat sich angefühlt, als hat meinem Körper genau das gefehlt, was das Doxepin dann wieder bereit gestellt hat. Ich habe mich damals in der Einschleichphase auf jede Einnahme gefreut, weil die Wirkung so unmittelbar spürbar war.

Was aber wirklich ein großes Problem ist, über das ich früher auch nicht aufgeklärt wurde, sind in der Tat die Absetzsymptome.
Ich habe mehrfach versucht, es wieder abzusetzen und es ging mir jedes Mal sehr sehr schlecht. Schimme körperliche Symptome.
Sobald ich dann eine Minidosis wieder genommen habe, waren alle Absetzsymptome verschwunden.
Ich habe mich damit arrangiert, dass ich eine kleine Dosis wohl nun mein Leben lang nehmen muss.
Aber es ist heute immer noch so, dass, wenn es mir mal wieder schlechter geht und ich die Dosis kurzfristig herauf setze, es mir immer noch hilft und auch immer noch sehr schnell.
Es ist also irgendwie Fluch und Segen.
Das ist schön, dass dir dieses Medikament geholfen hat (und immer noch hilft).
Ich wollte auch AD nicht generell verteufeln. Falls das so rüberkam, dann nur durch den Frust meiner eigenen bisherigen Erfahrungen.
Natürlich gibt es (viele) Fälle, wo Medikamente helfen. Und solange etwas hilft, ist es auch egal, wenn man vielleicht nicht zu 100% sagen kann, wieso es hilft.
Mir geht es eben nur um Nebenwirkungen, Risiken, Absetzerscheinungen. Darüber wird man häufig nicht wirklich aufgeklärt und das finde ich falsch.

Tut mir Leid, dass du so starke Absetzerscheinungen bekommst, wenn du das Medikament ausschleichen möchtest.
Das kann wirklich heftig sein. Welche Symptome bekommst du denn dann?
Am Schlimmsten fand ich die "Stromstöße" im Kopf.
Dort, wo sich Sonnenlicht in Zweigen bricht
Dort, wo niemand von Erwartung spricht
Dort, wo ich ohne Zwänge atmen kann
Dort fängt meine Freiheit an