Liebt er mich? Nein, kann gar nicht sein!
Im Privatleben kann sich das Impostor-Syndrom in einer Abneigung gegenüber sich selbst oder dem eigenen Körper äußern. Und wer sich selbst nicht mag, kann oft auch nicht glauben, dass jemand anders ihn ins Herz geschlossen hat. Für Menschen mit Impostor-Syndrom ist es deshalb unmöglich, der geliebten Person zu genügen: Die wird den Irrtum sowieso irgendwann bemerken und sich davonmachen.
Die Selbstzweifel überwinden
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Die Selbstzweifel überwinden
Viele Menschen – vor allem Frauen – meinen, sie hätten ihre Erfolge nur glücklichen Umständen zu verdanken. Wie das »Impostor-Syndrom« entsteht und was man dagegen tun kann.
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Re: Die Selbstzweifel überwinden
Schwieriges Thema.
Lob kriege ich eigentlich nur auf der Arbeit und ehrlich gesagt kann ich damit nicht gut umgehen.
Einerseits, weil ich ja nur das mache, wofür ich berzahlt werde und andererseits, weil ich (wie viele Männer, so wie ich es immer mal wieder mitkriege) extremst selten gelobt werde und aus fehlender Erfahrung nicht weiß, wie ich darauf reagieren soll.
Allgemein glaube ich aber nicht, dass ich diesen Job nicht verdiene. Von daher trifft das nicht ganz auf mich zu.
Ob ich mich fühlen würde, als ob ich meinen Partner nicht verdiene? Das kann ich erst sagen, wenn es denn soweit kommen sollte.
Ich kann mir aber sehr gut vorstellen, dass ich so denken werde. Im Grunde denke ich ja jetzt schon so, denn ich halte es für fast ausgeschlossen, dass mich jemals jemand lieben wird.
Lob kriege ich eigentlich nur auf der Arbeit und ehrlich gesagt kann ich damit nicht gut umgehen.
Einerseits, weil ich ja nur das mache, wofür ich berzahlt werde und andererseits, weil ich (wie viele Männer, so wie ich es immer mal wieder mitkriege) extremst selten gelobt werde und aus fehlender Erfahrung nicht weiß, wie ich darauf reagieren soll.
Allgemein glaube ich aber nicht, dass ich diesen Job nicht verdiene. Von daher trifft das nicht ganz auf mich zu.
Ob ich mich fühlen würde, als ob ich meinen Partner nicht verdiene? Das kann ich erst sagen, wenn es denn soweit kommen sollte.
Ich kann mir aber sehr gut vorstellen, dass ich so denken werde. Im Grunde denke ich ja jetzt schon so, denn ich halte es für fast ausgeschlossen, dass mich jemals jemand lieben wird.
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Re: Die Selbstzweifel überwinden
Ich kann das total nachvollziehen. Ich sorge ja schon im Voraus dafür, dass keine Beziehungen zustande kommen, damit mich hinterher keiner scheiße finden und mir weh tun kann. Weil ich meine zu wissen, dass das unweigerlich folgen würde.halbkaputt hat geschrieben: ↑12 Dez 2021 20:59 Viele Menschen – vor allem Frauen – meinen, sie hätten ihre Erfolge nur glücklichen Umständen zu verdanken. Wie das »Impostor-Syndrom« entsteht und was man dagegen tun kann.
Liebt er mich? Nein, kann gar nicht sein!
Im Privatleben kann sich das Impostor-Syndrom in einer Abneigung gegenüber sich selbst oder dem eigenen Körper äußern. Und wer sich selbst nicht mag, kann oft auch nicht glauben, dass jemand anders ihn ins Herz geschlossen hat. Für Menschen mit Impostor-Syndrom ist es deshalb unmöglich, der geliebten Person zu genügen: Die wird den Irrtum sowieso irgendwann bemerken und sich davonmachen.
Aber bei mir läuft das auch in anderen Bereichen so, etwa beim Arbeiten, wo ich mich immer vor größerer Verantwortung gedrückt habe, aus Angst, dass ich da nicht genügen kann und kläglich scheitern werde. Das dumme ist nur: So scheitert man auch, weil man weiß, man hätte zumindest ein bisschen mehr drauf gehabt.
Letzte Woche habe ich einen Fernlehrgang abgeschlossen, bei dem man Aufgaben einschicken musste. Die letzten beiden bekam ich am selben Tag heraus. Er war eine 1,7 und eine 1,0. Meine Reaktion: Die schlechtere Note habe ich mir vorgeworfen, weil ich offenbar die Aufgabe nicht perfekt gelöst hatte. Über die 1 dachte ich: Hm, das war ja ne andere Korrektorin, die gab mir schon öfter Einsen, na die hat wohl nicht viel Ahnung.
Und die Moral von der Geschicht: Etwas Gutes kann ich nicht.
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Re: Die Selbstzweifel überwinden
Weißt du, es gibt Menschen, denen alle nahen/intimen Beziehungen einfach weh tun. Das hat oft mit familiären Erfahrungen zu tun.Himbeere hat geschrieben: ↑17 Dez 2021 10:34Ich kann das total nachvollziehen. Ich sorge ja schon im Voraus dafür, dass keine Beziehungen zustande kommen, damit mich hinterher keiner scheiße finden und mir weh tun kann. Weil ich meine zu wissen, dass das unweigerlich folgen würde.halbkaputt hat geschrieben: ↑12 Dez 2021 20:59 Viele Menschen – vor allem Frauen – meinen, sie hätten ihre Erfolge nur glücklichen Umständen zu verdanken. Wie das »Impostor-Syndrom« entsteht und was man dagegen tun kann.
Liebt er mich? Nein, kann gar nicht sein!
Im Privatleben kann sich das Impostor-Syndrom in einer Abneigung gegenüber sich selbst oder dem eigenen Körper äußern. Und wer sich selbst nicht mag, kann oft auch nicht glauben, dass jemand anders ihn ins Herz geschlossen hat. Für Menschen mit Impostor-Syndrom ist es deshalb unmöglich, der geliebten Person zu genügen: Die wird den Irrtum sowieso irgendwann bemerken und sich davonmachen.
Aber bei mir läuft das auch in anderen Bereichen so, etwa beim Arbeiten, wo ich mich immer vor größerer Verantwortung gedrückt habe, aus Angst, dass ich da nicht genügen kann und kläglich scheitern werde. Das dumme ist nur: So scheitert man auch, weil man weiß, man hätte zumindest ein bisschen mehr drauf gehabt.
Letzte Woche habe ich einen Fernlehrgang abgeschlossen, bei dem man Aufgaben einschicken musste. Die letzten beiden bekam ich am selben Tag heraus. Er war eine 1,7 und eine 1,0. Meine Reaktion: Die schlechtere Note habe ich mir vorgeworfen, weil ich offenbar die Aufgabe nicht perfekt gelöst hatte. Über die 1 dachte ich: Hm, das war ja ne andere Korrektorin, die gab mir schon öfter Einsen, na die hat wohl nicht viel Ahnung.
Und die Moral von der Geschicht: Etwas Gutes kann ich nicht.
Es ist grad bitter für mich zu erkennen, dass ich mich in fast allen (auch guten) Freundschaften, familiären Beziehungen etc. ab einem gewissen Punkt verletzt fühle. Weil ich mich selbst nicht schützen kann. Und das Gegenüber sich wie eine Walze anfühlt, die mich einfach überrollt.
Will sagen: vielleicht stimmt deine Intuition auch, dass es am Ende Scheiße und schmerzhaft werden wird.
“Happiness is like a butterfly: The more you chase it, the more it will elude you. But if you turn your attention to other things, it will come and sit quietly on your shoulder.”
Henry David Thoreau
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Re: Die Selbstzweifel überwinden
Der Artikel macht imo ein falsches Dilemma auf.
Natürlich haben wir unsere Erfolge nur glücklichen Zufällen zu verdanken. Ich hab mir schließlich nicht ausgesucht als weißer, heterosexueller cis-male im ausgehenden 20sten Jahrhundert in einem der reichsten Länder der Welt geboren zu sein.
Und natürlich haben wir unsere Misserfolge auch nur unglücklichen Zufällen zu verdanken. Ich hab mir schließlich Morbus Crouzon, meine Mitschüler, etc. auch nicht ausgesucht.
Muss ich mich denn unbedingt als "etwas Besseres" fühlen, wenn ich gute Arbeit leiste?
Und muss ich mich denn unbedingt immer als "etwas Schlechteres" fühlen, weil ich hässlich bin?!
Natürlich haben wir unsere Erfolge nur glücklichen Zufällen zu verdanken. Ich hab mir schließlich nicht ausgesucht als weißer, heterosexueller cis-male im ausgehenden 20sten Jahrhundert in einem der reichsten Länder der Welt geboren zu sein.
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Re: Die Selbstzweifel überwinden
Ich arbeite im Moment sehr stark daran, mein Selbstwertgefühl nicht vom "Erfolg" in meinem Leben abhängig zu machen. Das gelingt mir nur sehr sehr schwer, obwohl ich alle Menschen, die ich irgendwie mag, unabhängig von ihrer beruflichen Laufbahn und sonstigen Dingen, die sie sich erarbeitet haben, wertschätze, und mich ganz andere Dinge an ihnen begeistern.
Ich frage mich, ob das den meisten so geht und woher das kommt. Und wie man das wieder wegbekommt.
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Re: Die Selbstzweifel überwinden
Von der Gesellschaft. Je konservativer das Umfeld, desto mehr Wert wird auf Leistung und Angepasstheit gelegt.Saraj hat geschrieben: ↑19 Dez 2021 10:42 Ich arbeite im Moment sehr stark daran, mein Selbstwertgefühl nicht vom "Erfolg" in meinem Leben abhängig zu machen. Das gelingt mir nur sehr sehr schwer, obwohl ich alle Menschen, die ich irgendwie mag, unabhängig von ihrer beruflichen Laufbahn und sonstigen Dingen, die sie sich erarbeitet haben, wertschätze, und mich ganz andere Dinge an ihnen begeistern.
Ich frage mich, ob das den meisten so geht und woher das kommt. Und wie man das wieder wegbekommt.