Das war eigentlich klar, daß das passieren mußte.
Diejenigen, die gut in Sport waren (2 und aufwärts), sagen, Schulsport ist wichtig, und die, die damals schlecht in Sport waren, sollen aufhören herumzujammern und hätten sich damals einfach mehr anstrengen sollen, dann hätten sie es auch zu einer 2 gebracht. Gleichzeitig sagen sie aber, der Musikunterricht gehört abgeschafft, weil er total unnötig ist. Warum? Weil sie selbst noch unmusikalischer sind als ein Hund, der den Mond anheult.
Das kann ich auch umdrehen. In Sport hatte ich fast nur Sechsen und wurde nach nicht einmal der Hälfte meiner schulischen Laufbahn von einem Landesamtsarzt per Attest vom Schulsportunterricht befreit, weil ich so unsportlich war. Dazu trug auch bei, daß alle Sportlehrer, die ich je hatte, Schleifer waren, die sich Olympioniken und Topathleten als Schüler wünschten. Aber das scheint ja der Normalfall zu sein, daß Sportlehrer von ihren Schülern erwarten, Lionel Messi, Usain Bolt und noch mehr in Personalunion zu sein. Natürlich ist Leibesertüchtigung wichtig, nicht aber der Schulsport, wie wir ihn heute haben, in dem jeder zum interdisziplinären Hochleistungsathleten geschliffen werden soll. Meinetwegen kann er zumindest in der gymnasialen Oberstufe abwählbar sein und sollte sich nicht bei jedem auf die Abiturnote auswirken.
Umgekehrt habe ich den Musikunterricht meistens genossen und spreche mich vehement gegen dessen Abschaffung aus. Ich bin aber auch musikalisch talentiert, seit dem 2. Schuljahr selbst Musiker an technisch zunehmend komplexen Musikinstrumenten, jedes der vier Male, in denen wir den Quintenzirkel durchnahmen, kannte ich ihn schon, und ich hatte bei allen Musiklehrern ein Stein im Brett – auch bei meinem letzten, der total klassikfixiert war und mit dem, was nach Jazz kam, kaum etwas anfangen konnte. Das einzige, wogegen ich mich sträubte, war Chorgesang, weil mir diese Art des Singens nicht liegt, aber auch das sahen meine Musiklehrer mir nach, weil sie um mein anderweitiges Potential und mein theoretisches Wissen wußten.
Ich könnte jetzt auch sagen, daß diejenigen, die damals mit dem Musikunterricht nichts anfangen konnten, weil sie komplett unmusikalisch waren, sich einfach hätten mehr anstrengen und üben sollen, dann hätte es auch zu einer 2 gereicht.
Und nun?
Unkreativer hat geschrieben:Vielleicht wäre es sinnvoller, regelmäßige Teilnahme an Sportveranstaltungen (natürlich nicht Schach oder E-'Sport') vorzuschreiben. Damit wäre für die Bewegung gesorgt, aber es stände jedem frei, sich auszusuchen, was er möchte, und für die Schwächeren würden (wahrscheinlich) eigene Gruppen angeboten.
Solange es keine Pflichtveranstaltung ist für diejenigen mit amtsärztlichem Attest und lebenslanger Befreiung vom Schulsport. Genau das hatte ich nämlich einmal.
Es gab eine große Auswahl an Sportarten. Das einzige, woran ich realistischerweise teilnehmen konnte, war eine Radtour. Die hatte meines Erachtens mitnichten etwas mit Sport zu tun, denn es gab keinen Besenwagen, der jeweils für jede Startgruppe die Einhaltung eines 25-, 30- oder gar 35-km/h-Schnitts (die Strecke war nicht sonderlich lang, ca. 10–15 km) sorgte, und die normal gefahrene Geschwindigkeit von etwa 15 km/h war mir schon wieder zu langsam. Radsport fängt für mich nicht damit an, daß man überhaupt fährt, sondern damit, daß man in Radsportkleidung auf einem Wettkampfrad (je nach Strecke; wenn es kein Gelände ist, also ein Rennrad) sitzt und eine Konstantgeschwindigkeit in der Ebene von nicht unter 30 km/h fährt, besser 40. Ansonsten ist es nur Radfahren als Fortbewegung, und genau das war diese Radtour, denn wir fuhren auch in Straßenkluft auf Straßenrädern auf nicht abgesperrten Straßen.
Das Problem: Jeder mußte zwingend
zwei Sportarten wählen, und alles andere
war leistungsorientierter tatsächlicher Sport und somit für mich absolut undurchführbar. Nicht nur war mir vom Amtsarzt völlige Unsportlichkeit bescheinigt worden – in Form eines Attests, auf dessen Grundlage ich ja vom Schulsport befreit war –, sondern ich war deshalb in absolut keiner einzigen Sportart in irgendeiner Form auch nur ansatzweise trainiert.
Die Lösung: Während der Radtour zog wolkenbruchartiger Regen auf, und als wir wieder zurück waren, erfuhren wir, daß die meisten anderen Wettkämpfe – die ja draußen stattfinden sollten und teilweise nur draußen stattfinden konnten – abgesagt worden waren. Ich hätte mich ansonsten vermutlich einfach davongemacht, denn eine zweite Sportart hatte ich nie gewählt.
Mit müden Augen hat geschrieben:Nicht der Schulsport gehört abgeschafft sondern das Mobbing und die Mobber.
Das wird im Sportunterricht nicht passieren.
Die Mobber sind die Jocks, die Sportskanonen. Und die Jocks sind die Lieblinge des Sportlehrers, weil die am dichtesten dran sind an seinen Idealvorstellungen von Sportschülern.
Die Mobbingopfer wiederum sind der Bodensatz, die Unsportlichen. Für die wiederum hat der
Drill Sergeant Sportlehrer absolut keine Sympathien, weil die sich augenscheinlich kein Stück anstrengen, sonst würden sie ja bessere Leistungen zeigen. Nein, nicht selten mobbt er sogar noch fleißig mit. Irgendwann werden die sich am Riemen reißen und sich mehr anstrengen müssen, dann wird das schon.
Mit müden Augen hat geschrieben:Wie? Keine Ahnung, aber dafür bin ich auch nicht zuständig, dafür haben wir Experten und Politiker ohne Ende, die müssen Lösungen finden.
Zu kompliziert, außerdem würde dann ans Tageslicht kommen, daß das System so nicht funktioniert und hochrangige Leute jahre-, jahrzehntelang Fehler gemacht haben. Man sucht sich lieber einen Sündenbock und bekämpft den.
Schulattentate wie Erfurt und Winnenden waren ja auch generalstabsmäßig vorher geplante Racheakte von Mobbingopfern an ihren Peinigern. Es gab immer vorher einen Abschiedsbrief, in dem die Täter mit ihren Peinigern und deren Unterstützern von Eltern über Lehrer bis zur Schulleitung – und daraus resultierend womöglich gar dem Kultusministerium – sehr schwer zu Gericht gingen und anprangerten, was die alles versäumt und falsch gemacht hatten.
Wann immer aber so etwas passiert war, verloren die Medien praktisch kein Wort über die Abschiedsbriefe, die die Täter immer der Weltöffentlichkeit zur freien Verfügung stellten. Denn was darin stand, war unangenehm. Hätte man die Abschiedsbriefe nicht systematisch totgeschwiegen, hätte man auf sie eingehen müssen. Das hätte personelle Konsequenzen an hochrangigen Stellen bedeutet. Das hätte bedeutet, daß man bei weitem mehr Geld ins Schulwesen hätte stecken müssen, allein schon für mehr Lehrkräfte, um diese zu entlasten, und für psychologische Fortbildungen der Lehrkräfte. Das hätte auch bedeutet, daß man das deutsche Schulwesen humaner hätte gestalten müssen, woraufhin dann herausgekommen wäre, daß es schon längst nichts anderes mehr war als eine gewissenlose Karrierekaderschmiede und ein sozialdarwinistisches Menschensieb – und genau das womöglich sogar von sehr weit oben gewollt war.
Was tat man also statt dessen? Erstens: Es gibt keinen Abschiedsbrief. Falls doch, tat man so, als kannte man dessen Inhalt nicht. Zweitens: Man suchte nach Ursachen für diese schreckliche Tat. (Die waren bekannt, aber die durften nicht existieren, weil unbequem.) Drittens: Man fand sie in Form von Dingen, die sich mehr oder weniger leicht per Gesetzesänderungen verbieten lassen sollten, woraufhin die zuständigen Bundesminister sich selbst schön auf die Schulter klopfen könnten, weil sie etwas getan haben.
First Person Shooters Killerspiele (zu denen auch Rollenspiele gezählt wurden). Die heutige Musik, also je nachdem, was der Täter gehört hat, z. B. Hip Hop oder Metal oder was auch immer. Und natürlich das Waffengesetz, das verschärft werden mußte, um den Bundesbürger noch wehrloser zu machen. Interessanterweise hat man keine der Waffen verboten, mit denen die Attentate ausgeführt wurden – denn die waren schon illegal.
Mobbing in der Schule läßt sich nur schwer bekämpfen. Erstens halten die Mobber a) zusammen wie Pech und Schwefel und b) absolut dicht, so daß die einzigen möglichen Zeugen außer dem Opfer sie selbst sind.
Zweitens sind die Lehrer mit solchen Situationen selbst hoffnungslos überfordert, weil sie dafür nicht geschult sind. Für entsprechende Schulungen fehlt das Geld vom Kultusministerium (das es ja nicht einmal schafft, die Schulgebäude in einem annehmbaren Zustand zu halten – ich möchte nicht wissen, was in Deutschland an Schulstunden nicht geleistet werden kann, weil wieder ein Schulgebäude wegen endgültig nicht mehr von der Hand zu weisender Asbestbelastung, Einsturzgefahr oder beidem evakuiert und gesperrt werden muß) ebenso wie die Zeit der Lehrer, die mit dem regulären Schulbetrieb ohne Unregelmäßigkeiten schon zu 100% ausgelastet wären (ein Traum für jeden Betriebswirtschaftler), durch jede Unregelmäßigkeit überlastet werden und es gerade eben schaffen, den Lehrplan einzuhalten.
Und drittens könnte wirklich wirksame Mobbingbekämpfung, wenn sie im großen Stil stattfindet, noch mehr Mißstände aufdecken, die über Jahrzehnte geheimgehalten wurden und so manch eine hochrangige Führungsperson (also nicht Rektor, sondern auf Ministerialebene) ebendiesen Führungsposten kosten könnte. Und eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus, solange sie nicht parteiintern in Ungnade fällt.
Mit müden Augen hat geschrieben:Es geht darum den Kindern von klein auf den (richtigen) Umgang mit der Technik zu vermitteln. Wie viele erwachsene Leute können heutzutage keinen PC bedienen, haben keine Ahnung was eigentlich ein "Browser" ist, haben keinerlei Skrupel ihr Leben im Internet für jeden öffentlich zu machen und kennen nichtmal die Grundlagen wie man ein WLAN absichert? Diese Sachen müssen bei späteren Generationen, also denen die jetzt Kinder sind, besser werden. Und das geht nun mal nur wenn man diesen Kindern von Anfang an Wissen vermittelt.
Das ist wahr, aber wer soll das machen? Die Eltern sind, wie du sagst, selbst meistens DAUs. In der Schule kann man von Glück reden, wenn es einen Mathe- und/oder Physiklehrer gibt, der das vermitteln könnte, aber das reicht nicht. Ich meine, es sagt schon einiges aus, daß die meisten Schulen sich ihre IT komplett von extern installieren und warten lassen.
Wer auch immer das macht, muß auch die Hand am Puls der Zeit haben. Und was heutige Jugendliche angeht, schlägt der extrem schnell. Wenn für die Kids irgendetwas cool wird – und das geht innerhalb weniger Tage oder gar Stunden –, muß man schon auf diesem Stand sein. Da nützt es nichts, wenn der sogenannte Computer-und-Internet-Experte nächstes Jahr Weiterbildungen bekommt zu den Themen ICQ und 4chan.
Mit müden Augen hat geschrieben:Verbote waren noch nie eine gute Methode, im Gegenteil, was verboten ist ist doch erst Recht interessant.
Das gilt in der Kindererziehung ebenso wie in der Gesetzgebung: Das StGB sorgt nicht dafür, daß gewisse Dinge nicht mehr passieren, weil sie ja verboten sind, sondern es definiert nur, wie diese Dinge geahndet werden können. Passieren tun sie trotzdem – nicht selten sogar gerade, weil sie verboten sind.
Mit müden Augen hat geschrieben:Wir brauchen gute Programmierer. Guck doch nur mal wo heutzutage überall Code drin steckt und wie schlecht so manches Elektronikding funktioniert und was es für katastrophale Sicherheitslücken gibt. SQL-Injections und Buffer-Overflows sollten doch längst ausgestorben sein! Es gibt genug Leute die mehr oder weniger Programmieren können ("Code pissen" sagt man in Landessprache), aber richtig gute Leute gibt es viel zu wenige.
Ich wage zu behaupten, daß wir gute Programmierer
haben. Allerdings wollen die richtig guten und ambitionierten Leute ihr Talent nicht damit vergeuden, in einem seelenlosen, profitorientierten IT-Konzern kommerziellen, proprietären Closed-Source-Code mit viel zu geringem Budget, viel zu wenig Zeit und viel zu inkompetenten, aber viel zu machtgeilen Vorgesetzten zusammenzutippen. Wahrscheinlich wären die sowieso zu ambitioniert, idealistisch, eigensinnig und somit schwer einzunorden, als daß ein Softwarekonzern sie einstellen würde. Die findet man also nicht bei Microsoft, Apple, Adobe oder dergleichen, sondern in der FLOSS-Szene und vielleicht noch zum Brötchenerwerb in kleinen Softwarefirmen unterhalb des Mittelstandes. Außerdem dürften viele von denen sowieso
Dilbert lesen.
LonesomeCoder hat geschrieben:Damit ein Kind einen verantwortungsvollem Umgang mit Medien lernen kann müssen sich die Eltern und am besten auch noch die Schule auskennen. Das Problem ist, dass beides meist die Bildung nicht liefern kann.
Und daß Kinder und Jugendliche wesentlich leichter am Ball bleiben bei den Entwicklungen der Netzkultur als Eltern und Lehrer. Da ist jeder Versuch des Gegensteuerns mit Lehrgängen oder Seminaren schon sinnlos, weil das in den Seminaren Gezeigte schon veraltet ist, wenn der Seminartermin festgelegt wird.
Ich hätte jetzt gern Internetmeme als Beispiel genannt – wenn die Eltern stolz wie Oskar aus dem Seminar nach Hause kommen, weil sie jetzt sogenannte "Meme" kennen, lachen ihre eigenen Kids sie aus, weil die Meme, die sie da kennengelernt haben, schon seit mindestens fünf Jahren tot sind –, aber die meisten deutschen Kiddies scheinen kein einziges Mem je wirklich verstanden zu haben und bräuchten da selbst Nachhilfe.
← Das da sind keine Klaviertasten. Es sind Synthesizertasten. Doch, da gibt es Unterschiede.
Ich kann es euch erklären. Ich kann es aber nicht für euch verstehen. Das müßt ihr schon selbst tun.
INTJ nach Myers-Briggs