Wayfaring_Stranger15 hat geschrieben: ↑04 Mai 2023 12:58
Entschuldige, sei mir bitte nicht böse, aber diese Conclusio verstehe ich überhaupt nicht. Also weiter oben hieß es noch, wenn ich nur ein problemerfülltes Leben habe und daher nur über Probleme reden kann, hat man verständlicherweise kein Bock mehr, mit mir zu reden, weil ich ja sowieso immer nur ein Thema kenne.
Ich glaube, was die beiden meinten, ist, dass es nicht so toll ist, wenn die eine Person die ganze Zeit der Patient (du) und die andere Person der Therapeut (er) ist. Zusätzlich kommt hinzu, dass nur Negatives auch sehr belastend sein kann. Ich finde es wichtig, dass man auch mit Freunden über Negatives oder Probleme reden darf, aber es sollte halt nicht ständig vorkommen.
Wenn es meinen Freunden schlecht geht, mache ich mir auch Sorgen um sie, das ist dann noch zusätzlich stressig für mich.
Im besten Falle ist eine Freundschaft etwas Lockeres, bei der keine Anforderungen gemacht werden, wo beide Lust haben sich zu treffen.
Aber wenn er nur das Thema Familie hat und kennt ist das ok und dann muss ich entweder meine Grenzen auch mal öffnen und das ertragen oder halt die Verbindung kappen?
Seine Familie ist halt ein grosser Teil von ihm. Das kann er nicht ändern. Da du an diesem Thema kein Interesse hast, muss es etwas anderes geben, das euch verbindet, damit beide Lust haben sich zu treffen. Den Therapeuten zu spielen macht in der Regel nicht so Spass. Gemeinsame Ausflüge gehen nicht mehr, weil er keine Zeit dazu hat. Ihr steht nicht auf die gleichen Spiele.
Ich sehe da einfach nichts Verbindendes. Nicht von ungefähr, machen viele Neu-Eltern die Erfahrung, dass es so viel einfacher ist, Freundschaften zu anderen Eltern mit Kindern im gleichen Alter zu pflegen, denn man hat so viel mehr gemeinsam und erhält in der Regel wohl auch meist mehr Akzeptanz, wenn man wegen einer schlimmen Nacht mit den Kiddies nur wenig geschlafen hat und kurzfristig ein Treffen absagen muss.
Meine Freundinnen mit Familie sehe ich auch nur noch sporadisch, wo zuvor vielleicht 1x pro Woche.
Die Frage ist halt: Warum willst du an der Freundschaft festhalten?
- du willst nichts über seine Familie hören, da es dich triggert, darum kann er wohl auch nicht sich selber sein --> vielleicht hängen seine Probleme ja auch damit zusammen und er könnte sie ja nicht erwähnen, weil es dich triggert.
- er hat (Mutmassung) vielleicht auch nicht Lust, Therapeut zu sein
- ihr habt keine gemeinsamen Unternehmungen mehr
In der Regel trifft man sich ja, weil:
- beide Aktivität XY mögen und sie zusammen ausüben wollen
- in gleicher Lebenslage sind oder die gleichen Probleme / Fragen / Wünsche haben und man sich darüber austauschen möchte
- man ein gemeinsames Thema hat, für das beide brennen
Zu seiner Frau: eine Freundin von mir, hatte relativ frisch einen Freund. Inzwischen, Jahre später, sind verheiratet. Einmal erzählte sie mir, dass ihr Freund keine Interesse habe, ihre Freundinnen, also mich, kennen zu lernen. Das hat mich ehrlich gesagt enorm enttäuscht und verletzt, ab da hatte ich auch kein Interesse mehr etwas von ihm zu erfahren oder ihn zu sehen.
Seine Frau weiss vermutlich auch, dass du nichts zur Familie etc hören willst, weil dich das triggert. Ich kann mir schon vorstellen, dass sie das verletzt, denn sie ist ja jetzt auch ein Teil von ihm, genauso wie seine Kinder. Und wenn du diesen ganzen Teil ausschliesst...
Also ich will euch hier nix unterstellen, keinen bösen Willen oder so. Aber so wie ich das jetzt gelesen und interpretiert hab, klang mir das sehr einseitig konkludiert. Weil ich den Eindruck gewann, egal wie ichs dreh und wende, am Ende ist es meine Schuld; entweder, weil ich mit ihm nicht über sein aktuell einziges Thema reden will, oder er nicht dauernd von mir mein leidiges Thema hören will.
Vielleicht könnt ihr eure Freundschaft zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufnehmen? Wenn bspw du auch eine Beziehung gefunden hast oder er sich getrennt hat und über seine Ex-Frau schimpft?
Manchmal kann es einfach sein, dass fehlende Gemeinsamkeiten im Leben, von den Gesprächsthemen und von den Aktivitäten dazu führen, dass man sich seltener sieht. Dass aber, sobald einer der drei Punkte ändert, wieder zueinander finden kann. Das ist sehr schade und auch ich habe Mühe Freundschaften loszulassen, die mich nicht mehr glücklich machen, aber ich denke, es geht dir danach besser.
Für mich hört es sich ein bisschen so an, als ob er, der guten alten Zeiten willen, versucht dir zu helfen, wenn es bei dir nicht mehr anders geht, weil er wohl denkt, dass er dein einziger Freund ist. Darum auch das Einkaufen während Corona. Dass er aber von sich aus kein Bedürfnis hätte, sich mit dir zu treffen, dies aber aus Pflichtgefühl ab und zu noch tut.
Und das ist hart und traurig für dich. Aber ihr habt euch beide verändert und weiterentwickelt und ihr seid nicht mehr die gleichen Jungs wie früher. Das Leben holt jeden ein und wir haben leider nicht unbegrenzte Kapazitäten. Besonders nicht, wenn man noch Kinder hat. Ich habe ja schon Mühe mit Arbeit, Haushalt, WG, Freunde, Beziehung, Hobbys und Zeit für mich.