Nein, Du nicht. Aber es steht wörtlich im Beitrag von Sense8. Die allerdings später auch klargestellt hat, dass sie es nicht so gemeint hat.
Stimmt. Nur leider betreffen sehr viele dieser Bereiche mit vertretbarem wirtschaftlichem Schaden Jugendliche - also Menschen, bei denen das gesundheitliche Risiko so gering ist, dass die Stiko sich lange schwer tat, eine Impfung zu empfehlen. Neben Konzerten und Tanzveranstaltungen auch Schulen, Sportgruppen, AGs, private Zusammenkünfte ....Dabei sind aber auch noch andere Aspekte zu bedenken, z. B. in welcher Branche ist der wirtschaftliche Schaden eher vertretbar und vor allem auch, wo können die Abstandsregeln und Maskenpflicht eher umgesetzt werden usw.Tania hat geschrieben: ↑24 Nov 2021 11:37 Ich fürchte, dieses Nicht-Nachvollziehen-Können von ausfallenden Partys ist mit dafür verantwortlich, dass die Politik sich so leicht damit tut, Konzerte und Clubbesuche zu verbieten. Ist ja schließlich nicht so schlimm, wenn Jugendliche mal nicht feiern können. Zumindest längst nicht so schlimm wie das Schließen von Möbelhäusern ...
Das funktioniert leider nicht so einfach. Die Teenager stecken meist noch mitten in der Pubertät - eine Phase, in der das Gehirn im Umbau begriffen ist. Manchmal denken, handeln und fühlen sie wie Erwachsene, manchmal aber auch noch wie der heulende Dreijährige im Supermarkt, den die Tatsache, dass er keinen Lutscher bekommt, zu einem zehnminütigen Ausdruck von Wut, Trauer und Unverständnis bewegt. Was Erwachsene gern mal als "Böckchen" oder "der manipuliert seine Mutter aber ganz schön" abtun.Kann und sollte man jungen Menschen nicht im Elternhaus ein Gespür für Relationen vermitteln? Natürlich darf man auch angesichts von vermeintlichen "Kinkerlitzchen" wütend, enttäuscht und traurig sein - das bin ich selbst heute noch oft genug. Aber wenn ein Teenager angesichts eines solchen Schicksalsschlages wie der Auflösung seiner Lieblingsboygroup Selbstmordgedanken (!!!) äußert, ist m. E. in dieser Hinsicht etwas grundlegend misslungen.
Nicht umsonst haben schon unsere Vorfahren diese Phase als konstanten Wechsel von "himmelhoch jauchzend/zu Tode betrübt" beschrieben. Irgendwann wachsen sie da raus ... aber bis dahin ist leider wirklich Suizid (nach Verkehrsunfälle ) die zweithäufigste Todesursache dieser Altersgruppe. Wenn dann Erwachsene ihr subjektiv empfundenes Leid mit einem "Ist doch nicht so schlimm, wenn Du mal paar Wochen nicht feiern kannst, ich komm ja auch ohne das aus" kommentieren, ist das ungefähr so hilfreich wie ein Normalo-Kommentar zum AB-Status a la "Naja, hat ja auch Vorteile, dass Du keine Frau hast, das bisschen Sex ist den täglichen Stress wegen herumliegender Socken echt nicht wert".
In Anbetracht der Tatsache, dass das Eigeninteresse der Jugendlichen (die nun mal sehr selten an Covid sterben) an Schutzmaßnahmen eher gering ist, wurde ihnen m.E. sehr viel abverlangt. Genaugenommen mussten sie im Durchschnitt (Zocker haben sicher weniger gelitten als Partyteens) auf ca. 80% dessen, was ihnen wichtig ist, verzichten, um eine Pandemie einzudämmen zu helfen, die nicht sie selbst, sondern vor allem die älteren Mitglieder der Gesellschaft bedroht. Schon um diese Solidarität zu würdigen, könnten wir Älteren ruhig anerkennen, wie viel sie das gekostet hat und wie sehr sie subjektiv darunter leiden - auch wenn wir fest davon überzeugt sind, selbst deutlich mehr zu leiden und auf das, was den Jugendlichen so viel bedeutet, leicht verzichten könnten.
Dieses "Empathie zeigen, ohne zu verstehen" halte ich übrigens für eine sehr wichtige soziale Fähigkeit. Es gibt so viele emotionale Reaktionen, die ich nicht nachvollziehen kann. Erwachsene Männer, die in Tränen ausbrechen, wenn ein paar Sehrgutverdiener einen Ball nicht oft genug ins Tor schießen und nächstes Jahr zu Gutverdienern werden. Jubel, wenn jemand aus sicherer Deckung ein Reh erschossen hat. Tägliches Schimpfen über den blöden Chef, die fiesen Kollegen, die langweilige Arbeit und die miese Bezahlung, ohne jeden ernsthaften Versuch, sich einen neuen Job zu suchen. Herumtragen eines hundeähnlichen Wesens in der Handtasche und Behängen dieses Tierchens mit Accessoires im Wert eines Kleinwagens. Irre Freude darüber, für eine Handtasche mehrere Tausend Euro ausgeben zu dürfen. Keine Ahnung, warum die Menschen da so reagieren, wie sie reagieren. Aber zum Glück muss ich das auch nicht verstehen - ich kann auch einfach ihre Emotionen zur Kenntnis nehmen. Dann freue ich mich eben nicht über die tolle Birkin Bag (ist ja eh nicht meine), ich freue mich einfach, dass meine Freundin sich freut. Das hilft uns beiden mehr als ein (den Tatsachen entsprechendes) "Naja, ist halt ne Tasche. Damit kannst Du genauso viele Dinge herumtragen wie in einem 10-€-Rucksack vom Wühltisch". oder ein "Von dem, was das Futter für Deine Fußhupe kostet, kann ne Familie in Zentralafrika 2 Wochen leben."
Und da ich irgendwie ahne, dass da eine Antwort a la "Mit solchen Leuten will ich doch gar nichts zu tun haben, da wäre so eine Reaktion doch völlig richtig und meinen Interessen dienlich" kommen könnte (nein, nicht von Dir, Hathor), noch eine proaktive Anmerkung: über diesem Forum steht "unfreiwillig ohne Beziehungserfahrung". Das lässt mich vermuten, dass viele der Anwesenden sich eine Beziehung wünschen und irgendwann auch mal in einer landen werden. Und spätestens dann sollte man in der Lage sein, auf gezeigte Emotionen zu reagieren, auch ohne sie zu verstehen - sonst wird der erste Männerschnupfen oder die erste PMS-Phase schon zum Trennungsgrund. Kann also nix schaden, vorab schon mal mit Fußhupenbesitzer/innen und Fußballfans zu üben