Kief hat geschrieben: ↑10 Aug 2018 21:23
Der Schussel hat geschrieben: ↑10 Aug 2018 17:00
Das Prinzip der Dampfmaschine wurde schon vor über 2000 Jahren entwickelt. Heron von Alexandria (1. Jhdt n. Chr.) beschreibt eine "
Aeolipile", allerdings ohne weiteren praktischen Nutzen, sondern nur als Spielzeug.
Beim Latein-Unterricht habe ich das erfahren ... und dass die fuer die Dampfmaschine keine Verwendung hatten, weil sie ja genug Sklaven hatten ...
K
Auweia, da muss ich mal klugscheißen. Sorry dafür!
Mir fehlt irgendwie das Verständnis dafür, wie Dampfmaschinen Sklavenarbeit hätte ersetzen können.
Sklaven waren ja nicht gerade billig. Also hat man sie nicht als reine Quelle kinetischer Energie verschwendet. Sie waren praktisch überall im Einsatz: Als Handwerker aller Art, Haushaltshilfen, Köche, Dienstboten, Landarbeiter, Sekretäre, Sänftenträger, Wagenlenker, Gladiatoren usw. also Tätigkeiten, die nicht nur Körperkraft sondern auch ein Mindestmaß an Hirnschmalz erforderten.
Als "Energiequelle" gab es ja schon die
Wasserkraft (z.B. bei Mühlen und Sägen). Die hatte man ab dem 1 Jhdt v. Chr. ganz gut im Griff. Und Tiere gab es: Esel (Getreidemühlen, Warentransport), Maultiere (Warentransport), Ochsen (Landwirtschaft) und Pferde (Kavallerie, Menschentransport, Wagenrennen). Außerdem wurden für körperliche Arbeit im öffentlichen Dienst auch gerne Legionäre eingesetzt (z.B. im Straßenbau und in Steinbrüchen). Die mussten ja auch in Friedenszeiten beschäftigt werden, sonst wären sie womöglich noch auf dumme Gedanken gekommen. Junge Männer, gefährliche Waffen und Langeweile haben halt schon immer eine brisante Mischung ergeben!
Eine typische schwere körperliche Sklavenarbeit war der Einsatz in den Tretmühlen von Baukränen. Zwar waren gerade die Römer echte Technikfreaks aber auch pragmatisch, und Kräne durch Dampfkraft zu steuern hätte den antiken Wissensschatz bzgl. Materialkunde sowie Mess- und Regeltechnik sicherlich überfordert.
Eine direkte praktische Anwendung einer Maschine nach dem Prinzip des Heronsballs wäre denkbar gewesen z.B. bei Töpferscheiben oder Spindeln, aber die wurden genauso gut oder besser weil präziser von den Handwerkern selbst gedreht. Was gab es sonst noch? Wein und Olivenöl wurden in industriellen Dimensionen produziert. Hier wären dampfgetriebene Pressen vielleicht wirklich sinnvoll gewesen. Aber auch hier stellt sich die Frage nach dem Verhältnis zwischen dem Aufwand, die Tücken der Technik in den Griff zu bekommen, und dem Ertrag. Außerdem stand mit der Entwicklung der Schraubenpresse eh schon ein großer Fortschritt gegenüber den üblichen Hebelpressen in den Startlöchern...
Insgesamt glaube ich also nicht so ganz, dass allein die Sklavenarbeit den Einsatz einer Dampfmaschine verhindert hat. Die Zeit war wohl einfach noch nicht reif. Vielleicht ist es auch gut so, denn ein Gedanke ist mir noch nebenbei gekommen: Die Römer hatten eh schon einen gigantischen Holzverbrauch. Der Einsatz von Dampfmaschinen hätte ihn sicherlich noch erheblich in die Höhe getrieben.
So, hier mach ich mal Schluss, ich will ja nicht als Nerd gelten.