Egal - den Anderen

[Levyn]

Jaein. Ich lerne nebenher eine Fremdsprache, und da habe ich oft einfach keinen Kopf für und lasse das Lernen schleifen. Aber das betrifft ja nur mich selbst.

Sobald Dritte involviert sind, kenne ich sowas eigentlich nicht. Enge Freunde rufe ich zum Geburtstag an, anderen schreibe ich ne kurze aber halbwegs persönliche WhatsApp. Gerade letzteres dauert nur 30 Sekunden. Wenn ich nicht bereit bin, die zu investieren, dann ist das eindeutig ein Wertschätzungs-Problem, kein "Kein-Kopf-dafür"-Problem.

Natürlich ist es zeitlich überhaupt kein Aufwand. Da hast du recht. Nur ist "Den Kopf nicht frei haben" etwas zutiefst subjektives und natürlich auch in gewisser Weise für Außenstehende etwas irrationales. Meiner Meinung nach können das nur Menschen verstehen, die selbst mal in einer Situation waren, in denen sie lediglich hätten das Handy öffnen, um mal 30 Sekunden eine Nachricht zu schreiben, aber es ihnen mental einfach zu anstrengend vorkam.
Ich finde es ist auch kein Problem der Wertschätzung, weil man das ja nicht mit Absicht macht, sondern im Kopf so sehr mit sich selbst und seinem Alltag oder Sorgen beschäftigt ist, dass man einfach keinen Raum dafür hat gerade für andere da zu sein. Auch wenn das nur heißt eine kurze Antwort zu geben oder jemandem zu gratulieren.

[Hoppala]

Es ist idR kein Problem - wenn auch ebenfalls eiun minimaler Zeitaufwand - 08/15-Floskel wie "Glückwunsch" zu versenden.

Menschen, die dafür "den Kopf nicht frei haben", verstehen m. E., dass man solche 08/15-Floskel auch von jedem Automaten verschicken lassen kann. Ein paar persönliche Worte sollten schon sein - zumindest ist das der Anspruch des Absendenden. Und das wiederum ist dann eben auch ein gewisser Kopfaufwand.

Und ist der Eimer bis obenhin voll, ist egal, wie groß der nächste Tropfen ist: er passt nicht mehr.

Dass das auch mit Denken und Fühlen passieren kann, ist interessanterweise einem erklecklichen Anteil Menschen nicht klar. Selbst vielen, die eigentlich selbst schon "den Eimer voll" haben. (Einige davon werden dann von Burn-out. Depri etc. daran erinnert)

Erfreulich, dass es soviele Menschen gibt, die in ihrem Eimer immer noch genug Platz für alles finden. Freut euch dran! Andern geht es nicht so.

Ich schätze, die allgemeine Tendenz zur "Selbstoptimierung" und "Setz halt Prioritäten, dann findest du auch für alles Wichtige Zeit" (als wenn das Limit von "alles Wichtige" sich an "soviel schaff ich maximal" orientieren würde ... jeder unter Lawinen begrabene Schneeewanderer kann das Gegenteil bezeugen) tragen zu der häufigen Fehleinschätzung "so ne Kleinigkeit - tust du's nicht, willst du's nicht" bei.