Obelix hat geschrieben: ↑30 Mai 2022 06:44
Sternenwanderer hat geschrieben: ↑29 Mai 2022 23:25
Es ist eine Geschichte wie ich sie schon dutzendfach gehört oder gelesen hab:
Der Mann ist supernett zu der Frau in der Hoffnung eine Gegenleistung von ihr dafür zu bekommen, eine Beziehung. Die Frau weiß nicht das er nur nett ist um sie von sich zu überzeugen und denkt es ist alles rein freundschaftlich. Sie trifft auf einen anderen Mann mit dem sie eine Beziehung eingeht und der erstere Mann ist ganz enttäuscht und fällt aus alles Wolken. Er kann das dann nicht verstehen warum sie ihn nicht gewählt hat, er war doch so nett! Aber das ist nicht nett sein, nicht wirklich. Nicht wenn man eine Gegenleistung erwartet.
Die Krönung des ganzes wäre dann das der Mann zu dem Schluss kommt: Man(n) muss ein Arschloch sein um an Frauen zu kommen, weil nett ja nicht bei den Frauen zieht. So grade übrigens live geschehen vor ein paar Wochen hier im Forum in einem anderen Thread.
Ich kann dazu nur sagen: Sei nett wenn du es ehrlich meinst und keine Hintergedanken hast oder eine Gegenleistung erwartest. Wenn du Gefühle für die Frau hast sag es ihr, oder lass es ganz bleiben und
versuch nicht sie durch Manipulation von dir zu überzeugen.
Der letzte Satz erinnert mich an eine Aussage, die ich "vor Ewigkeiten" Mal von der Trainerin in einem Kommunikationsseminar gehört habe: "Es wird nirgends so viel manipuliert wie in Liebesdingen". Das ganze Werben und Buhlen um einen Partner ist nüchtern betrachtet nichts anderes als Manipulation.
In dem Seminar damals sollten wir Beispiele für manipulatives Verhalten aufzählen, und alles, was uns einfiel, waren moralisch fragwürdige Konstellationen - einfach weil das Wort "Manipulation" im allgemeinen Sprachgebrauch so negativ besetzt ist. Als die Trainerin dann mit der Liebe als Beispiel kam, waren so ziemlich alle Teilnehmer erstmal überrascht, aber auf den zweiten Blick ist der Groschen dann gefallen - auch und vor allem bei den verpartnerten Teilnehmern.
Bei uns ABs habe ich eher das Gefühl, dass viele von uns nicht zu viel sondern eher zu wenig manipulieren. Sei es, will wir so etwas moralisch ablehnen oder weil wir uns das nicht trauen. Bei mir ist es eher letzteres
.
In dem genannten Beispiel würde ich sagen, dass der Mann hier dahingehend erfolgreich manipuliert hat, dass er die Aufmerksamkeit der Frau bekommen hat. Für ernsthafte Gefühle bei ihr hat es allerdings nicht gereicht. Und die Frau hat ihn im Gegenzug in eine ganz andere Richtung manipuliert und ihn finanziell ausgenutzt. Das Problem war wohl eher, dass sie die Situation durchschaut hat, aber er nicht.
Man könnte jetzt zugegebener Maßen eine lange und breite Diskussion darüber führen was eigentlich alles unter Manipulation fällt. Strenggenommen könnte man fast jegliche Art an Kommunikation die über simplen Informationsaustausch hinausgeht als Manipulation bezeichnen. Man kann es auch in etwas abgeschwächter Form Einflussnahme nennen. Und je geschickter jemand in Rhetorik geschult und bewandert ist desto leichter fällt es ihm sein Gegenüber dahingehend zu beeinflussen, dass er von ihm bekommt was er will.
Es kommt dabei auch immer auf die Absichten an die verfolgt werden und auch auf die Umstände. Und ja grade in der Liebe sind die Absichten natürlich oft sehr selbstsüchtiger Natur. Man möchte ja geliebt werden. Deswegen versucht man das Gegenüber dahingehend zu beeinflussen eben genau diese Liebe zu bekommen. In den alltäglichen Kennenlern- und Online Datingsituation kann man das ja ständig beobachten. Man verkauft sich als viel besser und kompetenter als man eigentlich ist, in der Hoffnung bei dem anderen zu landen.
Aber der Fall den ich hier als Beispiel nahm war ja anders gelagert. Da war keine klassische Kennenlern- und Datingsituationen. Sondern eine Alltagssituation in einem sozialen Umfeld in dem die Intention und Umstände ja andere sind.
Gut, jetzt kann man es natürlich in diesen Umfeldern auch auf die nette und liebe Art versuchen das Gegenüber von sich zu überzeugen, so wie es viele auch im Dating tun würden, aber erstens verschleiert man damit noch immer seine eigentliche Absicht und zweitens sind die Umstände und Erwartungen ganz andere. Das Gegenüber weiß ja gar nicht, das man mehr als nur Freundschaft will und kennt den genauen Grund des „nett seins“ nicht und nimmt somit erstmal an das keine Hintergedanken bestehen, man eben hilft weil man einfach nett oder befreundet ist.
Wenn man ständig jemandem hilft, ihm emotionalen Beistand leistet, oder ihm sogar im Haushalt zur Hand geht und dann eine Gegenleistung in Form einer Beziehung erwartet führt das meiner Ansicht und auch Beobachtung nach in den meisten Fällen auch nicht zum gewünschten Ergebnis. Eher zu Verwirrtheit und Unverständnis, wenn denn mal rauskommt was eigentlich Sache ist. Da ist es doch wesentlich zielführender und ich weiß wie verdammt schwer das ist, wenn man in diesem Dingen direkt ist, oder zumindest so klar das der andere versteht worauf man hinaus will. Das birgt natürlich immer die Gefahr der Ablehnung, deswegen versucht man es wohl erstmal durch die Hintertür, sozusagen.
Der Fall von dem Herren der der Frau über ihre Trennung hinweggeholfen und emotionalen Beistand geleistet könnte auch glatt aus einem Hollywoodschinken kommen. In dem Film hätte es dann auch ein Happy End gegeben indem sie am Ende endlich erkennt was für ein „toller und fürsorglicher“ Typ er doch eigentlich ist. Nur leider siehts in der Realität oft ganz anders aus.
- [+] Manipulation
- Ich finde die Diskrepanz die in unserer Gesellschaft zu dem Thema herrscht übrigens sehr interessant. Man kennt ja die allgemeine Forderung nach Ehrlichkeit, Offenheit und Authentizität die überall herrscht, aber sie widerspricht ja der eigentlichen Manipulation, also dem Täuschen und verschleiern dem wir, wenn wir mal die Augen öffnen, tagtäglich begegnen. Diese kleinen und großen Lügen die wir uns erzählen damit Ruhe und Frieden herrscht. Aber das ist ein Thema das jetzt ein wenig zu weit führt und zu offtopic ist, denke ich.