Solstice hat geschrieben: ↑10 Mär 2021 09:30
Lilia hat geschrieben: ↑08 Mär 2021 18:48
Halten wir also fest: es ist sch....egal, ob ein Mann sich in einem Matriachat oder Patriachat monogam verhalten oder nicht,
bei Frauen ist es in einem Matriachat egal, im Patriachat ist es das nie.
Heutzutage steht es sowohl Männern als auch Frauen grundsätzlich frei, monogame oder polygame Beziehungen zu vereinbaren, oder fremdzugehen. Ob letzteres eine Konsequenz hat, hängt vom Partner bzw. der Partnerin ab, egal ob Mann oder Frau.
Wenn laut deiner Aussage polygames Verhalten von Frauen im Patriarchat tatsächlich
nie egal ist, dann leben wir derzeit nicht im Patriarchat.
Ich würde eher sagen, dass die patriachalischen Strukturen sich ganz langsam auflösen, aber dass wir auch in der sog. westlichen Welt immer noch nicht frei davon sind. Im letzten Jahrhundert hat sich ja recht viel in unserer Gesellschaft getan, dennoch sind in vielen Bereichen immer noch Männer diejenigen, die die Entscheidung für andere treffen, schauen wir uns noch nur mal an, wer im religiösen Bereich, im beruflichen Umfeld oder in der Politik das Sagen hat. Männer treffen da immer noch Entscheidungen für alle und entscheiden so, wie Frauen zu leben haben.
Solstice hat geschrieben: ↑10 Mär 2021 09:30
Lilia hat geschrieben: ↑08 Mär 2021 18:48
Da aber Menschen halt mal nicht von Natur aus monogam veranlagt sind,
Ist das ein Fakt?
Ich sag es mal so: ich halte Menschen für maximal in Zeitabschnitten monogam, nicht aber monogam in dem Sinne, dass man lebenslang mit dem gleichen Partner zusammen ist. Menschen sind ja nicht nur dann bereits schon sexuell aktiv, wenn sie noch mitten in der geistigen Entwicklung stecken, sondern unterliegen auch vielen Veränderungen in ihrem Leben, welche wiederum Einflüsse auf die Partnerschaft haben. Ich fände es schon seltsam, wenn man erwarten würde, dass man lebenslang mit dem gleichen Menschen zusammen ist, den man mit 13, 15 oder auch 20 Jahren geküsst hat. Ich halte es auch nicht nur für nachvollziehbar, dass, wenn man seit 20 Jahren zusammen ist und der eine beschließt, dass er jetzt in einem Tiny-Haus an einem brandenburgischen See leben will, während der andere das Nachtleben von Berlin nicht missen will, man getrennte Wege geht, sondern sehe das sogar recht häufig, dass sich Menschen irgendwann mal wegen unterschiedlicher Lebensplanung trennen.
Solstice hat geschrieben: ↑10 Mär 2021 09:30
Darf ich fragen, wie deine Beziehung hinsichtlich Monogamie geregelt ist? Wenn sie monogam ist: Ist das auch ein Wunsch von dir? Oder fühlst du dich dazu nur genötigt?
Ich sehe aktuell keinen Grund, warum ich mir einen anderen Partner suchen sollte, egal zu welchem Zweck. Wir haben eine ähnliche Erwartung, was wir uns vom Leben noch wünschen und verstehen uns zu gut, dass da Raum für einen anderen Mann oder eine andere Frau wäre. Aktuell sehe ich auch nicht, dass unsere Lebensplanungen sich in verschiedene Richtungen entwickeln, aber man weiß ja nie. Insofern kann ich nicht nur sagen, dass ich mich keinesfalls genötigt sehe, sondern sogar sehr gerne mein Leben mit ihm verbringe, was auch sexuelle Exklusivität einschließt.
Aber das Leben ist halt nun mal ein zerbrechlich Ding und wir haben eine zu große Wertschätzung füreinander, dass wir uns irgendwann mal unglücklich sehen wollten. Mag einer von uns vielleicht krank, dement, ein Aussteiger werden oder verunfallen, dann kann das Leben wieder ganz anders aussehen. Dann wäre mir ein guter Freund mehr lieber als ein dauerhaft unglücklicher Partner.
Um deine Frage zusammenfassend zu beantworten: ja, meine Beziehung ist freiwillig monogam, weil sie uns beiden guttut. Sollte das aber nicht mehr für wenigstens einen von uns der Fall sein, möchte ich schon, dass uns das soziale Umfeld gleichermaßen zugesteht, dass wir besser die Beziehung lösen und zwar dermaßen, dass keiner von uns eine Rechtfertigung braucht und damit den anderen eine Schuld am Scheitern der Beziehung zuweisen muss. Dass eine Trennung bei Frauen aber immer öfter hinterfragt wird als bei Männern ("es hat nicht mehr geklappt" ist gleichzusetzen mit dem Versagen der eher Frauen zugeschriebenen sozialen Kompetenz), empfinde ich auch als Schieflage in unserer Gesellschaft.
Solstice hat geschrieben: ↑10 Mär 2021 09:30
Abzugrenzen ist davon die Diskussion, dass Frauen mit viel Casual Sex von manchen auch heute noch als "Schlampe" betitelt werden. Das ist natürlich sexistisch. Mir geht es nicht darum, mit wem und wie oft Frauen Casual Sex haben, sondern um die Frage, ob sie nicht von sich aus als Lebensperspektive Monogamie bevorzugen. Denn wenn das so ist, dann wird die in "Female Choice" geschilderte Zukunft nie eintreten.
Ich weiß nicht, ob das eine das andere ausschließen muss. Wenn du dir Teenagerbeziehungen anschaust, sind die oft kurzlebig, aber dabei auch ein Ausprobieren und ein Lernen, wer denn nun als Partner passt und wie man eine Beziehung führt. Casual Sex könnte durchaus eine von mehreren Möglichkeiten sein, wie ein Mensch ausprobiert, wie er seine Sexualität gestalten möchte oder schlicht und einfach als Übergangsphase, wenn eine feste Beziehung aktuell nicht zur Disposition steht. Männern gesteht man diese Möglichkeit ja auch zu (Stichwort "sich die Hörner abstoßen", Prostituierenbesuche), ohne dass man gleich denkt, dass das ein Ausdruck hierfür wäre, dass sie keine monogame Beziehung möchten. Wieso tut man es also bei Frauen?
Ich rede jetzt davon, dass "Male Choise" in einem gewissen Sinn der Alltag ist, wenn man bedenkt, dass es geschätzt 200.000 bis 400.000 Prostituerte gibt, von denen 95% weiblich sind, und die täglich bis zu 1.000.000 Kunden haben. Allein die Tatsache, dass dieses Buch deshalb in aller Munde ist, weil die Autorin in Aussicht stellt, dass es Frauen den Männern gleichtun könnten, zeigt doch, dass unsere Gesellschaft weibliche Sexualität ganz anders einschätzt als männliche.