Female Choice

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Vogel
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Re: Female Choice

Beitrag von Vogel »

Interessant-hier wird ein Buch diskutiert, dessen Inhalt eigentlich gegen die Forenregeln verstößt. Auf der anderen Seite, das passiert sachlich-kritisch- und ist der beste Weg sich damit auseinanderzusetzen! :daumen:

Ich bin zwiegespalten über das was ich über den Inhalt lesen konnte. Ich bewege mich zwischen teilweise bejahend und heftigster Ablehnung. Und dem schon geäußeten Verdacht, dass hier jemand seine Lebenseinstellung über die Gesellschaft überstülpt und gewisse Dinge ignoriert. Sie war mit Sascha Lobo zusammen, nur ging -glaub ich- die Beziehung in die Brüche- ob es das erklärt?
Tania hat geschrieben: 25 Feb 2021 12:23 Diese ganzen Bücher und Debatten ignorieren eins: die meisten Menschen haben nicht nur den Wunsch nach Sex, sondern auch nach emotionalen und sozialen Bindungen. Das müssen nicht unbedingt Paarbeziehungen sein - vielleicht bilden sich in Zukunft auch Männergruppen und Frauengruppen, die dann lediglich zwecks Fortpflanzung miteinander interagieren. Funktionieren wird das allerdings nur, wenn alle Beteiligten damit wirklich glücklich sind. Und das kann ich mir irgendwie nicht vorstellen.
Zum ersten Teil gebe ich Dir recht- das ignoriert sie total. Wir sind weiter als entwickelt als viele Tiere und bei uns stehen soziale Beziehungen im Vordergrund. Ohne die behaupte ich, wäre der Mensch nie so weit gekommen.
Wir haben aber jetzt bereits Menschen, die nur zwecks Fortpflanzung interagieren. Diese Modelle existieren, und werden- wenn auch bisher von wenigen- bereits gelebt.
Tania hat geschrieben: 25 Feb 2021 12:23 Selbst wenn man annimmt, das Bedürfnis nach emotionalen und sozialen Bindungen wäre durch Freundschaften oder die Herkunftsfamilie gestillt, und die 20% der attraktivsten Männer wäre gewillt, um den Fortpflanzungswunsch der 100% Frauen zu erfüllen (technisch sind ja 11 Kinder pro Mann kein Problem und reichen zur Arterhaltung) - wer sorgt dann für diese Kinder? Die 80% der ungevögelten Männer werden sicher nicht begeistert zu einem Sozialsystem beitragen, das Kinderbetreuung und Bildung für die Kinder der "Alphas" finanziert. Was ist mit der Vater-Kind-Bindung, was mit männlichen Rollenvorbildern?
Was die Erziehung angeht:
Vielleicht so, wie bereits im Senegal? https://www.nzz.ch/international/senega ... ld.1561724
Statt von wenigen einzelnen Personen, von vielen verschiedenen Personen. Wo einem als Kinderloser nicht still die Freundschaft gekündigt wird, weil man Platz machen muss für die anderen neuen Elternfreunde aus dem Kindergarten.

Ansonsten haben wir das bereits, was Du beschreibst: die Gesellschaft- also auch die Kinderlosen- zahlen in die Kassen ein, von denen Kitas, Schulen, Unis, Familienhilfe, Elterngeld, sowie Unterstützung für Alleinerziehende etc. finanziert werden. Wir Kinderlosen tragen schon mit. Und nicht nur fianziell- wie oft habe ich für Kolleginnen mit Kindern an Weihnachten gearbeitet, damit sie mit den Kindern zusammen ist?

Männliche Rollenvorbilder fehlen heute bereits größtenteils, ich hatte im Kindergarten keinen einzigen männlichen Erzieher; auf der Grundschule gab es immerhin ungewöhnliche viele 4 männliche Lehrer, auf dem Gymnasium schon deutlich mehr. Mein Vater hatte keine Elternzeit nehmen können- undenkbar zu damaligen Zeiten. Und er war auch sonst viel Arbeiten- weil die Rollenbilder das damals so verlangt haben
Tania hat geschrieben: 25 Feb 2021 12:23 Und was machen alle Beteiligten mit den sexuellen Bedürfnissen abseits der Fortpflanzung? Weder der Alpha wird glücklich mit 11× Sex im Leben, noch die Frauen mit 2.1 Mal .... und der Alpha kann ja kaum dauerhaft 5 Frauen pro Nacht beglücken. Wird sich also seinerseits die attraktivsten 20% der Damen raussuchen - und die restlichen 80% schauen sich dann unter den ungevögelten 80% der Männer um. Die, wenn sie nicht bereits durch (hübschere und preiswertere) Surrogatpartnerinnen versorgt sind, auch freudig mitspielen werden. Und schon haben wir dieselbe Situation wie heute, und es hängt für den Großteil der Beteiligten nur noch davon ab, ob sie in der Lage sind, mit dem/der glücklich zu sein, der/die ihnen irgendwann zufällig begegnet ist, oder ob sie sagen "och nee, ich guck mal, ob sich noch was Besseres findet., bzw. bleib dann doch lieber allein."
Das waren auch meine Gedanken- da hat sie nicht weiter gedacht.
Tania hat geschrieben: 25 Feb 2021 12:23 Und dann gibt es natürlich noch all die Menschen, deren sexuelle Wünsche erst erwachen, wenn sie eine emotionale Bindung zu einem Menschen entwickelt haben ... und die dann auch nur diesen Menschen begehren ... :oops:
In ihrem Modell kein Problem- zumindest für die Frauen. Für die Männer sähe es schlecht aus.
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Tania
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Re: Female Choice

Beitrag von Tania »

Vogel hat geschrieben: 25 Feb 2021 14:36 Wir sind weiter als entwickelt als viele Tiere und bei uns stehen soziale Beziehungen im Vordergrund.
Ich fürchte, da sind uns viele Tiere auch voraus. Schwäne, die lebenslang beim Partner bleiben. Herdentiere, die ihre Schwächsten entschlossen gegen jede Bedrohung verteidigen ... Gibt natürlich auch "unmenschliche" Viecher wie das achsoniedliche Quokka, das Verfolgern das eigene Junge zuwirft, und dann entkommt, während der Nachwuchs gefressen wird ... Akzeptieren wir doch einfach, dass Inter-Spezies-Vergleiche nicht ganz sinnvoll sind ;)

Wir haben aber jetzt bereits Menschen, die nur zwecks Fortpflanzung interagieren. Diese Modelle existieren, und werden- wenn auch bisher von wenigen- bereits gelebt.
Eine Studie über den Alltag solcher Modelle, insbesondere über die sozialen Netzwerke der Teilnehmer, fände ich echt mal spannend.
Statt von wenigen einzelnen Personen, von vielen verschiedenen Personen. Wo einem als Kinderloser nicht still die Freundschaft gekündigt wird, weil man Platz machen muss für die anderen neuen Elternfreunde aus dem Kindergarten.
War ja früher in D ähnlich. Kindererziehung war Aufgabe des Dorfes, vielleicht noch der Großfamilie. Ich kann mich noch an Nachbarskinder erinnern, die ganz selbstverständlich zu uns zum Essen kamen, wenn die Eltern länger arbeiten mussten ... das "dann schäl ich halt paar Kartoffeln mehr" war keine Diskussion wert. Heute kennt kaum jemand mehr die Nachbarn, Kinder sind primär eine Störung der Sonntagsruhe, und zu essen geben darf man ihnen eh nur nach Abzeichnen des von den Eltern gebilligen Ernährungsplans ;)
Ansonsten haben wir das bereits, was Du beschreibst: die Gesellschaft- also auch die Kinderlosen- zahlen in die Kassen ein, von denen Kitas, Schulen, Unis, Familienhilfe, Elterngeld, sowie Unterstützung für Alleinerziehende etc. finanziert werden. Wir Kinderlosen tragen schon mit. Und nicht nur fianziell- wie oft habe ich für Kolleginnen mit Kindern an Weihnachten gearbeitet, damit sie mit den Kindern zusammen ist?
Machst Du das gern? Oder wenigstens aus dem Grund "wenn ich das jetzt mache, erwirtschaften die später meine Rente"?
Heute haben die Kinderlosen keine nenneswerte Lobby (Alleinerziehende übrigens auch nicht). Wenn aber plötzlich 80% der Männer - also 40% der Bevölkerung - unfreiwillig kinderlos wären, sähe das anders aus. Und dann?
Männliche Rollenvorbilder fehlen heute bereits größtenteils,
... was ich auch schon heute extrem suboptimal finde.

Das waren auch meine Gedanken- da hat sie nicht weiter gedacht.
Hätte sie das, gäbe es ja auch kein Buch ;) Zumindest keins, das sich gut verkauft.
Tania hat geschrieben: 25 Feb 2021 12:23 Und dann gibt es natürlich noch all die Menschen, deren sexuelle Wünsche erst erwachen, wenn sie eine emotionale Bindung zu einem Menschen entwickelt haben ... und die dann auch nur diesen Menschen begehren ... :oops:
In ihrem Modell kein Problem- zumindest für die Frauen. Für die Männer sähe es schlecht aus.
Wie das? Sollen dann je 5 Frauen eine emotionale Bindung zu "ihrem" Alpha aufbauen? Und der müsste dann die sexuellen UND emotionalen Bedürfnisse von 5 Frauen erfüllen - ohne dass sich eine zurückgesetzt fühlt? Der arme Kerl würde doch freiwillig Beta werden ....
Zukünftig hauptsächlich im https://www.ab-forum.de zu finden.
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Esperanza
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Re: Female Choice

Beitrag von Esperanza »

Vogel hat geschrieben: 25 Feb 2021 14:36 Interessant-hier wird ein Buch diskutiert, dessen Inhalt eigentlich gegen die Forenregeln verstößt. Auf der anderen Seite, das passiert sachlich-kritisch- und ist der beste Weg sich damit auseinanderzusetzen! :daumen:
Moderation: Absolute Beginner TreffWir behalten den Thread im Auge und spätestens wenn es unsachlich wird, ist er zu. Vielleicht auch schon früher.
Kein Mensch war ohne Grund in deinem Leben. Der eine war ein Geschenk. Der andere eine Lektion. Manche auch beides.
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Vogel
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Re: Female Choice

Beitrag von Vogel »

Tania hat geschrieben: 25 Feb 2021 15:12
Ich fürchte, da sind uns viele Tiere auch voraus. Schwäne, die lebenslang beim Partner bleiben. Herdentiere, die ihre Schwächsten entschlossen gegen jede Bedrohung verteidigen ... Gibt natürlich auch "unmenschliche" Viecher wie das achsoniedliche Quokka, das Verfolgern das eigene Junge zuwirft, und dann entkommt, während der Nachwuchs gefressen wird ... Akzeptieren wir doch einfach, dass Inter-Spezies-Vergleiche nicht ganz sinnvoll sind ;)
Der Gedanke kam mir auch, mir wird nicht klar ob sie das berücksichtigt hat.
Tania hat geschrieben: 25 Feb 2021 15:12
Wie das? Sollen dann je 5 Frauen eine emotionale Bindung zu "ihrem" Alpha aufbauen? Und der müsste dann die sexuellen UND emotionalen Bedürfnisse von 5 Frauen erfüllen - ohne dass sich eine zurückgesetzt fühlt? Der arme Kerl würde doch freiwillig Beta werden ....
Die Frage ist, ob er das wirklich müsste...

Wie gesagt- an vielen Stellen hat sie nicht weitergedacht. Sie wird mit dem Buch Kohle machen, paar Talkshows besuchen- und wenn sie doch recht haben sollte: als einer von 80% MABs werde ich mich dann auch nicht mehr so einsam fühlen, und verstecken müsste ich mich auch nicht mehr....

:hut:
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Giebenrath
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Re: Female Choice

Beitrag von Giebenrath »

Ich finde einen feministischen Zugang zur Evolutionstheorie und Biologie erstmal interessant, sicherlich ein deutlicher Kontraxt zur konstruktivisten Gender-Theorie des Queer-Feminismus.

Bei mir Läuten aber schon die Alarmglocken, wenn Evolutionsbiologie u.a. als Deutungsmuster für gesellschaftliche Entwicklungen verwendet wird und irgendwas von Naturgesetzen konstuiert. Immerhin nennte sie ihr Buch Female Choice, obwohl das nur die englische Übersetzung des biologischen Fachbegriffs Weibchenwahl ist.
Wofür haben wir denn noch mal Geschichts-, Sozial- und Kulturwissenschaften? Jedenfalls kann man die Wissenschaften, ihre Methoden und ihre Quellenlage, nicht einfach ignorieren, wenn man in ihrem Fachgebiet wildert.

Augenscheinlich erkennbar ich bei der Buchvorstellung, dass die Autorin der traditionsreiichen Klischeevorstellung eines natürlichen Matriarchats in der Urzeit anhängt. Eigentlich ist dieses Konstrukt schon hundert mal verworfen worden.

Mehrmals wurde hier auf das Drama Romeo und Julia verwiesen, dass defintiv in den dunkelsten Epochen des Patriarchats entstanden. Es ist die Geshichte der Unmöglichkeit freier Liebe. Hier bestimmt auch nicht der Mann die Partnerwahl, sondern die Eltern. Romeo selbst ist machtlos. Selbst wenn Julia ihn nach seinem Werben erwählt, scheitert die verbotene Liebe an den gesellschaftlichen Bedingungen, in denen eben die Eltern (genauer die Väter) über die Partnerwahl entscheiden.
Freie Liebe gibt es erst seit ein paar Jahrzehnten. Man kann aber den Zwang bei der Partnerwahl nicht einfach auch "Männer entscheiden über Frauen" reduzieren. Eigentlich war es immer so, dass die Väter (manchmal auch Mütter, Großväter u.a.) über die Paarbildung ihre Söhne und Töchter. Verlierer in diesem Spiel gab es auch schon immer und sie sind ein sehr beliebtes Thema der klassischen Literatur. Verbotene oder unerfüllte Liebe endet tödlich. Egal ob Romeo und Julia, Emilia Galotti oder der junge Werther.
Ich glaube aber, dass die Autorin mit ihrer evolutionsbiologischen Perspektive will sich gar nicht mit Kultur, Geschichte usw. beschäftigen. Das ist gegen ihr Progamm.
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Clochard

Re: Female Choice

Beitrag von Clochard »

Volta hat geschrieben: 25 Feb 2021 10:02 Die Frau schreibt auf ihrem Blog, dass sie nicht schwanger werden konnte, bzw auch nicht mehr werden will (Eileiterschwangerschaft) und in Folge dessen jetzt auch keine Beziehung mehr sucht und jetzt nur noch Affären mit geilen Männern sucht, und schreibt dann ein Buch, dass ja Frauen nur mit 20% der Männer Sex haben wollen? Schon etwas komisch.
das ist doch im Trend, die eigenen Befindlichkeiten zur zentralen Gesellschaftsfrage hochjazzen - Identitätspolitik halt
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Menelaos
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Re: Female Choice

Beitrag von Menelaos »

Clochard hat geschrieben: 25 Feb 2021 18:45
Volta hat geschrieben: 25 Feb 2021 10:02 Die Frau schreibt auf ihrem Blog, dass sie nicht schwanger werden konnte, bzw auch nicht mehr werden will (Eileiterschwangerschaft) und in Folge dessen jetzt auch keine Beziehung mehr sucht und jetzt nur noch Affären mit geilen Männern sucht, und schreibt dann ein Buch, dass ja Frauen nur mit 20% der Männer Sex haben wollen? Schon etwas komisch.
das ist doch im Trend, die eigenen Befindlichkeiten zur zentralen Gesellschaftsfrage hochjazzen - Identitätspolitik halt
Oh ja, und den Sexismus bekämpft man am besten mit "Alle Frauen sind XYZ" oder "Alle nicht-Weißen sind ABC". Am schlimmsten finde ich es ja wenn man (wie auch in diesem Fall) meint Vertretern einer bestimmten Gruppe sagen zu können was ihre Ansichten zu bestimmten Themen sein müssten, oder gar welche Partei sie zu wählen hätten.
"Humility is not thinking less of yourself, but thinking of yourself less."
Clochard

Re: Female Choice

Beitrag von Clochard »

Menelaos hat geschrieben: 25 Feb 2021 19:50 wenn man (wie auch in diesem Fall) meint Vertretern einer bestimmten Gruppe sagen zu können was ihre Ansichten zu bestimmten Themen sein müssten, oder gar welche Partei sie zu wählen hätten.
Natürlich, du bist doch die gesellschaftliche und moralische Avantgarde, du darfst das! Nein falsch, du musst das, das ist doch gerade deine Aufgabe im historischen Materialismus!!!
Clochard

Re: Female Choice

Beitrag von Clochard »

Jordan Peterson hat so Recht, das ist alles Marxmismus pur, nur halt nicht mehr ökonomisch, da hat der Marxismus ja mit Pauken und Trompeten verloren (vgl. Zizek), aber das macht nix, da definieren wir halt 1000 andere "Unterdrückte vs. Unterdrücker"-Szenarien, um davon abzulenken. Es ist doch auch viel wichtiger, dass du mit einem Penis eine Frau sein kannst, als dass der Reichtum bei ein paar Menschen liegt und der große Rest arm ist. :hierlang:
AviferAureus

Re: Female Choice

Beitrag von AviferAureus »

Menelaos hat geschrieben: 25 Feb 2021 06:54
AviferAureus hat geschrieben: 24 Feb 2021 21:10
Menelaos hat geschrieben: 24 Feb 2021 20:37 Das könnte tatsächlich dazu führen dass man allgemein wählerischer wird... aber Romeo und Julia hatte soviel ich weiß den selben Effekt....
Die Oper Romeo und Julia (UA 1867) ist nicht ganz so mein Geschmack. Welchen Effekt hatte denn die Geschichte der beiden Liebenden aus den Geschlechtern der - meinen Ohren ein wenig mehr schmeichelnden - Capuletti und Montecchi (UA 1830)?
Ehen wurden damals meistens noch arrangiert, oder mussten zumindest von den Eltern abgesegnet werden. Das führte dazu das Liebe sehr oft unter den Tisch fiel.
ja "sehr oft" = nicht immer: auf der Suche nach dem Stoff, der den Opern zu Romeo und Julia zugrunde liegt, habe ich nur - die Ohren endlich mal mit Wohlklang füllenden (wenngleich meiner Meinung etwas saft- und kraftlos musizierten) - Mythos von Piramus und Thisbe (UA 1768) gefunden. Dort sind die beiden Liebenden - zumindest nach Wikipedia - "seit der Kindheit versprochen".

Lebenslange Liebe ist jedenfalls kein Konstrukt der Moderne, wenn man an Odysseus denkt, der anstelle von Unsterblichkeit anseiten einer Nymphe lieber die Sterblichkeit anseiten seiner Gattin Penolope wählt. Auch Hektors, des einzigen Heroen aus dem Kampf um Troja mit Familie, Abschied von Andromache und Astynax ist eine rührende Szene voll inniger Liebe zwischen den beiden Eheleuten. Und in den Historien Herdodots weigert ein Bruder des Großkönigs sich dem Verlangen des Großkönigs nachzugeben und sich von seiner Frau zu trennen und gegen die Königstochter einzutauschen, wohlwissend, dass er damit den Zorn des Großkönigs auf sich zieht. Seine Frau - welche der Großkönig den Rachgelüsten seiner eigen Frau überlassen will - kann er nicht schützen. Denn die Ehefrau des Großkönigs nutzt die Zeit der Unterredung, um die Frau gewaltsam durch Soldaten holen und grausamst foltern zu lassen. Aber der Bruder des Großkönigs schreitet, als seine Frau völlig vestümmelt zu ihm gebracht wird, voller Wut sogleich zur Rache, wird aber von königlichen Soldaten gestellt und getötet. Für mich wirkt es so, als ob der Bruder aus Treue zu seiner Frau den Weg in seinen eigenen Tod wählt (wenngleich andere Motive vielleicht auch eine Rolle spielen). Eine ähnliche Geschichte gibt es auch in der Bibel.

Vielleicht führt auch der Schwund dauerhafter sozialer Vernetzung, welche es früher in der Sippe oder Dorfgemeinschaft gab, zu einer Verromantisierung der in unserer modernen Welt oft einzigen Person, mit der man das Leben teilt.
Zuletzt geändert von AviferAureus am 25 Feb 2021 22:03, insgesamt 1-mal geändert.
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Menelaos
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Re: Female Choice

Beitrag von Menelaos »

AviferAureus hat geschrieben: 25 Feb 2021 21:53 Vielleicht führt auch der Schwund dauerhafter sozialer Vernetzung, welche es früher in der Sippe oder Dorfgemeinschaft gab, zu einer Verromantisierung der in unserer modernen Welt oft einzigen Person, mit der man das Leben teilt.
Oh, das ist ein logisch klingender Gedanke auf den ich bisher noch so überhaupt nicht gekommen bin. :brille1:
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Re: Female Choice

Beitrag von dr_Levelboss »

Klingt für mich danach, als hätte da jemand, getrieben durch Ungeliebtheit und Selbsthass, seinen Verstand und seine (fachliche) Bildung dafür genutzt um ein zynisches und dystopisches Bild zu zeichnen.

Das gefährliche daran is ja, das dieses Phänomen natürlich, vereinzelt und bei beiden Geschlechtern, auftritt, weswegen die These dann Anklang findet. Daraus dann eine Vision zu machen und die zu publizieren is schon hart. Ich sehe da allein bei der Erörterung schon so viele Fehler und Lücken, homosexuelle und platonische Beziehungen werden völlig außer Acht gelassen.
Zudem soll die Dame mir mal erklären wie sie die ganzen „untervögelten“ Menschen mit Sex versorgen will ohne andere Menschen dafür zu unterdrücken.
Vor allem aber denke ich, dass eine Gesellschaft mit einem hohen Anteil an ungeliebten Menschen eine ziemlich kaputte und hässliche Gesellschaft ist, in der dann eben auch wieder viele Menschen unterdrückt werden.

Ich finde auch, es sollte nur ein übergeordnetes soziologisches Ziel für eine Gesellschaft geben. Es sollte kein ungeliebtes Kind zur Welt kommen.
Leider gibt es in unserer Gesellschaft noch genug, teils sehr Alte, kranke Ansichten die das verhindern und mit denen wir mal aufräumen sollten.
Clochard

Re: Female Choice

Beitrag von Clochard »

die Vorstellung der romantischen Liebe ist doch in den Liebesromanen des 18. und 19. Jahrhunderts erst entstanden - da hat doch sogar Luhmann ein Buch zu geschrieben
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Giebenrath
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Re: Female Choice

Beitrag von Giebenrath »

AviferAureus hat geschrieben: 25 Feb 2021 21:53Lebenslange Liebe ist jedenfalls kein Konstrukt der Moderne, wenn man an Odysseus denkt, der anstelle von Unsterblichkeit anseiten einer Nymphe lieber die Sterblichkeit anseiten seiner Gattin Penolope wählt.
Im Finale tötet Odysseus auch alle Nebenbuhler, die sogenannten "Freier" der Penelope.

Und im trojanischen Krieg geht es eigentlich auch um nichts anderes als die Tötung der Nebenbuhler. Paris entführt die schöne Helena, die er mit Aphrodisiakum gefühig gemacht hat und schon beginnt der Krieg.
Männer töten Männer wegen Frauen. Das nennt man heute glaube ich toxische Männlichkeit. Ansonsten sind Griechische Sagen aber immer noch gute Unterhaltung.
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Melli

Re: Female Choice

Beitrag von Melli »

Clochard hat geschrieben: 25 Feb 2021 18:45das ist doch im Trend, die eigenen Befindlichkeiten zur zentralen Gesellschaftsfrage hochjazzen - Identitätspolitik halt
Ich mußte mir schon gefühlte 10.000 mal erklären lassen, was Identitätspolitik ist, aber jedesmal vergesse ich es wieder :oops:

Nun gut, die eigenen Befindlichkeiten über alles zu stellen, machen so viele. Von erbärmlichen kleinen Blasen bis zu Lobbyismus. Fragt sich nur, warum ich mich auch für die interessieren sollte? :roll:
Clochard hat geschrieben: 25 Feb 2021 20:24Jordan Peterson hat so Recht, das ist alles Marxmismus pur, nur halt nicht mehr ökonomisch, da hat der Marxismus ja mit Pauken und Trompeten verloren (vgl. Zizek), aber das macht nix, da definieren wir halt 1000 andere "Unterdrückte vs. Unterdrücker"-Szenarien, um davon abzulenken.
Unterdrückung haben nicht erst Kapitalisten oder Marxisten erfunden.
Clochard hat geschrieben: 25 Feb 2021 20:24Es ist doch auch viel wichtiger, dass du mit einem Penis eine Frau sein kannst, als dass der Reichtum bei ein paar Menschen liegt und der große Rest arm ist. :hierlang:
Warum sollte man sich denn nur mit dem einen oder dem anderen beschäftigen können?
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Re: Female Choice

Beitrag von LonesomeCoder »

Daniog hat geschrieben: 24 Feb 2021 18:01 https://www.deutschlandfunk.de/zukunft- ... obal-de-DE

Hat sich mit dem Buch mal jemand beschäftigt?

Allein der Spiegelartikel lässt schon wieder den Blutdruck steigen.
Danke für den Hinweis auf dieses Buch, klingt sehr interessant, werde ich mir besorgen.
Warnung vor Pickup: https://www.abtreff.de/viewtopic.php?p=1062199#p1062199
Wissenschaftliches Standardwerk über (männliches) AB-tum: https://www.springer.com/de/book/9783658059231
Geschlechtsspezifische Partnerwahl und Sexualitätsmerkmale: https://d-nb.info/1037687477/34
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Re: Female Choice

Beitrag von Informatiker »

Ich bin keine Frau, aber die Entscheidung zwischen eine von vielen im Harem und einer Partnerschaft auf Augenhöhe wäre für mich nicht schwer. :kuss: Wenn es nicht nur um Tinder Hookups geht.
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Re: Female Choice

Beitrag von Solstice »

Derzeit ist es ja so, dass sich viele Frauen eine feste, monogame, romantische Beziehung auf Augenhöhe wünschen und sich nur innerhalb dieser Sex vorstellen können. Das werden wohl auch die meisten Frauen hier im Forum so bestätigen (?), in meinem Bekanntenkreis ist es jedenfalls so.

Die Autorin behauptet nun quasi, dass Frauen dieser Wunsch kulturell vom Patriarchat aufgezwungen wurde? Eigentlich stünde bei Frauen "Bumsen mit den geilsten Männern" auf dem Programm, wenn sie einen freien Willen hätten?

Die Antwort darauf kann ich ja nur den Frauen überlassen. Ich selbst halte es für eine Verschwörungstheorie.
Inzwischen auch im ab-forum.de zu finden :winken:
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Re: Female Choice

Beitrag von inVinoVeritas »

Solstice hat geschrieben: 08 Mär 2021 12:03 Derzeit ist es ja so, dass sich viele Frauen eine feste, monogame, romantische Beziehung auf Augenhöhe wünschen und sich nur innerhalb dieser Sex vorstellen können. Das werden wohl auch die meisten Frauen hier im Forum so bestätigen (?), in meinem Bekanntenkreis ist es jedenfalls so.

Die Autorin behauptet nun quasi, dass Frauen dieser Wunsch kulturell vom Patriarchat aufgezwungen wurde? Eigentlich stünde bei Frauen "Bumsen mit den geilsten Männern" auf dem Programm, wenn sie einen freien Willen hätten?

Die Antwort darauf kann ich ja nur den Frauen überlassen. Ich selbst halte es für eine Verschwörungstheorie.
Ich würde es etwas differenzierter betrachten: jeder Mensch durchläuft unterschiedliche Phasen im Leben, wo unterschiedliche Bedürfnisse in den Vordergrund treten.
Es gibt Phasen da will man eher "spielen", experimentieren und sich ausleben. Diese Phase ist z.B. in jungen Jahren bis in die späten Zwanziger hinein nicht selten mal vorzufinden. Oder nach einer zerbrochenen langjährigen Beziehung.
Dann gibt es wieder andere Lebensphasen, wo man sich gerne fest binden möchte.

Ich kenne diese Phasen von mir persönlich und habe auch bei weiblichen Freunden/Bekannten gesehen, dass ich damit kein Alien bin.
Da gab es bei mehreren mir bekannten Frauen in der Studiums-Zeit einerseits Phasen, wo mit vielen unterschiedlichen Männern gevögelt wurde und andererseits Phasen, die von einer gewissen Übersättigung eingeleitet wurden und wo sie dann gerne wieder eine richtige feste Beziehung angestrebt haben.
Casual Sex ist in meiner Generation bei beiden Geschlechtern jedenfalls nichts, was man mit der Lupe suchen müsste und nur von ganz wenigen betrieben wird. Im Gegenteil zeigen meine Beobachtungen - wie auch alle Statistiken - dass ein großer Anteil der Deutschen weitaus mehr Sexpartner hatte, als Beziehungen.
Im Bekanntenkreis damit hausieren gehen - insbesondere Frauen - aber sicherlich eher wenige Menschen.
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Re: Female Choice

Beitrag von Solstice »

Ich glaube, du befindest dich da auch ein bisschen in deiner Blase aus modernen, attraktiven, selbstbewussten, studierten Singles. Da mag ungebundener Casual Sex tatsächlich über relevante Zeiträume das vorrangige Ziel sein.

Laut meiner Beobachtung führen (oder suchen) auch die Menschen im crazy Alter von 18-30 in überwiegendem Maße Beziehungen. Zugegeben, der Anteil wird vielleicht etwas geringer sein als im Alter 30+. Aber das ist für meine Kritik an der Female Choice-Prognose nicht relevant.
Inzwischen auch im ab-forum.de zu finden :winken:

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