Unverhofft kommt oft
oder: das Ende einer Abinen-Geschichte...
Ihr Lieben,
ihr seid vermutlich von den Erfolgsmeldungen hier her gelangt und ja es ist für mich eine Erfolgsmeldung, aber eben ein Erfolg in meiner knallgrauen Welt, mit ihren vielen Aufs und Abs, die sich hier nachlesen lassen und daher poste ich trotzdem hier.
Wie ging es nach meinem letzten Posting im April 2021 - in dem ich sozusagen mit der Idee Knallgrau + Partner (und Familie) abschloss - weiter?
Die Datingapps lies ich weiterlaufen, weil ja unter anderem eine "Bezahlapp" dabei war. Ich schrieb dort und da (traf auch Männer), aber ich brach relativ schnell die Gespräche/Kontakte ab, wenn sie mir zu langweilig wurden. Ich war in erster Linie auf der Suche nach Unterhaltung und Gesellschaft, denn für die Partnersuche fehlte mir inzwischen schlichtwegs die Energie.
Ende Juli 2021 entwickelte sich ein Gespräch mit einem Mann, der mich sofort in seinen Bann gezogen hatte. Er wirkte sympathisch, klug, witzig, schlagfertig und liebenswert, sodass mir relativ schnell klar war: Den muss ich kennenlernen! Er war 1 Jahr jünger als ich, wohnte in meiner Stadt, kinderlos (jedoch schloss er Kinder nicht aus), Studium + Job, Nichtraucher- und Nichttrinker - Jackpot!
Ich war dennoch ein bisschen skeptisch, so ehrlich bin ich, weil er optisch zwar total mein Typ, aber von der Leibesfülle her für mich schon etwas zu viel war, aber er hatte mich einfach schon durch seine tolle Art "gekriegt" und so siegte die Neugier.
3 Wochen später folgte das erste Treffen. Ich sah ihm zum ersten Mal in die Augen und der Bauch war vergessen.
Ich dachte immer Liebe auf den 1. Blick wäre was aus Hollywoodfilmen, aber ich wurde eines besseren belehrt. 
Beim 1. Date gingen wir spazieren und was trinken und es war einfach nur mega. Er sagte vor dem Treffen, er mache sich in Bezug auf solche Treffen keine Illusionen, denn meist wären es halt "nur" nette Nachmittage oder Abende. Jedoch: Es schien in unserem Fall beidseitig gefunkt zu haben. Nach dem Treffen telefonierten wir noch weitere 5 Stunden und da war es dann besiegelt, dass dies nicht das letzte Treffen gewesen sein würde. Ich schwebte auf Wolke 7, wie noch nie zuvor in meinem Leben.
Die Wochen danach trafen wir uns 2-3x pro Woche inkl. Übernachtung und es war wirklich sehr schön. Die meiste Zeit verbrachten wir im Bett damit Zärtlichkeiten auszutauschen.
Das ich in Bezug auf S.x relativ unerfahren war (damals wollt es mit Dominik ja nicht so ganz klappen) störte ihn nicht und wir tasteten uns heran, auch wenn es im Endeffekt auch mit ihm wieder nicht richtig klappen sollte (Spoiler...). Wir gingen essen, spazieren, haben füreinander oder gemeinsam gekocht, Film geschaut und für mich war alles gut.Er meinte dann irgendwann, wir würden zu wenig unternehmen, ich machte Vorschläge, die er immer abzuwiegeln wusste.
Dann war ich gesundheitlich angeschlagen, er bekam die 2. Corona-Impfung, womit er ziemlich zu kämpfen hatte und gleich im Anschluss noch einen Magen-Darm-Infekt oben drauf und so kam es, dass wir uns fast 3 Wochen nicht sahen und auch kaum telefonierten, sondern nur schrieben - es war inzwischen Ende Oktober 2021.
Ich hab mich auf das 1. Wieder-Treffen gefreut wie eine Schneekönigin, aber es war ganz anders als davor...distanzierter...trauriger. Auf mein Nachbohren hin stellte sich rauß, er wär gerade in ner depressiven Phase, bräuchte seine Ruhe usw. Ich, mit meinem Helfersyndrom dachte mir, ich müsste was tun, ihm zeigen, dass ich ihn trotzdem mag. Meine besondere Zuneigung und das "um ihn kümmern" machte im Nachhinein alles nur noch schlimmer.
Es gipfelte Mitte November 2021 zu seinem Geburtstag. Seine Lebensfreude war inzwischen komplett erloschen und auch die Freude über meine Geschenke und meine Anwesenheit hielt sich sehr in Grenzen, es schien als strenge ihn das alles unglaublich an.
2 oder 3 Tage später erklärte er mir, es ginge ihm schlecht, er habe Zweifel, was uns beträfe, er wisse nicht wie seine Gefühle für mich wären, weil er keinen Zugang zu seinen Gefühlen hätte usw. Daraufhin hab ich ihn gebeten meine Wohnung zu verlassen, darüber nachzudenken, was er denn nun wolle und er wisse ja, wo er mich finden würde. Da meinte er noch mit Tränen in den Augen, dass er mich nicht verletzen wollte und dass das ja nicht das letzte Mal gewesen sein muss, dass wir uns gesehen haben und das es ihm alles so leid täte und er auch nicht verstünde, was los wäre, weil ich ja so eine tolle Frau wäre usw.
Ca. 3 Wochen später - 5 Tage vor meinem Geburtstag - kam eine Nachricht von ihm, es wäre richtig gewesen zu gehen, er habe nachgedacht, die Gefühle reichen nicht, er hätte immer noch Zweifel verstehe aber nicht warum, ich wäre so toll, er schätze mich als Mensch usw. blablabla, viele Erklärungen und er wünscht mir alles Gute.
3 Tage nach meinem Geburtstag hab ich ihm dann darauf geantwortet, da keine Nachricht zu meinem Geburtstag kam, obwohl er mich ja soooooo als Mensch schätzte und auch er antwortete nochmal, aber im Endeffekt blieb das Ergebnis dasselbe.
Schilderungen in welches Loch ich danach gefallen bin, will ich hier bewusst aussparen.
Zu ihm nur noch so viel: Heuer im Frühjahr bewies er mir dann, was er für ne Art Mensch er wirklich ist, nachdem ich von ihm dringend eine Auskunft benötigte (2 Tage wurde die Nachricht nicht beantwortet) als er mir dann im Zuge dieser Auskunft unter die Nase rieb, wie toll es ihm mit einer anderen Frau ginge. Ich fühlte mich wieder hundeelend, denn ich konnte zum damaligen Zeitpunkt ja "nur" schreiben, dass ich jemand Besonderes kennengelernt hätte und nicht wisse wohin uns die Reise führt.
Tja und auf dieser Reise befinde ich mich zur Zeit immer noch.
Mitte April 2022 lernte ich Manuel kennen. Wieder über diese Datingappp (die Gratisvariante wars wieder übrigens, für die Bezahlvariante war der Vertrag März 2022 ausgelaufen und ich war ehrlicherweise froh, nicht immer reingucken zu "müssen", weil man ja bezahlt hat...). Ich habe ihn gesehen, fand das Foto unglaublich sympathisch
(auch er ist übrigens gewichtsmäßig "mehr" und es stört mich nicht im geringsten) und als ich auf das Profil klickte, musste ich aufgrund seines Textes schmunzeln. Er schien so sympathisch, humorvoll und klug, aber auch total normal zu sein. Er klang einfach so unglaublich liebenswert, witzig, aber auch ehrlich und aufrichtig, total bodenständig: Studium + Job, Nichtraucher + Nichttrinker. Aber oje: Anderes Bundesland (gut 3.5 h entfernt) und ein Kind. Genau das was ich nie wollte. 
Ich schrieb ihn dennoch an. Er antwortete.Entgegen meiner Gewohnheit tauschten wir schon nach 2 Tagen die Handyummern und haben nach knapp ner Woche stundenlang (6-8h am Stück) telefoniert.
Er ist auch gut 1 Jahr jünger als ich, hat ein 3jähriges Kind, kommt aus einer 15jährigen Beziehung (7 Jahre davon verheiratet und damals seit einem Jahr getrennt/geschieden).
Nach der 1. Woche stand fest wir wollen uns kennenlernen bzw. treffen und nach der 2. Woche haben wir uns auch schon getroffen.
Ja, was soll ich sagen...anfangs holprig (empfand ich so, er nicht
) machte er an dem Abend des 1. Treffens noch den Sack mit einem Kuss zu und brauchte kein Hotelzimmer, aber er blieb dabei völlig Gentleman. Das war Ende April.Inzwischen haben wir uns ein paar Mal getroffen, nämlich wirklich nur ein paar Mal: Das 1. Treffen dauerte 2 Tage, das 2. 9 Tage, das 3. 4 Tage und das 4. Treffen 21 Tage
Wir treffen uns seither regelmäßig, leider immer nur mehr mal mehr mal weniger verlängerte Wochenenden (wegen seiner HO-Regelung, ich hab leider gar kein HO
), aber seit Mitte Mai sind wir nun offiziell ein Paar. Wenn wir uns nicht sehen (video)telefonieren wir zumindest 1x täglich und schreiben natürlich, auch wir waren durch seine Corona-Erkrankung plötzlich gut 3 Wochen getrennt, was uns aber nicht auseinander getrieben, sondern eher zusammengeschweißt hat. Seltsamerweise ist es für uns beide so, dass umso länger wir uns kennen, die Sehnsucht nacheinander eher mehr als weniger wird.
Das für ihn im Juni verpflichtende Homeoffice (seine Firma befand sich im Umbau und so mussten alle von daheim arbeiten) hat es uns ermöglicht, dass wir quasi bei mir zusammengewohnt haben und ja es funktioniert.
Wir haben schon diverse Ausflüge in meinem und seinem Bundesland unternommen, waren schon 3 Tage auf Urlaub in der Therme, im Sommer gings jetzt für eine Woche an einen See mit vielen Ausflüge und ja, es funktioniert...immer noch. Alltag und Urlaub. Freizeit und Arbeit. Spaß und Schwieriges. Langweiliges und Spannendes. Und auch der S.x funktioniert mit ihm inzwischen. Wir sind und waren beide sehr geduldig miteinander, nicht nur was das S.xuelle betrifft, sondern generell, und wir können über wirklich alles reden und das hat uns auch schwierige Situationen durchstehen lassen denk ich. Wenn man auch mal sagen kann "Hilf mir, ich weiß nicht, was du gerade brauchst." Es ist schlichtwegs alles schöner miteinander, so kitschig das auch klingt. Ich weiß das wirkt alles sehr schnell und es hat uns beide in der Tat auch überrollt, aber wir haben beschlossen, dass es sinnlos ist auf die Bremse zu treten, nur weil es halt sehr schnell geht, so lange sich beide gut damit fühlen und sind manchmal selbst sehr überrascht und schmunzeln dann. Wir ticken sehr ähnlich und daher geht alles verblüffend einfach und smooth.
Als ich nach dem 21-Tages-Date fast geheult habe, als er wieder heimfuhr (und er auch, wie er gebeichtet hat) war klar, dass wir wohl zusammenziehen müssen. Wir peilen das Frühjahr 2023 an (immerhin hat er ein Kind auf das Rücksicht genommen werden muss), jobmäßig wird es kein Problem sein für ihn hier was zu finden oder er bekommt zu 100% Homeoffice von seiner Firma, das wird sich weisen.
Ein gemeinsames Kind steht natürlich irgendwie im Raum, aber ich fühle mich fast schon zu alt, da ich heuer schon 38 werde. Vielleicht reicht es auch an seinem Kind ein bissl Anteil zu nehmen und so ein kleines Wesen durchs Leben mit zu begleiten und Werte und Moralvorstellungen weiterzugeben, aber man wird sehen, ich bin da nicht festgelegt. Er ist einem weiteren Kind nicht abgeneigt, vermutlich weil er einerseits sagt, dass ich bestimmt ne gute Mutter wäre und weil er - selbst in meinen zweifelnden Phasen, weil ich ja ein gebranntes Kind bin - scheinbar immer sehr sicher wusste, dass das mit uns was Gutes ist und das er mit mir alt werden will und ehrlich gesagt hoffe ich, er hat recht.
Ich hab noch nie mit einem Menschen so viel gelacht/geblödelt, geweint (ja, nichts ist nur eitel Wonne und auch ein verliebtes Pärchen hat so seine Herausforderungen...), geredet, geschwiegen, gekuschelt, geschmust,...
Wir geben uns gegenseitig Halt, er ist mein Freund, mein Ratgeber, mein Liebhaber, meine 2. Hälfte und manchmal schau ich ihn heimlich an und frage mich, wie ich so einen tollen, humorvollen, liebevollen, fürsorglichen, attraktiven Mann nur verdient hab, aber da er dasselbe über mich sagt wird das schon so passen.
Sollten die letzten rund 20 Jahre deshalb so gelaufen sein, wie sie gelaufen sind (1. Kuss/erotische "Versuche" mit einer Frau mit 21, 1. Kuss/erotische "Versuche" mit einem Mann mit 32 und 1. "richtiger" S.x und 1. Beziehung mit einem Mann mit 37 Jahren), dann hat sich das alles gelohnt. Misserfolge lassen einen scheinbar im Endeffekt doch wachsen und wenn ich da durch musste, um ihn zu treffen, dann hat es sich auf jeden Fall gelohnt. Ich hoffe dass das nicht nur die rosarote Brille-Phase ist, aus der ich hier schreibe, weil ich wirklich hoffe, dass es so bleibt.
Das was ich gelernt habe ist, dass folgendes stimmt: Man darf nicht dasselbe machen und andere Ergebnisse erwarten. Ich habs anders gemacht, rauß aus meiner Komfortzone, weg von - in meinem Fall: Er soll möglichst in der Nähe wohnen und einen Kinderwunsch, aber noch keine Kinder haben. Und vorallem kenne ich inzwischen meinen Wert und daher: Ich laufe nie wieder einem Mann hinterher, ich laufe ihm höchstens entgegen.
Tja von 0 auf 100 und momentan will ich hoffen und glauben, dass es mit uns hält, weil er genau weiß, was er (nicht mehr) will und ich auch. Unsere Wünsche und Träume und Ansichten vom Leben und "wichtigen Dingen" passen zusammen und wir können auch Schwieriges miteinander durchstehen von daher denke ich, wir haben Potential für mehr...
Daher: Auch wenn ihr es nicht mehr für möglich haltet, da draußen gibts Jemanden! Vielleicht ist er/sie anders als erwartet, also hängt euch nicht auf irgendwelchen Vorstellungen auf, gebt dem Leben eine Chance, man ist nie zu alt, öffnet das vielleicht schon oft gebrochene, schmerzende Herz (vielleicht ist er/sie es, die es mit euch gemeinsam heilt), macht es anders als gewohnt, hört nicht auf zu träumen, zu hoffen und wagt Riskantes. Was soll passieren? Wir kommen hier alle ohnehin nicht lebend rauß, im schlechtesten Fall lernt man dazu und im besten Fall gewinnt man, vielleicht sogar den Hauptpreis.
Ich möchte mich an dieser Stelle auch von euch verabschieden. Ich will hier niemanden triggern mit dem ganzen verliebten Pärchenkram, weil ich weiß, wie das an schlechten Tagen schmerzt und ich weiß auch, dass das, was für mich funktioniert hat nicht allgemein gültig ist und daher gibt es glaub ich nichts mehr, was ich euch geben kann. Außerdem bin ich ohnehin schon länger nicht mehr aktiv und habe irgendwie den "Anschluss" verloren.
Angemeldet am 16.08.2016 (lustig der 16. hat für mich und Manuel auch eine besondere Bedeutung
) und jetzt nach 6 Jahren melde ich mich hiermit genau wieder am 16.08.2022 ab. Danke für alle Erfahrungen, das "Mich-auskotzen-dürfen", die Ratschläge (besonders die, die ich nicht hören wollte ), das darüber schreiben/reden können und einfach alles. Macht es gut und macht das Beste aus eurem Leben. 