bettaweib hat geschrieben: ↑12 Okt 2019 15:11
Interesse zeigen ist doch wichtig, wenn du etwas von der Frau willst. Wie sonst soll sie das erfahren? Und du musst ja nicht gleich beim 1. Date das große Liebesgeständnis auftischen.
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Gemeinsame Zeit ist gut, ideal zum Kennnlernen und beschnuppern. Aber nicht ein halbes Jahr lang oder noch länger...
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Ich verliebe mich nicht besonders schnell. Aber ich lasse meine Gefühle zu, sowie ich erkenne, der Mann ist lieb und nett zu mir, ich kann ihn gut riechen und ich mag seine Nähe. Dann ist es wahrscheinlich, dass ich mich in ihn verlieben kann. Ich lasse es einfach zu!
Auch wenn Dich das jetzt überraschen mag, aber da sind wir gar nicht so weit entfernt voneinander.
Es gibt nur kein "Patentrezept", wie so ein Kennenlernen normalerweise am besten ablaufen soll. Es hängt anscheinend sehr viel von äußeren Umständen, von der Einschätzung der Lage, und natürlich auch von den eigenen Stimmungen und Gefühlen ab.
Vielleicht, damit wir nicht immer nur abstrakte Ideen besprechen, mal drei sehr unterschiedliche persönlich erlebte Situationen:
A. habe ich erstmals in einer Größeren Runde kennengelernt. Und sie hat mich innerhalb von Minuten bezaubert. Noch bevor sie überhaupt auf mich aufmerksam geworden ist, war mir klar, dass ich irgendwie näheren Kontakt zu ihr aufnehmen musste. Sie schien sehr quirlig - was zu mir etwas gemütlichen Typen wohl gar nicht so gut passt - also würde ich mir vermutlich einen Korb abholen, aber ich
musste mein Glück versuchen, weil ich ahnte, dass mein Herz sonst keine Ruhe geben würde. Hier war ein drohendes Verliebtheitsgefühl also nahezu von Beginn an da, und ich musste auf der Gefühls-Bremse stehen, um sie überhaupt erstmal auf mich aufmerksam zu machen, und mich ihr, wie Du schreibst, nicht beim ersten Date gleich an den Hals zu werfen. Erwartungsgemäß holte ich mir den Korb auch ab. Und war froh, mich nicht Hals-über-Kopf verliebt gehabt zu haben. Denn so konnte ich ohne Herzschmerz mit ihr in losem Kontakt bleiben.
B. habe ich im Urlaub kennengelernt. Sie war sympathisch und attraktiv. Ich war aber gar nicht im Flirtlaune, hab im Urlaub die Gemeinschaft mit allen Mitreisenden genossen, und hätte auch nicht erwartet, das ausgerechnet ich für sie interessant sein könnte. Das zeigte sich erst am letzten Tag, wo sie meine Nähe suchte und aktiv sicherstellte, dass wir in Kontakt bleiben könnten. Ich war etwas überrumpelt - aber sehr erfreut. Wir blieben in Kontakt, flirteten teilweise heftig per Textnachrichten, und telefonierten auch gelegentlich lange. Da verliebte ich mich, blieb aber auf der emotionalen Bremse, bis wir uns recht bald live wiedergesehen haben, die Chemie weiterhin passte, und wir uns geküsst haben. Ab da ließ ich die Bremse los und meine Gefühle in vollem Umfang zu. Ein heftiger Korb folgte zeitnah.
C. lernte ich ebenfalls in größerer Runde kennen. Sie war ebenfalls sympathisch und attraktiv, wirkte aber etwas verschlossen. Ich war neugierig und wollte sie gern näher kennenlernen. Das klappte auch, wir waren einmal zusammen aus ... aber wir fanden keinen richtigen Draht zueinander. Vielleicht waren wir beide nur unbeholfen? Ich blieb neugierig und wollte mich gern weiter mit ihr treffen, aber wir fanden kaum Dinge, die wir gemeinsam machen könnten, und irgendwann antwortete sie mir nicht mehr. Vermutlich war ich uninteressant für sie, bzw. sie hatte wohl doch zu unterschiedliche Interessen. Einige Jahre später kamen wir wieder in Kontakt, und trafen uns sogar auch wieder. Die seltsame Distanz und die unterschiedlichen Interessen waren noch da, aber auch ein paar Gemeinsamkeiten. Wir konnten gelegentlich schöne Dinge zusammen unternehmen - die nun vornehmlich sie initiierte. War da jetzt doch Interesse an mir? Oder war das reines Wunschdenken? Immerhin hatte ich damals etwas wie einen "Korb light" bekommen. Freundschaftlicher Kontakt mit ihr wäre schön (so ähnlich wie bei A.), aber würde ich denn überhaupt mehr wollen? Ich war offen und habe geschaut, wie ich fühle. Es war schön, mit ihr etwas zu unternehmen. Sogar die Distanz wurde in manchen Momenten durch eine überraschende Vertrautheit abgelöst, Aber Verliebtheits- oder Zusammengehörigkeitsgefühle kamen leider nicht auf.
Und das Fazit aus diesem langen Text?
Der Zug ist nie abgefahren, aber es gibt auch kein Patentrezept.
Authentisch bleiben ist (für mich) das einzige, was sinnvoll ist.
Die Kennenlern-Situationen sind so unterschiedlich wie die dabei beteiligten Menschen.