LonesomeCoder hat geschrieben:TheRealDeal hat geschrieben:Ein Makel wird erst dann zu einem Makel, wenn ich ihn dazu erhebe.
Nein. Was jemanden anderen an dir stört, liegt doch nicht in deinem Einfluss.
Genau. Und deswegen bleibe ich bei mir. Es ist für mich also relevant, was ich von mir halte. Was andere Menschen von mir halten (wollen), kann ich praktisch nicht kontrollieren. Und würde ich mich primär darum kümmern, was andere Menschen von mir halten, würde es mir schnell schlecht gehen. Alleine deshalb, weil ich dann versuchen würde, es diesen recht zu machen. Weil mich jeder Mensch wahrscheinlich ein klein wenig anders brauchen würde. Ein gute Taktik dabei ist, mehr Menschen kennen zu lernen. Um nicht in Versuchung zu geraten, mich darum zu kümmern, wie "die Anderen" mich gerne hätten. Und bei meinen allermeisten körperlichen Merkmale wäre das auch sinnlos, weil die sich sowieso nicht ändern lassen.
Meine Spastik z. B. werde ich zeitlebens behalten. Also musste ich (wohl oder übel) durch Prozesse durch, die mir ermöglicht haben, diese als Teil von mir zu sehen, der wertvoll ist, weil das in der Form sehr wenige Menschen haben. Durch diese Prozesse musste ich durchgehen, ich habe also sehr real gespürt, was diese mit mir gemacht haben. Das waren keine Gedanken a la "Was wäre wenn?".
Mich gibt es halt "nur" so, wie ich bin. Ganz, oder gar nicht. Das weiß die Dame, die ich date, da aber bereits. Und Sie kann hoffentlich wahrnehmen, dass mir durch gewisse körperliche Defizite nichts fehlt. Es unter dem Strich sogar so ist, dass ich mehr zu bieten habe, als ein gesunder Mensch, der sein Leben völlig unreflektiert verbracht hat.
Ich sage dir, LonesomeCoder, dass es eine Leistung ist, dass du heute noch lebst. Deine Zweifel, dein Leid und deine Erfahrungen sind wertvoll und alles andere, als vergeudete Zeit. Wenn du es schaffst, das, was dich belastet hat und heute noch belastet, als Teil deiner Biographie gut in deine Persönlichkeit zu integrieren, wirst du dir die Fragen, die du dir heute noch stellst, nicht mehr stellen.
Angst verhindert nicht den Tod, aber sie verhindert das Leben.
also kannste dir vorstellen wie klein dann die anderen zum teil sind.
