Freiwillige und unfreiwillige ABs

Alles zu Deiner persönlichen Situation, Deinen Erlebnissen und was Dir auf dem Herzen liegt als Absoluter Beginner.
Stefan_T

Re: Freiwillige und unfreiwillige ABs

Beitrag von Stefan_T »

Tyralis Fiena hat geschrieben:Also ich ging für mich zur eindeutigen Festlegung davon aus, dass jemand, der nicht leidet, kein AB wäre. Trotz sehr eingeschränkter Übertragbarkeit habe ich mich da am vorhandenen Leidensdruck als zwingende Voraussetzung für psychische Krankheiten orientiert. :gruebel:
Bei psychischen Krankheiten spielt auch die objektive Einordnung eine große Rolle. Sonst müsste man z.B. selbst einen extremen Sozialphobiker, der nichtmal zum Einkaufen mehr sein Haus verlässt als "gesund" ansehen, solange er selbst nicht darunter leidet.

Jetzt könnte man philosophieren, ob eine "Unfreiwilligkeit", wie sie die Definition von "AB" fordert, nicht auch prinziell einen gewissen Grad an "Leiden" impliziert? Kann man etwas "unfreiwillig" sein, was ja bedeutet, dass man es eigentlich will, und gleichzeitig überhaupt nicht unter dieser Unfreiwilligkeit leiden? Ich würde die These aufstellen, dass eine "Unfreiwilligkeit" und eine gleichzeitige "absolute Leidensfreiheit" sich quasi ausschließen.

Soviel zum Wort zum Sonntag ... :D
Tyralis Fiena
Liebt es sich mitzuteilen
Beiträge: 862
Registriert: 13 Jun 2015 21:25
Geschlecht: männlich
AB-Status: AB

Re: Freiwillige und unfreiwillige ABs

Beitrag von Tyralis Fiena »

Stefan_T hat geschrieben:Bei psychischen Krankheiten spielt auch die objektive Einordnung eine große Rolle. Sonst müsste man z.B. selbst einen extremen Sozialphobiker, der nichtmal zum Einkaufen mehr sein Haus verlässt als "gesund" ansehen, solange er selbst nicht darunter leidet.

Jetzt könnte man philosophieren, ob eine "Unfreiwilligkeit", wie sie die Definition von "AB" fordert, nicht auch prinziell einen gewissen Grad an "Leiden" impliziert? Kann man etwas "unfreiwillig" sein, was ja bedeutet, dass man es eigentlich will, und gleichzeitig überhaupt nicht unter dieser Unfreiwilligkeit leiden? Ich würde die These aufstellen, dass eine "Unfreiwilligkeit" und eine gleichzeitige "absolute Leidensfreiheit" sich quasi ausschließen.

Soviel zum Wort zum Sonntag ... :D
Das Umfeld wird da wohl zur Betrachtung herangezogen (zumindest auf dem Papier). Also wäre bei Sozialphobiker noch jemand anders involviert, um für ihn etwas einzukaufen. Einer davon wird das Verhalten wohl auch mal hinterfragen (oder auch nicht und vielleicht wirklich darunter leiden).

Der These schliesse ich mich an. Deswegen habe ich es ja bei mir auch ausgehend vom fehlenden Leidensdruck rückwärtig so rekonstruiert, dass ich als freiwilliger Single durchgehe.
Benutzeravatar
Einsamer Igel
Eins mit dem Forum
Beiträge: 10970
Registriert: 29 Nov 2012 16:57
Geschlecht: weiblich
Ich bin ...: vergeben.
Wohnort: Schuschiheim

Re: Freiwillige und unfreiwillige ABs

Beitrag von Einsamer Igel »

Arikari hat geschrieben: Deshalb habe ich eine andere Kategorie zur Beantwortung der Frage vorgeschlagen, die den Threadersteller (so wie ich ihn verstanden habe) interessiert, nämlich inwieweit die User hier unter ihrem Zustand leiden, oder ob sich manche bereits mit ihrem AB-Sein abgefunden haben.
Das ist aber nicht das, was Cindy geschrieben hat. Sie wollte wissen, ob es hier noch andere User gibt, die wie sie nie auf der Suche nach einer Partnerschaft waren und die das Fehlen einer solchen auch nicht als Mangel empfinden!

Wäre jetzt interessant, was Cindy sagt: Ob sich das Thema umdefinieren lässt auf solche User, die keinen Leidensdruck mehr empfinden, weil sie sich abgefunden haben.

Mich würde auch noch interessieren, Cindy, du bist seit Mitte 20 hier angemeldet. Offenbar hast du durch das Forum profitiert. Blieb das in den letzten 7 Jahren konstant mit dem keinen Leidensdruck oder Sehnsüchte empfinden?

Bei mir scheint es so zu sein, dass mein Leidensdruck in der Zeit, seit der ich das Forum besuche, eher zugenommen hat. Ich scheine empfänglich zu sein auch für den Kummer anderer... :sadman: Es macht es zumindest schwer, sich vom eigenen Mangel abzulenken. Aber ich profitiere auch vom Austausch hier.
Strange Lady
Keiner schreibt schneller
Beiträge: 3968
Registriert: 21 Jul 2014 18:50
Geschlecht: weiblich
AB-Status: AB

Re: Freiwillige und unfreiwillige ABs

Beitrag von Strange Lady »

Combino hat geschrieben:
Strange Lady hat geschrieben:Und du hast dich erst hier angemeldet, als du eigentlich nicht mehr unter deiner Beziehungslosigkeit gelitten hast?
Was erhoffst du dir hier?
Um genau zu sein, habe ich mich hier angemeldet, als ich im Suizidchat nach einem Suizidpartner suchte - für die Begriffstutzigen unter uns: Kein Partner fürs Leben, sondern um mit ihm zu sterben!! Mir wurde dieses Forum empfohlen und ich, der ich mich zu dem Zeitpunkt gerade in einer meiner Entwicklungsphasen befand und im Hinterkopf noch der Wunsch nach einer Partnerin schwebte und, wie ich bereits beschrieb, darunter litt, meines Erachtens der einzige auf dieser Welt zu sein, der Sex- und Beziehungslos ist, hielt die Registrierung für eine gute Idee.
War es ja eigentich auch. :D Denn ich konnte ja nicht ahnen, dass sich meine Einstellung so massiv ändern würde.
otto-mit-o hat geschrieben: schön ists nämlich nicht zu wollen, aber nicht gewollt zu werden. auch wenn man das Leben eben nicht nur darauf reduzieren sollte.
Das ist der berühmte Teufelskreis aus dem man nur heraus kommt, wenn man an seiner inneren Einstellung arbeitet. Aber schön ist das wirklich nicht, das stimmt.
Misconception hat geschrieben:Ich war eben der Eigenbrötler-Typ, der sich ganz wohl fühlte, wenn er alleine war. Doch dann änderte sich meine Meinung ganz plötzlich. Mein Gehirn sagte mir einfach nur "ich will nicht mehr alleine sein". :specht:
Wenn ich wüsste wie, würde ich wieder in den Eigenbrötler-Modus wechseln. Da war ich glücklicher. :sadman:
Exakt!! Genauso war ich auch drauf! Ich war der glückliche (na ja, was heißt "glücklich"?) Einsiedler dem es an nichts fehlte. Meine Situation war für mich neutral, es interessierte mich nicht dass ich Single war, Frauen interessierten mich nicht. War ich geil, schaute ich mir einen Porno an, spielte ein Hentai-Game und holte mir einen runter. Das war's. Es fehlte mir nichts.
Auch ich hatte diesen Wunsch (und habe ihn vielleicht sogar noch) möglichst schnell wieder in diese "Ist doch alles Scheiß egal"-Phase überzuwechseln. :-/
Interessant. Ein ganz schön krasser Gesinnungswandel - und das innerhalb eines Monats.
Warum wolltest du denn Selbstmord begehen? Und was ist 4 Wochen später anders? Verstehe ich das richtig: War es die Entdeckung des Forums und anderer Leidensgenossinnen, was dich Gelassenheit gelehrt hat?
Manisch-depressiv bist du aber hoffentlich nicht?

Sorry, wenn ich so indiskret nachfrage. Wenn dir das zu unangenehm ist, musst du nicht antworten.
“Happiness is like a butterfly: The more you chase it, the more it will elude you. But if you turn your attention to other things, it will come and sit quietly on your shoulder.”
Henry David Thoreau
Cindy

Re: Freiwillige und unfreiwillige ABs

Beitrag von Cindy »

Vielleicht nochmal zur Klarstellung, also als freiwilligen AB würde ich jemanden bezeichnen, der überhaupt keine Anstrengungen unternimmt, jemanden kennenzulernen bzw. auch gar kein Interesse daran hat. Fazit: er leidet nicht. Als unfreiwilligen AB würde ich jemanden bezeichnen, der aktiv sucht und niemanden findet, bzw. jemanden, der nicht wirklich sucht, aber leidet wie ein Hund und gerne eine Beziehung hätte.
Einsamer Igel hat geschrieben:Mich würde auch noch interessieren, Cindy, du bist seit Mitte 20 hier angemeldet. Offenbar hast du durch das Forum profitiert. Blieb das in den letzten 7 Jahren konstant mit dem keinen Leidensdruck oder Sehnsüchte empfinden?
Ja, daran hat sich bis heute nichts geändert. Was man nicht kennt, kann man auch nicht vermissen. ;)
Sorcier Vaudou

Re: Freiwillige und unfreiwillige ABs

Beitrag von Sorcier Vaudou »

Jaja, der gute alte Was-man-nicht-kennt-Spruch...

Sicher, ich kenne es auch nicht, eine Beziehung (oder auch nur ansatzweise etwas in der Richtung) zu haben, deshalb kann ich es tatsächlich nicht vermissen. Und dennoch frisst es mich tageweise tierisch an, dass ich keinen blassen Schimmer davon habe wie die einzige Sache funktioniert, wegen der ich eigentlich überhaupt nur existiere. Es ärgert mich, dass offenbar alle anderen Menschen wie selbstverständlich etwas ganz normales tun, sogar Freude daran haben und ich nur draußen vor der dicken Scheibe stehen und mir die Nase plattdrücken kann.
Wie schonmal gesagt, ich brauche nicht zwingend jetzt und hier unbedingt eine Beziehung. Trotzdem würde ich ganz gerne die Möglichkeit dazu haben. Ich würde in der Hinsicht gerne normal sein.
Fraggle

Re: Freiwillige und unfreiwillige ABs

Beitrag von Fraggle »

Cindy hat geschrieben:Vielleicht nochmal zur Klarstellung, also als freiwilligen AB würde ich jemanden bezeichnen, der überhaupt keine Anstrengungen unternimmt, jemanden kennenzulernen bzw. auch gar kein Interesse daran hat. Fazit: er leidet nicht. Als unfreiwilligen AB würde ich jemanden bezeichnen, der aktiv sucht und niemanden findet, bzw. jemanden, der nicht wirklich sucht, aber leidet wie ein Hund und gerne eine Beziehung hätte.
Einsamer Igel hat geschrieben:Mich würde auch noch interessieren, Cindy, du bist seit Mitte 20 hier angemeldet. Offenbar hast du durch das Forum profitiert. Blieb das in den letzten 7 Jahren konstant mit dem keinen Leidensdruck oder Sehnsüchte empfinden?
Ja, daran hat sich bis heute nichts geändert. Was man nicht kennt, kann man auch nicht vermissen. ;)
Ok, der Aufzählung nach gehöre ich dann zur Kategorie "Nicht wirklich suchen, leidet und gerne eine Beziehung hätte."

Nach dem "Verliebt oder Hunger" Thread und meiner halbherzigen such"strategie" muss ich mal in mich gehen ob ich wirklich eine Beziehung möchte.

Evtl. liegt mein persönlich Leid ganz woanders.