ogor hat geschrieben:Und die meisten Menschen sind froh darüber, wenn sie möglichst wenig Kompromisse finden müssen.
Insofern liegt es doch nahe, dass jemand glücklich darüber ist, wenn der Partner ihm möglichst wenig Kompromisse abverlangt.
"Einen Kompromiss eingehen müssen" ist wohl nur von den wenigsten Menschen eine Lieblingsbeschäftigung.
Vollkommen richtig: Kompromisse zu suchen und zu finden ist in den meisten Fällen mindestens anstrengend. Vor allem, wenn es nicht nur um die Frage geht, welchen Film man sich anguckt, sondern darum, wer zu wem zieht oder wer um der gemeinsamen Kinder willen beruflich zurücksteckt, also in Fragen, die es tatsächlich nötig machen, dass man ernstlich dem anderen zuliebe etwas macht, was man sich so nicht gedacht hat und einen das mehr kostet als zwei Stunden Lebenszeit.
Aber die Frage ist doch, was für Konsequenzen man daraus zieht. Und es ist ein *gewaltiger* Unterschied, ob man dann sagt: "Ich wünsche mir einen Menschen an meiner Seite, mit dem ich in den wesentlichen Fragen übereinstimme!", oder ob man sagt: "Ich hätte gern, dass mein Partner alle eigenen Wünsche, Ziele und Bedürfnisse aufgibt und seinen einzigen Lebenszweck darin sieht, *meine* Wünsche und Bedürfnisse zu erfüllen."
Aus einem "Kompromisse sind anstrengend" folgt nämlich keineswegs zwangsläufig die zweite dieser beiden Möglichkeiten. Es kann durchaus auch die erste sein. Oder es kann sein, dass man sagt: "Eine Partnerschaft verlangt mir zu viele Kompromisse ab, ich bleibe lieber allein, dann muss ich auf niemanden Rücksicht nehmen." Auch eine denkbare Option. Der Unterschied ist: Lieber allein zu bleiben oder einen Partner zu suchen, der gut genug zu einem passt, dass die nötigen Kompromisse einen selbst nicht allzu sehr schmerzen, bewahrt den Respekt vor anderen Menschen. Die Variante "Der-/ Diejenige soll mir meine Bedürfnisse bedriedigen, ohne selbst welche anzumelden!" hingegen klingt zumindest in meinen Ohren ziemlich menschenverachtend.