Angst vor Veränderungen im Leben

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Lion
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Re: Angst vor Veränderungen im Leben

Beitrag von Lion »

Gilbert hat geschrieben:
Esperanza hat geschrieben:Was soll denn schlimmes passieren?
Das erinnert mich an meinen Auszug aus dem Elternhaus.
Meine Eltern haben danach den Kontakt zu mir auf ein absolutes Minimum beschränkt, nach dem Motto: Aus den Augen, aus dem Sinn. Der persönliche Kontakt zu meinem Vater tendierte gegen null. Meine Mutter rief zwei- oder dreimal im Jahr an. Zu meinen Geburtstagen fragte sie mich jedesmal, wie alt ich geworden sei. Es vergingen 12 Jahre, bis sie mich das erste und einzige Mal nach dem Auszug besuchte. In der Zeit war ich schon viermal umgezogen....
Ach Du meine Güte.

Das liest sich nach "Strafe" für Deine "Illoyalität".

Eine Mutter fragt den Sohn danach, wie alt er geworden ist. *facepalm* Ich denke, an der Stelle hätte ich den Hörer aufgeknallt.
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Gilbert
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Re: Angst vor Veränderungen im Leben

Beitrag von Gilbert »

Lion hat geschrieben: Das liest sich nach "Strafe" für Deine "Illoyalität".
So habe ich es auch empfunden.

Als Dankeschön habe ich nach dem Tod meiner Eltern einen Grabstein auf ihr Grab stellen lassen. Gegen den Willen meiner Eltern und weil es für mich zu einer Grabstätte gehört....
Damit das Mögliche entsteht, muss immer wieder das Unmögliche versucht werden.
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Lion
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Re: Angst vor Veränderungen im Leben

Beitrag von Lion »

Gilbert hat geschrieben:
Lion hat geschrieben: Das liest sich nach "Strafe" für Deine "Illoyalität".
So habe ich es auch empfunden.

Als Dankeschön habe ich nach dem Tod meiner Eltern einen Grabstein auf ihr Grab stellen lassen. Gegen den Willen meiner Eltern und weil es für mich zu einer Grabstätte gehört....
Finde ich gut.

Du kannst nichts dafür, für das, was Du aufgrund Deiner "gaga"-Eltern erlebt hast.
ogor

Re: Angst vor Veränderungen im Leben

Beitrag von ogor »

Gilbert hat geschrieben:Als Dankeschön habe ich nach dem Tod meiner Eltern einen Grabstein auf ihr Grab stellen lassen. Gegen den Willen meiner Eltern und weil es für mich zu einer Grabstätte gehört....
Egal was vorher passiert ist, deine Eltern sind jetzt tot. Du kannst sie nicht mehr "bestrafen".

Ich könnte keinen Frieden finden, wenn ich bewusst einen letzten Willen meiner Eltern missachten würde.
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Re: Angst vor Veränderungen im Leben

Beitrag von Regenbogen »

Gilbert hat geschrieben:
Regenbogen hat geschrieben:Da wird eher erwartet dass meine Freundin später mal mit einzieht damit es nicht so leer ist.
Das ist für viele Frauen aber eine Horrorvorstellung, wenn die Schwiegermutter noch im Haus lebt.
Sollte man nicht unbeachtet lassen... ;)
Dieses Problem existiert ja nur in der Theorie :-)
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Lion
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Re: Angst vor Veränderungen im Leben

Beitrag von Lion »

ogor hat geschrieben:
Gilbert hat geschrieben:Als Dankeschön habe ich nach dem Tod meiner Eltern einen Grabstein auf ihr Grab stellen lassen. Gegen den Willen meiner Eltern und weil es für mich zu einer Grabstätte gehört....
Egal was vorher passiert ist, deine Eltern sind jetzt tot. Du kannst sie nicht mehr "bestrafen".

Ich könnte keinen Frieden finden, wenn ich bewusst einen letzten Willen meiner Eltern missachten würde.
Ob im Leben oder im Tod: Man muß egozentrischen Menschen nun nicht jeden Willen gewähren.

Mein Onkel wollte auch keinen Grabstein, er wollte anonym beerdigt werden. Meine Tante hat trotzdem einen (Feld-)stein und ein normales Grab genommen. Weil sie einen Platz zum Trauern brauchte.

Der Wille meines Onkels war da egoistisch, an seine Frau hat er da wohl wenig gedacht, wie es ihr dabei geht, wenn es keinen Ort gibt, an den sie ihn "besuchen" kann. Und ich bin mir sicher, mein Onkel saß unmittelbar nach der Entscheidung der Tante auf seiner Wolke und hat zustimmend genickt und seine Torheit bedauert.

Ein anderer Onkel (höchst exzentrisch und am Rande bemerkt bis zum Tode AB) hatte alles für seinen Todesfall vorbereitet. Inklusive Text für Traueranzeige, in der stand "mein herzensguter Bruder, Schwager, Onkel ....".

Dass er meiner Mutter in nichtigen Kabbeleien oft den letzten Nerv geraubt hat, sie ihn trotzem "bekocht" hat, drauf geachtet hat, "das er mal raus kommt und nicht nur zu Hause sitzt" .... das war dann wohl einerlei.

Sie hat das "herzensguter" aus der Anzeige gestrichen, weil es nicht stimmte und es nicht IHRE Nachrufworte sind, sondern seine. Pustekuchen, lieber egozentrischer, teils querulantischer Onkel, mögest Du trotzdem (endlich) Frieden gefunden haben.
ogor

Re: Angst vor Veränderungen im Leben

Beitrag von ogor »

Lion hat geschrieben:
ogor hat geschrieben:
Gilbert hat geschrieben:Als Dankeschön habe ich nach dem Tod meiner Eltern einen Grabstein auf ihr Grab stellen lassen. Gegen den Willen meiner Eltern und weil es für mich zu einer Grabstätte gehört....
Egal was vorher passiert ist, deine Eltern sind jetzt tot. Du kannst sie nicht mehr "bestrafen".

Ich könnte keinen Frieden finden, wenn ich bewusst einen letzten Willen meiner Eltern missachten würde.
Ob im Leben oder im Tod: Man muß egozentrischen Menschen nun nicht jeden Willen gewähren.
Müssen muss man gar nichts. Außer Sterben. Und eventuell damit zurecht kommen, einem Toten seinen letzten Willen nicht erfüllt zu haben.

Tote können sich nicht mehr wehren oder selbst etwas tun. Sie sind darauf angewiesen, dass Angehörige z.B. deren Beerdigung so gestalten wie es von den Verstorben gewünscht wurde und nicht versuchen, hier ihren eigenen Willen durchzusetzen oder gar durch Nichtbeachtung eines Wunsches zu "bestrafen".

Meine Meinung und Erfahrung: Wer selbst nach dem Tod nicht verzeihen kann, der wird es nie können und auch in Zukunft nicht damit abschließen können.
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Lion
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Re: Angst vor Veränderungen im Leben

Beitrag von Lion »

ogor hat geschrieben: Und eventuell damit zurecht kommen, einem Toten seinen letzten Willen nicht erfüllt zu haben.
Ich hatte zunächst Gilbert nur dabei zugestimmt, so gehandelt zu haben, wie er gehandelt hat. Aufgrund Deines Postings wollte ich das näher erläutern.

"Der letzte Wille" ist ein Wille, der zu Lebzeiten geäußert wurde. Also der Wille eines Lebenden. Er ist mir nicht heiliger als ein andere Wille, der noch Auswirkungen zu Lebzeiten haben soll.

Insofern hätte ich da keine Schuldgefühle, in begründeten Fällen von diesem letzten Willen abzuweichen.
Tote können sich nicht mehr wehren oder selbst etwas tun.
Toten dürfte es ziemlich egal sein, was nach dem Tod passiert.

Beim "letzten Willen" geht es mehr um Moralvorstellungen und Ehrgefühle der Überlebenden.
Sie sind darauf angewiesen, dass Angehörige z.B. deren Beerdigung so gestalten wie es von den Verstorben gewünscht wurde und nicht versuchen, hier ihren eigenen Willen durchzusetzen oder gar durch Nichtbeachtung eines Wunsches zu "bestrafen".
Ich glaube kaum, dass es sich bei Gilbert (oder bei meiner Tante oder Mutter) um eine "Strafaktion" gehandelt hat.

Eher um "Ungehorsam" gegenüber der Ausführung eines Willens, der den Überlebenden unterträglich oder unpassend erscheint.

Auch damit "muß sich ein Toter abfinden" ... und auch die ganze Nachbar- und Verwandschaft die sich da empört, wie da jemand gegen den heiligen letzten Willen verstößt. :roll:
Meine Meinung und Erfahrung: Wer selbst nach dem Tod nicht verzeihen kann, der wird es nie können und auch in Zukunft nicht damit abschließen können.
Meine Mutter beispielsweise hat ihrem Bruder verziehen. Es gab Phasen, da waren die beiden so im Streit, dass sie sich monatelang (auch aus Selbstschutz) gemieden haben, obwohl sie sich auch letztlich geliebt haben. Das Haus meines Onkels war unweit meines Elternhauses. In der Nacht, in der er starb, rief er an und bat, dass sie zu ihm kommt (ich vermute, er hatte eine Vorahnung). Sie ist also tief in der Nacht gekommen (obwohl sie sich in der Zeit auch gerade nicht besonders "grün" waren) und hat mit ihm gesprochen, während er im Bett lag. Hinterher sagte sie, dass sozuagen "ein Frieden" in den wenigen Worten lag, die sie gewechselt haben. Und in der gegenseitigen Nähe. Kein Streit, keine Bitterkeit. Einfach nur Bruder und Schwester in den letzten Minuten der Lebzeit des Bruders.

Trotzdem hielt sie es für unangemessen, in der vorgefertigten Todesanzeige von einem "herzensguten" Bruder (etc.) zu schreiben. Es wäre heuchlerisch gewesen. In der Nachbarschaft war es bekannt, dass es nicht immer leicht war.

Da war null Rache, null Strafe und null "nicht verzeihen können".
Sunshine

Re: Angst vor Veränderungen im Leben

Beitrag von Sunshine »

@Antimainstream: Machs einfach. Wie ich aus deinem Text lese, sind deine Eltern sehr dominant. Ich kann dir (aus eigener Erfahrung) nur raten, sie vor vollendete Tatsachen zu stellen. Je länger du abwartest desto schwieriger wird es. Sag ihnen, dass du in absehbarer Zeit ausziehen wirst und schlage ihnen eventuell vor, dass du dabei gerne ihre Unterstützung (Wohnungssuche, Möbel etc.) hättest. Vermutlich werden sie erst schockiert reagieren. Aber das legt sich. Natürlich ist eine eigene Wohnung als Single wirtschaftlich völliger Quatsch, aber solange man mit seinen Eltern unter einem Dach lebt, wird man nie völlig selbständig sein. (Und ja, ich weiß, es gibt auch andere Beispiele, aber in der Mehrheit der Fälle ist es so. ;) ) Die persönliche Freiheit, in den eigenen vier Wänden zu tun und zu lassen, was man will, ist unbezahlbar. Insbesondere auch in Sachen Beziehung. Stell dir nur mal vor, du hast irgendwann eine Freundin. Willst du die dann in dein Kinderzimmer einladen und dort Tür an Tür mit deinen Eltern mit ihr... *hüstel* Ich kann dir nur raten, so bald wie möglich deinen Eltern deinen Entschluss mitzuteilen und konkret deinen Auszug in Angriff zu nehmen. Dass du unsicher bist und Angst davor hast, ist verständlich, weil natürlich ist es ein großer Schritt, zum ersten Mal alleine zu leben. Aber du wirst es nicht bereuen. :good: :vielglueck:

@Gilbert: Du hast völlig richtig gehandelt. Eltern, die ihre Kinder so behandeln, haben es nicht anders verdient. Schließlich haben sie es scheinbar (so zumindest habe ich deinen Text verstanden) auch nicht für nötig erachtet, dein "Auszugsungehorsam" zu "verzeihen".
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Re: Angst vor Veränderungen im Leben

Beitrag von Antimainstream »

Ich danke euch für eure Beiträge. Es waren bisher viele gute Sachen dabei. Leider wurde in den letzten Beiträgen etwas vom Thema abgeschweift. Quasi vom "ins eigene Leben starten" ging es in den Tod :mrgreen: . Aber seis drum.
Die ein oder Andere Anregung wurde hier gemacht, die ein oder Andere Erfahrung wurde erzählt, Mut wurde zugesprochen, aufgerüttelt wurde, jetzt schon mal vielen Dank dafür :daumen: . Bin gespannt ob und was noch kommt.
Jetzt sind hier schon öfters im Zusammenhang mit meinen Eltern die Begriffe dominant und Ehrfurcht gefallen. Ehrfurcht vor meinen Eltern habe ich jetzt eher weniger. Das hat sich bis auf Respekt aufgelöst. Es sind für mich nicht mehr die Super-Eltern. Diese Fassade hat schon vor ca. 10 Jahren schon erste Risse bekommen. Eine ganze Zeit lang habe ich das noch abgetan, nach dem Motto "Jeder hat seine Macken". Aber spätestens letztes Jahr, wenn nicht sogar vorletztes Jahr ist dieses heile-Welt-getue völlig eingestürzt. Ich lüge mich nicht mehr selber an und weiß, dass sie mir immer mehr und mehr auf den Zeiger gehen. Auch ein Aspeckt für mich, auszuziehen. Wenn ich nicht mal wie ein Dampfkochtopf, der zu viel Druck hat, explodieren will, muss ich da raus, um das gute Verhältnis zu meinen Eltern zu waren. Aber wie gesagt, der Respekt ist noch da und ich habe auch allen Grund ihnen dankbar zu sein, wohlbehütet aufgewachsen zu sein und vor allem, dass sie immer hinter mir gestanden haben in Guten, wie auch in schlechten Zeiten.
Nun ja, das mit der Dominanz spielt sich nur in meinem Kopf ab. Da ist mir irgend eine Macke aus der Kindheit noch geblieben. Wenn ich mich als Kind gegen irgendetwas verweigert habe und später mich dann doch dafür entschieden habe, gab es Reaktionen nach dem Motto: "Also doch..." Als Kind habe ich das eher so interpretiert: "Sieh an wer da zurückgekrochen kommt." Das hat, dann etwas entwürdigendes gehabt. Auch wenn es überhaupt nicht so gemeint war. Aber als Kind versteht man Sachen auch mal falsch. Aber diese Macke ist mir bis heute geblieben. Ich habe in meiner Vergangenheit Tabus gesetzt, über Themen, die mir unangenehm waren. Diese Tabus habe ich zwar seltenst ausgesprochen, aber ich denke dass, meine Eltern anhand von Körpersprache erkannt haben, dass es mir unangenehm ist. Der Auszug war eines der Sachen über die ich nicht sprechen wollte. Vor zwei Jahren war mir das noch richtig unangenehm. Ich konnte mir auch noch nicht vorstellen einen Haushalt selber zu führen (ein Beispiel dafür, wie man sich in den 20ern seines Lebens geistig noch entwickelt). Also das Thema wurde vermieden wo es ging. Den rest kennt ihr ja, jetzt muss ich versuchen, dieses Totschweigen zu beenden. Ich habe erkannt, dass es falsch ist, Themen auf Jahre hinweg Totzuschweigen, wenn man weiß, dass man sich irgentwann damit auseinandersetzen muss. Es muss einfach mal tacheles geredet werden. Wenn ich das gemacht hätte, würde ich die Haltung meiner Eltern dazu besser kennen, denke ich.
Und was diese "Dominanz" meiner Eltern noch ausmacht ist, dass ich wirklich sehr, sehr lange nicht für mich selber entschieden habe. Mir war alles immer egal und habe meine Eltern entscheiden lassen. Eine Tante von mir hat es vor 10 Jahren schon mal richtig erkannt und gesagt, dass ich mal anfangen muss selber Entscheidungen zu treffen. Aber viel ausrichten kann sie auch nicht, wenn sie 300 KM weit weg wohnt und gerade 3 mal im Jahr vorbeikommt. Die Pubertät ist bei mir "milde" verlaufen. Es gab keine "Revulotion" gegen die Eltern. Das passiert im Moment, wenn auch großteils innerlich :mrgreen: . Also, meine Eltern sind gar nicht so dominant. Ich habe mir bisher einfach nur zu viel gefallen lassen und habe einfach noch nicht gelernt mich mal so richtig gegen meine Eltern zu stemmen. Was ich im Augenblick eher zum Nachteil für mich sehe.
Da hat Wusel etwas Richtiges geschrieben, ich mache mir das Leben selber künstlich schwer. Das ist alles nur in meinem Kopf.

Und weil jetzt schon zwei mal meine Schwester erwähnt wurde: Wir sind so unterschiedlich wie Tag und Nacht. Wenn ihr uns erleben würdet, würdet ihr nicht denken, dass wir irgendwie verwandt sind :mrgreen: . Sie hat ihre Ausbildung beendet und ist dieses Jahr, ohne groß selber mal vernünftig darüber nachzudenken einfach Ausgezogen. Ich sag euch, das hat Krach mit meinen Eltern gegeben, weil sie alles total planlos und unüberlegt machen wollte. Ich bin der Meinung, dass sie dabei mehr Glück als Verstand gehabt hat. Aber als es den Krach gab habe ich mich natürlich erst recht nicht getraut etwas zu sagen, da ich nicht auch noch Öl ins Feuer gießen wollte.
So unvernünftig das von ihr auch war, hat sie eine Eigenschaft, vor der ich respekt habe. Sie hat sich nicht unterkriegen lassen und hat ihr Ziel bis zur Vollendung verfolgt.
Aber bei mir glaube ich, wären die Diskussionen nicht so häftig, weil ich mir alles lange überlegt habe, finanziell geplant habe (ich weiß ca., wie teuer die Miete sein darf usw.). MIr fallen eigentlich nur diese, von mir genannten, Pseudo-Argumente ein, die sie mir entegenbringen könnten.
Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben.
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Re: Angst vor Veränderungen im Leben

Beitrag von Sunshine »

Antimainstream hat geschrieben:Jetzt sind hier schon öfters im Zusammenhang mit meinen Eltern die Begriffe dominant und Ehrfurcht gefallen. Ehrfurcht vor meinen Eltern habe ich jetzt eher weniger. Das hat sich bis auf Respekt aufgelöst. Es sind für mich nicht mehr die Super-Eltern. Diese Fassade hat schon vor ca. 10 Jahren schon erste Risse bekommen. Eine ganze Zeit lang habe ich das noch abgetan, nach dem Motto "Jeder hat seine Macken". Aber spätestens letztes Jahr, wenn nicht sogar vorletztes Jahr ist dieses heile-Welt-getue völlig eingestürzt. Ich lüge mich nicht mehr selber an und weiß, dass sie mir immer mehr und mehr auf den Zeiger gehen. Auch ein Aspeckt für mich, auszuziehen. Wenn ich nicht mal wie ein Dampfkochtopf, der zu viel Druck hat, explodieren will, muss ich da raus, um das gute Verhältnis zu meinen Eltern zu waren. Aber wie gesagt, der Respekt ist noch da und ich habe auch allen Grund ihnen dankbar zu sein, wohlbehütet aufgewachsen zu sein und vor allem, dass sie immer hinter mir gestanden haben in Guten, wie auch in schlechten Zeiten.
Das erinnert mich sehr an meine Eltern. Nur das ich mittlerweile den Respekt vor meinem Vater gänzlich verloren habe. Tu dir den Gefallen, und zieh dort so schnell wie möglich aus. Es wird sich anfühlen, als könntest du auf einmal richtig atmen. :umarmung2:
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Re: Angst vor Veränderungen im Leben

Beitrag von Buham »

Ich kann den Auszug auch nur empfehlen, hab ich auch viel zu spät realisiert.

Und ich gehöre zu den hier schon erwähnten Ausnahmen. Bis auf den eigenen Haushalt war ich auch vor dem Auszug schon mehr oder weniger komplett selbstständig. Ich habe getan und gelassen, wonach mir war. Habe auch keine Rechenschaft abgelegt, wenn ich übers Wochenende weg war oder ähnliches. Meine Eltern hatten keinen Einblick/Einfluss auf Beruf, Finanzen usw.

Der Auszug bringt einen mental voran. Man ist gezwungen, jede Menge Entscheidungen für sich zu treffen. Zum Beispiel die Wohneinrichtung. Man lernt sich dadurch auch selbst besser kennen.

Ein eher kleiner Aspekt an dem ganzen ist dann natürlich auch die hier schon erwähnte Vorstellung, irgendwann eine Freundin nach Hause ins "Kinderzimmer" einzuladen... absoluter Horror. Meine Mutter hätte sich zu einem solchen Anlass wahrscheinlich sogar aus der Wohnung begeben und woanders genächtigt. Aber trotzdem, die Vorstellung ist und bleibt Horror ;)

Ach noch was: es muss nicht dazu führen, dass das Verhältnis zu den Eltern dadurch leidet. Das Verhältnis zu meinen Eltern ist nach wie vor komplett intakt.
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Re: Angst vor Veränderungen im Leben

Beitrag von Montecristo »

Buham hat geschrieben:Habe auch keine Rechenschaft abgelegt, wenn ich übers Wochenende weg war oder ähnliches. Meine Eltern hatten keinen Einblick/Einfluss auf Beruf, Finanzen usw.
Ich habe ja schon als Student nicht mehr zu Hause gewohnt. Interessanterweise hat mein Vater aber immer noch Vollmachten und Einsicht in meine Bankverbindung. Eine Bequemlichkeit meinerseits. (Meine Qualifikation: Papas Sohn :mrgreen: ) Und eine Möglichkeit für meinen alten Herrn andere Leute in Wahnsinn zu treiben. Aber besser die als ich.
Zuletzt geändert von Montecristo am 09 Jun 2015 21:14, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Angst vor Veränderungen im Leben

Beitrag von Sunshine »

Buham hat geschrieben:Ein eher kleiner Aspekt an dem ganzen ist dann natürlich auch die hier schon erwähnte Vorstellung, irgendwann eine Freundin nach Hause ins "Kinderzimmer" einzuladen... absoluter Horror.
Am besten wäre es, wenn das Kinderbettchen auch noch knarzt. :mrgreen:
Buham hat geschrieben:Ach noch was: es muss nicht dazu führen, dass das Verhältnis zu den Eltern dadurch leidet.
Nö, natürlich nicht. Bei mir war's vorher schon hin. Zu meiner Mutter ist es mit dem Auszug besser geworden. Bei meinem Vater unverändert schlecht, was aber daran liegt, dass ich daran kein Interesse mehr habe.
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Re: Angst vor Veränderungen im Leben

Beitrag von Montecristo »

Buham hat geschrieben:Meine Mutter hätte sich zu einem solchen Anlass wahrscheinlich sogar aus der Wohnung begeben und woanders genächtigt. Aber trotzdem, die Vorstellung ist und bleibt Horror ;)
Meine Eltern wohnen ja 400km entfernt. Ich wüsste echt nicht, was ich machen sollte, wenn ich die mit einer Freundin besuchen würde. Vermutlich würde ich einfach ins Hotel gehen. Die Diskussionen kann ich nicht mehr haben. Und die Freundin würde vermutlich austicken...
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Re: Angst vor Veränderungen im Leben

Beitrag von Buham »

Montecristo hat geschrieben:Interessanterweise hat mein Vater aber immer noch Vollmachten und Einsicht in meine Bankverbindung.
Und macht er davon auch tatsächlich gebrauch?? Wenn es sowieso nur eine theoretische Möglichkeit ist, wayne ;)
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Re: Angst vor Veränderungen im Leben

Beitrag von Montecristo »

Buham hat geschrieben:
Montecristo hat geschrieben:Interessanterweise hat mein Vater aber immer noch Vollmachten und Einsicht in meine Bankverbindung.
Und macht er davon auch tatsächlich gebrauch?? Wenn es sowieso nur eine theoretische Möglichkeit ist, wayne ;)
Sicher nicht ohne Rücksprache oder gar zu meinem Nachteil.
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Re: Angst vor Veränderungen im Leben

Beitrag von Ringelnatz »

Mein Vater zahlt noch meinen Handyvertrag :D (Überbleibsel aus dem Studium - wir hatten da so einen gemeinsamen Vertrag). Ich finde das ganz süß :shylove:
Antimainstream hat geschrieben:Und was diese "Dominanz" meiner Eltern noch ausmacht ist, dass ich wirklich sehr, sehr lange nicht für mich selber entschieden habe. Mir war alles immer egal und habe meine Eltern entscheiden lassen. Eine Tante von mir hat es vor 10 Jahren schon mal richtig erkannt und gesagt, dass ich mal anfangen muss selber Entscheidungen zu treffen. Aber viel ausrichten kann sie auch nicht, wenn sie 300 KM weit weg wohnt und gerade 3 mal im Jahr vorbeikommt. Die Pubertät ist bei mir "milde" verlaufen. Es gab keine "Revulotion" gegen die Eltern. Das passiert im Moment, wenn auch großteils innerlich :mrgreen: . Also, meine Eltern sind gar nicht so dominant. Ich habe mir bisher einfach nur zu viel gefallen lassen und habe einfach noch nicht gelernt mich mal so richtig gegen meine Eltern zu stemmen. Was ich im Augenblick eher zum Nachteil für mich sehe.
Du erscheinst da schon sehr reflektiert zu sein, was die Ursachen und Hintergründe anbetrifft. Jetzt muss es "nur" noch los gehen ;-) Vielleicht fällt es dir leichter, wenn du das Projekt "Auszug" nicht ganz so stark als Wende und Lebensveränderung betrachtest? Probier es doch mal aus. Wenn du es dann total furchtbar findest, ziehst du nach einem Jahr einfach wieder zurück in dein Zimmer. Keine Angst vor Entscheidungen, denn du kannst auch genauso entscheiden, sie wieder rückgäng zu machen!
In a world where you can be anything, be kind.
Pattick

Re: Angst vor Veränderungen im Leben

Beitrag von Pattick »

Antimainstream hat geschrieben:Und weil jetzt schon zwei mal meine Schwester erwähnt wurde: Wir sind so unterschiedlich wie Tag und Nacht. Wenn ihr uns erleben würdet, würdet ihr nicht denken, dass wir irgendwie verwandt sind :mrgreen: . Sie hat ihre Ausbildung beendet und ist dieses Jahr, ohne groß selber mal vernünftig darüber nachzudenken einfach Ausgezogen. (...)
So unvernünftig das von ihr auch war, hat sie eine Eigenschaft, vor der ich respekt habe. Sie hat sich nicht unterkriegen lassen und hat ihr Ziel bis zur Vollendung verfolgt.
Hihi - mein Bruder und ich waren auch 100%ig verschieden als wir noch Zuhause gewohnt haben. OK - das hat sich bei uns in beiden Fällen vor der Volljährigkeit schon erledigt gehabt. Mein Bruder war auch der unvernünftige. Während ich mit mehreren Zehntausend Mark auf der hohen Kante ausgezogen bin, hat er sich das Geld bei mir geliehen ;-). Ich beneide ihn um seine Erlebnisse, zu denen ich nie den Mut hat. Ich konnte ihn mit meiner Vernunft quasi wieder auf die Erde stellen. Aber ich selbst kann das nicht erleben, was er in der Jugend erlebt hat. Auszug war bei uns aber keine Diskussion. Ich bin erstmal zu meiner Oma und da dann irgendwann weg und fertig. Mein Bruder hat sich dermaßen mit unserem Stiefvater verkracht, dass er quasi innerhalb von 10min ausgezogen ist - zu nem Freund.
Aber bei mir glaube ich, wären die Diskussionen nicht so häftig, weil ich mir alles lange überlegt habe, finanziell geplant habe (ich weiß ca., wie teuer die Miete sein darf usw.). MIr fallen eigentlich nur diese, von mir genannten, Pseudo-Argumente ein, die sie mir entegenbringen könnten.
[/quote]
Ich würde das gar nicht diskutieren. Der Zeitpunkt des Auszugs wird kommen - so oder so - unweigerlich. Das muss deinen Eltern klar sein. Ich würde ihnen das ganz sachlich darlegen, würde ihnen sagen, dass das überhaupt nichts mit ihnen und eurem Verhältnis zu tun hat sondern dass du den nächsten Schritt in deiner Persönlichkeitsentwicklung nehmen möchtest und dass du hoffst, dass sie dich dabei unterstützen.
Bist du noch in der Ausbildung? Finanziell muss es natürlich hinhauen. Andererseits - ich hab damals mein Studium geschmissen, weil ich kein Bafög bekam und hätte arbeiten müssen. Eigentlich gaga, denn ich sag immer, dass man ca. 700 Euro im Monat braucht zzgl. ein paar Reserven und Wohnungseinrichtung. Ein 450 Euro-Job, das Kindergeld (das du meine ich bis 27 noch bekommst wenn du in der Ausbildung bist) und dann ist das schon fast geritzt. Bisschen was geht nebenher immer noch - zumindest war das bei mir, da ich schon über eine abgeschlossene Berufsausbildung verfügte.
Ich würde das ganz konkret jetzt mal angehen und mir überlegen, ob es was in der Nähe sein soll oder was wo ganz anders. Vielleicht spielen ja auch berufliche Belange da eine Rolle. Beides hat Vor- und Nachteile. Dann eine Wohnung suchen - ist vor Ort natürlich einfacher als woanders. Ich weiß nicht wie das in Nürnberg aussieht. Hier in Rhein-Main ist der Markt etwas angespannt aber es geht. Ich kenne nur den Markt hier, den dafür recht gut (ich vermiete zwei kleine, hätte auch sehr bald eine im Angebot ;-)).
Das wird schon. Wenn ich mir überlege dass selbst ein völlig unselbstständiger Freund irgendwann ausgezogen ist (mit 27 meine ich). Dem hat die Mama noch die Klamotten morgens hingelegt und er hat sich nicht getraut sich zu wehren. Und der hat einen riesen Sprung gemacht. Heute paar Jahre später hat er geheiratet, ist konvertiert (erzkatholisch erzogen, ganz übel) - DAS war der richtige Knall zu Hause ;-). Einfach toll wie er sich entwickelt hat. Während er früher viel in seiner Kindheit lebte, ist er inzwischen ein richtiger Mann (Ich war sein Gruppenleiter bei den Pfadfindern, kenne ihn seit er 12 ist). Es ist einfach toll zu erleben wie aus einem völlig unbeholfenen und hilflosen Jungen ein erwachsener und total selbstständiger Mann wird. Und er hat auch ein gutes Verhältnis zu seinen Eltern. Erst ein riesen Krach und letztens haben wir zusammen ne Wohnungsübergabe gemacht (die ersten Vermieter waren echte Arschlöcher) und da hab ich mich seit 10 Jahren wieder mit seinen Eltern unterhalten. Da ist alles im Lot. Das passt schon. Da müssten deine Eltern schon schwere Störungen haben dass das wirklich zum Bruch führt. Das glaub ich nicht. Das gibt es. Aber da wären sie jetzt schon viel viel bestimmender.
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Esperanza
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Re: Angst vor Veränderungen im Leben

Beitrag von Esperanza »

Gilbert hat geschrieben:
Esperanza hat geschrieben:Was soll denn schlimmes passieren?
Das erinnert mich an meinen Auszug aus dem Elternhaus.
Meine Eltern haben danach den Kontakt zu mir auf ein absolutes Minimum beschränkt, nach dem Motto: Aus den Augen, aus dem Sinn. Der persönliche Kontakt zu meinem Vater tendierte gegen null. Meine Mutter rief zwei- oder dreimal im Jahr an. Zu meinen Geburtstagen fragte sie mich jedesmal, wie alt ich geworden sei. Es vergingen 12 Jahre, bis sie mich das erste und einzige Mal nach dem Auszug besuchte. In der Zeit war ich schon viermal umgezogen....

Sorry, das ich nochmal darauf zurückkommen, aber WARUM?????

Haben deine Eltern erwartet dass du auf ewig bei ihnen bleibst? Dass du dich um sie kümmerst oder whatever?
Ich finde das schon ziemlich krass, zuerst tagtägliches Zusammenleben und dann nichts mehr.
Anderer Eltern Kinder ziehen doch auch aus, das ist doch jetzt kein Sakrileg!

War euer Verhältnis vor dem Auszug gut?

Trau dich, Antimainstream!!!

Wie ist das Verhältnis heute zwischen deinen Eltern und deiner Schwester?
Kein Mensch war ohne Grund in deinem Leben. Der eine war ein Geschenk. Der andere eine Lektion. Manche auch beides.