Ich danke euch für eure Beiträge. Es waren bisher viele gute Sachen dabei. Leider wurde in den letzten Beiträgen etwas vom Thema abgeschweift. Quasi vom "ins eigene Leben starten" ging es in den Tod
. Aber seis drum.
Die ein oder Andere Anregung wurde hier gemacht, die ein oder Andere Erfahrung wurde erzählt, Mut wurde zugesprochen, aufgerüttelt wurde, jetzt schon mal vielen Dank dafür
. Bin gespannt ob und was noch kommt.
Jetzt sind hier schon öfters im Zusammenhang mit meinen Eltern die Begriffe dominant und Ehrfurcht gefallen. Ehrfurcht vor meinen Eltern habe ich jetzt eher weniger. Das hat sich bis auf Respekt aufgelöst. Es sind für mich nicht mehr die Super-Eltern. Diese Fassade hat schon vor ca. 10 Jahren schon erste Risse bekommen. Eine ganze Zeit lang habe ich das noch abgetan, nach dem Motto "Jeder hat seine Macken". Aber spätestens letztes Jahr, wenn nicht sogar vorletztes Jahr ist dieses heile-Welt-getue völlig eingestürzt. Ich lüge mich nicht mehr selber an und weiß, dass sie mir immer mehr und mehr auf den Zeiger gehen. Auch ein Aspeckt für mich, auszuziehen. Wenn ich nicht mal wie ein Dampfkochtopf, der zu viel Druck hat, explodieren will, muss ich da raus, um das gute Verhältnis zu meinen Eltern zu waren. Aber wie gesagt, der Respekt ist noch da und ich habe auch allen Grund ihnen dankbar zu sein, wohlbehütet aufgewachsen zu sein und vor allem, dass sie immer hinter mir gestanden haben in Guten, wie auch in schlechten Zeiten.
Nun ja, das mit der Dominanz spielt sich nur in meinem Kopf ab. Da ist mir irgend eine Macke aus der Kindheit noch geblieben. Wenn ich mich als Kind gegen irgendetwas verweigert habe und später mich dann doch dafür entschieden habe, gab es Reaktionen nach dem Motto: "Also doch..." Als Kind habe ich das eher so interpretiert: "Sieh an wer da zurückgekrochen kommt." Das hat, dann etwas entwürdigendes gehabt. Auch wenn es überhaupt nicht so gemeint war. Aber als Kind versteht man Sachen auch mal falsch. Aber diese Macke ist mir bis heute geblieben. Ich habe in meiner Vergangenheit Tabus gesetzt, über Themen, die mir unangenehm waren. Diese Tabus habe ich zwar seltenst ausgesprochen, aber ich denke dass, meine Eltern anhand von Körpersprache erkannt haben, dass es mir unangenehm ist. Der Auszug war eines der Sachen über die ich nicht sprechen wollte. Vor zwei Jahren war mir das noch richtig unangenehm. Ich konnte mir auch noch nicht vorstellen einen Haushalt selber zu führen (ein Beispiel dafür, wie man sich in den 20ern seines Lebens geistig noch entwickelt). Also das Thema wurde vermieden wo es ging. Den rest kennt ihr ja, jetzt muss ich versuchen, dieses Totschweigen zu beenden. Ich habe erkannt, dass es falsch ist, Themen auf Jahre hinweg Totzuschweigen, wenn man weiß, dass man sich irgentwann damit auseinandersetzen muss. Es muss einfach mal tacheles geredet werden. Wenn ich das gemacht hätte, würde ich die Haltung meiner Eltern dazu besser kennen, denke ich.
Und was diese "Dominanz" meiner Eltern noch ausmacht ist, dass ich wirklich sehr, sehr lange nicht für mich selber entschieden habe. Mir war alles immer egal und habe meine Eltern entscheiden lassen. Eine Tante von mir hat es vor 10 Jahren schon mal richtig erkannt und gesagt, dass ich mal anfangen muss selber Entscheidungen zu treffen. Aber viel ausrichten kann sie auch nicht, wenn sie 300 KM weit weg wohnt und gerade 3 mal im Jahr vorbeikommt. Die Pubertät ist bei mir "milde" verlaufen. Es gab keine "Revulotion" gegen die Eltern. Das passiert im Moment, wenn auch großteils innerlich
. Also, meine Eltern sind gar nicht so dominant. Ich habe mir bisher einfach nur zu viel gefallen lassen und habe einfach noch nicht gelernt mich mal so richtig gegen meine Eltern zu stemmen. Was ich im Augenblick eher zum Nachteil für mich sehe.
Da hat Wusel etwas Richtiges geschrieben, ich mache mir das Leben selber künstlich schwer. Das ist alles nur in meinem Kopf.
Und weil jetzt schon zwei mal meine Schwester erwähnt wurde: Wir sind so unterschiedlich wie Tag und Nacht. Wenn ihr uns erleben würdet, würdet ihr nicht denken, dass wir irgendwie verwandt sind
. Sie hat ihre Ausbildung beendet und ist dieses Jahr, ohne groß selber mal vernünftig darüber nachzudenken einfach Ausgezogen. Ich sag euch, das hat Krach mit meinen Eltern gegeben, weil sie alles total planlos und unüberlegt machen wollte. Ich bin der Meinung, dass sie dabei mehr Glück als Verstand gehabt hat. Aber als es den Krach gab habe ich mich natürlich erst recht nicht getraut etwas zu sagen, da ich nicht auch noch Öl ins Feuer gießen wollte.
So unvernünftig das von ihr auch war, hat sie eine Eigenschaft, vor der ich respekt habe. Sie hat sich nicht unterkriegen lassen und hat ihr Ziel bis zur Vollendung verfolgt.
Aber bei mir glaube ich, wären die Diskussionen nicht so häftig, weil ich mir alles lange überlegt habe, finanziell geplant habe (ich weiß ca., wie teuer die Miete sein darf usw.). MIr fallen eigentlich nur diese, von mir genannten, Pseudo-Argumente ein, die sie mir entegenbringen könnten.
Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben.
Cicely Saunders
One time I need to be honest
To find out what matters
Because being alive
Is more than just breathing
Me and Reas - More than just breathing