Weinen

Alles zu Deiner persönlichen Situation, Deinen Erlebnissen und was Dir auf dem Herzen liegt als Absoluter Beginner.
Wechselta.(ug)

Re: Weinen

Beitrag von Wechselta.(ug) »

Ich heule zumindest öfter als früher, wahrscheinlich Medikamenten-/Behandlungs- oder Situationsbedingt. Vor allem eigentlich immer dann, wenn in Filmen jemand heult.
Nach Anschauen von "Die Entdeckung der Unendlichkeit" hatte ich nen richtigen Heulkrampf.
Und bei Songs wie "The Keeper" von Chris Cornell (weil ich da immer an den Film "Machine Gun Preacher" denken muss und der Text geht mir irgendwie an die Nieren) oder "Machine Gun" von Portishead (die Atmosphäre, aber der Text ist auch heftig "But now I realize that I'm only for me"), außer den Frühwerken von den einstürzenden Neubauten (das Album "Kollaps" z.B.) gibt's keinen Song, der so eine dunkle Atmosphäre hat, da kommt selbst Black Metal nicht mit, wobei das ja eher Hass-Dunkel ist.

Wer sich mal richtig in die Traurigkeit fallen lassen will, sollte mal Anathema (aus "Regret": "I feel all alone in a crowded room", wenn das mal kein AB-Song is) anhören oder die ganzen Shoegaze Sachen (Alcest & Co). Kann auch befreiend sein sowas, man darf nur nicht darin versinken.

Komisch ist, dass in meinen dunklen Jahren in denen ich eigentlich nur ein Zombie war fast gar nicht geheult habe. Da lag ich nur Abends fast immer auf dem Bett und hab gegrübelt wie schlecht die Welt und die Menschen doch sind und das Leben einfach nur scheiße ist. Außenkontakt hatte ich eigentlich nur mit jemandem, der noch selbstzerstörerischer war (bei mir immerhin nur passiv) als ich und mir letztlich nicht gut getan hat, was ich viel zu spät erkannt habe.
Jetzt habe ich ein viel positiveres Umfeld, was eben auch viel ausmacht.
Corp.INC hat geschrieben:Zwar nicht in der Intensität wie bei dir, aber ich kenne es.
Wie? Du als gestandener Fast-Weiberheld?
Kleo

Re: Weinen

Beitrag von Kleo »

Hallo Leari,

ja ich kenne das auch, zz. ist es bei mir auch so, dass mir öfters abends die Tränen kommen.
Bei mir ist es so, dass ich in wenigen Wochen 40 werde ich da habe ich in der letzten Zeit schon ein wenig drüber gegrübelt. Früher habe ich mich mit 40 anderswo gesehen.
Und auch, dass die biologische Uhr immer lauter tickt, macht mir schon zu schaffen.
Ich hab vor kurzem eine längere Reise mit Freunden gemacht, und auch da hatte ich auch Zeit zum Nachdenken.
Wie hier schon geschrieben wurde, ist es sicherlich ein Portion Selbstmitleid oder auch Enttäuschung , die da mitspielt. :specht:

Bei mir kommt ebenfalls noch hinzu, dass es Jemanden gibt an dem ich interssiert bin, der auch nicht weiß wo er steht, aber kaum darüber redet und noch dazu evtl. auch Bindungsängste hat und das macht dieses auf- und ab seit langem nicht leichter. Mal kann ich damit besser mal schlechter umgehen, zz. einfach eben schlechter!
Vierteljahrhundert

Re: Weinen

Beitrag von Vierteljahrhundert »

Was ich mittlerweile erschreckend finde, ist das ich nur noch sehr selten weine.

Als ich in der Pubertät sehr schnell merkte, das ich ein Ladenhüter bin habe ich mich oft in den Schlaf geheult, mit 20 oder so war nachtschwarze Depression ein ständiger Begleiter, da saß ich als Wehrpflichtiger Tränenüberströmt auf dem Klo und starrte auf die durchgeladene und entsicherte Pistole in meiner Hand, diesen Notausgang habe ich nicht genommen.

Dann mit Mitte 20 eine ultrafiese Zeit, neue Gipfel des Frustes, da habe ich Monatelang jede Sekunde gegen die Tränen gekämpft, aber diesen Kampf oft verloren.

Dann Anfang 40 die Hardcore-AB Variante der Mitlife-Crisis, das selbe in Grün, ich war für ein Jahr zu nichts mehr zu gebrauchen.

Und jetzt, 49, immer noch ungeküsst ?

Ich habe keine Tränen mehr, nicht so wie ich mir das mal gewünscht habe, in dem Sinn das ich meinen Frieden mit meinem Leben als AB gemacht habe und zufrieden bin.

Sondern ich bin immer noch unglücklich, unzufrieden, frustriert, gequält von unerfüllbaren Wünschen, aber ich kann nicht weinen, ich drehe nicht durch, schmeisse die Brocken nicht hin, mache immer weiter und versuche mit mässigen Erfolg einen Menschen zu simulieren.

Ich finde das erschreckend, die seltenen Momente wo ich in meinen vier Wänden zusammenbreche und Rotz und Wasser heule finde ich erlösend, ich denke nicht die Tränen sind das Problem, sondern die Phase jenseits der Tränen, man verliert die letzte Brücke zwischen sich und dem was einen richtigen Menschen ausmacht.
Nonkonformist

Re: Weinen

Beitrag von Nonkonformist »

Bei mir ist es so das ich eher zu wenig weine.
Und wann, dann schneller bei irgendwelchen traurigen film oder musik, als
wegen etwas anderes.

Dabei hätte ich mehr als ausreichend gründe gehabt zum weinen...

Es gehen manchmal jahren vorbei ohne das ich weine.
Und emotional abgestorben sein, apathie und gleichgültigkeit, sind schlimmer als nur traurig sein....
Artie

Re: Weinen

Beitrag von Artie »

Ja, manchmal, wenn ein berührender Song im Radio läuft, dann überkommt es mich ein wenig.
Elmi

Re: Weinen

Beitrag von Elmi »

Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal aus Traurigkeit geweint habe. Weder bei berührenden Filmen noch beispielsweise bei der Beerdigung meines Großvaters vor ein paar Jahren. Selbst wenn ich sehr niedergeschlagen bin, weine ich nicht.

Eine kleine Freudenträne habe ich aber schon ein paar Mal verdrückt, wenn ich mich richtig erinnere.

Irgendwie finde ich das schon kurios. Ich vermute es liegt daran dass ich traurige Dinge o.Ä. nicht an mich heranlasse. Was auf Dauer gesehen natürlich mit Sicherheit alles andere als gesund ist.
Leari

Re: Weinen

Beitrag von Leari »

Ich muss sagen, dass ich auch nie vor anderen weine. Auch bei der Beerdigung von meinem Opa, Tod vom Hund etc. habe ich nie geweint. Nicht, weil ich nicht traurig bin, sondern weil ich wegen sowas einfach nicht weinen kann und erst recht nicht vor anderen Menschen.
Wusel

Re: Weinen

Beitrag von Wusel »

Was ich in den ersten Monaten des Jahres an Tränen lies reicht eigentlich für die nächsten 10 Jahre .. :sadman:
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Le Chiffre Zéro
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Re: Weinen

Beitrag von Le Chiffre Zéro »

Ich glaube, ich bin über die Jahre zu sehr abgebrüht, um nicht zu sagen, abgestumpft, nicht zuletzt auch durch die lange Super-OdB-Geschichte, eine Achterbahnfahrt fast nur mit unterirdischen Abschnitten. Der Geist hat die weitgehende Kontrolle über die Seele und die Emotionen – oder dem, was von ihnen noch übrig ist. Es ist extremstens selten, daß ich auch nur in die Nähe von Tränen komme – und selbst wenn, setzt eine sofortige Blockade ein. Weder eine Ballade noch ein trauriger Film noch der Verlust von dreien meiner Großeltern hat mich je zum Heulen gebracht.

Ich habe seit mehr als 20 Jahren nicht mehr geweint. Und das ist auch gut so. Ich sehe darin keine Vorteile.
← Das da sind keine Klaviertasten. Es sind Synthesizertasten. Doch, da gibt es Unterschiede.

Ich kann es euch erklären. Ich kann es aber nicht für euch verstehen. Das müßt ihr schon selbst tun.

INTJ nach Myers-Briggs
ogor

Re: Weinen

Beitrag von ogor »

Leari hat geschrieben:Ich weiß garnicht, wann das angefangen hat.. Seit Monaten weine ich so gut wie jeden Tag. Oft im Auto, unter der Dusche und vor allem immer abends im Bett. Also an Orten, an denen ich alleine bin und zu viel Zeit zum Nachdenken habe. Kennt das jemand oder bin ich alleine damit?
Ich muss gerade an ein Erlebnis denken, dass ich vorletztes Wochenende hatte.

Ich war mit der Bahn unterwegs und als ich zur Rückfahrt in den Zug einsteige steht am Bahnhof ein Pärchen - geschätzt beide über 70 Jahre - und küssen sich. Er steigt in den Zug ein und winkt ihr lange und herzlich hinterher.

Diese Innigkeit, diese Liebe, die die beiden ausgedrückt haben, das hat mich so mitgenommen, dass ich die nächste halbe Stunde im Zug geheult habe.
Beginner

Re: Weinen

Beitrag von Beginner »

Nicht alle sind glücklich,
die glücklich scheinen.
Manche Lachen nur
um nicht zu weinen!
zumsel

Re: Weinen

Beitrag von zumsel »

Beginner hat geschrieben:Nicht alle sind glücklich,
die glücklich scheinen.
Manche Lachen nur
um nicht zu weinen!
Ach deswegen schreibe ich hier immer so aufgedreht.
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fidelchen
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Re: Weinen

Beitrag von fidelchen »

Manchmal frage ich mich wieviel Auf und Abs normal ist und ab wann man eigentlich lieber wirklich hilfe suchen sollte bzw. dringend was an sein Leben ändern sollte.

Jeder hat natürlich seine guten Tage und die schlechten Tage. Jeder hat seine Zeiten in denen er Einsamer ist und dann auch die Zeiten wo er lieber mehr Zeit für sich hätte.

Aber ab wann sollte man wirklich was ändern?

Schwere Frage :roll:
Ich selber würde mich nicht als unglücklich bezeichnen und ich kann sehr gut Zeit für mich selber nutzen, hab aber auch Tage wo ich mich einsamer fühle als zu anderen Tagen.

Aber so oder so... Da hilft nur rausgehen und auf Menschen zugehen...
AWG = Alles wird gut :-)

Nach ganz strenger Definition bin ich ein "Normalo"
Nach geschwächter Definition bin ich ein "SC-AB"
Und fühlen tu ich mich wie ein "XX-AB"
Was bin ich nun?
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Montecristo
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Re: Weinen

Beitrag von Montecristo »

fidelchen hat geschrieben:Aber ab wann sollte man wirklich was ändern?
Bei permanent negativer Stimmung immer. Die Frage ist natürlich, ob es so einfach geht. Manche Dinge lassen sich eben nicht ändern, dann kann man nur einen anderen Ansatz wählen. Aber wichtig scheint mir die Erkenntnis, dass man nur selbst etwas tun kann.
fidelchen hat geschrieben:Aber so oder so... Da hilft nur rausgehen und auf Menschen zugehen...
+1
Im Leben geht es zu 10% um das, was passiert und zu 90% wie wir darauf reagieren.
Olegsson

Re: Weinen

Beitrag von Olegsson »

Kann ich z.Z. überhaupt weinen?
Also früher konnte ich selten weinen. Man hat mir auch von Haus aus immer gesagt, Weinen sei schwach und unmännlich ...ich solle stark sein usw.
Weinen konnte ich dann auch ein Zeitlang gar nicht.
Und dann fing das vor ca. fünf Jahren mit den Schicksalsschlägen an. Irgendwann habe ich kapituliert und habe viel geweint.
Seit dem ich aber den Suizidversuch hinter mir habe ...habe ich nicht mehr geweint.
Danach hatte ich noch ganz schöne Brocken an Schicksalsschlägen zu schlucken (trotzdem nicht geweint). Wahrscheinlich bin ich dadurch abgestumpft.
Aber irgendwie bin ich auch zu einem Optimisten mutiert.
Das Leben bietet mir vielleicht schon morgen den nächsten Schlag, aber was soll's, ich erfreue mich trotzdem daran.
Jedenfalls lasse ich mich nicht durch meine Gedankengänge oder Alleinsein zum Weinen bringen, höchstens durch einen weiteren Schlag, der zu überwinden ist.

Negative Dänke ist der schnellste Weg zur Depression ...und positive, der einzige Weg raus.
Da halte ich es auch mittlerweile wie Epikur, Selbstgenügsamkeit (im Sinne von sich selbst genügen, im Alleinsein) ist eine Tugend. Genau so schön ist es aber auch, Zeit mit seinen wertvollen Freunden zu verbringen.
Susi

Re: Weinen

Beitrag von Susi »

Wegen meines ABtums musste ich noch nie weinen. Nur bei Liebeskummer, aber das tun Normalos ja auch. Ich wüsste gar nicht, wieso ich traurig sein soll, wenn ich Single ohne OdB bin :verwirrt:
Knecht Christi

Re: Weinen

Beitrag von Knecht Christi »

Ich wünschte, ich könnte es, aber das passiert bei mir maximal 3-4 mal im Jahr.

Liegt es daran, dass ich verbittert bin, "Beton in meiner brust und deswegen" nicht weinen kann.

Befinde mich meistens in einem Zustand zwischen Apathie, flüchtigem Gehetztsein, Frustration, Depression, extremer Grübelei, Selbstmitleid, aber für Traurigkeit ist da irgendwie kein Platz.
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Nell The Sentinel
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Re: Weinen

Beitrag von Nell The Sentinel »

@Knecht Christi: Auch auf die Gefahr hin, dass ich wie eine ätherische Ökotante klinge, aber es könnte sein, dass du keinen Zugang zu deiner Traurigkeit hast. Apathie könnte eine Zuflucht sein, um dich vor deinen intensiven Gefühlen zu schützen, die du vielleicht in dir trägst. Auch Gehetztheit und Frustration (letztere kann auch Wut sein) könnte dein Inneres dazu benutzen, um dich vor der Verletzlichkeit zu schützen, die als äußeres Zeichen eben durch Tränen gezeigt wird.

Zu meiner anderen Theorie würde ich dich gern fragen, ob es dir unangenehm ist, zu weinen.
Baustelle :hallo:
Auge

Re: Weinen

Beitrag von Auge »

Ich weine so gut wie nie, aber würde es so gerne mal wieder. War in den letzten 6 Jahren genau zweimal der Fall.
Nonkonformist

Re: Weinen

Beitrag von Nonkonformist »

@Nell The Sentinel

Klar sind apathie und gleichgulltigkeit schilde gegen emotionen.
Wann der schmerz untragbar wird, schutzt man sich dagegen.

Leider schutzen apathie und gleichgulitgkeit nicht nur gegen traurigkeit und schmerzen,
gleichzeitig verliert man auch der fähigkeit freude und positives zu empfinden.

Keine höhen mehr, damit man nicht mehr fallen kann.

Ich hatte mehreren solche perioden, mann fühlt sich dann wie ein zombie, ob wie
das ganze leben an einem vorbei geht ohne noch länger selbst daran teil zu nehmen.
Während solche perioden gibt es wirklich nichts mehr das einem freude macht -
musik nicht, leckeres essen nicht, sonnenschein nicht, wirklich gar nichts mehr.

Man ist einfach zum boden gegangen ohne noch die kraft zu finden wieder auf zu stehen.

Ich war sehr häufig da, und versuche bereits seit jahren wieder richtig auf zu stehen.
Ist aber ein langsamer prozess....