TheRealDeal hat geschrieben:Wie mich ein anderer Mensch wahrnimmt, kann ich so gut wie gar nicht beeinflussen.
Carnegie-Anhänger würden sicher widersprechen.
Lisa hat geschrieben:Das Bild, das man von sich selbst hat, macht doch einen Großteil der Ausstrahlung aus.
Das ist so nicht zu bestreiten. Und ja, Lächeln macht schöner.
Nur sind wir hier (mal wieder) beim großen Henne-Ei-Problem der Selbst- und Fremdwahrnehmung angelangt. Natürlich beeinflusst das eigene Denken und Verhalten, wie andere uns wahrnehmen. Aber umgekehrt gilt das Gleiche. Und das Eine geht nicht ohne das Andere.
Ein negatives Selbstbild kommt nicht von allein, ein positives ebenso wenig. Beides ist in gewisser Weise anerzogen und erlernt. Natürlich spielen Aussehen und charakterliche Veranlagung irgendeine Rolle. Für stärker halte ich aber die Einflüsse von außen, speziell die Verhaltensweisen anderer Menschen in Bezug auf mich selbst. Das sind z.B. Lob und Tadel, Zuneigung und Ablehnung, Wertschätzung und Missachtung.
Wenn ich gelernt habe, dass ich in bestimmten Situationen stets Ablehnung erfahre, ist mein Selbstbild möglicherweise angegriffen. Vielleicht verliere ich den Glauben daran, jemand könnte mich in diesen Situationen jemals positiv erleben. Vielleicht werde ich auch eines Besseren belehrt und bin davon ganz überrascht. Aber im Wesentlichen kommt es darauf an, wie ich anderen Menschen begegne. Ob ich ihnen zutraue, mich als vollwertigen/liebenswerten/attraktiven/... Menschen zu sehen. Ob ich ihnen
mich zutraue. Daran bemisst sich mein Selbstbild und somit auch meine "Ausstrahlung" (= Wirkung auf andere).
In der Begegnung mit anderen vermischen sich also Selbst- und Fremdwahrnehmung. Mein Selbstbild hängt ganz wesentlich von dem ab, was mir von anderen widerfährt - und noch mehr von dem, was ich als Reaktion auf meine Person
erwarte. Ich selbst kann mich ja ganz okay finden und wenig an mir auszusetzen haben. Trete ich jedoch anderen Menschen gegenüber, kann das schon ganz anders aussehen: Da bin ich Vergleichen, Verhaltensregeln, Erwartungshaltungen u.v.m. ausgesetzt. Kein Wunder, dass es so leicht ist, mit sich selbst zu sprechen, aber so schwer sein kann, vor anderen zu sprechen. Woher soll die Selbstsicherheit kommen? Vom Zutrauen zu mir
und zu anderen.
Und darin liegt eben der feine Unterschied: Selbstvertrauen allein hilft mir nicht, ich muss auch anderen vertrauen können.
Soweit Essis Thesen zur Nacht. Wer logische Fehler findet, darf sie behalten!