Also ich sehe das sehr differenziert. Ich bin das erste Mal schon gleich nach dem Abi ausgezogen, weil mein Studium in einem anderen Ort war. Leider wurde ich krank und schaffte mein Studium nicht, also ging ich zurück nach Hause und habe dort jetzt fast 3 Jahre gewohnt und wieder Kraft getankt und ziehe dann bald wieder mit Mitte 20 in eine WG. Da ich nebenbei meines zweiten Studiums das letzte Jahr viel gearbeitet habe, konnte ich mein Erspartes gut erhöhen und schonmal testen, ob es mit dem Arbeiten klappt.
Ich denke schon, dass man durch das Ausziehen oft nochmal einen Sprung nach vorne machen kann und wenn man dann zurückkehrt ist das Verhältnis zu den Eltern anders. Ich habe aber zu Hause auch schon (freiwillig!) ab 17 meine Wäsche selbst gewaschen bzw. mich abgewechselt (wenn ich ne Maschine nicht voll kriege, schmeiße ich halt was von meinen Eltern dazu).
Natürlich könnte ich jetzt nochmal mehr ansparen, aber ich möchte einfach wieder Leute einladen können. Das verbieten mir meine Eltern zwar nicht, aber mein Zimmer ist direkt gegenüber ihres Schlafzimmers und alle anderen verfügbaren Zimmer wären auch in der Nähe, sodass es praktisch einfach nicht so möglich ist da abends ungestört zu sein. Bis jetzt hat es mich nicht gestört, aber ich will nochmal etwas Freiheit genießen bevor ich mit einem Partner zusammenziehe.
Da ich ein sehr günstiges Zimmer gefunden habe (und das in einer Stadt mit mitunter den höchsten Mieten) brauche ich eigentlich keine Unterstützung (habe genug Erspartes und arbeite auch in den Semesterferien bis auf eine Erholungsphase Vollzeit, unter dem Semester habe ich eine sehr moderate Stundenanzahl). Damit habe ich alleine 1000 Euro zur Verfügung, das reicht für meinen Lebensstil locker, da kann ich sogar noch was sparen.
Meine Eltern wollen mich aber trotzdem ein bisschen unterstützen (sie können das auch und Bafög bekomme ich keines), dann nehme ich das auch an und kann im Zweifel so auch mal weniger arbeiten.
10.000 ansparen in der kurzen restlichen Zeit würde sich für mich im Vergleich zur besseren Entfaltung nicht lohnen. Wohnungen ab drei Zimmern gibt's sowieso nicht unter 300.000/400.000 hier, also helfen mir die wirklich nicht. Puffer, für Notfälle habe ich sowieso genug mittlerweile. Meine Eltern haben auch kein Eigentum, also was soll's, man kann auch gut ohne. Dann lieber keine immensen Schulden im Nacken, die viel Druck machen, kenne einige Bekannte die am Abzahlen gescheitert sind.
Ich denke, dass weder bei den Eltern wohnen noch unterstützt werden und woanders wohnen per se für Unselbstständigkeit zeugen. Eine kleine Unterstützung finde ich angemessen (Leute mit Bafög bekommen in einigen Fällen sogar mehr), wenn der Großteil/gesamte Lebensunterhalt gezahlt wird, ist das eher nicht so selbstständig.
Zuhause qohnen in bestimmten Ausbildungsphasen ist auch in Ordnung, allerdings sollte schon geplant werden, wann man sich mal was Eigenes sucht. Auch jemanden in nem Mehrgenerationen-Haushalt tut es gut, zumindest mal eine Zeit woanders/alleine gelebt zu haben, bevor er zurückkehrt. Man sieht dann viele Dinge mit anderen Augen und kann sie meiner Meinung auch besser wertschätzen. Das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern wird oft entspannter und mehr auf einer Augenhöhe. Mal ein bisschen auf sich alleine gestellt sein/Freiraum haben, kann nicht schaden.
Auf Dauer im Kinderzimmer für mich wohnen: kommt absolut nicht in Frage, zu wenig Privatsphäre. In einem Mehrgenerationenhaus mit eigenem Geschoss/Wohnung, vollkommen ok, wenn ein Mann das macht. Aber ich will auf jeden Fall einen selbstständigen Mann: Das heißt, er sollte sich am Haushalt beteiligen, wenn er zu Hause wohnt und mitanpacken oder zumindest sein Zeug selbst machen.
Als ich selbst zu Hause gewohnt habe, wäre es schwierig gewesen mit jemanden zusammenzukommen, der auch noch zu Hause wohnt. Gerade in der Anfangszeit möchte ich eben die Eltern noch nicht kennenlernen (und meine nicht vorstellen) und ungestört sein.
Wenn ich jetzt was Eigenes habe, könnte man ja zu mir. Dann ist das besser möglich.
Bei Leuten mit Hof ist das nunmal generell anders, da packen nach meiner Beobachtung die Kinder schon ganz schön an. Die Ü30-Jährigen sind da auch keine Muttersöhnchen/verwöhnte Prinzessinnen, sondern haben da den Hof oft schon übernommen und entlasten ihre älteren Eltern.
Vorzüge einer solchen Mehrgenerationen-Lösung auf einem Hof, ist oft, dass die Großeltern, wenn sie noch jünger und fitter sind, auf die Enkel mitaufpassen. Im Gegenzug versorgen ihre Kinder sie finanziell mit. Mütter sind da oft nicht alleine auf ihre Mutterrolle reduziert und können auch arbeiten, da die Erziehung zwischen mehreren Familienmitgliedern (Mutter, Vater, Oma, Opa. eventuell noch Onkel, Tante, Cousinen etc.) aufgeteilt wird und sich die Leute ihre Zeit selbst einteilen, wer wann welche Arbeiten erledigt und wann eben auf die Kinder aufpasst.
Die Kinder scheinen damit auch sehr glücklich, dass sie mehrere enge Bezugspersonen haben. Gerade zwischen den Großeltern und Enkel sind die Beziehungen oft am besten, das weiß man auch aus der Sozialforschung
. Zwischen Eltern und Kinder entstehen viel mehr Konflikte, Großeltern sind mit ihrer Erfahrung und Ruhe oft ein stabilisierender Anker für die Familie. Für Oma und Opa ist es oft schön in der Rente ihre Familie viel zu sehen, eingebunden zu sein und viel Zeit mit ihren Enkeln zu verbringen, solange sie noch fit sind. Sollten sie Pflege benötigen, wird die später auch wieder von mehreren Familienmitgliedern übernommen und nicht nur der Frau. Das haben meine Beobachtungen als Städterin vom Bauernleben ergeben, ich habe oft auf einem Bauernhof Urlaub gemacht, wo es ganz traditionell mit der Arbeitsteilung zu ging - man sieht die Hausfrauenrolle ist nicht so alt, wie man denkt. So ein Konzept ist aber auch nur in einer intakten Familie gut.
Sobald es problematische Familienverhältnisse gibt, das heißt zum Beispiel Haustyrannen, starke Alkholiker, oder Kontrollfreaks, ist das absolut untragbar.
Quintessenz: Kommt ganz auf die Rahmenbedingungen an. Bei jedem Lebensentwurf.