@klecks:
Das Thema Vertrauen ist halt ein komplexes und schwieriges Thema. Was es heißt zu vertrauen, habe ich das erste Mal wirklich erlebt, als ich angefangen habe Selbsthilfegruppen zu besuchen. Da war ich regelmäßig von fremden Menschen umgeben. Und mir da zu sagen, dass ich Ihnen vertrauen muss, weil sie mir ja nichts getan haben, war anfangs eine Herausforderung für mich. Auch deshalb, weil ich mich ja ein kleines bisschen angreifbar und verletzbar mache, in dem ich von jedem Menschen in der Gruppe auch annehme, dass er mir zukünftig nichts tun wird. Ich habe mich dazu entschieden wachsam zu sein, damit ich erkenne, falls mir doch irgendwann einmal jemand etwas antun will. Ich habe aber im Vorfeld für mich entschieden, dass es unfair gegenüber allen Menschen ist, die mir nur Gutes wollen, wenn ich sie in die "Potenziell gefährlich für mich" Schublade stecke. Bisher fahre ich mit dieser Haltung ausgezeichnet. Mir ist allerdings auch bewusst, dass es einen Unterschied zwischen "Vertrauen" und "Vertrauensseeligkeit" gibt. Also vertrauensseelig wäre ich z. B. dann, wenn ich mich mit einem Massenmörder anfreunden würde, der als einziges Opferprofil den "Männlichen Weißen um die 40" hat, und dann der festen Überzeugung wäre, dass er mir nichts tun wird, weil ich ja schließlich ich bin, und daher eine Sonderrolle einnehmen würde. Diese könnte dann darin bestehen, dass er mich entgegen seiner Gewohnheit, in einem Stück verbuddelt.
Angst verhindert nicht den Tod, aber sie verhindert das Leben.