Tägliche mehrere Tote ... Achselzucken?

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Seth
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Re: Tägliche mehrere Tote ... Achselzucken?

Beitrag von Seth »

ogor hat geschrieben:Es gibt schon auch Menschen und Entscheidungsträger, denen die Verkehrstoten nicht sonstwo vorbeigehen.

Zum Beispiel: http://commons.wikimedia.org/wiki/File: ... otsdam.jpg
Diese Polemik kotzt mich an.
Lese ich "geopfert", dann sehe ich sofort einen vernagelten Autohasser vor mir und wende mich angewidert ab.
Wollte der Trottel, der diese Formulierung gewählt hat, das erreichen?
Stünde da eine minimal geänderte Variante "dem Autoverkehr zum Opfer gefallen sind."
Dann wäre diese widerliche Schärfe weg und ich würde womöglich über die toten Kinder nachdenken.
challenger81

Re: Tägliche mehrere Tote ... Achselzucken?

Beitrag von challenger81 »

Gilbert hat geschrieben:In diesem Zusammenhang frage ich mich, wieviel Menschen ungeliebt und ungepoppt ihre letzte Ruhestätte einnehmen.
Da wird wohl keine Statistik weiterhelfen.....
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red_rooster
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Re: Tägliche mehrere Tote ... Achselzucken?

Beitrag von red_rooster »

Hallo,

Wie bei der Diskussion über alle lebensbedrohlichen Risiken wird eines gerne übersehen: Die Wahrscheinlichkeit zu sterben liegt bei einem Menschen bei 100%. Da die Lebenserwartung in den heutigen Zeiten beständig am steigen ist, sind über alles gesehen die Lebensbedrohlichen Risiken gesunken.

Dass bei dem herangehen an Risiken sehr wenig rationale Vernunft angewandt wird, der sollte in einem amerikanischen Betrieb arbeiten. Bei jedem, der sich den Kopf bei Aufstehen anschlägt oder seinen Finger in Schiebetüren einklemmt werden riesige Aktionen wegen Arbeitssicherheit gemacht. Wenn ein Dutzend Kollegen über Monate fehlen oder es schon einen Selbstmord gab, weil die Leute nicht mehr mit dem Stress zurecht kommen, dann interessiert das niemanden.

In diesem Zusammenhang empfehle ich diesen Film auf youtube zu anzuschauen.
Wandelt, Brüder, eure Bahn, Freudig, wie ein Held zu Siegen!!
Doctor Rock

Re: Tägliche mehrere Tote ... Achselzucken?

Beitrag von Doctor Rock »

Bin ich der einzige, der sowas überhaupt nicht lesen wollte?

Weil's einem so ein "Du musst jetzt Empathie empfinden!"-Stempel versuchen würde aufzudrücken.

Eine KRankheit ist da imho schon von einer anderen Dimension.
ogor hat geschrieben:Es gibt schon auch Menschen und Entscheidungsträger, denen die Verkehrstoten nicht sonstwo vorbeigehen.

Zum Beispiel: http://commons.wikimedia.org/wiki/File: ... otsdam.jpg
Na, der Autoverkehrsgott muss ja ein schrecklicher Gott sein, wenn ihm 346 Kinder noch nicht reichen.
Aber irgendwie auch hier: ein Stempel. "Denk doch mal einer an die Kinder! Wieso denkt denn nie einer an die Kinder?"

Ja, es ist zweifelsohne tragisch, wenn so etwas passiert. Keine Frage. Aber ob das wirklich was bringt und ob so ein Mahnmal tatsächlich die ehrliche Meinung von "Entscheidungsträgern" ausdrückt? Vielleicht geht das auch eher Richtung Stimmenfang.

Außerdem kann man, wenn man will, noch was anderes da rein interpretieren: nämlich dass es nicht so schlimm sei, wenn Erwachsene nen LKW o.ä. anhalten.
Sicherlich ein wenig konstruiert, dieser Vorwurf, aber für mich schwingt die Botschaft da so ein bisschen mit.
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BartS
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Re: Tägliche mehrere Tote ... Achselzucken?

Beitrag von BartS »

Doctor Rock hat geschrieben:Außerdem kann man, wenn man will, noch was anderes da rein interpretieren: nämlich dass es nicht so schlimm sei, wenn Erwachsene nen LKW o.ä. anhalten.
Sicherlich ein wenig konstruiert, dieser Vorwurf, aber für mich schwingt die Botschaft da so ein bisschen mit.
Ja Doktor, sogar ziemlich viel konstruiert. Es zeigt mir auch, zu welch unterschiedlichen Interpretation bei einem identischen Text manche in der Lage sind.
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Re: Tägliche mehrere Tote ... Achselzucken?

Beitrag von niknik »

Im Osten gab es mal den Film "Automärchen". Der Film ist wirklich sehenswert. Ich weiss nicht, ob es den auf DVD gibt.
Wikipedia hat geschrieben:Auf seinem Weg in die Werkstatt nimmt Kalle im Regen einen Anhalter mit, der sich ihm als Automobilunglück vorstellt. Kalle hält auch ihn für einen Spinner, doch entschuldigt sich das Unglück bereits im Voraus dafür, dass es seinen Wagen bei Ankunft in der Werkstatt zerstören wird. Tatsächlich brechen die Radachsen, kurz nachdem Kalle in der Werkstatt angekommen ist. Das Unglück verschafft ihm als Ersatz ein Motorrad, indem es einen Bekannten Kalles vor Kalles Wohnung einen schweren Unfall verursachen lässt. Kalle berät sich mit einer Nachbarin, wie gegen Geister vorzugehen sei, und die rät ihm, drei Haare einer Jungfrau bei sich zu tragen. Kalle trägt von nun an drei Haare seiner Tochter bei sich. Das Unglück wiederum bietet ihm an, die Materialknappheit in der Werkstatt zu beheben, indem es Kalle im Voraus verschiedene Unfälle verrät. Neben dem Schrott würden so für die Werkstatt auch immer funktionierende Ersatzteile abfallen. Kalle jedoch fährt stets zum vorhergesagten Unfallort und kann die Unfälle verhindern.
http://de.wikipedia.org/wiki/Autom%C3%A4rchen
http://www.youtube.com/watch?v=ADjnD40pkQk

Man kann das also auch steuern... ;)
straightd0pe

Re: Tägliche mehrere Tote ... Achselzucken?

Beitrag von straightd0pe »

ogor hat geschrieben:Ich bin gerade auf die neuste Statistik der Verkehrstoten in Deutschland gestossen

http://de.statista.com/statistik/daten/ ... natszahlen

Insgesamt ist die Zahl um 10% gegenüber dem Vorjahreszeitraum gesunken.

Allerdings gibt es immer noch um die 300 (+/-) Verkehrstote in Deutschland und zwar jeden Monat.

Das sind 9 bis 10 Todesfälle im Land pro Tag.

Man stelle sich mal eine Krankheit vor, die jeden Tag 10 Leute in Deutschland dahinraffen würde. Dann wären die Zeitungen und TV-Nachrichten voll davon und Panik würde von allen Seiten und "Experten" erzeugt werden. :reporter:

Warum werden dann über 9 Tote pro Tag im Verkehr, wenn überhaupt bemerkt, höchstens mit einem Achselzucken registriert?
Wir haben uns an das Risiko gewöhnt, das Verkehrsteilnahme mit sich bringt. Man muss nicht mit 180 über die Autobahn brettern, sondern es kann einen auch erwischen, wenn man an der Bushaltestelle steht und ein übermüdeter LKW-Fahrer zufällig in diesem Augenblick die Kontrolle über sein Fahrzeug verliert und einen dann plattbügelt.

Wir stellen dieses Risiko nicht in Frage, wie so vieles andere auch nicht, ganz normaler Wahnsinn eben... die Städte heutzutage sind mit Autos völlig verstopft, sowas nennt man Marktwirtschaft.
Dass die Anzahl der Unfalltoten stetig sinkt, ist wohl auch den Fortschritten in der Notfall-Medizin zu verdanken.
EIn Geschwindigkeitslimit auf deutschen Autobahnen würde diese Zahl weiter sinken lassen.
Neben den knapp 5.000 Toten sollte man aber auch die Zahl der Schwerverletzten nicht vergessen, wie viele das sind weiß ich allerdings nicht, vielleicht 30 oder 50 Tausend ...
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Re: Tägliche mehrere Tote ... Achselzucken?

Beitrag von NBUC »

Der Unterschied ist wohl, dass man bei Krankheiten dem Risiko keinen entsprechenden Mehrwert dagegen hält, bzw. als aktiver Verkehrsteilnehmer davon ausgeht dasd man das im Fall der Fälle auch aktiv abwenden kann.
Krankheiten, Strahlung etc kann man nicht sehen und in den Panikfällen aktiv abwehren (für die anderen hauen sich entsprechende Leute eben mit Pillen etc voll) und das macht eben die Panik.
Natural Born UnCool

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wenn ich nicht antworten sollte heißt das nicht, dass du Recht hast, sondern ich kein Internet!

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