Ich funktioniere zu gut

Alles zu Deiner persönlichen Situation, Deinen Erlebnissen und was Dir auf dem Herzen liegt als Absoluter Beginner.
Fotograf
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Beiträge: 142
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Re: Ich funktioniere zu gut

Beitrag von Fotograf »

Die Probleme von "Vierteljahrhundert" sind IMHO nicht AB-spezifisch.
Auch die meisten Normalos führen ein frustrierendes und durchstrukturiertes Leben.
Morgens aufstehen und einen Nerdjob machen, auf den man keinen Bock hat, nur um die Familie über die Runden zu bringen.
Am Wochenende sitzen viele Normalopaare schweigsam nebeneinander vor der Glotze und gucken "Wetten dass" mit Markus Lanz.
Um 23 Uhr wird ins Bett gegangen.
Das war dann die Normalowoche. :mrgreen:

Es liegt an jedem selbst, was er aus seinem Leben macht und man darf nicht das sehen, was man gerne hätte, sondern das, was man tatsächlich hat.
Man kann sich außerhalb des Jobs sinnvoll und kreativ beschäftigen und sich so ein ausgefülltes Paralleluniversum schaffen.
Das Leben ist zu kurz, um sich ständig selbst zu zerfleischen.
Wer zu dieser Erkenntnis kommt, der kann auch als AB gut leben.
Ampetula hat geschrieben:Deswegen auch meine Überzeugung:
Bei Frau kann ich nicht landen.
Inzwischen will ich auch nicht mehr.
Wenn eine was von mir will, soll sie sich bei mir melden.
Für Frau mache ich keinen Finger mehr krumm, außer ich werde dafür bezahlt.
Eine sehr vernünftige und kluge Einstellung.
Genau so sehe ich es auch.
Ich bin 20 Jahre lang durch die westfälische Provinz gereist, um Frauen kennen zu lernen, die es garnicht wert waren und die selbst nichts bieten hatten.

L.M.A.A.

Ich sehe mich inzwischen auch nicht mehr als AB, sondern vielmehr als Langzeitsingle und genieße die Vorteile, die sich daraus ergeben.
Und: Ich bin erst 48. Die besten Jahre kommen noch. :D :D :D
Nameless88

Re: Ich funktioniere zu gut

Beitrag von Nameless88 »

Ich sollte doch aufhören zu funktionieren, anfangen zu schreien und nicht mehr aufhören. Ich sollte mich auf den Rücken werfen und mit den Füßen strampeln, etwas wildes und seltsames machen, mich verweigern, nicht mehr morgens die Stechkarte stempeln, nicht mich einmal im Monat in den Schlaf heulen und das war es an Frust.
Dann tu es!
LastHope

Re: Ich funktioniere zu gut

Beitrag von LastHope »

Siegfried hat geschrieben:
Shiffty hat geschrieben:Die Frage ist, was bist du bereit dafür zu tun, um aus diesem Kreis herauszubrechen?
Wenn du deinen Job/Beruf scheiße findest dann such dir einen anderen. Es gibt sehr viele Möglichkeiten, etwas anderes zu tun. Da ist es mit 47 bei weitem nicht zu spät. Informiere dich doch mal beim Arbeitsamt was für Möglichkeiten dir geboten werden in Sachen Umschulungen usw. Es gibt viele Jobs, die du machen kannst und die auch spannender sind als das, was du hier beschrieben hast.
Na klar. Das Amt zahlt natürlich jedem der auf seinen alten Job mal eben keine Lust mehr hat 50000€ für eine Umschulung :wuetend:
Erst mal der Text ist Epic, so geht es vielen, inkl. mir vielleicht teilweise ... Ich bin auch im Vertrieb ... Aber die Knete passt so einigermaßen und meine Kollegen und Chef sind ok.

Aber wie oben schon beschrieben, ist es mit Ende 40 schwer, gerade aus der beruflichen Schiene noch mal rauszukommen ... wenn dann verschlechtert man sich nur ... Bekannter von mir arbeitet Sicherheitsdienst als Schicht. Und hatte deswegen gesundheitliche Probleme und ein Attest vom Arzt wegen Schichttauglichkeit.--> Er wollte vom Amt eine Umschulung haben: Einzige Antwort war gibts nicht! "Arbeiten Sie halt nur Tagschicht. Wenn das Geld nicht lagt, stocken wir halt was auf" :hammer: Gut fürs Privatleben und den Wanderverein oder sonstiges ist es nie zu spät. Aber das ist jedem ja seine Sache. ..
Kurzschluss_Panik

Re: Ich funktioniere zu gut

Beitrag von Kurzschluss_Panik »

Die Bereitschaft etwas zu ändern nimmt mit dem Alter gewöhnlich ab. Und ändern kann man beruflich nur was, wenn man die persönlichen und externen Möglichkeiten hat. In jungen Jahren hat man sicherlich mehr Möglichkeiten. Vielleicht sollte genau geprüft werden, welche Möglichkeiten er noch hat.

Vierteljahrhundert hat ja sehr sachlich und negativ über seine Arbeit geschrieben. Da muss man sich schon wundern, dass er solange schon seiner Arbeit nachgeht. Auf der einen Seite ist es also bemerkenswert, dass er trotz seiner Haltung zur Arbeit noch nicht die Arbeitsstelle verloren hat und noch funktioniert und sein Leben organisiert hat. Aber auf der anderen Seite gerät man dadurch auch in einen Trott.

Diesen Trott zu durchbrechen, indem man sich abseits der Arbeitswelt, ein neues Betätigungsfeld zu suchen, ist meiner Meinung nach keine schlechte Idee. Aber die Veränderungen müssen schon von ihm selbst kommen. Die Frage ist, welche kleinen Schritte er machen kann um sein Leben abwechslungsreicher zu gestalten, wenn er dazu bereit ist.
SelfEsteem

Re: Ich funktioniere zu gut

Beitrag von SelfEsteem »

Die Gedanken von Vierteljahrhundert habe ich auch manchmal.
Ich bin zwar erst 26 und schliesse erst gerade mein Studium ab. Ich kann aber auch sehr gut (viel zu gut) Situationen ausharren, wo durchbeissen, ohne dass ich eigentlich weiss warum. Ausharren und Durchbeissen braucht zwar auch Energie, aber es ist nicht die Energie die es zur Veränderung braucht. Mutig muss man nicht sein, um auszuharren.
Ich denke manchmal, ich hätte als Teenager mal so richtig "explodieren" sollen. Das Gymnasium hinschmeissen und einfach das machen, was mir gerade passt. Sind wir ehrlich: Verbaut hätte ich mir damit auf lange Frist wenig. Irgendwie käme man immer noch zu seinem Abitur/Matur. Und als Teenager wird einem eh alles verziehen. Aber stattdessen war ich brav, angepasst und strebsam, aber ohne "Feuer", ohne eigentliches Ziel.
Dasselbe auch heute. Ich lebe ohne grosse Begeisterung und ich habe keinerlei, aber wirklich gar keinen "Lebensplan". Dennoch bin ich sehr pflichtbewusst, teile mir meine Zeit sehr gewissenhaft ein (wenns z.B. ums Arbeit schreiben geht, da sind wohl eher wenige so päpstlich wie ich... sie machens einfach in der Zeit, die ihnen dazu neben ihren sonstigen Beschäftigungen noch so bleibt), ohne zu wissen, wozu eigentlich genau. Halt einfach nur der Pflichterfüllung wegen.
Wieso eigentlich das Leben überhaupt so ernst nehmen, wenn einem eh wenig wirklich was bedeutet? :specht: Nur aus Angst, man könnte mit einer Bewegung in die falsche Richtung sich was "verbauen" (etwas, das eh nie kommen wird, so träge wie man sich durchs Leben schleppt?). Objektiv gesehen gibt es für viele von uns eigentlich wenig Gründe, nicht zu "explodieren" :lol:

Was mir in dem Zusammenhang noch in Sinn kommt: Die allseits beliebte, geniale Serie "Breaking Bad". Ich liebe vor allem die erste Staffel. Vielleicht würden viele von uns auch endlich mal "explodieren", wenn sie das quasi-Todesurteil in Form einer Krebsdiagnose auf dem Tisch haben, wer weiss. Nicht, dass ich Drogengeschäfte jetzt moralisch gutreden möchte, aber dem Walter White Charakter mag mans so richtig gönnen, dass er, wenn auch erst heimlich, endlich mal "ausbricht". Andererseits sieht man in der Serie ja auch wunderbar, in was für auswegslose Situationen sich Walt reitet, also vielleicht doch nicht so ein angebrachtes/sinnvolles Beispiel an der Stelle :roll: