Spliff hat geschrieben:
Na ja, Gefühle sind manchmal keine guten Ratgeber. Auch wirst niemals souverän handeln können, wenn du nicht mal gegen Dein Gefühl handelst und neue Erfahrungen machst.
Ich meine es ist leicht nach seinen Gefühlen zu handeln aber nicht immer die beste Strategie (z.B. wenn ich jemanden aus Ärger oder Wut verprügele)
Das ist absolut richtig. Aber es ist schwer sich so weit von den Gefühlen zu distanzieren, dass man in seinem Handeln nicht dadurch beeinflusst wird.
Wenn ich ärgerlich oder wütend bin, wird mir derjenige wahrscheinlich ansehen, dass ich ihn am liebsten verprügeln würde.
Wenn ich eine Frau entgegen meines Bauchgefühls anlächle, wird es auf subtile Weise abstoßend wirken.
Spliff hat geschrieben:
"Bescheidenheit, Bescheidenheit, verlass mich nicht bei Tische, und gib, daß ich zur rechten Zeit das Größte Stück erwische."
Im Prinzip handelst du nicht aus Überzeugung sondern spekulierst darauf das Deine Bescheidenheit/understatement irgendwann belohnt wird.
Außerdem hast anscheinend Angst Fehler zu machen oder vor der üblen Nachrede Deiner Kollegen, versuchst das aber als 'understatement' zu kaschieren.
Gibt es Menschen, die den Knigge aus innerer Überzeugung lesen? Wohl eher selten.
Ich nehme mir nicht das kleinste Stück um belohnt zu werden indem ich den Bescheidenheits-Wettbewerb gewinne, sondern um nicht mit bösen Blicken bestraft zu werden.
Und ich habe Angst mir das größte Stück zu nehmen und es dann nicht aufessen zu können.
Ich habe keine Angst, Fehler zu machen. Ich habe aber durchaus Angst ein Versprechen abzugeben, dass ich evtl. nicht halten kann, weil üble Nachrede in dem Fall berechtigt wäre.
Spliff hat geschrieben:
Doch Du bist dazu fähig.
Deine inneren Stimmen kritisieren Dich aber das du fake bist und nicht authentisch ohne dir im geringsten zu helfen dich tatsächlich zu verbessern.
Vielleicht wäre es besser dich davon zu distanzieren und zu Deiner inneren Stimme etwas auf Distanz zu gehen.
Theoretisch gebe ich Dir völlig Recht. Aber in der Praxis sind subtile/körpersprachliche Signale am wichtigsten und die lassen sich nun mal sehr schwer erzwingen bzw. ohne direktes positives Feedback nur schlecht einüben.
Wenn man erst spät das Schwimmen lernt, muss man auch gegen die innere Stimme ankämpfen, die einem sagt, dass man ertrinken wird.
Durch viel Übung kann man sie besiegen, auch wenn es über einen langen Zeitraum noch nicht besonders elegant aussieht. Das Wasser ist jedoch geduldig und der Auftrieb entsteht nicht durch die Ästhetik, sondern die erlernte Gewissheit ihn irgendwie aufrecht erhalten zu können.