AB's sind keine Volksgruppe

Alles zu Deiner persönlichen Situation, Deinen Erlebnissen und was Dir auf dem Herzen liegt als Absoluter Beginner.
dem33

Re: AB's sind keine Volksgruppe

Beitrag von dem33 »

Neo:
Es gibt nichts gemeinsames und universelles, was AB's miteinander verbindet. Etwas, was in der Vergangenheit eines jeden AB's stattgefunden hat und quasi die Ursache für das Dasein als AB ist. Schon damals, als ich noch AB war, ist mir das in diesem Forum sehr sauer aufgestoßen. Diese Selbstgeißelung, die hier manche betreiben, ist echt krank.
zustimm

Mein Reden: es gibt so viele Gründe für AB-tum, wie es ABs gibt. (Aber Tendenzen/Sachen, die überdurchschnittlich häufig mit AB-tum korrelieren gibt es meiner Meinung nach sehr wohl. Aber das ist nicht das Gleiche)
Diese Selbstgeißelung, die hier manche betreiben, ist echt krank.
"Krank" ist vielleicht übertrieben, aber n Gefallen tut sich damit niemand.

Ihr seid Individuen
ich nicht :mrgreen: Zitat
Da war in diesem Thread schon einer, ich weiss... :oops:
Zuletzt geändert von dem33 am 12 Mär 2013 15:22, insgesamt 1-mal geändert.
Neo

Re: AB's sind keine Volksgruppe

Beitrag von Neo »

ogor hat geschrieben:
Neo hat geschrieben:Irgendwas werden sie, im Vergleich zu den AB's, richtig machen.
Nein, du denkst hier einfach in der Schablone "wenn jemand es richtig macht, dann hat er eine Beziehung" und "wenn jemand AB ist, dann muss er was falsch machen". Und das stimmt meiner Meinung nach so nicht.

Ich würde schätzen, dass über 90% aller Beziehungen mehr oder weniger durch Glück (oder nenne es Schicksal oder was auch immer) entstanden sind. Da war irgendwo irgendwann ein Mann und eine Frau (bei heterosexuellen Beziehungen) und die passten einfach zusammen. That's it! Alles aus Erzählungen aus meinem Bekanntenkreis auch so bestätigt!

Nur wollen das manche nicht so akzeptieren und meinen, sie könnten so lange "an sich arbeiten", bis irgendwann eine Beziehung entstehen "muss". Und wenn es noch nicht geklappt hat, dann "arbeiten" sie noch mehr und noch mehr. Und verbeissen und verkrampfen sich so immer mehr.
Ich glaube, wir reden irgendwie aneinander vorbei. Mit "arbeiten" meine ich nicht die "Verbesserung" des eigenen Ich's. Denn, wie hier schon gesagt wurde, selbst die kaputtesten Leute haben eine Beziehung. Es geht also gar nicht darum, sich attraktiver zu machen (obwohl Style natürlich nicht unwichtig ist), interessante Hobbies zu finden, sich einen besseren Job zu angeln usw.

Nein, es geht darum, dass es bei jedem AB etwas gibt, was ihn zum AB macht.

Vielleicht sind es Minderwertigkeitskomplexe, fehlende Möglichkeiten, weil man keinen Freundeskreis hat, nicht wissen, wie man sein Interesse richtig bekundet, zu hohe Ansprüche, Angst vor Verletzungen usw. Die Gründe sind so verschieden, wie die AB's selbst.

Aber es ist meine tiefe Überzeugung, dass jeder AB einen oder mehrere Gründe in sich trägt und diese Gründe beseitigen muss.
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Siegfried
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Re: AB's sind keine Volksgruppe

Beitrag von Siegfried »

Neo hat geschrieben:

Aber es ist meine tiefe Überzeugung, dass jeder AB einen oder mehrere Gründe in sich trägt und diese Gründe beseitigen muss.
Ist nur die Frage wie man das anstellt. Wer darauf eine allumfassende Antwort hätte wäre sehr schnell sehr reich.
Neo

Re: AB's sind keine Volksgruppe

Beitrag von Neo »

Siegfried hat geschrieben:
Neo hat geschrieben:

Aber es ist meine tiefe Überzeugung, dass jeder AB einen oder mehrere Gründe in sich trägt und diese Gründe beseitigen muss.
Ist nur die Frage wie man das anstellt. Wer darauf eine allumfassende Antwort hätte wäre sehr schnell sehr reich.
Da hast du Recht. Und auch wenn es einige hier schockieren mag: Die allumfassende Antwort habe ich auch nicht. :shock:
Indigo

Re: AB's sind keine Volksgruppe

Beitrag von Indigo »

Neo hat geschrieben:
ogor hat geschrieben:
Neo hat geschrieben:Irgendwas werden sie, im Vergleich zu den AB's, richtig machen.
Nein, du denkst hier einfach in der Schablone "wenn jemand es richtig macht, dann hat er eine Beziehung" und "wenn jemand AB ist, dann muss er was falsch machen". Und das stimmt meiner Meinung nach so nicht.

Ich würde schätzen, dass über 90% aller Beziehungen mehr oder weniger durch Glück (oder nenne es Schicksal oder was auch immer) entstanden sind. Da war irgendwo irgendwann ein Mann und eine Frau (bei heterosexuellen Beziehungen) und die passten einfach zusammen. That's it! Alles aus Erzählungen aus meinem Bekanntenkreis auch so bestätigt!

Nur wollen das manche nicht so akzeptieren und meinen, sie könnten so lange "an sich arbeiten", bis irgendwann eine Beziehung entstehen "muss". Und wenn es noch nicht geklappt hat, dann "arbeiten" sie noch mehr und noch mehr. Und verbeissen und verkrampfen sich so immer mehr.
Ich glaube, wir reden irgendwie aneinander vorbei. Mit "arbeiten" meine ich nicht die "Verbesserung" des eigenen Ich's. Denn, wie hier schon gesagt wurde, selbst die kaputtesten Leute haben eine Beziehung. Es geht also gar nicht darum, sich attraktiver zu machen (obwohl Style natürlich nicht unwichtig ist), interessante Hobbies zu finden, sich einen besseren Job zu angeln usw.

Nein, es geht darum, dass es bei jedem AB etwas gibt, was ihn zum AB macht.

Vielleicht sind es Minderwertigkeitskomplexe, fehlende Möglichkeiten, weil man keinen Freundeskreis hat, nicht wissen, wie man sein Interesse richtig bekundet, zu hohe Ansprüche, Angst vor Verletzungen usw. Die Gründe sind so verschieden, wie die AB's selbst.

Aber es ist meine tiefe Überzeugung, dass jeder AB einen oder mehrere Gründe in sich trägt und diese Gründe beseitigen muss.
Hallo Neo, und was ist mit dem Teil der Menschen, die in der Kindheit schlechte Erfahrungen gemacht haben und deshalb so wurden? Misshandlung, Vergewaltigung, alkoholkranke Eltern oder aufgewachsen im Heim, keine Eltern? Menschen, die überhaupt nicht wissen, was Liebe ist? Menschen die vielleicht entstellt sind? Mobbingopfer in der Kindheit? Seeliche Misshandlungen als Kind? Was sollen die bitte tun? Zählen diese Gründe nicht?
soukous
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Re: AB's sind keine Volksgruppe

Beitrag von soukous »

Ach, Neo, du dozierst nur abstrakt herum. Das hilft keinem weiter.

Führ mal die Dinge konkret aus, die du bisher nur angedeutet hast. Z.B. genau wie du als Mann die feststehenden Regeln gebrochen hast oder in welcher Weise du an den Gründen für dein AB-tum gearbeitet hast.

Daraus können die Betroffenen dann Wege ableiten, wie sie ihre eigenen Probleme angehen können. So haben es orchideen, Flachparker und andere beliebte Forumsschreiber in der Vergangenheit auch gemacht.
ogor

Re: AB's sind keine Volksgruppe

Beitrag von ogor »

Neo hat geschrieben:Aber es ist meine tiefe Überzeugung, dass jeder AB einen oder mehrere Gründe in sich trägt und diese Gründe beseitigen muss.
Ich kann jetzt mal nur von mir ausgehen:

Ich habe an mir und meinen Lebenstil absolut gar nichts verändert, als ich auf einer Party eines Freundes mit einer (verheirateten) Frau mal ins Gespräch kam und daraus hat sich dann eine kurze Affäre entwickelt hat. Das war damals mein erster Sex und das ist mir danach noch zweimal mit anderen Frauen passiert.

Ich hatte zwar bislang immer noch keine richtige Beziehung (vor allem weil alle Frauen, mit denen ich eine Affäre hatte, vergeben waren), aber die Gedanken, mit mir könne "was nicht stimmen" oder ich mache als AB irgendwas "falsch" war weg.

Ich habe mir dazu gar nichts "erarbeitet" oder irgendwelche "Gründe" beseitigt. Die Frau war eben da wo ich auch war, hatte Bock auf mich und ab da war es ein Selbstläufer. Und so erzählen es mir auch meine Freunde und Bekannte, wie sie ihre Partner kennengelernt haben.
IHaveForgivenJesus

Re: AB's sind keine Volksgruppe

Beitrag von IHaveForgivenJesus »

Neo hat geschrieben:Aber es ist meine tiefe Überzeugung, dass jeder AB einen oder mehrere Gründe in sich trägt und diese Gründe beseitigen muss.
Auch ich stimme dir da zu. Aber diese Gründe sind eben sehr selten so simpel, dass sie, um bei deinen Beispielen zu bleiben, durch Abnehmen oder Style verändern behoben werden können. Für mich z.B. wäre es ein Riesenfortschritt, wenn ich mir zumindest ein Grundverständnis nonverbaler Kommunikation aneigenen könnte. Das ist aber keine Frage des Wollens - ich habe keine Ahnung, wie ich mir das selbst beibringen soll. Und vergleichbare, nicht ohne Weiteres selbst behebbare Probleme haben nun einmal viele ABs.
larryd

Re: AB's sind keine Volksgruppe

Beitrag von larryd »

Neo hat geschrieben:Wir, AB's und auch Ex-AB's, müssen was machen. Wir haben Rückstände, die, zumindest meiner Meinung nach, in der Regel nicht aufgeholt werden können. Das gilt auch für ehemalige AB's. Ich denke, selbst wenn man sein Dasein als AB abgelegt hat und Beziehungen und Sex hatte, bleibt man immer noch zu einem kleinen Teil AB.
Du hast Rückstände, die du nie aufarbeiten kannst, trotzdem arbeitest du daran. Das hat etwas absurdes und erinnert mich an den "Mythos des Sisyphos" von Camus (hatte im Forum kürzlich schon mal jemand angesprochen). Folglich stell ich dich mir als einen glücklichen Menschen vor, was schön für dich ist. Du erkennst die Absurdität deines Tuns, fährst aber trotzdem damit fort, weil gerade darin der Sinn für dich besteht.
Nun gesteh, doch bitte anderen Menschen zu, ihre persönliche Absurdität selbst zu entdecken, anstatt ihnen deine vorzuschreiben.

Ich finde du hast mit den fett gekennzeichneten Feststellungen recht. AB ist ja nicht synonym für "Jungfrau", sondern bezieht sich auf eine Bandbreite an verpassten Erfahrungen. Wie willst du die im Vorfeld eines weitern Lebens mit Beziehungen üben oder das Verpasste später nachholen?
Wenn es so weit ist, dass man sich selbst als AB kategorisiert, hat das ganze Thema meines Erachtens einen so große Bedeutung für einen, dass man es nie ganz ablegen wird. Es wird stets Teil des Lebens bleiben. Es ist einfach Teil der eigenen Biographie, so wie es für andere gescheiterte Beziehungen oder ein Familienleben sind.
Ist es nicht besser dieses Kaptiel (wenn es hoffentlich eines bleibt) so zu akzeptieren, wie es ist, mit dem Hadern aufzuhören und mit sich im Reinen zu sein, zu sich und seinem Leben zu stehen, anstatt in blinden Aktionismus zu verfallen? (Hört man ja auch oft, dass das ohnehin der entscheidende Schritt sei, um auf andere attraktiver zu wirken.)
Neo

Re: AB's sind keine Volksgruppe

Beitrag von Neo »

Ich hasse es, so zu antworten, also mit Zitierschlachten, aber ich mache es mal ausnahmsweise.
Hallo Neo, und was ist mit dem Teil der Menschen, die in der Kindheit schlechte Erfahrungen gemacht haben und deshalb so wurden? Misshandlung, Vergewaltigung, alkoholkranke Eltern oder aufgewachsen im Heim, keine Eltern? Menschen, die überhaupt nicht wissen, was Liebe ist? Menschen die vielleicht entstellt sind? Mobbingopfer in der Kindheit? Seeliche Misshandlungen als Kind? Was sollen die bitte tun? Zählen diese Gründe nicht?
So hart es vielleicht klingt, aber andere haben auch so etwas erlebt und kommen auch klar. Das ist alles Sache der eigenen, inneren Einstellung.

Meine Mutter hat unsere Familie verlassen, als ich drei war. Ich war zwei Jahre lang in einem Heim. Und mein Vater, dem ich zwar dankbar bin, dass er uns aus dem Heim geholt hat, hat uns regelmäßig verprügelt. Und zwar richtig.

Es ist also nicht so, dass ich nicht weiß, wovon hier gesprochen wird.
Ach, Neo, du dozierst nur abstrakt herum. Das hilft keinem weiter.

Führ mal die Dinge konkret aus, die du bisher nur angedeutet hast. Z.B. genau wie du als Mann die feststehenden Regeln gebrochen hast oder in welcher Weise du an den Gründen für dein AB-tum gearbeitet hast.

Daraus können die Betroffenen dann Wege ableiten, wie sie ihre eigenen Probleme angehen können. So haben es orchideen, Flachparker und andere beliebte Forumsschreiber in der Vergangenheit auch gemacht.
Ich glaub zwar nicht, dass es hier irgendjemanden weiterhilft, da die Gründe für das Dasein als AB immer verschieden sind, aber gerne:

Meine Ex habe ich übers Internet kennengelernt. In der Kennenlernphase gab es mehrere Momente, wo es mir extrem unangenehm wurde, beispielsweise, als wir über sehr persönliches gesprochen haben. Ich wollte mehrmals den Kontakt abbrechen, hab mich aber überwunden.

Dann habe ich Wochen mit mir gerungen, ob ich ihr sagen sollte, dass ich mich ein bisschen in sie verknallt habe. Sie war eine echt gute Freundin geworden und ich wollte sie nicht verlieren. Außerdem wusste ich natürlich nicht, wie sie reagieren würde. Ich hab mich aber überwunden und es ihr gesagt.

Und als wir uns zum ersten mal getroffen haben, gab es auch x Momente, wo ich einfach nur flüchten wollte, weil ich Angst hatte. Richtig Angst. Ich hab mich überwunden. Bevor ich sie überhaupt in den Arm nehmen konnte, musste ich mir Wodka Mut antrinken.

Ich hab mich überwunden. Es gab unzählige Momente, wo ich flüchten wollte, aber ich hab mich überwunden. Übrigens hab ich mich auch in einem anderen Punkt "überwunden": meine Ansprüche. Meine Ex war so gar nicht das, was ich immer gesucht habe. Weder von den Vorlieben noch vom Charakter. Auch äußerlich stehe ich eigentlich auf einen anderen Typ, obwohl sie an sich sehr schön und sexy ist. Sie war so gar nicht der Typ Frau, wonach ich immer gesucht habe. Und dennoch habe ich sie geliebt und dennoch war es eine schöne Zeit.
Für mich z.B. wäre es ein Riesenfortschritt, wenn ich mir zumindest ein Grundverständnis nonverbaler Kommunikation aneigenen könnte.
Solche Gründe sind ja u.a. gemeint. Siehe Text oben.
IHaveForgivenJesus

Re: AB's sind keine Volksgruppe

Beitrag von IHaveForgivenJesus »

Neo hat geschrieben:
Für mich z.B. wäre es ein Riesenfortschritt, wenn ich mir zumindest ein Grundverständnis nonverbaler Kommunikation aneigenen könnte.
Solche Gründe sind ja u.a. gemeint. Siehe Text oben.
Und was schlägst du für solche Fälle vor? Zeige mir einen praktikablen Weg, die Situation zu verbessern, den ich noch nicht erfolglos versucht habe, und ich nehme alles zurück, was ich geschrieben hatte.
glueckskatze

Re: AB's sind keine Volksgruppe

Beitrag von glueckskatze »

Indigo hat geschrieben:und was ist mit dem Teil der Menschen, die in der Kindheit schlechte Erfahrungen gemacht haben und deshalb so wurden? Misshandlung, Vergewaltigung, alkoholkranke Eltern oder aufgewachsen im Heim, keine Eltern? Menschen, die überhaupt nicht wissen, was Liebe ist? Menschen die vielleicht entstellt sind? Mobbingopfer in der Kindheit? Seeliche Misshandlungen als Kind? Was sollen die bitte tun? Zählen diese Gründe nicht?
Genau hier sehe ich die Gefahr der "Opferfalle": Es ist so einfach zu sagen: Ich hatte eine schlimme Kindheit, ich habe dies und das erlebt und deshalb bin ich wie ich bin und kann das nie ändern.
Irgendwann sind wir erwachsen und müssen mit genau der Vergangenheit leben, die wir haben.
Ich persönlich glaube fest daran, dass alles heilen kann.
Ich habe auch Schlimmes erlebt und sicherlich ist mein ABtum nicht zuletzt auch dadurch bedingt. Aber so Vieles von dem Schlimmen ist schon geheilt.

Ich kenne auch viele andere Menschen, die Schlimmes erlebt haben. Vergewaltigung, Prügel, sexueller oder emotionaler Mißbrauch, Isolation, Selbstmord von nahen Menschen usw. usf.
Und all diejenigen (ich meine von denen, die ich persönlich kenne), die ernsthaft an sich arbeiten, erleben langfristig immer Verbesserung und Heilung.

Ich glaube, es hat tatsächlich viel mit dem "sich überwinden" in der unterschiedlichsten Form zu tun. Gar nicht mal nur im direkten Kontakt mit dem OdB, sondern sich generell seinen Ängsten und Widerständen stellen und darüber hinauszugehen (ggf. mit Hilfe).

Wären übrigens all jene, die in der Kindheit Schreckliches erlebt haben, nicht mehr in der Lage, ihr Leben in die Hand zu nehmen und zu gestalten, gäbe es die meisten von uns wohl gar nicht:
Meine Eltern z.B. haben so viel Schlimmes erfahren: Sie waren Kinder, als in Deutschland Krieg war, haben Bombennächte erlebt, ihre Familien verloren, lebten jahrelang in Angst, haben gehungert (wer von uns weiß, was hungern ist?) usw.
Und das betrifft eine ganze Generation - die dann wenige Jahre später sogar unser Land wieder aufgebaut hat.

Soviel zu der schlimmen Kindheit...

Ich glaube, alles kann heilen.
Und ich glaube: Der Wunsch, zu heilen, und bereit zu sein, ggf. dafür auch seine Grenzen neu auszuloten, ist der Anfang.
Genovevchen

Re: AB's sind keine Volksgruppe

Beitrag von Genovevchen »

glueckskatze hat geschrieben: Wären übrigens all jene, die in der Kindheit Schreckliches erlebt haben, nicht mehr in der Lage, ihr Leben in die Hand zu nehmen und zu gestalten, gäbe es die meisten von uns wohl gar nicht:
Meine Eltern z.B. haben so viel Schlimmes erfahren: Sie waren Kinder, als in Deutschland Krieg war, haben Bombennächte erlebt, ihre Familien verloren, lebten jahrelang in Angst, haben gehungert (wer von uns weiß, was hungern ist?) usw.
Und das betrifft eine ganze Generation - die dann wenige Jahre später sogar unser Land wieder aufgebaut hat.

Soviel zu der schlimmen Kindheit...

Ich glaube, alles kann heilen.
Da hast du sicherlich Recht, dass v.a. andere Generationen Dinge erlebt haben, die wir uns heute gar nicht vorstellen können. Ich versuche mir das auch immer wieder zu sagen.
Allerdings, jetzt mal konkret zu dem Beispiel Krieg, was du gebracht hast: sowas zu erleben, muss furchtbar sein. Allerdings hat es nichts mit Abwertung der eigenen Person zu tun, im Gegensatz zu etwa Mobbing. Durch diesen Horror der Kriegsjahre mussten damals alle gleichermaßen durch. So entsetzlich das auch ist - es ist etwas anderes (womit ich nicht sagen will: etwas viel schlimmeres), wenn einem schon im jungen Alter durch die Umwelt eingeimpft wird, zu hässlich/dumm/fett/seltsam oder aus anderen unerfindlichen Gründen nicht liebenswert zu sein. Sowas ist gewissermaßen Krieg gezielt gegen die eigene Person. Wer eine Bombennacht erlebt, hungern muss oder ähnliches, geht sicher durch die Hölle - aber er muss aus seinen Erlebnissen nicht den Schluss ziehen: "Ich bin nicht gut genug für diese Welt, mich kann niemand lieben."

Und mal allgemein zum Thema schlimme Kindheit und wie man damit umgeht: es ist wohl in der psychologischen Forschung allgemein anerkannt, dass Menschen unterschiedlich vulnerabel sind, auf Belastungen unterschiedlich reagieren (Stichwort Resilienz). Das ist soweit ich weiß auch ein Stück weit genetisch bedingt (berichtigt mich, wenn ich da was falsches schreibe). Natürlich soll das keine Entschuldigung sein, nicht an sich zu arbeiten. Aber den Leuten sinngemäß zu sagen, sie müssten einfach nur mal den Arsch hochkriegen und sich nicht so haben, das wird der Sache m.M.n. nicht gerecht.
Zuletzt geändert von Genovevchen am 13 Mär 2013 01:17, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: AB's sind keine Volksgruppe

Beitrag von Harald »

Neo hat geschrieben:So hart es vielleicht klingt, aber andere haben auch so etwas erlebt und kommen auch klar. Das ist alles Sache der eigenen, inneren Einstellung.

Meine Mutter hat unsere Familie verlassen, als ich drei war. Ich war zwei Jahre lang in einem Heim. Und mein Vater, dem ich zwar dankbar bin, dass er uns aus dem Heim geholt hat, hat uns regelmäßig verprügelt. Und zwar richtig.

Es ist also nicht so, dass ich nicht weiß, wovon hier gesprochen wird.

[,...]

Ich glaub zwar nicht, dass es hier irgendjemanden weiterhilft, da die Gründe für das Dasein als AB immer verschieden sind, aber gerne:

Meine Ex habe ich übers Internet kennengelernt. In der Kennenlernphase gab es mehrere Momente, wo es mir extrem unangenehm wurde, beispielsweise, als wir über sehr persönliches gesprochen haben. Ich wollte mehrmals den Kontakt abbrechen, hab mich aber überwunden.

Dann habe ich Wochen mit mir gerungen, ob ich ihr sagen sollte, dass ich mich ein bisschen in sie verknallt habe. Sie war eine echt gute Freundin geworden und ich wollte sie nicht verlieren. Außerdem wusste ich natürlich nicht, wie sie reagieren würde. Ich hab mich aber überwunden und es ihr gesagt.

Und als wir uns zum ersten mal getroffen haben, gab es auch x Momente, wo ich einfach nur flüchten wollte, weil ich Angst hatte. Richtig Angst. Ich hab mich überwunden. Bevor ich sie überhaupt in den Arm nehmen konnte, musste ich mir Wodka Mut antrinken.

Ich hab mich überwunden. Es gab unzählige Momente, wo ich flüchten wollte, aber ich hab mich überwunden. Übrigens hab ich mich auch in einem anderen Punkt "überwunden": meine Ansprüche. Meine Ex war so gar nicht das, was ich immer gesucht habe. Weder von den Vorlieben noch vom Charakter. Auch äußerlich stehe ich eigentlich auf einen anderen Typ, obwohl sie an sich sehr schön und sexy ist. Sie war so gar nicht der Typ Frau, wonach ich immer gesucht habe. Und dennoch habe ich sie geliebt und dennoch war es eine schöne Zeit.
Ob's weiterhilft weiß ich auch nicht, Aber es gibt mir immerhin das Gefühl nicht der Einzige zu sein, der Schwierigekeiten hat, sich einer (potentiellen) Partnerin zu öffnen. Und es mach dich sypmatischer als der AB-Rant von vorhin.
Genovevchen

Re: AB's sind keine Volksgruppe

Beitrag von Genovevchen »

Ich habe auch häufig das Gefühl, dass Beziehungen oft einfach durch Glück zustande kommen. Würde auch sagen, dass ich selbst in der Vergangenheit ab und an Pech hatte.
Aber wenn jemand über Jahre, Jahrzehnte nie einen Partner findet, während andere in der gleichen Zeit stabile Beziehungen führen oder zumindest reichlich Erfahrungen sammeln - dann muss es dafür andere Gründe geben als Pech auf der einen bzw. Glück auf der anderen Seite. Sonst müsste man ja davon ausgehen, dass manche Menschen sozusagen symstematisch vom Schicksal benachteiligt werden, quasi irgendwie verflucht sind. So sehr ich mich auch manchmal vom Leben verarscht fühle - soweit würde ich in meiner Schicksalsgläubigkeit denn doch nicht gehen.

Deshalb suche ich nach Gründen, und bin da bei mir selbst auch schon zur Genüge fündig geworden.

Abgesehen davon finde ich es auch ziemlich überflüssig, sich in einem AB-Forum darüber aufzuregen, wenn Leute sich über ihr AB-Tum definieren. Sicherlich sollte das eigene Selbstbild nicht ausschließlich auf diesem Merkmal beruhen, das kann nicht gesund sein. Den Fehler habe ich selbst in der Vergangenheit gemacht. Aber worüber, wenn nicht über unser AB-Tum, sollen wir denn hier bitte sonst reden???
Menschen geben den Dingen Namen, sie versuchen, durch Kategorisierung Ordnung in die Welt zu bringen und sie suchen nach Gemeinsamkeiten zu anderen. Das haben sie schon immer getan und sind damit oft weit gekommen, auch wenn dieses Prinzip seine Grenzen haben mag.
Roscoe Arbuckle

Re: AB's sind keine Volksgruppe

Beitrag von Roscoe Arbuckle »

Neo hat geschrieben:Ist es wirklich bestreitbar, dass man etwas machen muss? Zumindest ich hab da meine Zweifel.
Durchaus! Ich war bis zu meinem 45 Lebensjahr AB und nachdem ich mich im Grunde aufgegeben hatte und nur noch aus Langeweile ab und zu das "Beziehungsanbahnungsspiel" zu spielen versuchte, traf ich nach Hunderten von Fehlschlägen eine Frau die mich so akzeptierte wie ich war.

Das "bewusst an sich arbeiten" begann erst dann, als wir aus zwei Individuen ein Paar formen mussten.
NBUC
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Re: AB's sind keine Volksgruppe

Beitrag von NBUC »

Genovevchen hat geschrieben:Ich habe auch häufig das Gefühl, dass Beziehungen oft einfach durch Glück zustande kommen. Würde auch sagen, dass ich selbst in der Vergangenheit ab und an Pech hatte.
Aber wenn jemand über Jahre, Jahrzehnte nie einen Partner findet, während andere in der gleichen Zeit stabile Beziehungen führen oder zumindest reichlich Erfahrungen sammeln - dann muss es dafür andere Gründe geben als Pech auf der einen bzw. Glück auf der anderen Seite. Sonst müsste man ja davon ausgehen, dass manche Menschen sozusagen symstematisch vom Schicksal benachteiligt werden, quasi irgendwie verflucht sind. So sehr ich mich auch manchmal vom Leben verarscht fühle - soweit würde ich in meiner Schicksalsgläubigkeit denn doch nicht gehen.
DIe Versuche sind ja nicht unanhängig voneinander.
Einmal sind die Startbedingungen unterschiedlich.
Dazu kommt über die Wirkung auf das spezifische Selbstbewußtsein (inkl. ggf "Schonhaltung" und Stressvermeidung), aber innerhalb eines sozialen Kreises auch über Imagebildung (Schule, Job, Verein, Stammdisko) und natürlich über die so mehr und mehr fehlende Fertigkeitsentwicklung einimmer größerer Rückstand zu stande.
Dazu sind manche Lebensläufe und Persönlichkeiten eben von Anfang an schon ungeeigneter überhaupt potentielle Kandidaten zu begegnen.
Am Ende ist es dann ein Zusammenspiel von (akumuliertem) Glück und überhaupt erst einmal Chancengenerierung.
Natural Born UnCool

Alle gesellschaftlichen Betrachtungen enthalten zwangsläufig Verallgemeinerungen und werden daher Ausnahmen und Einzelfälle enthalten, denen sie nicht gerecht werden können.

wenn ich nicht antworten sollte heißt das nicht, dass du Recht hast, sondern ich kein Internet!
ogor

Re: AB's sind keine Volksgruppe

Beitrag von ogor »

Genovevchen hat geschrieben:Sonst müsste man ja davon ausgehen, dass manche Menschen sozusagen symstematisch vom Schicksal benachteiligt werden, quasi irgendwie verflucht sind.
NBUC hat es schon angedeutet, aber "Pech" zieht oft "Pech" nach sich. Ich kenne einige Leute, die haben so gehäuft Pech in ihrem Leben (Krankheit, Todesfälle nahstehender Leute, usw.) das ist teilweise schon abgedreht unglaubwürdig, dass es sowas gibt. Ist aber leider so.
larryd

Re: AB's sind keine Volksgruppe

Beitrag von larryd »

Matthäus-Effekt.

Mit anderen Worten: De Düwel schitt immer opp den grötsten Hupen.
zebulon

Re: AB's sind keine Volksgruppe

Beitrag von zebulon »

larryd hat geschrieben:Matthäus-Effekt.

Mit anderen Worten: De Düwel schitt immer opp den grötsten Hupen.
Der Rheinländer hingegen würde sagen: "Ett kütt wie et kütt" und der Schwabe sagt: "Kannsch macha nix, musch gugga zu!"