Das Thema ist m.M.n. zu komplex um es eindeutig mit Ja oder Nein zu beantworten.
Es gibt jede menge Vorurteile gegenüber Asexuellen, während bspw. Homosexuelle mittlerweile in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind und sogar einige Paraphilien nicht mehr als deviant angesehen werden.
Wahrscheinlich ist es vorstellbarer, das eigene Geschlecht sexuell attraktiv zu finden, als kein sexuelles Verlangen zu spüren und trotzdem eine Partnerschaft zu führen.
http://www.spiegel.de/panorama/asexuali ... 54038.html
So gab es z.B. eine "Dr. House"-Episode, in der das Thema Asexualität aufgegriffen wurde.
Die Drehbuchschreiber haben es aber praktisch zur Krankheit erklärt.
Das führte zu heftigen Protesten seitens der Asexuellen-Community gegen den Sender FOX.
http://voices.yahoo.com/house-md-episod ... tml?cat=72
http://www.youtube.com/watch?v=8itQRuynUzc
https://www.google.de/search?q=dr+house+asexual
Aber zur Frage des OT:
In dem Manga Chobits geht es praktisch um ein ähnliches Thema.
Es tut mir leid, wenn ich an dieser Stelle mal wieder auf ein Manga zu sprechen komme.
Ich weiß das 99,999997% der Mitglieder hier im Forum damit nichts anzufangen wissen.
Nicht mal auf intellektueller Ebene.
Die Inhaltsangabe kopiere ich mal aus
Wikipedia:
Handlungsort ist Tokio in naher Zukunft. Persocoms, Computer mit menschlichem Aussehen, sind zu diesem Zeitpunkt überall anzutreffen. Der Student Hideki Motosuwa, der Protagonist, kann sich keine solche Maschine leisten. Er findet jedoch durch Zufall ein gut erhaltenes Exemplar im Müll, von dem er zunächst denkt, es wäre eine Menschenleiche. Nachdem er den Persocom in seinem Apartment aktiviert hat, stellt er fest, dass der Computer keinerlei Daten gespeichert hat (was ungefähr einem Verlust sämtlicher Erinnerungen gleichkommt). Das Debuggen des Persocoms gelingt nicht, denn er scheint ein besonderes Exemplar zu sein. Das einzige Wort, das der Computer anfangs sprechen kann, ist „Chi“, deshalb beschließt Hideki, dieses Wort zum Namen des weiblichen Computers zu machen. Es beginnt die Suche danach, woher Chi kommt und wer sie ist. Währenddessen lernt der Persocom etappenweise zu sprechen und auch durch Fehler, mit der Welt zurechtzukommen.
Der Manga beschäftigt sich mit der komplizierten Beziehung zwischen Persocoms und deren Benutzern und der Frage, wann für den modernen Menschen eine Maschine noch Maschine ist, und wann sie für ihn ein lebendes Wesen darstellt. Im Laufe der Handlung stellt sich heraus, dass Chi einer von zwei Chobits ist, ein Persocom ohne Betriebssystem, aber mit herausragender Intelligenz. Sie können auch Gefühle wie Angst, Schmerz oder Liebe empfinden. Chi konzentriert sich immer mehr auf die Frage, ob es einen Menschen gibt, der sie liebt, einen Menschen für sie allein, und hofft, dass Hideki für sie dieser Mensch ist. Sie findet sich in der Hauptfigur des Kinderbuches The City With No People wieder, dessen Geschichte tatsächlich starke Parallelen zu Chis Leben aufweist.
Am Ende bestätigt Hideki ihr, dass er sie liebt.
Der Haken an der ganzen Sache: Chis/Eldas Reset-Button liegt an der Stelle, wo sich normalerweise die primären Geschlechtsorgane befinden müssten.
Am Ende des Manga drück es daher Freya, Chis verstorbene Schwester, die nur noch als zweite Persönlichkeit in Chi existiert, so aus:
"Wenn Chi Dein "Mensch für Dich allein" wird...
Und der Augenblick kommt, wo Du alles von ihr willst...
Und sie Dir alles geben möchte...
Und ihr eure Seelen und Körper vereint...
Dann würde Chi gelöscht."
Wenig später antwortet Hideki darauf:
"Ich habe mich nicht in Chi veliebt, weil ich mit ihr schlafen möchte...
Ich wollte es, weil ich sie liebe.
Und ich liebe sie nicht weniger, weil das nicht geht.
Es ist mir egal.
Für mich ist Chi die Richtige!"
Ganz am Ende heisst es noch in einem Ausschnitt aus dem metafiktionalen Buch "Die menschenleere Stadt"
[Im Original Daremo inai Machi(Daremo=jeder; inai=Negativform von iru/vorhandensein/dasein für lebende Dinge; Machi=Stadt; wörtlich: "Die Stadt ohne jeden")]:
"Die Stadt ist menschenleer.
Aber das Licht in den Zimmern ist hell und warm.
Ich bin in der menschenleeren Stadt, aber ich bin weder traurig noch einsam, denn in meinem Herzen ist es warm.
Obwohl ich zu jenen(Persocom) gehöre, ist mir warm.
Das liegt daran, daß ich diesen Menschen liebe.
Wer wen liebt, entscheidet das Herz.
Bei lebenden Dingen und bei Dingen, die nicht leben öffnet sich das Herz und erwärmt sich!
Es wäre schön, wenn alle jemanden lieben würden und ihnen so warm ums Herz würde, daß sie so glücklich werden wie ich!
Es wäre schön, wenn alle von demjenigen, den sie lieben, geliebt würden!
Wenn man jemanden liebt und ihn ins Herz scliesst, dann ist das Leben voller Glückseligkeit!
Wenn das so wäre, gäbe es keinen unglücklichen Menschen in dieser Stadt."
Eine endgültige Beantwortung der Frage des OT ist für mich deshalb nicht möglich.
Es wäre wohl für mich schwierig, eine Partnerschaft vollkommen ohne Sex zu akzeptieren, da ich definitiv nicht asexuell bin.
Allerdings wäre es für mich genau so schwierig, eine Partnerin zu akzeptieren, die die Qualität einer Beziehung einzig an der von ihr subjektiv empfundenen Qualität des Sex bemisst.
Und das tun leider ein paar Männer wie Frauen.
Denn "wenn es im Bett nicht klappt".... wird sich häufig getrennt.
Sollte sie aber jemand wirklich besonderes sein, wäre es vielleicht nicht auszuschliessen, daß ich mich damit abfinden könnte.
ogor hat geschrieben:Rob_HBS hat geschrieben:ist schon interessant, sex ohne beziehung ist für die meisten völlig ok oder normal - aber andersrum ist es ein no go...
Das hat nichts mit "no go" zu tun. Es ist, wie ich in dem Thread schon mal geschrieben habe, eine Definitionssache.
Zum Beispiel bei Wikipedia zum Thema "
Partnerschaft":
Unter einer Partnerschaft versteht man eine gleichzeitig sexuelle und soziale Gemeinschaft zwischen zwei Menschen. Als moderner Oberbegriff bezeichnet der Ausdruck seit den 1970er Jahren alle auf Dauer angelegten sexuellen Beziehungen, und zwar ohne Ansehen der Rechtsform der Beziehung und ohne Ansehen der sexuellen Orientierung und der Haushalts- und Wohnverhältnisse der Beteiligten. Der Begriff „Partnerschaft“ kann also umfassen:
- Ehen, eingetragene Partnerschaften, eheähnliche Gemeinschaften („wilde Ehen“) und feste Liebesbeziehungen
- gleichgeschlechtliche und gemischtgeschlechtliche Gemeinschaften
- Lebensgemeinschaften, Beziehungen von Paaren ohne gemeinsamen Haushalt, und Fernbeziehungen
Eine Partnerschaft ist zumindest in ihrem Ursprung sexuell motiviert, wobei die langfristige Entwicklung der Sexualität des Paares als Definitionskriterium ohne Belang ist; der Begriff kann sexuell aktive Paare ebenso einschließen wie sexuell inaktive Paare oder Paare, die in einer offenen Beziehung leben. Lebensgemeinschaften und Lebensbünde von Freunden, Geschwistern u. a., zwischen denen keine sexuellen Beziehungen bestehen, werden jedoch nicht als Partnerschaft bezeichnet. Reine Sexbeziehungen wiederum genügen den Definitionskriterien für eine Partnerschaft deshalb nicht, weil hier die soziale Zusammengehörigkeit fehlt.
In einem engeren Sinne bezeichnet Partnerschaft auch die Selbstverpflichtung, die zwei Menschen, die sich auf gleicher Augenhöhe begegnen, in einer auf dauerhaften Bestand angelegten sexuellen Beziehung eingehen.
Eine Verbindung von zwei Menschen, die
niemals sexuell motiviert war, ist per Definition keine Partnerschaft.
Wenn ein Paar nach einigen Jahren das sexuelle Interesse aneinander verliert, dann bleiben sie trotzdem (zumindest als Bezeichnung) eine Partnerschaft. Falls aber niemals ein sexuelles Interesse am anderen da war, dann war das nach Definition auch niemals eine Partnerschaft, sondern eine platonische Freundschaft.
Und so sehen es vermutlich auch die meisten Menschen: Zu einer Beziehung gehört (zumindest am Anfang) das sexuelle Interesse am und dessen Ausleben mit dem Partner.
ogor hat geschrieben:fab_tom hat geschrieben:Wikipedia-Definition hin oder her. Was eine Partnerschaft zu einer solchen macht, ist meiner Meinung nach einzig und allein Sache der beteiligten Personen. Auch wenn für den Großteil der Menschen Sexualität dazugehört, so finde ich es falsch, Menschen bei denen dies nicht so ist, ihr Recht auf eine Partnerschaft absprechen zu wollen.
Das ist wohl von mir unglücklich formuliert gewesen. Ich spreche niemanden das Recht auf eine Partnerschaft ab.
Mir ging es allein um die Bezeichnung und das eben die meisten Leute eine Partnerschaft zwingend mit Sex sehen und in Verbindung bringen. Gemeinsamer Sex ist nun mal für viele Menschen der entscheidende Unterschied zwischen einer Freundschaft und einer Beziehung.
Zum einen sollte man sich nicht zu sehr auf Wikipedia verlassen.
Zum anderen sind genau das die gesellschaftlichen Vorurteile, daß Partnerschaft untrennbar mit Sex verbunden sein muss und andernfalls nur als platonisch zu bezeichnen wäre.