Bullying – Mobbing an der Schule

Alles zu Deiner persönlichen Situation, Deinen Erlebnissen und was Dir auf dem Herzen liegt als Absoluter Beginner.

Bullying – Mobbing an der Schule

War Opfer
33
39%
War Täter
4
5%
War Mitläufer
7
8%
War Unbeteiligt oder habe sowas nie gesehen
2
2%
Habe Kontakt zu Menschen, die früher Täter waren
5
6%
Kann mir einen ehemaligen Täter als Freund/in - Partner/in vorstellen
6
7%
Kann mir einen ehemaligen Täter als Freund/in - Partner/in NICHT vorstellen
15
18%
Habe mich mit den Opfern solidarisiert
13
15%
Sonstiges, siehe Beitrag
0
Keine Stimmen
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 85

Finchen

Re: Bullying – Mobbing an der Schule

Beitrag von Finchen »

Ich hatte anscheinend großes Glück mit meiner Schule. Körperliche Gewalt war tabu, Außenseiter, die es natürlich gab, wurden umgangen, saßen auch durchaus häufiger mal allein im Eck, wurden nicht zur Party eingeladen, aber niemals aktiv drangsaliert. Ein solches Verhalten wäre mit Sicherheit sanktioniert worden, und zwar nicht nur von der Schulleitung, sondern auch von den Mitschülern.

Ich glaube nicht, dass ein Mobber als Partner in Frage käme. Mobber sind für mich Charakterschweine, und mein Glauben an die menschliche Veränderungsfähigkeit ist begrenzt.
Jakob220357

Re: Bullying – Mobbing an der Schule

Beitrag von Jakob220357 »

Mobbing kenne ich auch aus eigener Erfahrung. Ich hatte nie körperlich Probleme, wurde nie verhauen, hatte aber psychische Probleme. Ich war bis zur 10. Klasse der Kleinste, was sich auch auf sportliche Leistungen ausgewirkt hat. Dazu war ich noch ein ziemlicher Nerd und bestimmt auf vielerlei Weisen seltsam. Der Klassenzusammenhalt war sowieso nicht so gut ausgeprägt, weshalb es ein paar gab, die ganz unten in der Hierarchie standen. Davon war ich einer. Nach der 10. Klasse bin ich für ein Jahr ins Ausland gegangen und von dort mental gestärkt an eine neue Schule gewechselt. Mittlerweile ordentlich gewachsen, war ich zwar noch immer nicht in der populärsten Gruppe, hatte aber auch keine Probleme mehr mit Mobbing.

Zu den Leuten aus der alten Schule habe ich heute quasi keinen Kontakt mehr und dieses Kapitel abgeschlossen. Die haben Fehler gemacht, doch ich habe auch Fehler in der Kommunikation gemacht. Einen meiner damaligen Mobber kenne ich aber noch heute. Er hat sich entschuldigt, nicht nur bei mir sondern auch öffentlich und wir sind heute gut befreundet. Er hat im Nachhinein verstanden, welchen Schaden sein damaliges Verhalten angerichtet hat und dabei realisiert, wie er bei eigenen Kindern dagegen wirken müsste.

Diese Erfahrungen von damals haben einen großen Anteil daran, dass ich heute so bin wie ich bin. Aber ich hege keinen Groll mehr und habe das Kapitel gut begraben. Zeiten ändern sich, Menschen auch!
Jelly Belly

Re: Bullying – Mobbing an der Schule

Beitrag von Jelly Belly »

Ich wurde nie wirklich gemobbt, dennoch hat es den Glauben an das Gute im Menschen in mir zerstört und mich sehr verändert. :(
Es fing in der 7 Klasse. Wir hatten eine Mädchenclique. Ein sehr kleines(musste in der kindheit wachstumshormone nehmen) und sehr intelligentes (Klassen übersprungen, super gute Noten) Maedchen wurde ein wenig von den jungs gaaergert (ameise). Es War bei weitem kein mobbing. Dann verliebte sie und ihre beste freundin sich in einen jungen. ( der von beiden nix wollte) Und die kleine fing an zunaechst alle Mädchen gegen sie aufzuhetzen. Sie lästerte über sie, erzählte lügen, und alle Maedchen machten mit. Wandten sich von D. ab, laesterten uber sie. Sie versuchten auch mich dazu zu bringen, waren nett zu mir und wollten z.b. das wir uns alle beieinander einhacken und dann an D. vorbeigehen und sie auslachen... Aber das kam für mich nicht in Frage, ich stellte mich auf die Seite von D.wir wurden beste Freundinen, obwohl wir vorher nur gute bekannte waren. Dann
mobbten auch die Jungs mit und waren dabei noch viel fieser. (Sie sagten sie hätte fettige Haare, Viele pickel, was auch stimmte aber sie machte darüber gehässige Witze. Es wurde schlimm und auch Cybermobbing kam hinzu. Ich dufte mir auch dumme Sprüche anhören, aber ich War zu der Zeit unglaublich schlagfertig (jetzt bin ich schüchtern) und charakterstark. Ausserdem hatte ich keine äußerlichen Makel, die man wie bei D. angreifen konnte. Ich beschütze D, wenn sie mal wieder angegriffen wurde. (Natürlich mit Worten, nix körperliche gewalt) Ich War Außenseiter aber ich wurde nicht gemobbt. Ich konnte mit vielen Personen noch normal reden. D. nicht. D. blieb sitzen, und ich War alleine. Ich wurde dennoch nicht gemobbt, man behandelte mich besser, aber ich wollte nicht mit ihnen befreundet sein, distanzierte mich und suchte mir Freundinen aus anderen Klassen. Neuer viel netterer Freundeskreis,Ich vertraute trotzdem erst nach langer Zeit. In der klasse hatte ich noch ein paar maenliche Freunde, die jedoch alle mit den Jahren die schule verließen. Bis nur 1 blieb, zum Glück kam ich dann in die Oberstufe und konnte nebe n
meine n Freundinnen in den Kursen sitzen. :)
SciFiGirl

Re: Bullying – Mobbing an der Schule

Beitrag von SciFiGirl »

Zwei Jahre lang in der Schule wüste Beschimpungen vom Alpha Männchen und seiner Clique (und jeder der dazu gehören wollte machte mit - alle wollten dazu gehören). Nachdem sie es geschafft hatten, dass ich mich komplett wertlos fühlte, wechselte ich die Schule. Da ließen mich dann zum Glück die Mitschüler in Ruhe. Stattdessen geriet ich an einen Geschichtslehrer, der systematisch alle Mädchen des Kurses rausmobbte, weil er der Meinung war, dass Frauen zu dumm seien, um Geschichte zu verstehen (O-Ton). Heute würde ich ihn melden. Damals wechselte ich einfach in einen anderen Kurs.
Finchen hat geschrieben:Ich hatte anscheinend großes Glück mit meiner Schule. Körperliche Gewalt war tabu, Außenseiter, die es natürlich gab, wurden umgangen, saßen auch durchaus häufiger mal allein im Eck, wurden nicht zur Party eingeladen, aber niemals aktiv drangsaliert.
Auweia. Finchen, du weiß doch hoffentlich, dass auch das komplette Ignorieren von Menschen Teil des Mobbing-Schemas ist?
Jelly Belly

Re: Bullying – Mobbing an der Schule

Beitrag von Jelly Belly »

D. hat im Unterricht oft geweint. Man musste also nicht so empathisch sein wie ich um zu erkennen was man ihr antat. Somit waren die Leute Abschaum für mich.
Ich denke, dass Ameise es genau darauf abgesehen hat, damit sie selber davor geschützt wäre und ihren Status in der Klassengemeinschaft erhöhen konnte. Das mit dem jungen war nur vorgeschoben. Später als die Jungs übernahmen konnte sie sich beruhigt zurücklehnen. Die bösartigste und hinterhaeltigste Person überhaupt.

Ich habe seit dem Abi keinen Kontakt zu diesen Personen. In der Oberstufe hatte ich sogar einen Vorteil. Die bösen Leute kamen alle aus meiner klasse, und sie respektierten mich irgendwie(ich konnte z.b. in gruppen mit ihnen normal arbeiten), waehrend sie andere Opfer und aussenseiter auslachten. Andere Taetertypen respektierten mich, weil mich die bösesten respektierten. Im nachhinein verstehe ich es selber nicht. Aber ich habe ihnen gezeigt, dass mir egal ist was andere über mich denken und ich zeigte ihnen unterbewusst meine Arroganz da ich sie für Abschaum
hielt und mich für einen guten Menschen.
Bei manchen Maedchen habe ich heute das Gefühl, dass sie es vielleicht bereuen was sie getan haben. Obwohl sie mir ja eigentlich nichts getan haben sondern D. Sie waren meistens nett zu mir, und sagen mir noch Hallo in der Stadt oder so.
Ich weiß nicht genau ob und welche Personen aus meinem Kurs an der FH Täter oder Mitläufer waren. Einigen würde ich es jedoch zutrauen, da ich bei ihnen einen schlechten Charakter sehe. Ich versuche mich eher mit gutmütigen Personen anzufreunden, aber ich muss auch zu den anderen einen freundlichen Kontakt haben, da sie später meine Kollegen sein könnten. :( weil duales Studium und so. In meiner Studiengruppe macht man auf Friede, Freude, Eierkuchen und laestert hinter dem Rücken. An einer normalen Uni hätte ich ein paar Personen schon meine Meinung zu ihren laestereien gesagt.

Eigentlich wäre ein ex-Taeter/Mitläufer ein No-Go. So eine Person würde doch überhaupt nicht zu mir passen. Dennoch bin ich bereit zu "verzeihen", wenn ich weiß ,dass diese Person es WIRKLICH bereut, und sich bei den Opfern aufrichtig entschuldigt hat.

Ps: tut mir leid, aber alles mit Handy geschrieben.
Zuletzt geändert von Jelly Belly am 05 Aug 2014 14:36, insgesamt 1-mal geändert.
Finchen

Re: Bullying – Mobbing an der Schule

Beitrag von Finchen »

SciFiGirl hat geschrieben:Auweia. Finchen, du weiß doch hoffentlich, dass auch das komplette Ignorieren von Menschen Teil des Mobbing-Schemas ist?
Wir reden hier aber, glaube ich, von verschiedenen Dingen. Teil des Mobbing-Schemas wäre in meinen Augen, dass der Gemobbte was fragt und der Angesprochene tut, als sei derjenige Luft oder geht weg. Oder dass er das "Guten Morgen!" nicht erwidert. Ich rede von was anderem. Davon, dass halt nicht jeder mit jedem befreundet und jeder in ein Grüppchen integriert war und mancher dann halt eher mal allein mit Buch unterm Baum saß als mit Freunden. Nein, großartige Integrationsversuche fanden da dann nicht statt. Aber auch kein bösartiges Ignorieren. Für ein "Hallo" oder das Mitgucken lassen der Fotos von der gemeinsamen Kursfahrt oder das Hefteinträge-kopieren-lassen, wenn einer mal fehlte, hat es schon immer noch gereicht.
SciFiGirl

Re: Bullying – Mobbing an der Schule

Beitrag von SciFiGirl »

Finchen hat geschrieben:Nein, großartige Integrationsversuche fanden da dann nicht statt. Aber auch kein bösartiges Ignorieren. Für ein "Hallo" oder das Mitgucken lassen der Fotos von der gemeinsamen Kursfahrt oder das Hefteinträge-kopieren-lassen, wenn einer mal fehlte, hat es schon immer noch gereicht.
O.k., danke für die Klarstellung.
NigriStar

Re: Bullying – Mobbing an der Schule

Beitrag von NigriStar »

Corp.INC hat geschrieben:
Birdfood hat geschrieben:Ich habe keinen Kontakt zu ehemaligen Tätern, aber dafür berufsbedingt zu ehemaligen Opfern und die sind mir auch deutlich symphatischer.
Eine ehemalige Täterin als Partnerin könnte ich mir nicht vorstellen.
Wieso nicht? Denkst du eine 24jährige hat noch den geistigen Stand einer 14jährigen und könnte auch heute nicht zwischen richtig und falsch unterscheiden? :roll:
Ja, Mobber waren Arschlöcher, aber auch sie waren nur Kinder und wussten nicht was sie tun.
Denn sie wussten nicht was sie tun...
Klasse Rechtfertigung! :good:
Ganz nebenbei erwähnt sind es Jugendliche, keine Kinder. Bei Kindern geht es über ein paar kleine Hänseleien nicht hinaus, aber Jugendliche gehen manchmal mit systematischer Grausamkeit vor, wie z. B. Cyber-Mobbing-Fälle schon gezeigt haben. Ich finde es geradezu erschütternd, wie gefühlskalt die heutige Jugend sein kann. Das zeigt auch dieser Fall: http://de.wikipedia.org/wiki/Suizidfall_Ania_in_Danzig
Aber das ist okay, denn sie waren ja nur Kinder und wussten nicht was sie tun. :daumen:

Sie wissen, was sie tun!
Ich wünsche jedem einzelnen Mobber das er in seinem Leben richtig auf die Schnauze fliegt und sich nicht mehr davon erholt.

Sorry, für's offtopic und von mir aus nehm ich auch ne Verwarnung in kauf (das wär's mir wert gewesen), aber wenn ich so ne Scheiße von Corp.INC lese, platzt mir echt der Kragen. :fluchen:
Corp.INC

Re: Bullying – Mobbing an der Schule

Beitrag von Corp.INC »

Man kann aber auch sehr nachtragend sein. Ein 14jähriger ist gerade mal strafmündig. Vorher gilt er quasi als unzurechnungsfähig. Das hat schon seinen Grund. Er ist am Anfang seiner Entwicklung und hat mit dem 24jährigen später nichts am Hut. Die Dummheiten die man im jugendlichen Leichtsinn gemacht hat, kann man nicht ewig hinterher tragen.
Tilion

Re: Bullying – Mobbing an der Schule

Beitrag von Tilion »

Corp.INC hat geschrieben:Man kann aber auch sehr nachtragend sein. Ein 14jähriger ist gerade mal strafmündig. Vorher gilt er quasi als unzurechnungsfähig. Das hat schon seinen Grund. Er ist am Anfang seiner Entwicklung und hat mit dem 24jährigen später nichts am Hut. Die Dummheiten die man im jugendlichen Leichtsinn gemacht hat, kann man nicht ewig hinterher tragen.
Wenn einem aber diese "Dummheiten" das Leben versauen, hat man einen sehr guten Grund nachtragend zu sein. Bei dir habe ich den Eindruck, du tust Mobbing irgendwie als Lapalie oder Dumme-Jungs-Streiche ab, was es aber absolut nicht ist.
Suria

Re: Bullying – Mobbing an der Schule

Beitrag von Suria »

Ihr dürft das Corp.INC nicht nachtragen. Er hat halt des Öfteren hier bewiesen, dass er die Empathie einer Erdnuss besitzt. Einfach überlesen (oder auf "Ignore" setzen) und damit hat sich's.

Sicherlich ist in puncto Vernunft und Voraussicht ein 14jähriger nicht so gesegnet. Aber auch ein 14jähriger ist auch kein kleines Kind mehr. Ein 14jähriger sollte durchaus in der Lage sein, zu verstehen, was sein Handeln anrichtet bzw. ein Bewusstsein dafür haben, was "fair" ist und was nicht. Beispiel: auf Facebook gehen sehr oft Videos herum, in denen ein einzelner von einer Gruppe verprügelt wird oder auch ein Tier misshandelt wird - nicht selten finden sich Kommentare von Jugendlichen darunter, die schreiben, wie entsetzt sie sind usw. Ein Kind hat diese Einsicht (glaube ich zumindest) noch nicht (abgesehen von der Tatsache, dass ein Kind solche Videos am besten sowieso nicht sehen sollte ;) ).

Natürlich ist es nicht ausgeschlossen, dass sich die einstigen Täter ändern können. Ich bin vor Kurzem mal einer meiner Mobber begegnet. Sie hat mich erkannt und sich unter Tränen in aller Öffentlichkeit für alles entschuldigt. Mag sein, dass den "Tätern" auch später etwas widerfährt, wodurch sie in die Rolle der "Opfer" geraten und dann Einsicht zeigen. Aber es gibt auch die Art von "Täter", denen es auch im Verlauf des weiteren Lebens sehr gut gegangen ist und die niemals verstehen werden, was sie bestimmten Menschen angetan haben, eben weil es für sie nur ein "Spaß" war. Und für mich käme auch so eine Art Mensch nicht in Frage - weder für eine Beziehung, noch für eine Freundschaft. Man merkt es schon daran, dass sie selbst im Erwachsenenalter dazu übergehen, vermeidlich "Schwächere" zu unterdrücken.

Zum Ursprungsthema: ich bin auch ein Mobbingopfer. Ich wurde meine gesamte Gymnasialzeit lang gemobbt, weil meine Mitschüler warum auch immer der Meinung waren, dass ich hässlich sei. Das Mobbing kam nicht nur von der Klasse, sondern auch von den Parallelklassen - dort sprach sich natürlich auch herum, dass ich so ein hässliches Opfer ohne Freunde sei. Ich weiß noch, wie alle am letzten Schultag weinten, ich dagegen so feierte, dass ich sie alle nie wieder sehen muss :mrgreen: . Ich habe mit meinen Mitschülern aus der Gymnasialzeit überhaupt kein Kontakt mehr; nur sehr wenige, die "trotz allem" zu mir gestanden sind, finden sich in meiner FA. Und auch lange nach der Schulzeit war ich noch unbeliebt. Ich wurde zwar nicht mehr gemobbt, aber so gezeichnet durch meine Erfahrungen, dass ich niemandem trauen wollte. Ich begegnete jedem mit dem Gedanken, dass derjenige mich doch sowieso nicht mag, nie mögen wird und nur Böses will. Und von mir dachte ich am schlechtesten. Erst als dieses alte Selbst nach und nach verschwand und ich langsam zu der wurde, der ich jetzt bin, klappte es auch mit der Kontaktaufnahme und mit Freundschaften.

Meine Mobber habe ich allesamt verflucht und denen Böses gewünscht, habe aber inzwischen gelernt, dass sich das Schicksal bei denen früher oder später immer rächen wird. Ich habe in den vergangenen Jahren immer wieder meine ehemaligen Mobber gesehen (sie haben mich aber nicht erkannt, weil ich mich äußerlich schon sehr verändert habe). Einer von denen hatte einst eine eigene Firma, die bankrott gegangen ist und so ist ihm auch gleich die Frau mit weg gelaufen. Eine andere sieht aus wie Ritter Sport - "quadratisch, praktisch, gut". Und ein anderer sieht 20 Jahre älter aus, als er ist.
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Re: Bullying – Mobbing an der Schule

Beitrag von Einsamer Igel »

In meiner Grundschulklasse gabs einen Martin. Heute würde man sagen: Aufmerksamkeitsgestört und aus benachteiligtem Elternhaus. Damals wars ein Rabauke. Der mich jahrelang mehr als nur gehänselt hat. Mit an den Zöpfen ziehen und Federmäppchen wegnehmen fing es an... und hörte mit Prügel ... auf. Wobei der nicht aufhörte. Wehren war ja nicht, der war viel stärker als ich. Und der kloppte immer weiter und weiter... bis die Knochen brachen und das Auge hin war (nicht bei mir, glücklicherweise). Der kannte gar keine Grenze. Es hat auch keiner geholfen, weder Klassen"kameraden" noch die Lehrer. Die waren immer hübsch weg... wollten nichts gesehen haben... so war deren Leben einfacher. Für mich wars die Hölle, jeden Tag zur Schule zu müssen. Ich trödelte auf dem Schulweg... kam immer zu spät... und dafür noch Einträge im Klassenbuch und in Zeugnissen.

Das ging mit mir in der 2. Klasse los. In der 1. Klasse war Michael das Opfer. Wir waren irgendwie befreundet... saßen nebeneinander. Hab ihm geholfen, die Farbe aus seinen Haaren zu waschen, dafür hat er mir geholfen, als ich einen Gipsarm hatte. Dann wechselte er die Schule und verschwand aus meinem Leben. Und ich nahm seine Rolle ein. :(

Ich stelle mir eigentlich nie vor, wie das mit dem Martin weitergegangen ist. Also der ging dann wohl auf die Hauptschule. Und wird weiter so katastrophal draufgewesen sein. Vielleicht wurde er ja dann mal straffällig und ist in den Knast eingewandert. Und hat "nette" Leute getroffen, die seine Vorliebe für Gewalt teilen.

Der war noch ein Kind und hat vieles nicht gepeilt. War Opfer der Umstände. Aber das war ich auch und ich war NIE gewalttätig! Man weiß auch als Kind, was man tut und was richtig und falsch ist. Mein Mitgefühl für solche Täter hält sich arg in Grenzen.
Tilion

Re: Bullying – Mobbing an der Schule

Beitrag von Tilion »

Suria hat geschrieben:... Ich begegnete jedem mit dem Gedanken, dass derjenige mich doch sowieso nicht mag, nie mögen wird und nur Böses will. Und von mir dachte ich am schlechtesten. Erst als dieses alte Selbst nach und nach verschwand und ich langsam zu der wurde, der ich jetzt bin, klappte es auch mit der Kontaktaufnahme und mit Freundschaften.
...
Ich verstehe, wie sich das anfühlt. Das selbe habe ich auch durchgemacht. Bei mir ging es soweit, dass ich mich nach meinem Schulabbruch völlig isoliert habe, und kaum noch mein Zimmer bzw. verlassen habe. Mein einziger sozialer Kontakt war meine Familie. So etwas ruiniert einem das Leben, und entweder frisst man dass so tief in sich hinein, bis seine Gedanken nur noch von Wut und Hass bestimmt werden oder man verarbeitet es irgendwie und versucht das Beste daraus zu machen.
Suria

Re: Bullying – Mobbing an der Schule

Beitrag von Suria »

Tilion hat geschrieben:
Suria hat geschrieben:... Ich begegnete jedem mit dem Gedanken, dass derjenige mich doch sowieso nicht mag, nie mögen wird und nur Böses will. Und von mir dachte ich am schlechtesten. Erst als dieses alte Selbst nach und nach verschwand und ich langsam zu der wurde, der ich jetzt bin, klappte es auch mit der Kontaktaufnahme und mit Freundschaften.
...
Ich verstehe, wie sich das anfühlt. Das selbe habe ich auch durchgemacht. Bei mir ging es soweit, dass ich mich nach meinem Schulabbruch völlig isoliert habe, und kaum noch mein Zimmer bzw. verlassen habe. Mein einziger sozialer Kontakt war meine Familie. So etwas ruiniert einem das Leben, und entweder frisst man dass so tief in sich hinein, bis seine Gedanken nur noch von Wut und Hass bestimmt werden oder man verarbeitet es irgendwie und versucht das Beste daraus zu machen.
Ging mir genauso. Ich verließ mein Zimmer gar nicht und meine einzigen Freunde waren meine Bücher, mein Computer bzw. Internet, meine Mangas und meine Spielkonsole. Ich habe mich komplett in eine Traumwelt zurückgezogen, in der alles super lief, ich beliebt war und den liebsten Freund von allen hatte, um den mich alle beneideten :mrgreen: . Wenn ich nur daran zurück denke, wie ich mein Leben und meine Zeit mit dieser Lebensweise verschwendet hab :oops: :cry:
Puzlbaum

Re: Bullying – Mobbing an der Schule

Beitrag von Puzlbaum »

Dieser Thread macht mich gerade ein wenig traurig. Er zwingt mich, mich an meine dunklen Zeiten der Schulzeit zu erinnern. Ich habe schon sehr lange nicht mehr daran zurückgedacht. Wurde ich gemobbt? Ich würde es nicht so nennen. Aber entscheidet selber:

Als ich 12 war, hatte es eine Gruppe 14 Jähriger auf mich abgesehen. 5-8 Jungen und Mädchen. Sie hatten irgendwie rausgefunden dass ich in sehr selten Fällen zu "sehenswürdigen" Wutausbrüchen neige. Ich will hier nicht ins Detail gehen, aber nach einer Weile hatten sie einen Auslöser dafür gefunden.
Dieser wurde 1-2 Wochen lang täglich (außerhalb der Schule) angewendet und immer weiter gesteigert. Ich wusste damals schon, dass sie mich nur reizen wollen, aber ich konnte es nicht verhindern. Sie hatten immer einen rießen Spaß wenn ich auszuckte. Es endete natürlich so wie es kommen musste: ich war vor allen der Böse der alle ohne Grund anschreit und dann auch noch anfängt rumzuschlagen. Nach einem extremen Fall (mit einem leichten Verletzten (ich), und ein paar hundert Schilling Schaden) war dann mal Schluss. Es hat mein Leben nicht geprägt*, und nach ein paar Tagen Ruhe war die Aufregung vergessen. Auch bei mir.

In den 2 Jahren danach gab es noch 2-3 Versuche von Nachahmern, die es mit eigenen Augen sehen wollten. Zum Glück ohne großen Erfolg. Tja,... bin ich mal froh dass es damals keine Handy(videos) und Youtube gab - nicht auszuschließen, dass ich dann heute selber ein Wikipedia-Eintrag wäre. :-(

*) natürlich hat es mein Leben geprägt, aber nicht so dass mein Leben dadurch verkorkst wurde.
Tilion

Re: Bullying – Mobbing an der Schule

Beitrag von Tilion »

Puzlbaum hat geschrieben:Dieser Thread macht mich gerade ein wenig traurig. Er zwingt mich, mich an meine dunklen Zeiten der Schulzeit zu erinnern. Ich habe schon sehr lange nicht mehr daran zurückgedacht. Wurde ich gemobbt? Ich würde es nicht so nennen. Aber entscheidet selber:

Als ich 12 war, hatte es eine Gruppe 14 Jähriger auf mich abgesehen. 5-8 Jungen und Mädchen. Sie hatten irgendwie rausgefunden dass ich in sehr selten Fällen zu "sehenswürdigen" Wutausbrüchen neige. Ich will hier nicht ins Detail gehen, aber nach einer Weile hatten sie einen Auslöser dafür gefunden.
Das ist eindeutig Mobbing. Bei mir war es der selbe Grund, die wollten sehen "wie ich ausraste". Ich war für sie eigentlich nichts weiter als eine Attraktion und was aus mir wurde, hat keinen interessiert. Ich habe versucht ruhig zu bleiben, aber die haben einfach weiter gemacht, bis ich explodiert bin. Das Schlimme ist, ich vermute dass diese Eigenschaft immer noch in mir drin ist, und sie wieder zum Vorschein kommt, wenn jemand die richtigen Knöpfe drückt. Aber das will ich nicht, aber die Gefahr ist nun mal da.
Corp.INC

Re: Bullying – Mobbing an der Schule

Beitrag von Corp.INC »

Tilion hat geschrieben:
Corp.INC hat geschrieben:Man kann aber auch sehr nachtragend sein. Ein 14jähriger ist gerade mal strafmündig. Vorher gilt er quasi als unzurechnungsfähig. Das hat schon seinen Grund. Er ist am Anfang seiner Entwicklung und hat mit dem 24jährigen später nichts am Hut. Die Dummheiten die man im jugendlichen Leichtsinn gemacht hat, kann man nicht ewig hinterher tragen.
Wenn einem aber diese "Dummheiten" das Leben versauen, hat man einen sehr guten Grund nachtragend zu sein. Bei dir habe ich den Eindruck, du tust Mobbing irgendwie als Lapalie oder Dumme-Jungs-Streiche ab, was es aber absolut nicht ist.
Nein, das spiele ich nicht herunter. Nur wie lange sollte man daran knabbern, dem Mobber nachtragen? Man muss auch mal weiter machen, weiter leben statt jahrelang Groll zu hegen.
Anonym

Re: Bullying – Mobbing an der Schule

Beitrag von Anonym »

Corp.INC hat geschrieben:
Tilion hat geschrieben:
Corp.INC hat geschrieben:Man kann aber auch sehr nachtragend sein. Ein 14jähriger ist gerade mal strafmündig. Vorher gilt er quasi als unzurechnungsfähig. Das hat schon seinen Grund. Er ist am Anfang seiner Entwicklung und hat mit dem 24jährigen später nichts am Hut. Die Dummheiten die man im jugendlichen Leichtsinn gemacht hat, kann man nicht ewig hinterher tragen.
Wenn einem aber diese "Dummheiten" das Leben versauen, hat man einen sehr guten Grund nachtragend zu sein. Bei dir habe ich den Eindruck, du tust Mobbing irgendwie als Lapalie oder Dumme-Jungs-Streiche ab, was es aber absolut nicht ist.
Nein, das spiele ich nicht herunter. Nur wie lange sollte man daran knabbern, dem Mobber nachtragen? Man muss auch mal weiter machen, weiter leben statt jahrelang Groll zu hegen.
Du bist nicht gemobbt worden, oder?
Tilion

Re: Bullying – Mobbing an der Schule

Beitrag von Tilion »

Corp.INC hat geschrieben:
Tilion hat geschrieben:
Corp.INC hat geschrieben:Man kann aber auch sehr nachtragend sein. Ein 14jähriger ist gerade mal strafmündig. Vorher gilt er quasi als unzurechnungsfähig. Das hat schon seinen Grund. Er ist am Anfang seiner Entwicklung und hat mit dem 24jährigen später nichts am Hut. Die Dummheiten die man im jugendlichen Leichtsinn gemacht hat, kann man nicht ewig hinterher tragen.
Wenn einem aber diese "Dummheiten" das Leben versauen, hat man einen sehr guten Grund nachtragend zu sein. Bei dir habe ich den Eindruck, du tust Mobbing irgendwie als Lapalie oder Dumme-Jungs-Streiche ab, was es aber absolut nicht ist.
Nein, das spiele ich nicht herunter. Nur wie lange sollte man daran knabbern, dem Mobber nachtragen? Man muss auch mal weiter machen, weiter leben statt jahrelang Groll zu hegen.
Daran knabbern tut man aber nun mal lange daran, ob bewusst oder unbewusst. Verhaltensweisen und Sichtweisen, die einem eingebleut wurden, legt man nun mal niemals vollständig ab. Und sei es, wenn du dich fragst, was du für einen Eindruck auf dein Gegenüber machst oder völlig blockiert bist, wenn du versuchst ne Frau anzusprechen, weil du dir nie sicher bist, wie du auf sie wirkst.
Das man nicht jahrelang Groll hegen darf, damit stimme ich dir über ein. Aber ich werde immer Wut und Verachtung empfinden, wenn ich an diese Zeiten denke. Ich denke aber gott sei dank nur noch sehr selten an sie.
Fleur

Re: Bullying – Mobbing an der Schule

Beitrag von Fleur »

Corp.INC hat geschrieben:
Tilion hat geschrieben:
Corp.INC hat geschrieben:Man kann aber auch sehr nachtragend sein. Ein 14jähriger ist gerade mal strafmündig. Vorher gilt er quasi als unzurechnungsfähig. Das hat schon seinen Grund. Er ist am Anfang seiner Entwicklung und hat mit dem 24jährigen später nichts am Hut. Die Dummheiten die man im jugendlichen Leichtsinn gemacht hat, kann man nicht ewig hinterher tragen.
Wenn einem aber diese "Dummheiten" das Leben versauen, hat man einen sehr guten Grund nachtragend zu sein. Bei dir habe ich den Eindruck, du tust Mobbing irgendwie als Lapalie oder Dumme-Jungs-Streiche ab, was es aber absolut nicht ist.
Nein, das spiele ich nicht herunter. Nur wie lange sollte man daran knabbern, dem Mobber nachtragen? Man muss auch mal weiter machen, weiter leben statt jahrelang Groll zu hegen.
Du hast wirklich kein Einfühlungsvermögen...