Boo Radley hat geschrieben: ↑23 Mai 2020 08:14
Aber wie kannst du ihm glauben dich zu lieben, wenn du es selbst nicht kannst? Hast du dann nicht eine Art "schlechtes Gewissen", ein Gefühl, dem anderen die Zeit zu stehlen?
Und macht dir die Abhängigkeit keine Angst? Kannst du die Zweisamkeit völlig frei genießen ohne Angst ihn verlieren zu können?
Sorry wenn ich so blöd frage. Ich möchte dich nicht verletzten, aber ich könnte es in so einer Beziehung nicht aushalten. Weder in deiner Position, noch in seiner, mit der Bürde für dein Wohlergehen verantwortlich zu sein.
Ich kann ihm glauben, daß er mich liebt, weil ich selber schon Leute geliebt habe, die sich selbst nicht mögen. Das geht durchaus. Irgendwie ist das nur so ein Ding, das eine Frauenzeitschrift von der anderen abschreibt, daß man sich selber lieben muß, bevor einen jemand anders etc....das stimmt in meiner Erfahrung einfach nicht.
Er ist schließlich freiwillig mit mir zusammen. Es gibt ja Frauen, die sind jünger, schöner, kinderlieber, bessere Hausfrauen als ich, und was weiß ich noch alles 'besser' als ich. Mit denen ist er aber nicht zusammen, sondern mit mir. Irgendwas wird ihm schon gefallen an mir. Wir machen beide jeweils mehrere Sachen auch ohne den jeweils anderen, schon allein deswegen, weil ich wenig anfangen kann mit seinem ganzen Sport, und er wenig anfangen kann mit meiner ganzen Kunst und Bastelei und dem Schwimmen und so weiter...Wir sind keine Symbiose, sondern ergänzen uns.
Wenn eine Liebesbeziehung sich entwickeln können soll (und das sollte sie schon, meine ich), schließt das auch ein, daß man sich vielleicht einmal trennt. Also, wenn alles beweglich und wachstumsfähig bleiben soll, kann das natürlich auch in die Richtung gehen, daß man nicht mehr zusammenpaßt. Und wie schon gesagt: klarkommen würde ich, und ich kenne auch genügend Beziehungen, die würde ich wirklich nicht führen wollen. Den Anspruch, daß mein Leben mit Partner besser ist als ohne, habe ich nämlich durchaus.
Die Zweisamkeit frei genießen, hm...ich bin eben nicht frei, ich bin gebunden. Und daß ich ihn verlieren werde, weiß ich ganz sicher. Ob nun durch Trennung oder Tod: Irgendwann endet alles.
Soll ich mich etwa lieber trennen, damit es mich dann nicht so trifft, wenn es mal vorbei ist?
"Die gefährlichste Weltanschauung ist die Weltanschauung derer, die die Welt nie angeschaut haben."-Alexander von Humboldt zugeschrieben