Ich glaube auch nicht, dass man da mit irgendwelchen Begründungen auf rationaler Ebene etwas rausreißt.inVinoVeritas hat geschrieben: ↑25 Jun 2019 08:26 Wie so häufig auf dem Partnermarkt - aber auch generell beim Kennenlernen neuer Menschen - können sich die wenigsten davon frei machen, von Vorurteilen beeinflusst zu werden.
Es ist menschlich dass wir andere in Kategorien einsortieren, die sich aufgrund von Lebenserfahrungen gebildet haben und dass wir gewisse Assoziationen mit optischen oder charakterlichen Eigenschaften verbinden.
Um mal ein konkretes Beispiel zu bringen, warum du tatsächlich "von einem Moment auf den anderen" gewisse Bilder im Kopf der Frau erzeugen bzw. nicht-erzeugen würdest:
Ich war am Wochenende am Badesee und habe wieder mal viele Frauen mit riesigen Tatoos auf Beinen, Armen oder Rücken gesehen. Was für ein Gedanke kommt mir da immer sofort automatisch? "Proleten".
Liege ich mit dem Vorurteil so falsch? Meistens nicht, denn zumindest jene Frauen, die bei uns in der direkten Nähe lagen oder bei denen ich beim Vorbeilaufen kurz bei ihrem Gespräch zuhören konnte, hatten eine genau meinem Vorurteil entsprechende proletenhafte Sprache, die eine Frau für mich maximal unattraktiv macht.
Nun mag es auch bestimmt solch derart tätowierte Frauen geben (habe aber noch nie eine getroffen) die ganz anders drauf sind, aber dennoch hätte so eine es extrem schwer bei mir irgendein Interesse zu erzeugen, auf ein Date würde ich mich wohl zu 99% garnicht erst einlassen.
Assoziationen und das spontane Bauchgefühl sind bestimmende Richtungsweiser wenn man jemanden neu kennenlernt und was die meisten Frauen mit ü30 Männern, die noch Zuhause wohnen assoziieren, wurde hier ja bereits mehrfach beschrieben.
Sogar einige männliche User haben ähnliches geäußert, wobei meiner Meinung nach es insgesamt weniger negativ für eine bei den Eltern lebende Frau ist, als umgekehrt.
Woran liegt das? Frauen bzw. Mädchen sind früher reifer als Männer / Jungs und werden i.d.R. auch sehr viel früher selbstständiger in ihrem Leben.
Für die meisten Frauen gehört es zum attraktiven Männlichkeitsbild dazu, dass der Mann mit beiden Beinen fest im Leben steht und seine Dinge regeln kann, nicht mehr Mama und Papa um Rat oder gar Erlaubnis bei Entscheidungen fragt und emotional abgenabelt ist.
Ein "Ich wohne bei meinen Eltern Zuhause" beim Date mit einem erwachsenen Mann zu hören, killt deshalb einfach jedwede vorhandene Anziehung.
Dabei ist es i.d.R. irrelevant, dass es hier und da positive wie negative Ausnahmen gibt, bei der Partnerfindung geht es schließlich um Emotionen/Gefühle. Wenn das positive Bauchgefühl durch eine solche Erkenntnis abgewürgt wird, lässt es sich wohl nur schwerlich im Anschluss wieder "reaktivieren", weil der Mann ja so wunderbar logisch erklären kann, dass er ganz anders als das Klischee ist.
Verlieben und Anziehung entstehen nicht auf rationaler Ebene...
Was mich stört ist zwar natürlich auch aufgrund so einer Oberflächlichkeit aussortiert zu werden, viel mehr stört mich aber wenn man sich hier anhand von scheinbar rationalen Überlegungen seine Minderwertigkeit erklären lassen muss. Das ist genauso wie wenn jemand sagt, er stehe nicht auf dicke Männer/Frauen, weil die undiszipliniert seien oder gar ihr Leben nicht im Griff hätten und sowas natürlich für eine Beziehung so erhebliche Nachteile mit sich bringen könne, dass die Person deswegen als Partner nicht in Frage kommt. Aus irgendeinem oberflächlichen Problem wird ein Charakterproblem konstruiert (um sich selbst keine Oberflächlichkeit eingestehen zu müssen?).
Ich persönlich empfinde jedenfalls meine Wohnumstände als deutlich flexibler als meinen Charakter, von daher tut es mir mehr weh, wenn man mir daraus irgendwelche generellen charakterlichen Defizite unterstellt. Ich habe auch nicht das Gefühl durch einen Auszug irgendwelche besonderen Qualitäten unter Beweis zu stellen, oder gar unter Beweis stellen zu müssen, bevor ich mich erdreisten dürfe mich als potentiellen Partner zu betrachten; aber wenn man die Threads zu dem Thema so liest scheinen manche ja durchaus dieser Ansicht zu sein.
Ich hätte weniger Probleme wenn einfach gesagt würde, dass es bei den Eltern wohnen eben irgendwie unsexy ist und meinetwegen auch unpraktisch für einen Partner. Aber wer meint hier irgendwelche Vorurteile psychoanalytisch auswerten zu müssen, sollte sich mal hinterfragen, z.B. ob das irgendwem (außer ihm selbst) zu nützen vermag, und ob es nicht einfach nur ziemlich abwertend und anmaßend ist und damit womöglich Leute erst recht runterzieht.