Leben in einer extravertierten Welt

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Calliandra
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Re: Leben in einer extravertierten Welt

Beitrag von Calliandra »

Lion hat geschrieben: 29 Jan 2019 14:40
Calliandra hat geschrieben: 29 Jan 2019 13:09 Ich finde es interessant, dass du gerade das Beispiel mit dem Sonnenaufgang nennst. Denn das ist ja ein Naturereignis – also etwas, was nun ausgerechnet auch Introvertierte üblicherweise sehr genießen können.
Ist dem im Allgemeinen so? Ich weiß es nicht. Hängt vielleicht mit meiner eigenen Introversion bzw. sonstigen Psyche zusammen.
Das stimmt natürlich, dass es immer schwierig ist, sowas zu verallgemeinern. Das mit der sonstigen Psyche ist ein guter Punkt. Aber ich würde schon beahupten, dass Introversion nicht bedeutet, dass äußere Reize weniger wahrgenommen werden oder sich weniger emotional auswirken, sondern lediglich, dass die Emotion, die es auslöst, weniger beim Gegenüber ankommt. Ich denke, es ist eben eher eine Frage der Interaktion als der Emotion.
Sicherlicht ist das der Fall. Aber es ist ja auch da die Intensität der emotionalen Reaktion. Ein Introvertierter kann ja ebenfalls an einer sozialen Interaktion teilnehmen (jetzt nicht gerade ein Festival oder so). Bringt es ihm dasselbe, wie einem Extravertierten?
Auch hier würde ich es nicht davon abhängig machen, ob es sich um einen introvertierten oder extravertierten Menschen handelt.
Tyrion

Re: Leben in einer extravertierten Welt

Beitrag von Tyrion »

Calliandra hat geschrieben: 29 Jan 2019 13:09 :dont: Ich glaube, ich muss dir da widersprechen:
Lion hat geschrieben: 29 Jan 2019 12:37 ... Extravertierte laden durch die Interaktion mit der Umwelt auf. Es "gibt" ihnen etwas. Sie schöpfen daraus Inspiration fürs Leben, Lebensmut.

Sie schauen sich beispielsweise einen Sonnenuntergang an und es bewirkt etwas in ihnen, mehr, als bei eiinem Introvertierten (was nicht heißen soll, Introvertierte könnten einen Sonnenuntergang nicht auch schön finden - gemeint ist an dieser Stelle jetzt allerdings ein stärkerer emotionaler Input).
Ich finde es interessant, dass du gerade das Beispiel mit dem Sonnenaufgang nennst. Denn das ist ja ein Naturereignis – also etwas, was nun ausgerechnet auch Introvertierte üblicherweise sehr genießen können. Es wäre vielleicht als Vergleich ein Beispiel einer Veranstaltung mit viel Publikum treffender gewesen. Ich denke, es müsste eher heißen, "Extrovertierte laden durch soziale Interaktion auf".
Bei einem Introvertierten sind sozusagen die Sinne für die Außenwahrnehmung stumpfer. Formal sind die Sinne natürlich vorhanden. Sie sehen, hören, schmecken, fühlen, riechen. Nur führt das viel weniger zu einer emotionalen Reizung.
Das halte ich für eine völlige Fehleinschätzung. Gerade Introvertierte sind eher sensibel und nehmen sehr viel von der Außenwelt wahr – und reagieren darauf emotional auch mindestens genauso stark wie Extravertierte. Nur merkt man ihnen diese Emotionen nicht immer an.
Letztlich geht es ums Wohlfühlen in der Welt.
Und weil das bei einem Introvertierten nicht so klappt, wendet er sich nach innen*. In eine innere, gedankliche Welt. Gedanken sind aber eher rational. Irgendwie bleibt das eine Ersatzhandlung.
Es ist wohl kaum so, dass sich Introvertierte automatisch weniger wohlfühlen in der Welt – nur eben auf andere Weise. Und wie kommst du auf die Rationalität? Gerade Introvertierte haben oft ein viel besseres Gespür für Stimmungen/Situationen und reagieren innerlich durchaus darauf (nur dass die Umwelt davon eben nicht so viel mitbakommt).
Ich glaube weiterhin, dass Introvertierte stärkere Außenreize brauchen, um aus ihnen etwas schöpfen zu können. Es muß bunter, greller, phantastischer, außergewöhnlicher sein. So jedenfalls meine eigene Erfahrung.
Das halte ich jetzt für sehr abwegig. Gerade mit diesem bunten, grellen ist der Introvertierte auch schnell mal überfordert.
Genauso sehe ich es auch, Calliandra! :daumen:
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Re: Leben in einer extravertierten Welt

Beitrag von Lion »

Calliandra hat geschrieben: 29 Jan 2019 15:21 ´Aber ich würde schon beahupten, dass Introversion nicht bedeutet, dass äußere Reize weniger wahrgenommen werden oder sich weniger emotional auswirken, sondern lediglich, dass die Emotion, die es auslöst, weniger beim Gegenüber ankommt. Ich denke, es ist eben eher eine Frage der Interaktion als der Emotion.
Da würde ich nun Zweifel anmelden.

Introvertierte leben mehr in ihrer eigenen, inneren (Gedanken-)welt, als sich "im Außen" auszuleben. Dass hat nun weniger mit dem Gegenüber zu tun, was der von der Sache hält.

Und dass der Introvertierte weniger interagiert, ist Symptom der Introvertiertheit. Warum sollte er, wenn er mit mit der eigenen Innenwelt anfangen kann?
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Re: Leben in einer extravertierten Welt

Beitrag von Calliandra »

Lion hat geschrieben: 29 Jan 2019 15:34
Calliandra hat geschrieben: 29 Jan 2019 15:21 ´Aber ich würde schon beahupten, dass Introversion nicht bedeutet, dass äußere Reize weniger wahrgenommen werden oder sich weniger emotional auswirken, sondern lediglich, dass die Emotion, die es auslöst, weniger beim Gegenüber ankommt. Ich denke, es ist eben eher eine Frage der Interaktion als der Emotion.
Da würde ich nun Zweifel anmelden.

Introvertierte leben mehr in ihrer eigenen, inneren (Gedanken-)welt, als sich "im Außen" auszuleben. Dass hat nun weniger mit dem Gegenüber zu tun, was der von der Sache hält.

Und dass der Introvertierte weniger interagiert, ist Symptom der Introvertiertheit. Warum sollte er, wenn er mit mit der eigenen Innenwelt anfangen kann?
Genau das meinte ich ja damit – dass es beim Introvertierten eben weniger Interaktion gibt, was aber nicht heißt, dass es weniger Emotion gibt.
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Re: Leben in einer extravertierten Welt

Beitrag von BartS »

Lion hat geschrieben: 29 Jan 2019 12:37 Bei einem Introvertierten sind sozusagen die Sinne für die Außenwahrnehmung stumpfer. Formal sind die Sinne natürlich vorhanden. Sie sehen, hören, schmecken, fühlen, riechen. Nur führt das viel weniger zu einer emotionalen Reizung.
Ich sehe das genau umgekehrt! Und das sage ich jetzt nicht, um ein automatisches Kontra zu geben. Viele introvertierte Menschen haben recht feine und sensible Sinne (gerade was sehen und hören angeht) und sind oft überwältigt von dem, was sie wahrnehmen. Es ist sogar oft so, dass sie ihre Empfänglichkeit für äußere Reize eher runterdrehen müssen, um nicht überlastet zu werden, gerade in der Interaktion mit anderen Menschen. Sie suchen eher ruhige oder dunklere Orte auf, um sich vor einer Reizüberflutung zu schützen.
Lion hat geschrieben: 29 Jan 2019 14:40Beispiel: Als Hamburger habe ich hier 3x im Jahr Dom (Kirmes). Im Trubel selbst muß ich nicht sein. Viel zu laut. Aber das Ganze von außen im Dunkeln zu betrachten (mit all seiner grellen Buntheit, die Lichter, die Bewegungen der Fahrgeschäfte) gibt mir was.
Physikalisch betrachtet sind die künstlichen Lichter weit weniger intensiv wie das Tageslicht. Und wenn man das bunte Treiben von außen betrachtet, sind auch die akustischen Lautstärken deutlich geringer. So gesehen sucht der Introvertierte nicht eine starke Reizung der Sinne, sondern kommt gut mit der abgeschwächten Form zurecht.

Übrigens fällt mir ein, was würde wohl Homer Simpson zu einem Sonnenuntergang sagen? "Laaaaangweilig."
Zuletzt geändert von BartS am 29 Jan 2019 19:08, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Leben in einer extravertierten Welt

Beitrag von BartS »

Stabil hat geschrieben: 29 Jan 2019 13:09Der grössere Teil dessen, worin sich die Menschen unterscheiden, ist wie Erholung, Loslassen, sich Sammeln und das neu Ordnen der Gedanken funktioniert.
Wie sehen diese Unterschiede aus?
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Re: Leben in einer extravertierten Welt

Beitrag von LonesomeCoder »

BartS hat geschrieben: 29 Jan 2019 18:55 Viele introvertierte Menschen haben recht feine und sensible Sinne (gerade was sehen und hören angeht) und sind oft überwältigt von dem, was sie wahrnehmen. Es ist sogar oft so, dass sie ihre Empfänglichkeit für äußere Reize eher runterdrehen müssen, um nicht überlastet zu werden, gerade in der Interaktion mit anderen Menschen. Sie suchen eher ruhige oder dunklere Orte auf, um sich vor einer Reizüberflutung zu schützen.
Das stimmt für mich. Jemanden beim Reden zuhören kostet mich meine gesamte Kraft. Parallel dazu über die Inhalte nachdenken und mir eine Antwort ausdenken, schaffe ich meist nicht. Erst, wenn ich danach einige Zeit alleine war und nachdenken kann, fällt mir ein, was gute Antworten gewesen wären. Nur dafür ist es dann schon oft zu spät, etwa weil Entscheidungen schon gefallen sind. Deswegen mag ich asynchrone, schriftliche Kommunikation am liebsten. Da habe ich Zeit zum Nachdenken für Antworten und muss diese nicht live geben. Und besonders Intros sind für mich oft die alleranstrengendsten Gesprächspartner: da habe ich für eine Antwort teilweise nur ein "ja" oder "mmh" Zeit, während Extros eher mehr reden und mir mehr Zeit geben.
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Re: Leben in einer extravertierten Welt

Beitrag von Montecristo »

Meine Frau meinte zu mir, dass sie keinen Menschen kennt, der so in sich versunken sein kann und für den die Welt dann nicht mehr existiert.
Eine Beobachtung, die auch viele meiner Kollegen schon gemacht haben. Wenn ich arbeite, bin ich wirklich konzentriert. Ich schrecke dann oft hoch, wenn sich ein Kollege dann etwas deutlicher bemerkbar machen muss, um Gehör zu finden.
Dabei will ich natürlich nicht gestört werden und empfinde auch kleine Störungen als sehr unangenehm. Das sind aber eigentlich zwei Seiten der Medaille. Das lässt sich nicht trennen.

Introversion bedeutet doch auch, dass man die Welt nicht wahrnehmen WILL. Man könnte schon ein bisschen, wenn man wollte. Aber dann ist die Welt so laut und unbequem und voller Menschen, die was wollen. Dann bleibt man lieber für sich...
Im Leben geht es zu 10% um das, was passiert und zu 90% wie wir darauf reagieren.
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Re: Leben in einer extravertierten Welt

Beitrag von Doggo »

Montecristo hat geschrieben: 30 Jan 2019 07:45 Introversion bedeutet doch auch, dass man die Welt nicht wahrnehmen WILL. Man könnte schon ein bisschen, wenn man wollte. Aber dann ist die Welt so laut und unbequem und voller Menschen, die was wollen. Dann bleibt man lieber für sich...
Das trifft wohl nicht auf alle Introvertieren zu. Also dass ma meistens nur für sich selbst bleibt und die Welt da draußen immer einem zu laut ist etc.
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Re: Leben in einer extravertierten Welt

Beitrag von Morkel »

Montecristo hat geschrieben: 30 Jan 2019 07:45 Introversion bedeutet doch auch, dass man die Welt nicht wahrnehmen WILL. Man könnte schon ein bisschen, wenn man wollte. Aber dann ist die Welt so laut und unbequem und voller Menschen, die was wollen. Dann bleibt man lieber für sich...
Mag sein, dass du neben der Introversion diese Tendenz hast. Aber trotzdem besteht da kein wirklicher kausaler Zusammenhang für mich. Genausowenig wie z.B. mit deiner Haarfarbe. Leute, die die Welt nicht wahrnehmen wollen findet man unter Extrovertierten mindestens genauso oft, wenn nicht sogar noch häufiger. Im Gegenteil halte ich uns Intros doch für eher diejenigen, die mehr wahrnehmen, weil wir mehr zuhören und beobachten, statt die Stille und Präsenz, in der echte Wahrnehmung überhaupt erst stattfinden kann, sofort mit unserem eigenen pausenlosen Geplapper und Aktionismus vollzustopfen.
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Re: Leben in einer extravertierten Welt

Beitrag von LonesomeCoder »

Montecristo hat geschrieben: 30 Jan 2019 07:45 Introversion bedeutet doch auch, dass man die Welt nicht wahrnehmen WILL. Man könnte schon ein bisschen, wenn man wollte. Aber dann ist die Welt so laut und unbequem und voller Menschen, die was wollen. Dann bleibt man lieber für sich...
Schon richtig, aber dieses "will" ist so "freiwillig" wie die Entscheidung vom Diabetiker, sich Insulin zu spritzen. Nachts ist es stiller und ruhiger. Deswegen mag ich die Nacht gerne.
Warnung vor Pickup: https://www.abtreff.de/viewtopic.php?p=1062199#p1062199
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Re: Leben in einer extravertierten Welt

Beitrag von Morkel »

Ich denke wer sowas permanent gleichsetzt, oder gar als unvermeidliche Folge darstellt und seine ganzen Problemfelder im Leben mit seiner Introversion begründet, macht es sich damit nur wieder ziemlich einfach, um sich genau diesen tatsächlichen Problemfeldern und vorallem sich selbst und seiner eigenen Verantwortung nicht stellen zu müssen. Dank Introversion ist man ja quasi schon von Geburt an zu einem Leben als ewiges Opfer in Elend und Einsamkeit am Rand der Gesellschaft verdammt. Zumindest so kommen eure Beiträge immer rüber. Nur wie schaffen es dann die Milliarden anderer introvertierter Menschen auf dieser Erde, ihr Leben halbwegs zu gestalten? Laut eurer Logik müssten das ja auch alle vollkommen hoffnungslose Fälle sein, ohne Aussicht auf irgendeinen Einfluss auf ihr Leben oder erfüllende Beziehungen.
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Re: Leben in einer extravertierten Welt

Beitrag von Ferienhaus »

Morkel hat geschrieben: 30 Jan 2019 22:27 Ich denke wer sowas permanent gleichsetzt, oder gar seine ganzen Problemfelder im Leben mit seiner Introversion begründet, macht es sich damit nur wieder ziemlich einfach, um sich genau diesen tatsächlichen Problemfeldern und vorallem sich selbst nicht stellen zu müssen. Dank Introversion ist man ja quasi schon von Geburt an zu einem Leben in Elend und Einsamkeit am Rand der Gesellschaft verdammt. Zumindest so kommen eure Beiträge immer rüber. Nur wie schaffen es dann die Milliarden anderer introvertierter Menschen auf dieser Erde, ihr Leben halbwegs zu gestalten? Laut eurer Logik müssten das ja auch alle vollkommen hoffnungslose Fälle sein, ohne Aussicht auf irgendeinen Einfluss auf ihr Leben oder erfüllende Beziehungen.
Ich kanns mir jetzt nicht verkneifen, sry Morkel, aber mal frech dagegen gefragt: Was ist wenn das hier so ironisch von dir vorgesagte Statement tatsächlich stimmt? Was ist wenn Zufriedenheitsgefühl usw. stark mit der Eigenschaft Extraversion korreliert (dazu gleich...) und es tatsächlich vor allem die Massen an Introvertierten sind, welche ihr Leben - statistisch gesehen - schlechter in den Griff kriegen? ;)

Übrigens existiert in der Persönlichkeitsforschung ein ziemlich fester Konsens, dass Extrovertierte im Durchschnitt eine höhere Lebenszufriedenheit aufzeigen.

https://happyproject.in/extroverts-happier/
http://blogs.discovermagazine.com/d-bri ... FIo17gxnIU

Um nochmal auf die Frage zurückzukommen:
Morkel hat geschrieben:Nur wie schaffen es dann die Milliarden anderer introvertierter Menschen auf dieser Erde, ihr Leben halbwegs zu gestalten?
Gar nicht oder eben bei weitem nicht so gut. Sie haben da scheinbar wirklich einen Nachteil. ;)

Natürlich führt Introversion nicht gleich in die tiefste Depression. Aber es scheint tatsächlich Hinweise darauf zu geben, dass gilt: Ja, die Milliarden von Introvertierten bewältigrn ihr Leben im Durchschnitt schlechter.
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Re: Leben in einer extravertierten Welt

Beitrag von Morkel »

Es ist mir schon klar, dass in der westlichen und vorallem der amerikanischen Psychologie, in der es ja eher um das "tadellose Funktionieren" im Hamsterrad aus Arbeit und Konsum als Sinnbild des "sein Leben in den Griff kriegen" geht, als um nicht von ständigem Betteln im Aussen abhängiges inneres Glück, die als kritiklose Konsumenten tendenziell besser geeigneten "funktionierenden" Extros (was jetzt keine Verallgemeinerung sein soll) oft als die vermeintlich besseren bzw. funktionaleren Typen betrachtet werden.

Aber was bringen dir solche Studien und Vergleiche? Es gibt auch X Seiten wo die "Vorteile" von Intros gelistet sind. Komischerweise scheinst du aber danach nicht zu suchen.

Ich könnte jetzt natürlich auch ganz frech zurückfragen, was dir dieses ganze Vergleichen mit den vermeintlich überlegenen Extros denn bis jetzt so tolles gebracht hat, besonders in Bezug auf deine eigene psychische Gesundheit. Und ob es vielleicht nicht sinnvoller wäre jegliches Vergleichen mal sein zu lassen, und sich selbst etwas mehr anzunehmen.

Außer natürlich, du versprichst dir irgendwas für deine persönliche Entwicklung, dir ja nur immer wieder vor Augen was für ein vermeintlich "minderwertiger" Mensch du als Intro doch bist, wieviel glücklicher die ganzen Extros doch sind, wieviel schlechter du dein Leben im Griff hast im Vergleich zu den ganzen Extros, wie hoffnungslos alles infolgedessen ist, und diese ganze endlose Litanei.

Wobei diese Frage eher für dich als Reflexion interessant wäre, als irgendeine Antwort darauf für mich.
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Re: Leben in einer extravertierten Welt

Beitrag von BartS »

Ferienhaus hat geschrieben: 30 Jan 2019 22:43Übrigens existiert in der Persönlichkeitsforschung ein ziemlich fester Konsens, dass Extrovertierte im Durchschnitt eine höhere Lebenszufriedenheit aufzeigen.

https://happyproject.in/extroverts-happier/
http://blogs.discovermagazine.com/d-bri ... FIo17gxnIU
Im zweiten Artikel kommt die Introversion gar nicht vor. Dort wird von neuroticism gesprochen, zu deutsch, Neurotizismus. Das ist was anderes als Introversion.
Ferienhaus hat geschrieben: 30 Jan 2019 22:43Natürlich führt Introversion nicht gleich in die tiefste Depression. Aber es scheint tatsächlich Hinweise darauf zu geben, dass gilt: Ja, die Milliarden von Introvertierten bewältigrn ihr Leben im Durchschnitt schlechter.
Selbst wenn dem so wäre, geht es Milliarden von Intros nicht automatisch schlechter. Die Unterschiede der Durchschnittswerte sind vermutlich kleiner als die Streuung der jeweiligen Gruppe.
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Re: Leben in einer extravertierten Welt

Beitrag von Nonkonformist »

Ich glaube das in diese diskussion zwei sachen vermischt werden.

Es gibt das spetrum von extravertierten bis introvertierten: gibt oder raubt menschliche interaktion energie?
Und es gibt das spektrum von asperger autisten bis hochsensibelen - wie verarbetet man emotionen und externe stimulii.
(Asperger autisten und hochsensibelen verarbeiten diese sachen auf unterschiedliche weise, aber beide sind mit zuviele externe stimuli und emotionen überfordert und brauchen rückzugperioden.)
Diese ganze sachen sollen eher genetisch bedingt sein.
Und es gibt unterschiedliche kombinationen, wie zb extravertierten hochsensibelen. (Brauchen viele soziale interaktionen aber es erschöpft denen trotzdem)

Dazu gibt es dann auch noch schüchternheit, und das ist eher angelernt.
Und es gibt jede denkbarer kombination dieser eigenschaften.

Wie denn auch, ein melancholischer introvertierter in HSP-bereich wie ich kann sehr emotional sein. (Der ideale kombi um trickfilmzeichner zu werden; eine isolierte aber sehr emotionale schauspielerische arbeit.)

Das introvertierten nur schweigen ist ein misverständnis. Im artikel wird ein experiment erwähnt wo zufällig zusammen gewürfelte introvertierten die sich gegenseitig nicht kennen wenig redeten. Ja, intros brauchen zeit zum aufwärmen, aber mit meine introvertierten freunde konnte ich ziemlich gut reden. (Nur nicht über themen die extravertierten interessieren würden.)

Ein extravertierter in normalen gefühlsverarbeitungsbereich kann dürchschnittlich viel zeit in soziale interaktionen verbringen, er fühlt sich dabei wohl und es erschöpft ihm nicht. Das sind natürlich die optimale bedingungen viele potentielle partner zu begegnen. Dabei treffen sie vor allem andere extravertierten normalsensibelen, zu den sie auch passen.

Ein schüchterner introvertierter aspie oder HSP ist da am komplett anderer seite des spektrums, die ziehen sich von den meisten großeren veranstaltungen zurück, meiden partys, diskos, kneipen etc, und werden nur selten potentiellen partner begegnen.
Seit sie zu sehr extravertierten partner eher nicht passen würden, sind auch potentiell passende kandidaten selten draussen im wild zu begegnen; alle verbringen gerne viel zeit alleine, und kommen eher seltener unter menschen. Mein komplettes sozialkreis bezog ich aus der arbeit und früher aus der schule, wo ich zwangshaft unter menschen war. Mein kreativer arbeitsbereich lieferte mich zum glück viele zu mir passenden anderen. Mein freundeskreis war auch eher im introvertierten bereich. Zu den extravertierten auf partys, in diskos und kneipen würde ich eher schlecht passen, und da viel zeit zu verbringen würde mich ohne große rendite eigentlich nur erschöpfen und frustrieren. Am besten kann ich mit anderen HSPs, zum teil auch zu asperger, alles eher im nerd-geek bereich, mit den extravertierten normalos kann ich nicht viel und es wären auch keine potentielle partner.

Die welt der extravertierten normalsensibelen empfinde ich eher wie ein paralelles universum; sie existiert da draussen aber geht ziemlich an mir vorbei.

Auch ziemlich gewollt.
Zuletzt geändert von Nonkonformist am 31 Jan 2019 07:43, insgesamt 5-mal geändert.
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Re: Leben in einer extravertierten Welt

Beitrag von Ringelnatz »

https://www.psychologytoday.com/us/blog ... overts-yes

Oder auch
"Are Extroverts Happier Than Introverts?

There’s no clear answer to this question. Current tests consistently rate extroverts higher on the happiness scale than introverts. However, many of these tests measure degree of happiness using activities like socializing and interacting with the outside world, both of which extroverts need to thrive! Introverts do experience happiness when they around other people, but are most happy when participating in lower-key activities. These are not accounted for on current tests and likely causes introverts to score lower."

Quellen: Psychology Today (easy to read, aber stützt sich i.d.R. auf seriöse Studien)

Es gibt ein Buchkapitel von Zelenski et al., das ebenfalls in einem der Psychology Today Artikel beschrieben wird ("the authors suggest that the average difference in happiness is small but significant."). Nach Überfliegen bin ich aber nicht sicher, wie gut dieses Kapitel recherchiert ist...
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Re: Leben in einer extravertierten Welt

Beitrag von Morkel »

Nonkonformist hat geschrieben: 31 Jan 2019 06:59 Ich glaube das in diese diskussion zwei sachen vermischt werden.

Es gibt das spetrum von extravertierten bis introvertierten: gibt oder raubt menschliche interaktion energie?
Und es gibt das spektrum von asperger autisten bis hochsensibelen - wie verarbetet man emotionen und externe stimulii.
(Asperger autisten und hochsensibelen verarbeiten diese sachen auf unterschiedliche weise, aber beide sind mit zuviele externe stimuli und emotionen überfordert und brauchen rückzugperioden.)
Diese ganze sachen sollen eher genetisch bedingt sein.
Und es gibt unterschiedliche kombinationen, wie zb extravertierten hochsensibelen. (Brauchen viele soziale interaktionen aber es erschöpft denen trotzdem)

Dazu gibt es dann auch noch schüchternheit, und das ist eher angelernt.
Und es gibt jede denkbarer kombination dieser eigenschaften.

Wie denn auch, ein melancholischer introvertierter in HSP-bereich wie ich kann sehr emotional sein. (Der ideale kombi um trickfilmzeichner zu werden; eine isolierte aber sehr emotionale schauspielerische arbeit.)

Das introvertierten nur schweigen ist ein misverständnis. Im artikel wird ein experiment erwähnt wo zufällig zusammen gewürfelte introvertierten die sich gegenseitig nicht kennen wenig redeten. Ja, intros brauchen zeit zum aufwärmen, aber mit meine introvertierten freunde konnte ich ziemlich gut reden. (Nur nicht über themen die extravertierten interessieren würden.)

Ein extravertierter in normalen gefühlsverarbeitungsbereich kann dürchschnittlich viel zeit in soziale interaktionen verbringen, er fühlt sich dabei wohl und es erschöpft ihm nicht. Das sind natürlich die optimale bedingungen viele potentielle partner zu begegnen. Dabei treffen sie vor allem andere extravertierten normalsensibelen, zu den sie auch passen.

Ein schüchterner introvertierter aspie oder HSP ist da am komplett anderer seite des spektrums, die ziehen sich von den meisten großeren veranstaltungen zurück, meiden partys, diskos, kneipen etc, und werden nur selten potentiellen partner begegnen.
Seit sie zu sehr extravertierten partner eher nicht passen würden, sind auch potentiell passende kandidaten selten draussen im wild zu begegnen; alle verbringen gerne viel zeit alleine, und kommen eher seltener unter menschen. Mein komplettes sozialkreis bezog ich aus der arbeit und früher aus der schule, wo ich zwangshaft unter menschen war. Mein kreativer arbeitsbereich lieferte mich zum glück viele zu mir passenden anderen. Mein freundeskreis war auch eher im introvertierten bereich. Zu den extravertierten auf partys, in diskos und kneipen würde ich eher schlecht passen, und da viel zeit zu verbringen würde mich ohne große rendite eigentlich nur erschöpfen und frustrieren. Am besten kann ich mit anderen HSPs, zum teil auch zu asperger, alles eher im nerd-geek bereich, mit den extravertierten normalos kann ich nicht viel und es wären auch keine potentielle partner.

Die welt der extravertierten normalsensibelen empfinde ich eher wie ein paralelles universum; sie existiert da draussen aber geht ziemlich an mir vorbei.

Auch ziemlich gewollt.
Toller Beitrag :daumen:

Genau das meine ich: erkennen, dass es eben nicht nur 2 große Töpfe gibt, von denen einer schwarz und einer weiß ist, sondern jeder Mensch viele verschiedene, oft ziemlich dynamische Aspekte hat. Ich kann als Intro genauso meine Zeiten haben, wo ich locker und angenehm mit Frauen plaudern kann, wie Extros ihre Zeiten haben können, wo sie sich zurückziehen, und von außen kaum von einem Intro unterscheidbar sind.
Morkel

Re: Leben in einer extravertierten Welt

Beitrag von Morkel »

Ringelnatz hat geschrieben: 31 Jan 2019 07:19 https://www.psychologytoday.com/us/blog ... overts-yes

Oder auch
"Are Extroverts Happier Than Introverts?

There’s no clear answer to this question. Current tests consistently rate extroverts higher on the happiness scale than introverts. However, many of these tests measure degree of happiness using activities like socializing and interacting with the outside world, both of which extroverts need to thrive! Introverts do experience happiness when they around other people, but are most happy when participating in lower-key activities. These are not accounted for on current tests and likely causes introverts to score lower."

Quellen: Psychology Today (easy to read, aber stützt sich i.d.R. auf seriöse Studien)

Es gibt ein Buchkapitel von Zelenski et al., das ebenfalls in einem der Psychology Today Artikel beschrieben wird ("the authors suggest that the average difference in happiness is small but significant."). Nach Überfliegen bin ich aber nicht sicher, wie gut dieses Kapitel recherchiert ist...
Cool, danke :daumen:

Klar, so kann man sich seine Statistiken und Studien natürlich auch immer passend zurechtzimmern, wie man das Ergebnis braucht :mrgreen:

Bestätigt auch mal wieder wunderbar meinen eh schon lange bestehenden Verdacht, dass solche Mumpitz-Studien maximal für Frauenzeitschriften oder Leute die faule Ausreden brauchen taugen. Wie kürzlich die seltsamen Schlussfolgerungen aus dieser Studie hier: https://www.abtreff.de/viewtopic.php?p=1077902#p1077902
Stabil

Re: Leben in einer extravertierten Welt

Beitrag von Stabil »

BartS hat geschrieben: 29 Jan 2019 18:59
Stabil hat geschrieben: 29 Jan 2019 13:09Der grössere Teil dessen, worin sich die Menschen unterscheiden, ist wie Erholung, Loslassen, sich Sammeln und das neu Ordnen der Gedanken funktioniert.
Wie sehen diese Unterschiede aus?
Dies Frage finde ich allerdings weniger relevant.