Ferienhaus hat geschrieben: ↑13 Dez 2018 13:06
inVinoVeritas hat geschrieben: ↑13 Dez 2018 10:48
Gatem hat geschrieben: ↑12 Dez 2018 21:19
Eigentlich wollte ich mit meiner Aussage primär darauf hinaus, dass Äußerlichkeiten nicht immer gleich zu behandeln sind, da es eben diejenigen gibt, die bewusst herbeigeführt wurden und daher tatsächlich einen Rückschluß auf den Charakter zulassen und diejenigen, die eben keinerlei Rückschluß auf irgendwelche charakterlichen Eigenschaften bieten.
Hier wurde jetzt so endlos viel darüber diskutiert, ob überhaupt und in welchem Maße optische Ausprägungen gottgegeben sind oder durchaus auch den Charakter bzw. die Lebenseinstellung widerspiegeln.
Eine Frage wurde aber garnicht aufgeworfen, die ich mal aus meiner persönlichen Sicht stelle: Juckt es eigentlich das Attraktivitätsempfinden, ob die Moppeligkeit einer Frau nun reines Pech bzw. "unverschuldet" ist oder nicht? Finde ich plötzlich eine Frau trotzdem attraktiv, wenn ich erfahre dass sie leider nur Pech mit ihren Genen hatte und es doch nicht an einem ungesunden Lebenswandel oder für mich nicht schönen Charaktereigenschaften liegt?
Im Endeffekt ist es doch in einer potentiellen Datesituation vollkommen egal, welche logisch-tolle Begründungen für welchen Makel auch immer geliefert werden können: entweder da ist Anziehung und gegenseitige Attraktivität vorhanden oder nicht.
Gilt doch auch für andere Merkmale die hier schon diskutiert wurden, ich erinnere da an das Thema "Ist es als Mann schlimm, wenn man mit 30 noch bei Mama Zuhause wohnt?". Da wurde sich auch ellenlang darüber gestritten, bis zu welchem Punkt so ein Zustand noch gut begründbar ist oder nicht... und unabhängig davon wie plausibel und nachvollziehbar es sein kann, dass Mann dann noch Zuhause wohnt: auch in dieser Diskussion wurde nicht beachtet, dass die Begründungen in dem Moment, wo der Bauch über Top oder Flop entscheidet, total egal sind. Wenn eine Frau solche Männer grundlegend unattraktiv findet (weil sie unterbewusst viele negative Eigenschaften damit assoziiert, z.B. "Mamasöhnchen" das sich bekochen lässt und im Kinderzimmer wohnt), kommt es sehr wahrscheinlich garnicht erst dazu dass man(n) sich sinnvoll erklären könnte. Und selbst wenn es dazu kommt ist zweifelhaft, dass dann ein "Aha-Moment" einsetzt und der Attraktivitätsschalter plötzlich wieder auf "Hot" umschlägt.
Mit besonders sinnigen Begründungen kann man sich vielleicht die eigene Situation erträglich machen oder diese nachvollziehbar z.B. Freunden erklären, aber ich bezweifle dass man alles nur gut genug begründen muss, um bei einem potentiellen Partner von der Flop- in die Top-Kategorie zu wechseln. Entweder der ist bereits zugeneigt oder nicht, Attraktivität lässt sich aber nicht von außen herbeireden.
Gut beschrieben, nur - wie so oft bei dir, ohne dich jetzt persönlich angreifen zu wollen, invino - ziehst du da scheinbar nicht den naheliegenden Schluss:
Manche Menschen haben wirklich die A****karte gezogen, weil Attraktivitätsempfinden des Gegenübers sich nicht durch rationale Argumente beeinflussen lässt und sie oftmals mit wenig bis gar nicht beeinflussbaren "Attraktivitätskillern" daherkommen (oder meinst du jeder hat das Geld für 'ne Schönheitsoperation um die Gesichtsform zu ändern?). Dann kann man ihnen das aber auch schwer persönlich anlasten. Was bleibt ihnen also anderes übrig als ihre eigene Situation irgendwie erträglich zu machen? Ihre Chancen bei einem potenziellen Date den "Hot-Schalter" umzulegen, sind extrem gering (wie du selbst darstellst).
Das Problem ist, glaube ich , dass uns diese "Arschkarte" permanent als solche präsentiert wird, medial und gesellschaftlich. Ja, Menschen sind visuelle Wesen, daran ist sicher nicht zu zweifeln, aber das Ausmaß das dies auf die Bewertung anderer hat erschreckt bisweilen. Hab noch ein Beispiel aus der Schulzeit: Ich kannte ein Mädchen, die hatte eine recht große Nase, nicht ein "riesiger Zinken", aber eben für ihr hübsches, zartes Gesichtchen nicht das passende Stupsnäschen. Da sie insgesamt sehr zart war, fiel es eben noch mehr auf.
Ich weiß noch, dass ihre Eltern damals übelst gespart haben, weil sie ihr unbedingt eine OP ermöglichen wollten, was dann auch klappte und ihr wohl auch geholfen hat. Wie gesagt, es war keine erschreckend auffällig große Nase, aber passte eben eindeutig nicht zum Schönheitsideal, worunter sie wohl auch gelitten hat, weil dann eben auch manchmal hänselnde Sprüche kamen.
Wenn ich mir dann bspw die Nase von Steffi Graf anschaue, so ist diese schlimmer als die von dem Mädel damals. Steffi Graf scheint aber so eine OP nicht in Erwägung zu ziehen, auch wenn sie die mit dem besten Chirurgen aus der Portokasse zahlen könnte. Das kann nur am Selbstbewusstsein liegen, meiner Meinung nach. Und selbst "Stars" haben ja mit zu wenig davon zu kämpfen, und geben teilweise 6-stellige Summen aus um sich zu optimieren (und nicht nur solche die glauben, es für ihren Beruf zu "müssen". Wenn wir es doch irgendwie schaffen könnten, den Menschen auch ohne ein sofort beeindruckendes Äußeres eine Chance zu geben, das wäre so toll. Und würde so vielen helfen, die aufgrund der herrschenden Oberflächlichkeit immer unter ihren Möglichkeiten bleiben, weil es ihnen an Selbstbewusstsein fehlt.
Ich weiss schon, das ist utopisch, ich würde mir trotzdem wünschen, dass wir irgendwann gesellschaftlich in diese Richtung gehen könnten.