Hallo Tyralis,
ich bin jetzt nicht ganz sicher, wie dein Posting von dir gemeint ist.
Vielleicht wolltest du aufzeigen, dass an dem besprochenen Thema noch viel anderes dran hängt und du wolltest zum nachdenken und diskutieren anregen.
Vielleicht wolltest du aber auch nur kurz anmerken, dass dir der beschriebene Gesprächsanfang noch nicht leicht fällt, weil du noch andere Themen in deinem Leben zu lösen hast, die dir wichtiger sind.
Tyralis Fiena hat geschrieben: ↑11 Jun 2018 12:40
Stabil hat geschrieben: ↑07 Jun 2018 05:32
Es gibt etwas viel wichtigeres und noch grundlegenderes, als unterhaltsam zu sein.
Das ist das Zeigen, dass man sich selbst mag und wohlwollend auf sich und sein eigenes Leben schaut.
Daran(, gemeinsam mit noch an ein paar anderen Dingen) kann die Gesprächspartnerin erkennen, dass auch sie von einem wohlwollend angesehen werden kann. Das erst kann einer Frau die Sicherheit geben, dass sie sich überhaupt ein Wenig öffnen kann.
Das mit dem Mögen lasse ich mal außen vor, weil ich dazu nix sagen kann. Nur erscheint mir der wohlwollende Blick mitunter unmöglich, wenn man selbst vollkommen ehrlich auf sein Leben zurückblickt. Gewisse Punkte sind nun mal leider auch mehrheitlich deutlich negativ assoziiert. Und selbst wenn man darauf pfeift und es nüchtern rüberbringt, heißt das nicht, dass es beim Gegenüber wohlwollend aufgenommen wird.
Und Bezug auf nichts zu erzählen fällt mir noch ein, dass es vielleicht nicht nur daran liegt, dass man selbst eventuell nichts hätte, aber im Vergleich zum Gesprächspartner die Diskrepanz an Erfahrungen zu gross erscheint. So geht es mir zumindest real, wenn ich merke, dass da jemand viel mehr erlebt hat. Alles was man einbringen könnte, erscheint trivial. Da werde ich ganz automatisch schweigsam.
Du antwortest auf ein Posting, das sich auf ein erstes Gespräch beim bekannt Werden bezogen hat. Dabei bringst du jetzt zum Teil Themen ein, die weit darüber hinaus gehen. Das sind wichtige Themen, sie haben aber einen ziemlich grossen Umfang und sind daher abstrakt und kurz nicht behandelbar. Und du bringst gute Ergänzungen zu dem besprochenen Thema. Auf beides will ich eingehen.
Es ist natürlich ok, dass du das erste Thema nicht aufgreifen wolltest, ich erwähne es nur der Vollständigkeit halber nochmals. Es handelt sich um ein grosses, nur konkret und individuell behandelbares Thema. Da wäre zu klären, wie die positive Zuwendung, die oft als "
mögen" beschrieben wird, noch beschrieben werden kann. Jeder erlebt anders, jeder verwendet andere Wörter. Es ist ein Thema, das einen eigenen Thread verdienen würde, und vom Umfang her auch benötigt.
Das Thema
Lebensrückblick bringst du neu ein. Es hängt wohl mit dem ursprünglichen Thema zusammen, kann aber davon unterschieden werden. In einem ersten Gespräch, wo ich schauen will, ob ein oberflächlicher Kontakt zu einem etwas persönlicherem Gespräch führen kann, gebe ich keinen Lebensrückblick. Vergangenes klingt nur nebenbei an. Dabei ist hauptsächlich von Bedeutung, wie das Vergangene mit meiner Zufriedenheit in meinem gegenwärtigen Leben zusammenhängt. Über das Thema Lebensrückblick kann man auch nur individuell ins Detail gehen. Das Leben jeder Person ist anders. Das sollte respektiert werden. Das Thema wird dann sicher so umfangreich, dass es ebenfalls einen eigenen Thread braucht.
Das
wohlwollende Schauen auf das eigene Leben häng eng mit der Zufriedenheit zusammen, aber nicht mit Perfektion, und auch nicht damit, dass man nichts mehr zu tun hätte. Zufriedenheit kann auch bedeuten, dass man es OK findet, an manchen ungelösten Themen noch mit viel Energie zu arbeiten.
Ob man Punkte tatsächlich "mehrheitlich deutlich negativ" assoziieren muss, kann hinterfragt werden. Allgemein kann man darüber aber nicht viel sagen. Das könnte nur anhand von konkreten Inhalten, die eine Person beschäftigen besprochen werden.
Allgemein sagen kann man nur:
es ist nichts assoziiert, sondern
wir assoziieren jeweils individuell. Es geht nicht um die isolierten Punkte, sondern um die Punkte, wie wir sie in einen Kontext einbetten. Es geht nicht darum, sich etwas schön zu reden. Es geht nicht darum, Ereignisse im eigenem Leben zu verleugnen. Es geht um die Bedeutung, die wir den Ereignissen geben.
Man sieht schon, es ist wieder eine riesige Angelegenheit, sehr umfangreich und hat eine gesonderte Behandlung verdient.
Das "
nüchtern" Darstellen, kann ein erster und auch wichtiger Schritt sein, eine wohlwollende Perspektive ein zu nehmen. Es ist aber damit noch lange nicht getan. Die Fähigkeit, Dinge nüchtern zu betrachten, ist oft hilfreich. Und man sollte - nebenbei erwähnt - darauf achten, wirklich nüchtern die Dinge zu betrachten und nicht sarkastisch.
Ob etwas beim "
Gegenüber" wohlwollend aufgenommen wird, dafür haben wir nie die Garantie. Da hast du vollkommen recht. Das braucht uns aber nicht zu beunruhigen. Wir können vermeiden, dass wir die Chancen dafür beeinträchtigen, in dem wir uns selbst das Wohlwollen verweigern. Ganz abgesehen davon: Wir sind es wert, dass wir uns selbst positiv zugewandt sind.
In einem Gespräch, das dem kennen Lernen dienen soll, würde ich mich nie auf einen Wettbewerb einlassen. Das ist ein wichtiger Punkt, den du einbringst. Es geht nicht darum, "
viel" zu erleben. Was viel und was wichtig im Leben ist, das ist individuell SO verschieden, dass der Vergleich - genau genommen - absurd ist.