Giebenrath hat geschrieben: ↑17 Apr 2018 11:16
Du hast doch gesschrieben, ich wäre naiv, weil ich die Tagesschau für objektiv halte!
Nein, habe ich nicht.
Ich habe nach einem Beitrag von dir, in dem du einiges geschrieben hast, wobei du unter anderem die Tageschau erwähnt hast, geschrieben
@Giebenrath
Ich staune immer wieder über so viel Naivität. Dennoch bist du mit deiner Meinung ja nicht allein.Vielleicht bin auch nur ich zu kritisch. Da ich aber die Gründe und Ursachen meiner Kritik immer wieder prüfe, und leider viel zu oft für richtig befinden muss, bleibe ich dabei: du bist naiv.
Die spezielle Annahme von dir ist eine mögliche, aber bei weitem nicht die einzige Interpretation.
So entsteht Raum für "Verschwörungstheorien": wenn Möglichkeiten per dictum auf eine einzige eingeschränkt werden.
Giebenrath hat geschrieben: ↑17 Apr 2018 11:16
Die Tagesschau ist doch eine Sendung des öffentlich-rechtlichen Senders ARD.
Ja. Und? Die Tagesschau ist auch Teil der gesamten Meidenwelt, ÖR und privat. Ach, der Wirtschjaft überhaupt. Eins wie's andere hier unzulässige Verallgemeinerung. Die in diesem Falle nicht ich in die Welt setze.
Giebenrath hat geschrieben: ↑17 Apr 2018 11:16Natürlich kann ich dir jetzt zugute halten, dass du nur meine Persönlichkeit und nicht die ARD diskreditieren wolltest.
Vielleicht ist dir auch nur die Maus ausgerutscht.
Deine Werte sind offenbar völlig andere als meine. Ich hätte ein Diskrediteiren meiner Person nicht für positiver empfunden als das Diskreditieren einer Sendeanstalt (übrigens schon wieder was anderes als Tagesschau oder ÖR; deine Verwirrspielchen machen es nicht leichter).
Ansonsten: alle deine 3 Vermutungen sind nicht zutreffend.
Giebenrath hat geschrieben: ↑17 Apr 2018 11:16
An Trump wird derzeit kein gutes Haar gelassen, auch wenn er noch mehr Haare hat als Putin, Erdogan und Kim Jong Un zusammen.
Trump ist nicht die USA.
Wenn ich das in Zusammenhang mit deinen vorigen Bemerkungen sehe: Du würfelst Dinge und Relationen leider ziemlich wild durcheinander. Genau das tun auch "die Medien", leider und überwiegend.
Gezielte, unterschwellige Beeinflussung gibt es natürlich auch - eine ganze, renommierte Beraterbranche lebt davon. Und da meine ich nicht die offene Werbung.
Relevanter ist aber, dass die Medienproduzenten selbst, die Redakteure, inzwischen in für meinen Geschmack zu hohem Maße in ihren eigenen Erklärmustern und Produktionsprozessen hängen. Naheliegende Fragen werden nicht oder kaum gefragt, die Erklärmuster der Kollegen ungefragt übernommen. Oft auch aus Überforderung - der Produktionsdruck llässt wenigen Zeit zum Nachdenkenund Hinterfragen.
Das wirkt sich aus.
In Syrien gibt es einen Giftgasvorfall. Das will ich als Fakt annehmen (schlicht weil mich wundern würde, wenn kriegstreibende Parteien nicht zu solchen Mitteln greifen - nur in Syrien wird es mal publik, interessengetrieben).
Wer es war? Die "westlichen" Regierungen sind sich sicher - die Medien stimmen teils zu, teils weisen sie auf die unklare Faktenlage hin.
Soweit so schlecht: Kritische Medien sollten Regierungen nie zustimmen - nur über sie berichten.
USA, England, Frankreich führen einen "Gegenschlag gegen das Verbrechen" aus. Unsere eigene Regierung macht nicht mit, findet es aber unterstützenswert. Auch darüber wird lang und breit berichtet, aus vielen Blickwinkeln.
Aber: Ein "Gegenschlag"? Wurden die drei denn angegriffen? Schon die unhinterfragt übernommene Wortwahl ist Propaganda. Es ist ein unprovozierter militärischer Angriff auf das Territorium eines Staates. Sagt man das so klar wie es ist, würden sofort eine Menge rote Lichter aufleuchten. "Da müssen wir aber sehr genau hinschauen, prüfen". Deshalb sagen es die handelnden Staaten nicht. Nicht schön, aber okay. Aber die Medien übernehmen die irreführende Benennung einfach? Nicht okay.
Die westlichen Angreifer berufen sich auf die Völker- und Menschenrechtsverletzungen in Syrien.
Ist da eine Militäraktion mit all den drumrum diskutierten Risiken wirklich eine Verbesserung der Lage in Syrien? Wie soll das gehen? Das wäre mindestens so breit zu diskutieren, wie über den Einsatz selbst berichtet wird. Wurde es das? In den von mir konsumierten ÖR-Medien und Mainstream-Zeitungen nicht - nur mal kurz am Rande.
Der "Gegenschlag" verstößt sogar selbst gegen das Völkerrecht. Selbst mit meinen rudimentären Kenntnissen war mir das sofort als zentrale Frage bewusst: Wenn ich angeblich Völker- und Menschenrecht verteidigen will, muss ich mich selbst dran halten. Schon sobald auch nur die USA beteiligt sind, liegt diese Frage aber offen auf dem Tisch. Wurde das diskutiert? So gut wie gar nicht obwohl es eine zentrale Frage fürs ganze Vorgehen ist. Denn wenn es nicht dem Völkerrecht entspricht, ist die offizielle Legitimation des Gegenschlags nicht gegeben. Dann müsste man fragen: Warum denn tatsächlich? Und: ob überhaupt? Fragen, die immer nur kurz am Rande auftauchten - obwohl zentral für die Einordnung des Geschehens. Also genau das, was die Medien eigentlich leisten sollten. Dagegen wird berichtet, wieviele Raketen genau, und wie viele getroffen haben oder nicht. Was eine ziemlich irrelevante Information ist, da der Normalbürger die Wirkung gar nicht einschätzen kann. 10, 100, 300 - what's the difference?
Gestern mittag wurde im Deutschlandfunk (da hört natürlich der Bildzeitungleser und Tagesschaugucker zu ...) ein Völkerrechtsexperte von der Uni Wien (?, irgendeine deutschsprachige Uni im Ausland) interviewt. NACHDEM alles passsiert ist, kommt man in der Redaktion auf den Gedanken: man könnte ja mal fragen. Der Professor legt ruhig und anhand der rechtlichen Regelungen dar, dass der Gegenschlag in vielerlei Hinsicht gegens Völkerrecht verstößt. Dass das Völkerrecht durchaus einen Weg eröffnen würde, in Syrien einzugreifen, dass die handelnden Nationen aber diesen Weg nicht gegangen sind. Der Moderator kann's gar nicht glauben - was man daran merkt, dass er 3x an diesem Punkt nachfragt, um dem Herrn Professor Gelegenheit zu geben, seine Äußerung zu relativieren. Der legt sogar nach: Russland könne man einiges ankreiden, aber völkerrechtlich stünden sie in Syrien auf festeren Füßen als die "Gegenschlagenden". Die Nachfrage des Moderators zeigt, dss er auf diesen Gedanken überhaupt noch nicht gekommen ist.
Kurz: sich aufdrängende Fragen werden nicht gestellt. Meinungen werden übernommen. Fragen werden gestellt, wenn alles vorbei und die Meinungen "gesetzt" sind; und in Nischen, wo es kaum jemand mitbekommt.
Das machen die Redakteure nicht absichtlich. Aber es passiert, und das wiederum hat System. Ständig, bei zum Teil wichtigsten Fragen auf Leben und Tod. Was ich hier gerad am Beispiel skizziert habe, könnte man an sehr vielen Aspekten darlegen. Natürlich kann man hinterher sagen: Aber schau da, wir haben doch auch diesen Standpunkt dargelegt! Richtig. Allerdings ist das ein zentral wichtiger Standpunkt, und ihr habt ihn zu einem Zeitpunkt in einer Nische dargelegt, an der er nicht zum Tragen kommt. Während 1000 irrelevante Detals und irreführende Meinungen (110 Raketen? 101? Haben 71 oder 37 getroffen? Welche Abwehrsysteme wurden eingesetzt?) schon taglang durch die Schlagzeilen gehetzt wurden. "Gegenschlag wegen " was eigentlich? Gaseinsatz (wer gegen wen denn nun genau - ach so, das wird noch vor Ort untersucht ...)? Besitz? Nicht ordentliche Vernichtung? Gegen Syrien? Gegen Assad? Jedenfalls nicht gegen die Russen, obwohl die doch angeblich alles in die Wege leiten ...?
Die Medien - öffentlich-rechtlich oder nicht - erfüllen ihre Aufgabe nur sehr ungenau. Einfach nur schlechtes journalistisches Handwerk. Zuviele Gewissheiten, zu wenig Fragen. Sogar, wenn die wegen Widersprüchen und Argumentations- und Erkenntnislücken offen auf dem Tisch liegen.
Und ich kann sagen: Vor Internetzeiten konnten die das besser.
Okay: diese meine letzten Ausführungen sind hier eigentlich nicht Thema. Ich wollte nur mal darlegen, wie man meiner Meinung nach die Informationspolitik von Regierungen, Mächtigen und Medien hinterfragen sollte, ja als verantwortlicher Bürger hinterfragen muss. Als Journalist sowieso.
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