Erinnerungen und Erkenntnisse BLOG

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ERSTER BEITRAG DES THEMAS
yes_or_no

Erinnerungen und Erkenntnisse BLOG

Beitrag von yes_or_no »

Ich spür schon seit längerem, dass irgendwas in mir ins Rollen kommt.
Was genau, weiß ich nicht. Ein bisschen ist es wie ein Weg zurück zu mir selbst.
Und ich frag mich: Was hab ich so lang in der Hölle gemacht?
Und warum zum Teufel hab ich mich nicht viel früher schon gerettet, sondern nachgetreten - und all die Dinge, die mir in Unterdrückungs-Situationen gesagt wurden, nachgeplappert und versucht, mich dem anzupassen?

Es fühlt sich seltsam an.
Ich nehme mich plötzlich an.
Mir haben manchmal Menschen gesagt, wie toll Schocktherapie ist und dass man Menschen bestrafen und in ihre Schranken weisen muss, unterdrücken muss.

Und ich habs so lang alles geglaubt und wirklich gedacht, ich lebe hier mit dem Geheimnis, dass etwas mit mir nicht stimmt.

Bei mir sind die Dinge ins Rollen gekommen dadurch, dass ich angenommen wurde. Dass ich Aufmerksamkeit bekommen hab. Dass ich gespürt hab, dass ich gemocht werde. Nur dadurch und nicht durch irgendeine Art von Härte, dass man mir irgendwie mit Gewalt Vernunft eingetrichtert hätte. Das war bei mir immer hochgradig wirkungslos.
Dadurch, dass sich Menschen um mich bemüht haben, hab ich mich einfach mehr geöffnet.
Und ich hab mich plötzlich getraut, mich auch wieder zu mögen. Und mich selbst zuzulassen, das Geheimnis nach außen zu teilen.
Mein inneres "echtes" ich und mein äußeres "gefangenes" ich haben sich zumindest in manchen Situationen einander wieder annähern können.

Ich glaube, was mein äußeres Ich überhaupt so gefangen hat war, die Schwächen so einzuzäumen, nach dem Motto "arbeite an dir, sei hart, tu stark, tu unverwundbar, geh niemanden auf die Nerven mit deinen Gefühlen". Ich hatte Sozialphobie. Vielleicht immer noch.
Nicht diagnostiziert und nicht eindeutig, aber was sollte es sonst gewesen sein?
NATÜRLICH ist es gut, an sich zu arbeiten. Im Sinne von: Seinen Horizont erweitern, sich ausprobieren. Aber an sich arbeiten, im Sinne von Schwächen abtöten und unterdrücken, so wie es einem manchmal von anderen Personen eingeimpft wird, ist nicht gut. Das sollt man nicht tun. Die Schwächen sind nicht ohne Grund da und sie dürfen bleiben, bis sie einen nicht mehr stören und sie langsam unwesentlicher werden.

Ich hab ein besonderes Verhältnis zu Schwächen. Weil ich so viele davon hab und so emotional bin, aber sie immer verstecken musste.
Daher sind inzwischen für mich Schwächen fast sogar ein Zeichen für Stärke, weil es immerhin bedeutet, dass man schon den einen Schritt weiter ist, sie nicht mehr zu verstecken und zu überspielen.

Ich hab mich mein Leben lang gefragt, was mit mir nicht stimmt.
Ich hab mit 21 übers Internet per Zufall von psychischen Störungen erfahren und die Symptomlisten gelesen, alle Störungen hätten auf mich zugetroffen, ohne Ausnahme. Warum auch nicht? Es liest sich alles so plausibel.

Dann hab ich paar Jahre später Therapie gemacht und meine Therapeutin hat gesagt, ich hab keine psychische Störung. Sie meinte, ich hätte Auffälligkeiten und Symptome in die ein oder andere Richtung, besonders eben Richtung Unsicherheit, Selbstbewusstsein. Sie wirkte schockiert, dass ich wirklich jahrelang gedacht hätte, ich hätte eine psychische Störung. Ich hab Jahre lang mit dem Glauben gelebt, es stimme etwas nicht mit mir.
Zunächst war ich so verdammt enttäuscht von der Therapeutin, hab es für Unverständnis ihrerseits gehalten, dass sie meine Probleme nicht ernst nehmen mag und mich nur belächelt, mir nicht gescheit zugehört hat.
Und jetzt..... auf einmal..... bin ich so verdammt froh, dass sie gesagt hat, ich wäre normal.
Vielleicht war das für mich der erste Schritt raus aus der Hölle. Zu denken, dass ich nicht stimme, dass ich nicht ok bin, dass ich an mir arbeiten, mich unterdrücken, verbiegen, verdrehen und stummschalten soll, weil das was ich sage und denke, so krank wäre.

Aber es macht einen nicht stark, so zu tun, als wäre man gefühllos.
Es macht alles nur schlimmer, weil die Angst dadurch groß ist, dass man die Show irgendwann nicht mehr aufrecht erhalten kann und es dann umso peinlicher ist, wenn man scheitert.... hingegen, wenn die Schwäche immer Teil von einem bleibt, gibt es kein so krasses Scheitern. Man erlaubt sich dann, Dinge mal nicht zu tun, obwohl man hätte sollen. Langsamer zu sein, oder schlechter wie jemand anderes.

Aber so weit wollt ich noch gar nicht ausholen :(

Ich hab wie gesagt gemerkt, dass ich vielleicht OK sein könnte. Und ich da wieder rauskommen kann. Dass es für mich eine Zukunft geben könnte, die anders aussieht als die Vergangenheit, dass ich ankommen könnte und dinge bewahren könnte....
Und irgendwie ging es dann immer weiter.... ich kam hier in dieses Forum, öffnete mich mehr und mehr und traute mich, im geschützten Rahmen sogar über Probleme mit Sexualität etc zu reden, was mir übermäßig schwer fiel.
Ich hab noch so viele Probleme, aber ich bin damit nicht mehr allein. Ich fühl mich nicht mehr so aussätzig und es ist nicht mehr so, als würd ich mit einem Geheimnis leben.
Es ist kein Geheimnis mehr.

Man muss ja auch gar nicht perfekt sein. Jeder Mensch hat irgendwelche Ausprägungen, sei es Emotionalität oder Ehrgeiz oder beides oder ganz was anderes. Und ich hab so lang bei jedem Fehler den ich gemacht hab, gedacht, wie krank das ist. Wie schlimm. Und wie es jetzt voll auffällt, wie sehr ich spinne. Dabei ist das so gar nicht. Weil alle Menschen Fehler machen und nichts schlimmer wär, als sich das nicht einzugestehen und sich das nicht zu verzeihen.

Aber ich spür, wie gut es mir tut, das abzuwälzen und nicht mehr zu brauchen.
Ich spür, wie schön es ist, Friede mit mir zu schließen und diesen Stimmen, die teils von mir selbst kommen, teils aber auch von einigen manipulativen Menschen, die ich in meinem Leben noch kennen gelernt hab zb über Tinder, einfach zu entgegnen, ich bin ok.
Ich lass mich nicht mehr drängeln, einengen, kleinreden oder runterputzen, wenn ich wem nicht pass.
Und ich versuch, selbst die gleiche Gelassenheit anderen entgegen zu bringen - Dinge ansprechen, die mir nicht passen, aber Dinge gut sein zu lassen, die in Wahrheit nur in meinem Kopf sind und wo ich vielleicht überinterpretiere und wo klar ist, dass der andere es nicht böse gemeint hat.
Ich hab gemerkt, dass es aber trotzdem bisher immer gut war, wenn ich einen Zweifel angesprochen hatte, wenn ich mich von wem angegriffen gefühlt hab. Dass es oft nicht so schlimm war und es tatsächlich irgendwie ging, das zu erklären oder auch zu verstehen.
Dass alles in Wahrheit nicht so bedrohlich ist, wie davor in meinen Gedanken.
Wenn man drüber redet.

Nun.....
Das alles ist schön und gut :(
Ich möcht mir da raus helfen. Also restlos. Ich will die letzten negativen Denkmuster und Ängste und Prägungen abschütteln.... in dem ich mir mehr und mehr bewusst mach, wie ich da hinein gekommen bin.

Das möcht ich in diesem Thread festhalten. Die Erinnerungen sind bruchstückhaft. Manche kann ich wohl auch noch nicht wieder an mich ranlassen.
In meiner Familie wurde ich lange Zeit ungerecht behandelt, hab dagegen rebelliert und mich mit meiner Mutter angelegt, die bei den Machtspielchen immer am längeren Hebel saß. Ich hab keine körperliche Gewalt erfahren, es war psychisch und viel wurde gesteuert über Drohungen und Geld und Vergleichen zu meinem Bruder, dass er dann Dinge bekommen hat, die ich wollte, zur Strafe.
Dadurch bin ich etwas auf die schiefe Bahn geraten, hab mich abgekapselt und auch in der Schule eine Art Verfolgungswahn entwickelt und seltsame Rituale mit mir selbst entwickelt, was alles dazu beigetragen hat, dass meine wunderbare Self Fulfilling Prophecy entstand: Und ich zur puren Außenseiterin wurde und eigentlich wirklich alle mich schräg fanden.

Damit ist fast schon alles gesagt. Aber in mir drin stecken noch so viele Schuldgefühle von damals, weil ich das damals ja noch nicht wusste, sondern wirklich dachte, dass ich nicht ok bin, dass etwas mit mir nicht stimmt, dass das meine Schuld war und mir Recht geschieht.
Und diese Schuld möcht ich mir nehmen. Indem ich die Erinnerungen wieder zu lass und auch, wie ich damals gefühlt hab.
Es wird auch rauskommen, dass ich kein Unschuldsengel war, sondern oft Konfrontation genommen hab, statt klein beizugeben. Und das nicht oft zu meinem Vorteil ausgegangen ist, aber vielleicht hab ich so meinen Stolz bewahrt - oder ihn auch erst so überdimensional werden lassen, dass ich Jahre lang so unnahbar war. Ich weiß es nicht
Aber ich möcht die Erinnerung herausfordern und es verstehen, weil ich hoffe, all der Wahn verschwindet dann und dass ich mir dann wirklich glauben kann, dass das nicht nur BLABLA ist, sondern ich wirklich OK bin.
Dann könnt ich mir zutrauen, mein Leben so weiter zu leben, wie es mir aktuell so gut gefällt. Mit nem Job und ner Beziehung.
Anstatt aus Angst vor einem davon wieder davon zu laufen, nur weil ichs mir nicht zutraue.
Das möcht ich nicht mehr.
Ich hoff so sehr, ich schaffs, das aufzuarbeiten.
Es wärs mir so sehr wert, weil das, was ich habe, ist mehr als ich verdient hab.
Und ich möcht dankbar dafür sein und Einsatz zeigen.

Wenn mir irgendwas einfällt von früher oder Situationen getriggert werden, in denen ich mich jetzt anders verhalten und besser reflektieren kann, werd ich das hier eintragen. Aber erst nach den Klausuren.
Davor wollt ich jedoch schon mal den Thread machen, damit ich den Sinn dahinter und die Motivation nicht wieder vergess. Den grad aktuell bin ich dazu eben in Stimmung, da ich mal wieder in alten Tagebüchern gelesen habe .__-

ERSTER BEITRAG DES THEMAS
yes_or_no

Re: Erinnerungen und Erkenntnisse BLOG

Beitrag von yes_or_no »

....ich wollt hier mal weiter machen.
keine ahnung, es wird glaube ich eh etwas unstrukturiert werden, aber ich versuchs einfach.

zunächst ein paar dinge, an die ich mich noch erinnere aus den zeiten, in denen ich noch kein tagebuch geführt hatte - also hier in diesem beitrag nur dinge, an die ich mich erinnere, ohne, dass ich da hinterher meine eigene sichtweise darüber gelesen (und getriggert und verstärkt) hätte.

mir wurde immer erzählt, wie schüchtern ich als kind war - als kleinkind hatten mein bruder und ich eigentlich fast nur zu zweit gespielt und im kindergarten beide quasi gar keinen anschluss gefunden.
ich hab damals laut erzählungen immer nur rumgestanden und geheult und mit niemandem geredet, bis meine mutter mich wieder abgeholt hatte und das wurde erst besser, als mein bruder auch im kindergarten war und wir dann eben zu zweit waren.

daher denk ich, es ist auch eine charaktersache bei mir, dass ich einfach verdammt viel zeit brauche, um an andere menschen ranzukommen und ich mich sofort sicherer fühl und besser klar komm, wenn ich eine bezugsperson habe.
das ist natürlich total schädlich, um menschen kennen zu lernen und ich weiß, dass ich zu denen gehör, die in den 50ern oder 60ern es nicht geschafft hätten, menschen in ihrem leben zu haben --- ohne internet.
es ist einfach dieses unwohl gefühl, allein unter fremden zu sein, mich in ne bestehende gruppe einzubauen,.... das sind immer die selben hürden.
die art, wie ich andere menschen wahrnehm und immer schon wahrgenommen hab, irgendwie wohl als bedrohlich oder unnahbar.

aber: das allein scheint nicht so schlimm zu sein, das, was mich dann so kaputt gemacht hat, war eher der frust übers scheitern und daraus entstehend, das schlechte männerbild, die nachwirkungen vom mobbing, narzisstische prägungen und absolute denkweisen, die mir eingeimpft wurden - all das, was ich hoffentlich inzwischen einigermaßen abgestreift hab.

ich glaube, am schlimmsten ist es, wenn man anderen menschen so skeptisch und hasserfüllt entgegentritt, weil man an EINER stelle unrecht erfahren hat und dann überall diese muster sieht und auch in menschen diese bedrohung vermutet, die überhaupt nicht so sind. die einen vielleicht auch in schwierige situationen bringen, aber nicht boshaft.
zb kann jemand spotten, man hätte das ganze wochenende eh nur allein rumgehockt, wer würde sich mit einem schon treffen wollen? sowas wurd zu mir auch gesagt. und behauptungen aufgestellt, ich würd bei irgendwelchen lehrern den rasen mähen und deshalb dann gute noten bekommen, lauter so scheiß.
und es fällt schwer, menschen, die einen die jahre danach fragen, nett gemeint, wie man das wochenende verbracht hat, nicht in die fresse zu treten, weil man angst hat, sie wollen einem nur wieder irgendeinen scheiß andichten.
inzwischen stimmt es lustigerweise fast, dass ich ne streberin geworden bin. inzwischen wirk ich aber nicht so, inzwischen denken alle, ich war am WE in den bergen.
aber tatsächlich arbeite ich manchmal am wochenende, ok ich nehm mir aktuell vor, nicht für die arbeit am WE zu arbeiten, wenn dann nur für eigene projekte - aber trotzdem.

ich glaub, das ist so eine innere hass einstellung, dieser verfolgungswahn oder alles gegen sich zu beziehen, der es einem so schwer macht, mit anderen in kontakt zu kommen.
auch schüchterne, introvertierte und zurückgezogene menschen bekommen ihre chancen, aber ich spürs selbst, dass bei mir die sympathie sehr schnell wieder weg ist, wenn jemand mir dieses misstrauen so entgegen bringt oder mich aus angst oder neid oder was-auch-immer angreift.
und natürlich verstärkt sich das dann und ich glaube, dass das eines meiner größten probleme war - auch in anderen lebensbereichen, zb job.

aktuell läuft alles gut, aber ich weiß als azubi bin ich in diese rolle gerutscht, nicht telefonieren zu mögen und angst davor zu haben und es regelrecht als strafe zu sehen, wenn ich es tun muss und hab mich selbst in so ne rolle getriggert, dass niemand mich ernst nimmt und irgendwie hab ichs dadurch wohl ausgestrahlt. ich weiß noch, dass damals alle azubis angefangen haben, sich für das produkt zu interessieren, um das es bei uns ging, nur ich hatte davon keinen plan, habs mir nicht zugetraut und mich auch nicht interessiert, weil ich dachte, das traut mir eh keiner zu. ich war da irgendwie abgeschnitten und nur reduziert darauf, bestellungen zu tippen oder zeichnungen zu bereinigen und liefertermine zu mahnen.
es gab eine abteilung dort, wo es anders war und ich mich wohl gefühlt hab, aber in den anderen abteilungen war ich die untergegangene, unsichtbare.

in meinem aktuellen job ists so, dass ich mich nicht so sehr schäme, wenn ich mal einen bug hab, weil ich irgendwie spür, dass man mir auch zutraut, ihn zu beheben und ich irgendwie noch nicht in dieser rolle bin, alle gegen mich zu sehen.
ich weiß nicht, ob ich in diese rolle wieder kommen kann oder ob ich da ein für alle mal raus bin.
in der freiberuflichkeit wurde ich immer toternst genommen und für voll gesehen, vielleicht hat mich das geheilt - allerdings hätte ich da ja auch selbst für alles, was schief geht, gehaftet und im zweifelsfall kein geld bekommen, wenn ich den auftrag nicht erfüllt hätte - vermutlich war das die bedingung, weshalb menschen sich getraut haben, jemanden wie mich ernst zu nehmen und weswegen ich gespürt hab, dass sie mich zurecht ernst nehmen.

und ich komm mir so dumm vor, das zu schreiben, weil ich angst hab, dass in zwei oder drei wochen alles wieder so ist wie davor und dann steh ich da als die, die gedacht hätte, sie hätte es geschafft, obwohl sie es nur einen moment gedacht hätte .____-
das ist eine große angst von mir, immer schon, dass dinge, die grad gut sind, einfach so vorbei sein könnten und wieder weg brechen.

aber .... ich war schon an so vielen punkten, richtig schlimm war keiner - auch die einsamkeit nicht - ich hatte immer meine welt um mich herum und meine gedanken, es hat mich alles beschützt, irgendwie.
es ist seltsam, die welt nicht mehr mit so viel misstrauen zu sehen. es triggert mich, menschen zu sehen, die noch so viel misstrauen haben und ich weiß nicht, wie ich mich dann verhalten soll ---- einerseits versteh ichs ja so gut, weil ich selbst an diesem punkt war, andererseits mag ich mich nicht wieder runterziehen lassen oder angreifen lassen.
ich hab das gefühl, man ist einfach sehr stark selbst dafür verantwortlich, wie man mit sich umgehen lässt und dass zu viel verständnis auch schädlich für einen ist - was dumm ist, wenn man dieses verständnis irgendwie hätte

aber ich glaub, das ist auch eine sache, dass ich immer meinen vater in schutz genommen hab, weil er ähnliche charakterzüge hat wie ich, aber an manchen punkten hat er fehler gemacht, die er nie als solche einsehen konnte, sondern unter den teppich gekehrt hat und man musste diese lügen immer mit spielen, um sich mit ihm zu versöhnen, die einsicht kam nie.
er hat den selben humor wie ich, ehrgeiz in nerddingen wie ich, tanzt gern aus der reihe wie ich,..... aber naja.
manchmal stoßen auch einfach sichtweisen aufeinander und die rollen verschärfen sich und je mehr man dann auf seiner position beharrt, statt einfach zu heucheln, desto mehr veranlasst man den "stärkeren" dazu, unfaire mittel zu ergreifen.
ich glaube, wenn man gut heucheln kann, passiert einem weniger - dann sagt man "OK" denkt "ACH FICK DICH" und wird nicht fertig gemacht, wie wenn man das dann auf sachlicher ebene diskutieren mag - ich hab immer auf sachlicher ebene versucht, mit meinen eltern entscheidungen und sichtweisen, besonders über gefühle, zu diskutieren. so wie ichs fühl.
ich glaub ich hab nie einfach OK gesagt, wenn etwas für mich nicht OK war.
und ich hatte immer argumente, eigentlich sogar gute - und vielleicht hat grad das sie geärgert.

naja :(
das ist mir gerade eingefallen.
ich mag das alles verstehen und merk auch, ich tue es.
ich verlier den hass etwas.
ich weiß auch, dass ich innerlich meinen eltern verzeihen kann, weil ichs reflektieren kann, dass es schwierig ist, dass rollen sich verschärfen können und wie reagiert man darauf?
trotzdem möcht ich keinen kontakt mehr, da ich weiß, dass der mir schadet, aber in mir drin find ich denke ich frieden mit meiner vergangenheit.

und wenn ich theatralische tagebucheinträge von mir les, wie sehr ich als 16 jährige unter unfairen mitteln oder gehässigen entscheidungen meiner mutter gelitten hab und rotz und wasser heul, dann spür ich auch, dass mich das losgelassen hat und ich da nicht mehr drin bin.
menschen werden ziemlich eklig, wenns ums recht haben geht und ja: ich konnt nie nachgeben, wenn ich das gefühl hatte, jemand verlangt etwas unrechtes.
ich beobachte inzwischen, dass ich es ein bisschen gelernt hab - dass ich manche dinge aus anderer perspektive seh und dann auch versteh, das interessiert doch niemanden, wessen schuld es war, es geht um was ganz anderes - und ich bin grad auf dem falschen pfad, dann kann ich aufhören und nachgeben.
manchmal aber auch noch nicht, aber inzwicshen müssen die ungerechtigkeiten härter sein als früher, dass mir irgendwas durchgeht und ich mich so stur verhalte.
ich kann mich auch abgrenzen und menschen einfach sagen, wenn ich mich angegriffen fühl, statt das so verbergen zu müssen und stark spielen zu müssen.
ich hab so viele von den alten schädlichen verhaltensweisen durchbrochen und weiß nichtmal, wie genau. oder wann es angefangen hat.
vermutlich zufall. ja, vermutlich war die freiberuflichkeit ein großer schritt für mich und dann auch, dass es scheiterte und ich nochmal die chance hatte, diese angst vor der zusammenarbeit mit menschen in einer festanstellung zu verlieren und ja, immer wenn ich sowas optimistisches schreibe, schwingt noch mit: ich hoffe nur, es bleibt. ich hoff so sehr, es bleibt. ich hoffe, die alten muster kommen nicht zurück, ich hoff, sie kommen nie zurück.
ich hoff, ich schreib nicht dumm und naiv irgendwas, und morgen klappt es schon alles wieder ein.
aber heute glaub ich einfach noch dran. ja heute.
vielleicht muss ich auch ein bisschen aufhören, so viel an morgen zu denken oder zu hinterfragen, was bleibt und wozu man etwas macht, wenn NICHTS bleibt.
denn letztendlich ist ALLES was bleibt, eh nur die erinnerung und nicht eine schwarz-auf-weiß-sache, nichts greifbares.
es ist genau anders herum, alles greifbare verschwindet, nur das innere bleibt - die ganzen momente, die in vergangenheit und erinnerung gemeißelt wurden, DIE bleiben.
und ich hab mein leben lang immer materielles vorgezogen, naja, egal
yes_or_no

Re: Erinnerungen und Erkenntnisse BLOG

Beitrag von yes_or_no »

Aktuell ist ja Ausnahmezustand hier wegen Corona.
Ich hab dazu mehrere Gedanken und auch wenn ich weiß, dass die Situation scheiße ist und ich insgesamt NICHT froh bin, dass überall Menschen sterben und andere um ihre Jobs bangen müssen, hat Corona für mich eine bestimmte Einstellung durchbrochen oder mir bewusst gemacht.

Ich hab die letzten Jahre einen großen Leistungsdruck aufgebaut.
Früher als Kind lebte ich wie andere Kinder üblich in den Tag hinein - und hab mir das daraufhin eigentlich bewahrt. Wann wurde das durchbrochen?
Ich glaube, erst relativ spät.
Irgendwann kam ich per Zufall auf die Informatik, als ich eigentlich gerade meine Ausbildung zur Kauffrau im Großhandel abgeschlossen hatte und da ich Abi hatte, studierte ich direkt im Anschluss. Allerdings nur, um mich selbstständig zu machen. Ich war zu Beginn des Bachelors vermutlich 24 plus minus ein halbes Jahr, wie es halt so ist bei Erinnerungen ._.
Jedenfalls hatte sich damals diese Idee in meinen Kopf gebrannt, mein Leben zu optimieren und so toll wie möglich zu gestalten. Wie genau ich darauf gekommen bin, weiß ich nicht. Ich begann aber, mich da mit Leuten zu vergleichen und wollte dies und das auch, dies und das nicht, entwickelte vielleicht zum ersten Mal so etwas wie einen Lebensplan.
Das Studium lief ganz gut und noch gechillt, ich gestaltete mir meine Freizeit noch aktiv, wobei es während meiner Ausbildung etwas stärker noch war.
In den letzten 2 oder 2einhalb Semestern vom Bachelor Studium hatte ich dann jedenfalls nen 20h Nebenjob in Stuttgart und es wurde etwas kompliziert. Damit schaffte ich auf jeden Fall die Grundlage, mich so zu verzetteln. Weil ich unbedingt auch mal woanders gewohnt haben wollte, nen besonders spannenden Job wollte und dafür auch bereit war, umzuziehen - weil mich nichts hielt.
Das wurde dann heftiger und ich mutete mir mehr und mehr zu --- hatte dann teilweise zwei Wohnungen, zwei halbe Freundeskreise, die mir beide zu anstrengend zum Pflegen wurden und dann fing ich ja auch noch mit Tinder an ._. und zog erneut um, etc etc. (da war ich dann 27 und in der Hölle schon ganz gut angekommen, wenn man das so sagen kann ._.)
Jedenfalls verlor ich etwas den Blick dafür, wie schön es draußen in der Natur ist -- ohne Leistung bedeuteten Dinge mir kaum mehr was, weil ich immer im Hinterkopf hatte, hey: Ich muss mich doch noch selbstständig machen. Ich kanns mir doch gar nicht erlauben, mich da in die Sonne zu legen.
Ausflüge mit Leuten machten mir aus dem selben Grund eigentlich keinen so großen Spaß mehr. Natürlich setzte ich es mir widerwillig als Ziel: Dass ich dort hingehe --- und DORT wurde es auch immer nett, es waren eigentlich schöne Treffen --- nur der Widerwille davor, hinzugehen, wurde immer größer, ich fühlte mich auch gestresst und verzettelt.
Andere Leute merkten mir auch nichts an, auf den Treffen wirkte ich fröhlich und sympathisch - aber es wurde immer weniger, weil ich irgendwie einfach immer mehr in meinem eigenen Scheiß versank.
Als es dann klappte und ich wirklich freiberuflich arbeiten konnte, war das erste Jahr ein Traum. Ich machte viel frei, hatte doppelt so viel Urlaub wie 'normale' und haute oft ab nach Italien oder Österreich, lernte Gleitschirmfliegen und machte mir ne tolle Zeit mit viel Urlaub (in Europa /Nachbarsländern mit dem Zelt). Da hatte ich kurzzeitig zurückgefunden zu meinem 'eigentlichen' LEbensstil: In den Tag hinein.
Doch im zweiten Jahr der Freiberuflichkeit fing es an, mir immer mehr zu bedeuten, ich definierte mich immer stärker damit und wollte den Absprung von meinem Hauptkunden auch schaffen, da wir einige Zielkonflikte hatten und demnach kam hier ein bisschen das Gegenteil: Ich machte viele 50 Stundenwochen, hatte als einziges Gesprächsthema Arbeit und machte eigentlich nicht mehr soooo viel mit anderen Leuten.
Ein bisschen hatte ich zwar noch im Hinterkopf, dass ich mich ja eigentlich freiberuflich machen wollte, um ne schönere Freizeit zu haben, doch ich hatte für Freizeit keinen großen Nerv.
Mir machte es einfach keinen Spaß - besonders mit anderen Menschen zusammen fand ich Wandern nach ner Zeit nur noch anstrengend und auch alleine wusste ich nicht gescheit, wohin und warum.
Ich hatte auch so viele Dinge im Kopf, die ich noch schaffen musste, Chaos, das sich angesammelt hatte wie Steuererklärungen, dass ich die Ferienwohnung räumen musste, ..... lauter Dinge eben, die ich immer aufgeschoben hatte.
Und naja.
Dann kam der Moment, wo mir das alles bewusst wurde und ich zurückblicken konnte auf Jahre, die ich irgendwie meine Freizeit auf ein Minimum reduziert hatte ---- stimmt so natürlich nicht ganz. Teilweise BIN ich ja draußen gewesen und hab auch Urlaub gemacht --- aber auch da wurde es mehr zum Plan, zu diesem 'Hey früher hast du doch so gern dies und das gemacht, daher tue es jetzt auch!'.
Wohingegen ich es IRGENDWANN davor mal wirklich aus Freude gemacht hatte, weil ich wirklich Lust drauf hatte und nicht, weil ich es mir zu einem Ziel gesetzt und als Leistung definiert hatte.
Und so ist es leider die letzten Jahre gewesen. Es war eher ein Soll, das zu erfüllen war, wenn die Sonne schien, dann auch kurz rauszugehen und oft war das dann begleitet von einer Art 'Oh nee'. Und dadurch, dass ich mich trotzdem dazu gezwungen hab, eben 'jeden Winter 3x Skifahren zu gehen', jeden Sommer/Frühling/Herbst mal irgendwo ne Feierabendtour oder Tagestour in den Bergen zu machen oder jedes zweite WE Leute zu treffen, wurden es zu Plänen.
Und machte mir kaum mehr Spaß.
Was mir riesen Spaß machte, war natürlich Arbeit und der Traum von der Selbstständigkeit. Das war alles, was in meinen Gedanken Platz fand und alles, wodurch ich 'wirklich' die Zeit vergaß und anhalten wollte - manchmal, wenn ich grad programmiert hatte und eine gute Idee hatte.
Dann hatte ich diesen Hype und diese Freude, die ich davor irgendwann mal tatsächlich im Umgang mit anderen Menschen empfand --- oder draußen in der Natur.

JETZT seit wenigen Tagen oder Wochen beginn ich plötzlich, die Welt wieder mit den Augen von damals zu sehen.
Plötzlich sind alle Menschen gleich und es gibt nicht mehr diese Wettbewerbe, möglichst weit weg zu müssen, weil vor der Haustür doch eh langweilig ist, .... und es schaffen grad echt wenige möglichst busy zu sein. Nein.
Wir hocken alle im Home Office und können nur in den Wald vor unserer eigenen Haustür oder an den Fluss - oder Radltouren an den WEs machen an Seen oder Täler in der Nähe. Und ...... irgendwie ist das so schön.
Man muss sich nicht mehr so nen großen Plan machen.
Ich merk auch, dass ich mich hier direkt vor meiner Haustür NULL auskenn.
Ich hab einfach diesen Wettbewerb mitgefahren, dass man an spektakuläre Orte muss. Ich wollte dieses Jahr auf den Großglockner latschen, ohne so richtig Lust zu haben, nur um es getan zu haben, um nen Plan zu haben und ein Ziel.
JETZT fahr ich stattdessen mit dem Radl hier direkt durch die Pampa und ich weiß nicht, wieso sich mein Herz darüber so sehr freut und erwärmt und ich das alles plötzlich wieder so schön finden kann.
Ich weiß nicht, wo all die Gelassenheit plötzlich wieder herkommt.
Ich würd mich am liebsten immer noch selbstständig machen und programmieren macht mir immer noch Spaß - aber..... irgendwie kann ich das Leben plötzlich wieder fühlen.
Ich weiß es nicht, ob es einen Zusammenhang zwischen meiner neu gewonnenen inneren Ruhe und Freiheit und der 'Ausgangssperre' gibt, dass man nicht mehr so viel Auto fahren soll und daher einfach mit weniger zufrieden sein muss und das viel schöner ist, weils planloser, freier ist und mans dadurch wirklich für sich tut und nicht um was erlebt zu haben.
Oder ob das eine langsame Entwicklung durch Job und Studium war und sowieso so gekommen wär?
Hey scheiß Globalisierung irgendwie. Wieso entdeck ich erst jetzt, wie schön es bei mir vor der Haustür ist?
Vor nem Jahr war ich in Marokko und vor zweien in Süd Afrika.
Naja, sonst nur in Europa, ich mags ja eigentlich am liebsten gemütlich, mit dem Zelt, ohne Plan an irgendeine Küste zu fahren und gern auch an eine, wo ich schon weiß, dass es schön ist.
Aber..... jetzt find ich plötzlich doch wieder Freude am Outdoor. Ich tue es nicht mehr, weil ichs früher tun wollte und es mir jetzt endlich leisten kann, wie mit Südafrika und Marokko, was ich ein bisschen eben daher getan hab (wobei das zwei der schönsten Momente der letzten Jahre war!).
Vielleicht ist es auch, weil ich so ewig nicht mehr Radlfahren war, sondern davor immer eben wandern, wo man halt mit dem Auto erst hinfahren muss --- ich wohn 30 mins von den nächsten Bergen entfernt, normal fahr ich aber auch eher ne Stunde bis zu irgendnem Wanderparkplatz, da ich ja auch zu unterschiedlichen Bergen dann wollte.
Jetzt hab ich so ne Lust und so nen Anreiz, all die schönen Radlwege zu probieren, die vor der eigenen Haustür liegen - jedes WE ein bisschen rauszugehen, aber ohne mit dem Auto extra wo hin zu müssen und ohne so nen scheiß Plan zu machen davor.
Es ist so nen Spaß, wenn ich einfach nur zu Fuß durch den Wald lauf und mich hinterher an den Fluss leg und es ist so traumhaft. Es sind viele Spaziergänger hier direkt auf dem kleinen Weg bei uns, die strahlend Hallo sagen. Die führen hier halt ihre Hunde aus, es sind nur 500m, wo so viel los ist, danach nicht mehr. Und SOOOO viel (verglichen mit Städten) ist es auch wieder nicht, aber es ist eben irgendwie freundlich, dass alle einen grüßen und man sich gegenseitig damit Mut zuspricht, in dieser Zeit, die für mich aktuell gar nicht so schlimm ist.
Plötzlich werden unsere kleinen Feldwege genutzt, davor mussten ja alle immer so weit weg fahren.

Ich denk mir, es ist so schön, mit wenig zufrieden zu sein, weil man sich wenig eben immer zum Alltag machen kann. Hingegen 'viel' geht immer Richtung Ausnahme. Sagen wirs so: Den Waldspaziergang und Flussspaziergang werd ich bis an mein Lebensende Tag für Tag machen können. Weil der direkt vor meiner Haustür ist.
Hingegen den Klettersteig nicht, weil der weit weg ist und ich dann erst wissen müsste, dass das Wetter passt, stabil genug ist, dass es in ner Stunde immer noch passt und vor allem in den Bergen keine Wolken hängen, die man hier nicht gescheit vorhersagen konnte. Es ist immer mit diesem Plan und dieser Unsicherheit verbunden - ach aber vielleicht ist es gar nicht das, was mich daran stört oder wodurch mich sowas irgendwie nach ner Zeit nicht mehr so interessiert hat. Ich weiß es nicht.
Ich weiß es nicht - warum ich mich plötzlich wieder so frei und motiviert fühl und so viel Lust auf draußen hab, auf die Sonne und das Leben und einfach die Gegend vor meiner Haustür erkunden.
In meinem Auto sind immer noch 320 km Sprit drin, SEIT WOCHEN jetzt, normal muss ich ständig tanken, jetzt fahr ich mit dem Auto nur noch zum REWE einmal die Woche und sonst nirgendwo mehr hin.
Und ja. Vielleicht macht genau das Spaß. Oder das Gefühl, alles richtig zu machen. Dass ich nicht dies und das verpass und es daher so schlimm wär, in meiner Hängematte zu liegen, weil man ja stattdessen auch so viel spektakuläreres tun könnte.
Ich bin völlig da, wo ich wollte und ich hasse es ein bisschen zu denken, dass der Größenwahn vermutlich zurückkommen wird.
Wieso können wir nicht einfach ein bisschen beibehalten, nicht so viel Auto zu fahren, Home Office zu machen, mit dem Radl vor der Haustür rumzufahren.... all die Fotos, die man auf FB sieht, wie Leute sonstwo waren, die stiften einen doch dazu an, unzufrieden zu sein mit dem und dann fang ich auch an, weg zu wollen, obwohl ich weiß, dass ich es schöner finde an näheren Orten.
Ja klar. Das ist total bescheuert und vielleicht find ich irgendwann das Selbstbewusstsein, anderen Menschen London, San Francisco und New York zu gönnen und einfach glücklich zu sein am Chiemsee, in Paclenica und Marseille, wenn ich weiß, dass ich es dort gemütlicher finde, wenn ich nicht ewig hinfliegen muss, sondern einfach einen schönen Ort um mich hab. Aber naja, zumindest nach San Francisco will ich unbedingt auch mal wieder, weil es dort echt auch traumhaft schön ist. Aber sonst hoff ich sehr, ich behalt ein bisschen diese Ruhe und verlier dieses 'ich will noch hierhin und dorthin und dorthin und dorthin' und irgendwann hetz ich nur noch meinen Plänen nach und WILL GAR NICHT MEHR.
Genau an dem Punkt war ich und könnte aktuell nicht weiter von diesem Punkt mehr entfernt sein.
Ich hoffe, ich bin von diesem Scheiß Burnout und Verranntheit der letzten Jahre geheilt und BLEIB SO.
So zufrieden. So in den Tag hinein.
yes_or_no

Re: Erinnerungen und Erkenntnisse BLOG

Beitrag von yes_or_no »

Ich hab mir zuerst überlegt, ob ich das hier oder in mein 'Tagebuch' schreiben soll. Oder ob ich ein privates Computerdiary erstellen soll, das nicht online ist, damit ich ungenierter fluchen kann, ohne dass es hinterher so viele lesen.

Doch dann hab ich eine Nacht drüber geschlafen.
Und ja.
Nach dieser Düsterheit kommt ein kleiner Lichtblick.
Daher, da das irgendwie sogesehen Erkenntnisse sind und ich mir selbst bewusst machen möchte, schreibe ich es hier hinein.
Die Erkenntnisse wären:

- Gib nicht so schnell auf
- Lass dich nicht so stark von Wut und Hass steuern, denn das ist nur die dunkle Seite der Macht (ja man braucht Geduld und Durchhaltevermögen ._.)
- Und ich weiß es in der Theorie ja alles schon
- Daher ist es so wichtig, dass ich in der Praxis einfach solche Momente sammle, wo ich standgehalten habe und es danach dann auch besser wurde.


Weiter muss man gar nicht lesen eigentlich. Ich schreib jetzt trotzdem noch das drumherum. Auch wenn das dann eher tagebuchmäßig wird.
Also letzte Woche war grob gesagt die Hölle.
Ich muss ja jetzt von daheim aus dieses Tool für Amerika machen und ich versteh einfach hinten und vorne nicht, wie die Datenbanken zusammen hängen. Da gibts so gottverdammt viele Tabellen. Und es gibt je Tabelle auch dieselben Attribute, aber dann kommen bei den Berechnungen überall andere Dinge raus. Ich hab im Code jetzt hardgecoded die Formel gefunden, um irgendwas anderes zu berechnen, aber in ner anderen View stehen da einfach andere Werte, aber ich weiß nicht, wie die View zustande kommt, wie die Berechnungen dort sind.
Ich bin einfach kein Profi mit Oracle, kein Profi mit C#, erst seit September im Unternehmen und versteh so vieles von diesen ganzen Abkürzungen und firmeninternen/brancheninternen Fachbegriffen nicht.
Ich sollte da 3 Wochen lang unter Aufsicht eigentlich programmieren und nen Spezialisten neben mir hocken haben, der neben mir sitzt und mit dem Tool, das ich erweitern soll, täglich arbeitet und mich dabei quasi perfekt betreut. Der mich auch sofort an die IT weiterschalten kann, wenn ich da irgendwas zu den Tabellen nicht weiß.
Das wär in Amerika gewesen - dank Corona natürlich nicht.
JETZT ist es so: Ich hock zuhause. Und telefonier einmal die Woche mit ihm. Zusätzlich sieht meine Chefin, ich bin zuhause, also kann sie mir zusätzlich andere Aufgaben parallel auch noch geben und ich dreh ein bisschen durch, denn immer wenn ich denk, nen Schritt weiter zu kommen mit dem Tool, werd ich dann doch wieder rausgerissen.
Und die Kommunikation mit dem Ami ist so schwer. Er versteht die Tabellen selbst nicht soo genau glaube ich und weiß ja auch nicht, wie das Tool programmiert wurde. Er weiß, wie er es benutzen mag. Und immer wenn ich technische Fragen stell, antwortet er mir so praktische Dinge, wie er das Programm benutzen mag und ich versteh einfach die Tabellen dahinter nicht.
Ich werd auf die Lösung vielleicht noch kommen, aber es ist so frustrierend und mühsam. Dann denk ich wieder, ich bin kurz davor. Ich weiß noch nicht mal, wie ich eine intelligente Rückfrage formulieren könnte. Also nicht mal das. Auf meine bisherigen Fragen hab ich Antworten bekommen, die ich nicht verstanden hab, wobei ich an jeder Antwort zumindest ein Fünkchen verstanden hab, aber es kamen so viele neue Fragen dazu. Daher weiß ich auch gar nicht, wie ich das irgendwie verbessern soll, ob das jemals wird? Vielleicht lach ich in ner Woche drüber und bin bis dahin eingearbeitet, vielleicht verschärft sich die Situation aber auch und ich checks dann immer noch nciht.
Ehrlich gesagt bin ich deswegen die ganze Woche total am Hängen gewesen, hab Tabellen durchsucht, den Code durchsucht, dachte so oft, hey jetzt komm ich nen Schritt weiter und dann wieder, ohh nee. Ich checks immer noch nicht.
Das war so müßig. Und ich war so unproduktiv, bin dann um meine Meerschweinchen zwischendurch drumrum getanzt (sie lassen sich jetzt alle direkt im Gehege streicheln ohne wegzulaufen). Oder hab einfach nur ffrustriert den Bildschirm angestarrt.
Es war ne Horror Woche. Und geschafft hab ich im Endeffekt eigentlich nichts.
Gestern hab ich zwei Emails bekommen, dass am 21.4. das Semester losgeht und ich da jetzt zwei Videochats hab. Für zwei unterschiedliche Veranstaltungen. Und ich denk mir, hey - wenn doch endlich die Vollzeit vorbei wär. Dann hätt ich nicht diese Doppelbelastung, aber so ist es nun einfach.
Kurzzeitig hab ich noch gedacht, hey, ich arbeite einfach nur 6h pro Tag unter der Woche, weil ichs anders nicht pack.
Und arbeite dafür dann immer schön am Wochenende die fehlenden Stunden wieder rein.
Und trau mich einfach, vom Home Office richtig zu profitieren, indem ich nachmittags frei mach und abends arbeite.
Und dann gingen meine Gedanken in die Richtung, hey oder ich arbeite einfach nicht mehr und warte, bis ich gekündigt werde. Oder ich ruf meine Chefin an und sag, ich packs nicht.
Oder.
Oder.
Oder.
Dann hatt ich so ne ziehende Stinkwut im Bauch, heut Früh beim Aufwachen und es war so ein ganz unendlich mieses, erdrückendes Gefühl.
Mitten in der Nacht war ich versucht, meinen Freund anzuschreiben und ihn irgendwie unter nem Vorwand anzumotzen, habs zum Glück nicht getan.
Aber ich war so allein mit der Wut und diesem Gefühl von Unfähigkeit und wollte es irgendwie rauslassen oder wegbekommen.
Aber ich habs in mir drin behalten, bin dann heute früh auch aufgewacht und hab mich direkt beim Aufwachen überfordert gefühlt.
Dann hat um 8.17 Uhr mein Kollege angerufen. Oder 8.12 Uhr? Ich lag noch im Bett, aber hab mir die Uhrzeit gemerkt.
Mein Kollege, der seine Tools immer perfekt kommentiert und mir alle Datenbanken, die er benutzt, schon erklärt hat und plötzlich war das so eine Art Lichtblick. Ich kann heute was machen, was ich auch versteh. Irgendwas was er mir gibt an Aufgaben. Hatte ihn vorhin zurückgerufen und ja, so ist es.
Heute passable Aufgaben. Das Ami Tool schau ich mir am WE nochmal an. Jeden Tag 2h oder 3h. Dafür mach ich heute mittags Schluss, so gleichen sich die Stunden dann auch wieder aus.
Die Aufgaben für den Kollegen sich nicht schwierig, die eine war mini, die hab ich schon lösen können.
Und die anderen krieg ich heute hin, auch wenn ich sonst heute nichts mehr mach.

Es war für mich so ernüchternd diese Woche, jeden Tag auf 8h Arbeit zu blicken und diesen Anspruch zu haben, dass ich mich 8h am Tag damit auseinander setzen muss, wo ichs nicht mal versteh und es einfach so ein komplizierter Scheiß ist. Ich hab sogar nen Bug in dem Ami Tool gefunden, nur leider kein Plan, wie und ob ich ihn fixen kann - ich soll auch grad was anderes am Ami Tool machen, aber ich denk, irgendwie ist das Tool echt etwas vertrackt programmiert und null kommentiert - in solchen Momenten denk ich mir, dass ich wenigstens mit meinem Kollegen großes Glück hab, der das alles so sauber gemacht hat und nicht so komische Bugs einbaut, die alles verlangsamen, aber den Anwendern gar nicht auffallen, wo sich hinterher nur der nächste Entwickler drüber ärgern darf über so ne Scheiß komische Sache.
Aber egal.
ICh muss das tun und irgendwann werd ichs wohl verstehen. Erste Woche die ich fast Vollzeit an nur dieser einen Sache gearbeitet hab, war jedoch ein Reinfall.
Aber es ist nur eine Woche
Und es gab viele schöne Wochen in diesem Unternehmen.
Und hey, mein Hauptkollege ist hilfsbereit und arbeitet viel sauberer.
Mit ihm hats bisher gut geklappt, seine PRogramme versteh ich schon oder komm leichter rein.
Und seine Datenbanken auch.
Und alle bei mir in der Abteilung sind hilfsbereit.
Und ich hatte gestern so ne Wut und hatte tief in mir drin so nen Hass auf den Job und generell, auf alles, auch auf den Vergleich zu meinem Freund, dass es bei ihm so einfach ist und er es so gut hinkriegt mit Arbeit und Vollzeit und bei mir?
Bei mir Chaos. Und Verzweiflung.
Aber... es ist mein Problem. Und ich muss es selbst lösen. Normal ist sowas ja gar nicht mein Problem.
Normal läuft bei mir ja auch nicht sooo schlecht.
Es haben in meinem Leben nur viel zu oft shcon solche negativen Situationen Oberhand bekommen. Dass ich dann erdrückt von solchen Situationen mein Verhalten so stark geändert hab, dass ich entweder Menscchen verprellt hab oder komplett dicht gemacht hab, oder davon gelaufen bin und alles hingeworfen hab.

Ich kann das nicht tun. Ich brauch das Geld. Das weiß ich auch. Und dass es nicht immer so ist wie diese Woche. Dass da auch nette Leute in meinem Büro und dem Nachbarsbüro sitzen.
Dass es ganz gut bezahlt ist und dieser Stress nicht so oft kommt.
Dass ich, wenn was nicht klappt, einfach nur höflich und nett sein muss und dann keinen Ärger bekomm, sondern die Zeit bekomm, einen Fehler zu fixen. Dass niemand mir den Hals abreißt, wenn ich was auf Anhieb nicht kann.
Diese ganzen Gewissheiten hab ich shcon.
Und ich hätte sie letzte Nacht fast vergessen. Fast über Bord geworfen.

Ich hab nicht so gut geschlafen, aber irgendwie wach ich früher auf, wenn ich nicht gut schlaf, und verschlaf bis in alle Ewigkeiten, wenn ich selig und zufrieden schlaf.

Hey.
Ich will mich am Riemen reißen.
Warum auch nicht?
Ich hoffe, ich merke, dass es so schlimm nicht ist.
Ich hätt wirklich übelst fluchen können, vor wenigen Stunden noch - zb in der Nacht um 0-1 Uhr als ich nicht einschlafen konnte oder in der Früh um 7.30 als ich irgendwie an dieser Wut wieder aufgewacht bin.
Und dann spür ich, man muss diesen Punkt überschreiten, diesen einen bestimmten Punkt. Und dann hört es plötzlich auf, sich so schrecklich anzufühlen.
Dann bekommt man plötzlich Gelassenheit.
Ich hab da einfach gespürt, dass mir niemand dieses Problem abnehmen kann udn wird und was immer ich tue, wärs hinterher nur schlimmer.
Und dadurch hab ich auch gemerkt, ich muss es allein lösen.
Ich hab den Kompromiss mit mir getroffen, die Arbeitsstunden von heute auf morgen und übermorgen größtenteils zu verteilen.
Und mir heute ne Auszeit von dem Ami Tool zu nehmen und am WE dann ohne Druck, ohne 8 Stunden im Nacken einfach reinzusehen. Denn an den Feiertagen hab ich auch jeden Tag letztes WE 3-4h gearbeitet und es ging mir leicht von der Hand, weil da kein Druck war, sondern ich auch nach 1h schon wieder hätt aufhören können. Ich hab im Endeffekt auch über den Tag verteilt da mehrmals eine Stunde gemacht und nicht 8h am Stück.
Ich persönlich, wenn ich mit was nicht vorwärts komm, brauch dann einfach Abstand und da ich aktuell in der Arbeit nur diese Aufgabe hab, nutz ichs jetzt, flexibel meine Zeit legen zu können, und den einen Tag auf drei Tage verteilen zu können.
Und dann hoff ich, nächste Woche kommt erste Klarheit zustande. Nächste Woche am Dienstag hab ich wieder ein Telefonat mit dem und es wär mir so peinlich, wenn ich noch gar nichts vorweisen könnte, nicht mal ne Frage. Nicht mal ne Anweisung an IHN was er tun muss, damit ichs check. Ich muss bis DI unbedingt aus dieser Unfähigkeit raus sein - achso wobei mir einfällt, am DI sind ja die ganzen Uni Telefonate, vielleicht kann ich das Telefonat mit dem Ami auf Mittwoch schieben. Oder ich machs schon am Montag, aber dann muss ich am WE was rausfinden. Allerdings glaub ich wirklich, am WE bin ich entspannter, eben weils da niemand von mir erwartet und dadurch allein das Gefühl von Unfähigkeit nicht da ist.
Meine Steuererklärung wollt ich am WE auch machen - also nicht die für letztes Jahr, sondern die wegen der ich ständig Mahnung bekommen schon hab :crybaby: :crybaby: :crybaby: :crybaby: :crybaby:
Ja. Einfach ein bisschen klar kommen und Dinge hinkriegen.
Das wär gut.
Hey, eigentlich ist das voll der Tagebucheintrag.
Aber.... ich will da nicht wieder so viel drüberspammen, ich les es ja doch nicht mehr, wenn ich so tue, als wärs nur ein einfacher Eintrag.
Denn es ist einer von den wichtigeren und ich hoff so sehr, ich kriegs hin und bau mir dadurch ein positives Muster: Dass es belohnt wird, wenn man Dinge nicht sofort hin wirft. Dass es besser wird und solche Gefühle auch vonn allein weg gehen können, wenn man sich so unfähig und dumm fühlt - ohne dass man alles hinwerfen muss. Man kann einfach einen kleinen Schritt vorwärts gehen. Dann noch einen. Und sich den Druck nehmen. Ich hoff ich lern das.
Ich hoffs. Ich hoffs.
Wenn ich so immer mit Frust umgeh: Kürzer treten, aber nicht aufgeben ---- dann wär ich denk ich einigermaßen lebensfähig.
Meine alten Muster waren Gift für mich.
Durch jeden Gegenwind umkippen. Mich in meiner Unfähigkeit nur bestätigen.
Es mir nicht mal eingestehen, sondern sofort bis zum Anschlag in was neues verzetteln. Bloss nichts fühlen. Bloss die Scherben Liegen lassen.
Es in mich reinfressen, statt es mal rauszuschreien.
Das war alles schlecht.
Und ich spür, dass ichs noch nicht per Knopfdruck besser kann, weil ich ja gestern oder zwischen gestern und heute in der Nacht so ganz kurz vorm Durchdrehen war.
Aber hey.
Vielleicht ist die Gefahr erst mal gebannt und ich kann Ruhe bewahren :(
Und ja mir fällts unendlich unendlich unendlich schwer:
Es wirklich zu tun, es mir einzugestehen, mir das wirklich als Problem bewusst zu machen und es auszuharren, dass ichs nicht sofort loswerd und dann befreit bin, sondern diese Aufgabe einfach noch längere Zeit scheiße sein wird. Und ich hoff, ich lern dran, ich hoff, ich werd stärker dadurch, wenn ichs wirklich endlich mal eifnach schaff statt aufzugeben.
:( Naja, jetzt hab ich 30 Mins lang hier geschrieben statt zu arbeiten. Aber immerhin hab ich nicht gekündigt oder meine Beziehung hingeworfen oder mir selbst sonstwie weiter geschadet aus Verzweiflung. Sondern mir einfach nur das Problem bewusst gemacht.
Jetzt arbeite ich noch bis Mittag.........
Dann ab auf den Balkon, ein bisschen aufräumen, Cola kaufen für ein anstrengendes WE........
und schauen, was genau das für Veranstaltungen am Dienstag sind, die ich mit der Uni da hab.
yes_or_no

Re: Erinnerungen und Erkenntnisse BLOG

Beitrag von yes_or_no »

Ich schreibe das schon wieder unter Blogs, obwohls vielleicht eher ein Tagebuch Eintrag ist, aber naja - es bezieht sich auf meinen letzten Beitrag und irgendwie ist das für mich grad alles nicht Alltag, sondern Umbruch, daher ist es hier vermutlich doch besser aufgehoben ._.
Vielleicht nutz ich den Tagebuch Thread auch gar nicht mehr, sondern nur noch diesen hier. Wer weiß.


Ich hatte vor wenigen Tagen geschrieben, dass ich nervlich ziemlich fertig war, aber mich zusammen gerissen hatte.
Ehrlich gesagt hatte das nicht gescheit funktioniert. Mir gings am WE richtig mies und ich hab auch mit meinem Freund lang darüber geredet.
Er meinte selbst, er weiß nicht, ob er nicht Teil des Problems ist.
Ich weiß es auch nicht.
Ich weiß nicht, woher das alles kommt.
Aber ich glaube, es ist eher angestauter Stress von vor mehreren Jahren - wo ich mich einfach um wenig gekümmert hab und jetzt kann ich die Scherben zusammen kehren.
Ich stand so lange Zeit irgendwie in Strom und wollte einfach etwas unrealistisches.
Und irgendwie will ich es immer noch.

Durch Corona kommen mir viele solche Gedanken, dass es doch so unwichtig ist, beruflich. Wir sehen ja, dass die Welt mit weniger einfach auch funktioniert - zwar rückschrittig. Aber man weiß bei vielen Dingen nicht, wieso man sie tut.
Ob wir wirklich das alles tun, um die Welt zu retten - was wir schlichtweg nicht können.
Irgendwann wird die Erde zerstört werden.
Vielleicht können wir uns einen neuen Planeten dann suchen. Oder unsere Spezies wird zugrunde gehen.
Wir hängen denk ich an dem Gedanken, dass irgendwas bleiben muss. Jedes Individuum von uns wünscht sich, nicht umsonst gelebt zu haben und strebt irgendeine Art von Selbstverwirklichung an. Und wir als Ganzes - wir hätten große Lust, die Welt wenigstens verstanden zu haben, ehe wir wieder sterben.

Und natürlich kanns sein, dass es für DIESES Ziel erforderlich ist, so viel zu arbeiten und die Technik weiter zu entwickeln und mobil zu sein, globalen Austausch zwischen Menschen und Kulturen zu fördern und weltweite Zusammenarbeit groß zu schreiben.
Aber.... haben das wirklich so viele Unternehmen im Blick? Oder geht es den einzelnen vielleicht doch um die Maximierung ihres Gewinns?
Worum geht es dem einzelnen, halten wir wirklich zusammen?

Ich denke mir, wenn es unrealistisch ist, unsterblich zu werden und die Welt oder zumindest uns Menschen als Spezies zu retten, könnten wir unser Leben dann nicht eher genießen?
Nutzt es da etwas, 40h die Woche zu arbeiten, wenns schöner wär, nur 20h die Woche zu arbeiten?
Diese Leute, die damit so rumprahlen, dass sie so wichtig sind in ihrem 40h Job, sind es wirklich die Leute, die für UNS als Allgemeinheit ihre Arbeit tun, oder eher die, die es für sich selbst tun, für ihre Anerkennung?
Klar gibts Forscher, die irgendwas wichtiges tun und zusätzlich Spaß haben. Klar gibts BWLer, die den Gewinn von einzelnen Unternehmen noch verbessern, obwohl die eh schon viel Kohle haben und wer weiß: Vielleicht ist auch das irgendwie nützlich. Oder Unterhaltungsgeräte wie Nintendo ständig zu verbessern und weiter zu entwickeln, obwohl der GBA doch eigentlich schon ziemlich cool war. So what?
Ich möchte nicht mal sagen, dass Spiele Entwicklung und Unterhaltung generell sinnlos ist, eben da man damit gut simulieren kann und sogesehen mit solchen Simulationen ein grundlegendes Verständnis schafft und das einem auch an anderer Stelle weiter helfen kann. Wenn man einfach diesen objektorientierten Blick auf die Welt bekommt - deswegen liebe ich selbst Spieleentwicklung auch sehr. Auch wenn ichs leicht überflüssig finde, dass die Graphik dazu immer besser werden muss, aber andere sehen dahinter eben einen Sinn und das ist auch ok - dass Menschen es unterschiedlich sehen.
Daher.... kann man für MICH nicht sagen, welche Jobs wichtig sind, welche nicht und ob es wirklich nötig ist, dann eben ausgerechnet 40h zu arbeiten, um einen Beitrag zur Welt zu leisten - denn die meisten arbeiten die 40h ja doch für sich selbst WAS OK IST, aber es sollte find ich nicht so sein, dass dieser Zwang entsteht, dass es unbedingt 40h sein müssen.
Ich werd mich nicht mehr davon einschüchtern lassen, mich so zu fühlen, als wär ich schlechter, wenn ich weniger Stunden mache, da viele es wie gesagt in meinen Augen auch aus Freude tun und wieso sollte ich dann nicht auch aus Freude Dinge tun dürfen, die mir mehr liegen wie irgendwas monotones, von oben vorgegebenes :(

Ich bin kreativ - hab viel Fantasie (außer wenn ich unter Stress steh), ich denk mir gern Geschichten aus, schreibe gern, bin gern emotional, entwickle gern Apps und setz dabei eigene Ideen um oder wandle bestehende Spielkonzepte ab. Mir gehts dabei nicht um Gewinn, ich würds aus Herzensgründen gerne tun.
Leben kann man davon auch nicht, wenn mans allein macht und wirklich für sich tun mag, ohne Marketing Konzepte zu verfolgen.
Und ich denk mir, es gibt doch viele Menschen mit Talenten, die zwar vorhanden sind, aber einfach nicht ausreichen für den Lebensunterhalt - weil die Konkurrenz zu groß und die Nachfrage zu klein ist.
Eben solche Jobs, die Spaß machen, ein bisschen Richtung Kunst, Schreiben, Kreatives.

Und ich möchte so gern aber so etwas tun. Weil mir das mehr taugt. Weil mir das Spaß macht. Weil mir das so viel Spaß macht und mich so antreibt, dass ichs sogar tue, wenn ich nichts damit verdienen kann. Oder halt wenig. Ein paar Downloads hatte ich ja für die Apps - für die Bücher nicht - aber eben absolut nicht genug.

Ich möchte nicht diesen Mittelweg finden, mich in einen möglichst schönen 40h Job hineinzubeißen.
Denn ganz ehrlich, das was ich will, ist nunmal auch Abwechslung und Selbstbestimmtheit. Und auch, wenn ich mir einen Job suchen könnte zu einem spannenden Projekt, ist das Projekt dann irgendwann vorbei und was dann? Dann nochmal ein ähnliches Projekt machen.
So einen Job hatte ich schon mal, wo mir das erste Projekt nen halbes Jahr lang riesigen Spaß gemacht hat, doch das Nachfolgeprojekt war ein purer Abklatsch davon, nur für nen anderen Kunden mit ein paar anderen Dingen noch mit drin - das dauerte dann auch 3-4 Monate, machte mir wegen den Anpassungen und dem Lerneffekt ebenfalls noch viel Freude, doch dann kam das dritte Projekt, erneut eben dasselbe nur leicht anders ---- und es langte mir und fiel mir schwer, mich noch zu motivieren.

Was ich will ist einen 20h Job, der mir meistens Spaß macht, der in sich etwas Abwechslung hat, aber auch nicht zu auslaugend ist, sodass ich wirklich nebenher die Zeit hab, mein eigenes Ding zu drehen.
Das ist es, was ich will.
Ich habs jetzt - trotz finanziell schwieriger Situation - riskiert, es anzusprechen, da diese Lüge, dass ich mich Vollzeit übernehmen lassen mag und ich auch nochmal Vollzeit in den Semesterferien mach, mich die letzten Wochen so derart stark belastet hat, dass ich irgendwie Probleme hatte, in der Arbeit noch effizient zu sein.
Es kreiselten einfach meine Gedanken drumrum, was passiert, wenn ichs irgendwann sagen muss. Dass ich den Job liebe, aber nicht in Vollzeit. Dass ich eigentlich immer glücklich war, nur nicht in dieser saublöden Vollzeit Phase. Die letzten zwei Monate gings mir schlecht - wegen der Vollzeit.
Ja, vielleicht nen Stück auch wegen Corona. Ein Stück auch, weil seitdem mit meinem Freund so schwierig wurde. Ein Stück weit, weil meine erste Dienstreise gestrichen wurde und das Projekt von daheim aus ziemlich schwerfällig läuft, weils halt irgendwie doch berechtigt gewesen wäre, da hin zu fahren und es kein Ausflug gewesen wär, sondern es mir massiv meine Arbeit erleichtert hätte.

Aber eben zu nem großen Teil mach ich diesen inneren Vollzeit/Teilzeit Konflikt verantwortlich dafür, dass ich mich irgendwie so unwohl und gefangen fühle.
Ich hatte Gedanken darüber, den Job zu schmeißen. Warum auch nicht? Ich kanns mir natürlich nicht leisten und irgendwie bin ich halt eigentlich glücklich in dem Job und hab Spaß dran - nur halt nicht in Vollzeit.

Ich hab jetzt Kontakt zu einem Personaler aus dem Unternehmen aufgenommen. Ich wusste nicht, an wen ich mich wenden soll. Und hab ihm davon geschrieben, dass es mir mit der Vollzeit nicht gut geht und ich lieber keine weiteren Vollzeit Phasen mehr möchte, sondern mich in Teilzeit übernehmen lassen mag.

Er hat mir jetzt für morgen einen Termin gegeben. Ich hab ihn um Beratung gebeten, wie ich das meiner Chefin gegenüber ansprechen kann, an wen ich mich noch wenden könnte und ob es möglich wäre, mich auch in Teilzeit zu übernehmen und einfach etwas meine Situation erklärt.
Ich bin gespannt drauf, hab auch etwas Angst davor. Ich möchte die Sache eben ansprechen, damit keine falschen Erwartungen entstehen, die dann am Ende dazu führen, dass alle enttäuscht sind und ich doch nicht übernommen werde. Denn ich würde so gern übernommen werden, nur halt in Teilzeit. Der Job ist klasse und die Kollegen sind super, die Tools machen mir Freude und wir haben so gottverdammt viele spannende echte realistische Daten in den Datenbanken und manchmal darf ich welche davon auswerten - davor hab ich als Studentin und aus eigenem Interesse ja immer nur mit Testdaten oder viel zu wenigen 'selbst erhobenen' Daten arbeiten können. Es ist irgendwie schon toll, wenn man auch mal an echte Projekte mit richtigen Daten ran kann. Und generell. Es ist eigentlich schon schön - aber wenn es ALLES ist, was ich in meinem Leben hab, dann ist es schon etwas mühsam, dann erstick ich an dieser speziellen Richtung - weil es halt alles in eine Automatisierungs-Richtung geht - und ich brauch privat auch Zeit für menschlichere, emotionalere Themen, um mich weiter zu bilden, unterschiedliche Richtungen zu probieren und natürlich kosten mich auch Sozialkontakte Kraft und Zeit. Ich liebe einfach schreiben und App Entwicklung, es sind starke Bedürfnisse und wenn ich diese nicht befriedigen kann, dann hab ich auch keine Konzentration mehr für Arbeit, sondern bin ausgebrannt.
Es ist einfach so.
Es ist etwas blöd.
Natürlich hab ich das dem Personaler so nicht gesagt, sondern eben eher konkret die Fakten, dass sich einfach zu viele Uni Termine überschnitten haben und ich keine Zeit zum erholen hatte nach den Klausuren und ich das Gefühl hab, in Teilzeit tendentiell produktiver zu sein, und ich Angst hab, gar nicht übernommen zu werden, wenn ich falsche Erwartungen aufbaue, da ich prinzipiell sehr gerne übernommen werden würde....
Mal sehen, was morgen dabei rauskommt. Direkt rauswerfen wird er mich schon nicht.
Notfalls eben einfach keine Übernahme, einfachere Aufgaben ohne Verantwortung, da ich die Verantwortung nur bekomm, weil eben davon ausgegangen wird, dass ich übernommen werde --- dann läufts halt wirklich neben dem Studium als simpler Job zum Geld verdienen.
Wär auch kein Drama, aber am liebsten wärs mir, es wär für alle eine gute Idee, mich in Teilzeit einfach genau so weiter machen zu lassen wie bisher, nur dass einfach ALLE wüssten, ich mach nie wieder Vollzeit.
Ich hab den Koller schlechthin, es ist für mich irgendwie eine schlimme Vorstellung, nochmal Vollzeit zu machen und ich kriegs grad heute schon zum zweiten Mal nicht hin, zu arbeiten, sondern schreibe hier.
Wie am Freitag auch.

Ich wollte eigentlich zum Arzt und mich krankschreiben lassen, weil meine Gefühle wirklich seit Freitag komplett wild sind und ich keine Konzentration finde, aber hab auch Angst, dass das dann so ein Drama verursacht, ich müsste irgendwas Richtung Depression oder Burnout angeben.
Ich werd vermutlich die ganze Woche nicht gescheit produktiv sein. Morgen ja auch Uni Termine. Hoffentlich schaff ich ein bisschen die Woche noch mit meinen Aufgaben in der Arbeit vorwärts zu kommen.
Vielleicht wärs schlauer gewesen, zum Arzt zu gehen.
Ich weiß es nicht.
Ich bin ja eigentlich gar nicht 'unbelastbar', aber irgendwie eben auch nicht Vollzeit belastbar.
Naja :(

JEdenfalls weiß ich, dass ich dieses Leben will, in Freiheit - aber ohne den Druck, dass es klappen muss, wie in der Freiberuflichkeit. Sondern wirklich einfach als abgetrennte Phase: 2.5 Tage arbeiten, danach ein langes WE mit 4.5 Tagen.
Ich hätte gern mehr Freizeit als Pflichten in meinem Leben. Eben da es 'den Job' für mich nicht gibt, da ich einerseits Sprachen liebe, andererseits Logik, einerseits Emotionen und menschliches, Geschichten, andererseits Automatisierung und Effizienz und mir immer irgendwas von diesen Richtungen fehlen wird, es gibt denk ich kaum Projekte, wo alles davon richtig drin vorkommt.

Das hört sich bestimmt alles dumm an, als hätt ich so gern so viel mehr und würd einfach nur spinnen, aber es ist einfach so, dass mich dieser Gedanke vom 'besseren Leben' einfach wirklich seit Jahren verfolgt und ich so viele Dinge NUR getan hab, um dorthin zu kommen - es ist, als wär ich einen Weg gegangen, immer im Glauben, kurz vorm Ziel zu sein --- und immer, wenn ich versuche, mir einzureden, es wär vernünftig, umzudrehen, dann stirbt irgendwas in mir und rebelliert so laut wie es nur geht, sodass ich einfach nicht davon loskomme.
Es ist mein Traum.
Theoretisch möglich.
Wer weiß obs mir Spaß machen würde, so zu leben, wenn ichs erst mal kann - ich weiß es noch nicht. Phasenweise war ich frei bisher. Aber eben nur phasenweise. Es war immer eher der Weg dorthin und eben phasenweise dieser Glaube, FAST DA ZU SEIN, aber noch nicht ganz und ich wünsch mir so sehr, dorthin zu kommen.
Natürlich nicht in die absolute Freiheit, NUR zu tun, was ich mag - sondern mit Absicherung dahinter - ich denke, das Teilzeit Konzept könnte es wirklich sein für mich.
Ich erfahr dann wohl morgen, ob ich das richtige Unternehmen dafür gefunden habe und wie ich damit umgehen sollte, wenn nicht, muss ich mir dann noch überlegen.
Und auch darüber dann reden. Vielleicht bis Oktober bleiben, dann erst mal wirklich von Ersparnissen leben, die ich bis dahin locker machen muss (Wohnungsverkauf - ggf bis Oktober realistisch!). Dann würde ich mir ein paar Jahre völlige Freheit gönnen und dann auch wieder das Teilzeit Modell versuchen.

Ich hab die letzten Monate ja auch gespürt, dass mir der Job und die Eingebundenheit doch mehr Spaß gemacht hat wie gedacht, trotz 'trockener' Maschinen Themen. Aber dass es..... einfach in Vollzeit null für mich passt.
In Teilzeit bin ich irgendwie auch so belastbar, denn egal was passiert, richtig Stress bekomm ich ja doch nicht, da ich ja weiß, dass in zwei Tagen schon wieder Wochenende ist. Es gibt nie diesen Blick auf ne GANZE Arbeitswoche voller nerviger Dinge, sondern nur auf eben zwei Tage, dann wieder frei.
yes_or_no

Re: Erinnerungen und Erkenntnisse BLOG

Beitrag von yes_or_no »

Hier sitze ich also. Und will zum watzmannhaus laufen. Dachte, es wär nicht so weit, doch unten stand 5h. Das hat mich irgendwie schon etwas genervt. Bisher führte der weg durch den wald. Aussicht gab es noch keine. Nur unten am see. Und ich spür, wie es wohl so ist: ich klammer mich an alte erinnerungen fest. Früher war ich am königssee, mit einem menschen zusammen, den ich geliebt habe. Ich hab nie los gelassen. Ich wünschte, ich würde aufhören, den alten erinnerungen hinterher zu hetzen. Und endlich neue bauen. In denen er nicht mehr vorkommt. Wir waren uns viel zu nah und dadurch, dass niemand nachgekommen ist, zumindest nicht wirklich, hab ichs nie geschafft, nach vorn zu sehen und doch wieder neugierig zu sein.
Ich möchte in eine neue welt gezogen werden, in der alte erinnerungen nur noch erinnerungen sind und so viel neues nachkommt. Ein bisschen gelingts mir, immerhin war ich auch in marokko und südafrika und schreib meine master arbeit über ein thema, das mir völlig spontan eingefallen ist. All das nur für mich, das sind dinge, die mich vielleicht nach vorn bringen und durch die die vergangenheit vielleicht mal hinten bleibt. Aber diese ganze gegend hier um bad reichenhall gehört irgendwie noch ein bisschen ihm. Auch wenn er eigentlich immer zum walchensee wollte und ich mich mit bad reichenhall dann manchmal durchsetzen konnte. Wir waren trotzdem zusammen hier. Ohne es ernst zu nehmen, wollten wir hier sogar mal hinziehen. Und dann bin ich allein raus gezogen, zwar nicht ganz bad reichenhall, sondern nur 45 mins nord westlich. Und das macht es heute für mich schmerzhaft. Die vielen erinnerungen. Wie wir den grünstein klettersteig gelaufen sind. Und da war so ne steile stelle, kurz bevor der klettersteig war und wir wollten nie wieder hier laufen weil die stelle so steil ist und dann haben wirs immer wieder vergessen und sind doch wieder hier hingefahren. Wie froh und ausgelassen wir waren, es waren tage, die automatisch schön wurden, nur dadurch, dass wir zusammen waren. Dann geh ich an solche orte zurück und schnapp ein bisschen das gefühl wieder auf, aber andererseits könnt ich auch heulen, weil ich spür, dass ichs einfach nicht durchbrechen kann. Ich weiss nicht, wie das gehen soll. Ich weiss es nicht. Ich könnt ans meer ziehen, dann hätt ich ne andere gegend um mich rum. Ich könnt versuchen, freunde zu finden, dann kämen neue erinnerungen über die alten und ich würd nicht immer an vor 10 jahren denken, sondern an vor 3 monaten. Weil dann gäbe es so viel. Irgendwie hab ich nen grossteil der letzten 10 jahre einfach damit verbracht, die letzten 10 jahre nachzufrischen und bin damit einfach nicht vorwärts gekommen. Jetzt scheint die sonne und ich hock auf ner bank und es fühlt sich schön an. Problem ist, dass dieser moment nicht so ganz mir alleine gehört. Und ich einfach nicht weiss, ob je ein moment wieder mir allein gehören wird. Oder ob er wie ein unsichtbarer freund immer um mich rum bleiben wird und ich dadurch in mir drin gefangen bleib, weil träumen einfach so viel schöner ist als die realität. Und es tut weh loszulassen, ich erinner mich nicht mal mehr an ihn, aber daran, wie ich mich gefühlt hab und einfach wohin gehört hab. Und ich kanns nicht verkraften irgendwie, wenn ich spür, wie allein ich in wahrheit bin. Daher halt ich diesen irren traum um mich herum. Und es bringt mir wirklich gar nichts.
Irgendwie ist heute ein melancholischer tag. Ich weiss noch nicht, ob ichs bis zum watzmannhaus schaff, oder nur achenkanzel.


Jetzt bin ich raus ausm wald. Es ist ne halbe stunde seit dem letzten eintrag vergangen. Ein bisschen hab ich sogar was gegessen. Das corona hab ich völlig vergessen, wenn ich ehrlich sein soll. Ess wieder semmeln von der tankstelle. Wär fast ohne mundschutz in die tankstelle gerannt aber habs grad so noch gerafft. Zum glück.
Es ist alles seltsam. Es ist doch mein zuhause.
Ich denk, es wird immer tage geben, wo ich allein wander, mich allein fühl und die erinnerungen stärker werden. Ein bisschen brauch ich die melancholie auch. Vielleicht. Irgendwann lauf ich vielleicht auch noch auf den jenner hoch, aber muss mal sehen wie lang das dauert und ob man dann am selben parklplatz parken kann. Am wichtigsten wär mir, neue freunde zu finden. Die mir das gefühl geben, hin zu passen. Irgendwie eben auf augenhöhe, dass manche dinge sie besser können, manche ich und in manchen dingen wir gleich dumm aussehen. Und nicht so, dass ich immer die andere bin. Immer der freak und die verquerte. Auch wenn viele es ja nett meinen, wenn sie sagen, ich bin nen freak und ne chaotin. Lieber wärs mir, wo mal gleich auf zu sein. Irgendwie. Und das ist so viel wichtiger wie schnell wieder nen typen für die nächsten drei monate. Solche menschen zu finden, vor denen ich meinen echten wert hab und diesen nicht so abgesprochen und vermindert bekomme. Naja. Ich glaub das ist aber klar irgendwie. Dass ich sowas brauche. Ich werd die single zeit dafür nutzen und hoff so sehr, es klappt und ich find freunde.

Jetzt bin ich oben. Und es wurde noch so ne traumtour irgendwie. Es war gar nicht mehr anstrengend, seit ich aus dem wald raus war und gute aussicht hatte. Das schöne hat überwogen. Die felsen mal wieder unter den händen zu spüren und überall blühen so kleine gelbe oder pinke oder blaue berg blümlein. Und es war so schön. Mit IHM war ich nur aufm grünstein. Und heute hab ich das durchbrochen und bin höher hinaus. Zum watzmannhaus. Zum watzmann gipfel müsste man noch 6.5 stunden weiterlaufen. Hahaha. Das wär dann eine mehrtagestour. Wie viele tage genau, ist eh unklar. Vielleicht zwei, aber dann muss man alles an einem tag absteigen. Oder man macht drei tage und liegt am ende noch hier in der sonne beim watzmannhaus. Ich hab bisher nur wenige bergübernachtungen gemacht, weil so hütten ja immer so gesellig bin und ich lieber mein zelt um mich hab, wo ich mich verstecken kann. In hütten wird man oft angesprochen. Vielleicht durchbrech ichs aber und mach irgendwann auch mal hüttentouren. Mal sehen. Irgendwie reizt mich alles grad. Man muss es nur durchbrechen. Mal weiter weg wie sonst. Mal was neues. Mal was anstrengenderes. Aber dann auch knallhart durchziehen.
Am ende, eigentlich nur wenige minuten vorm watzmannhaus war eine stelle, die zugeschneit war und die man umklettern musste. Da war ich massiv mit meiner höhenangst konfrontiert. Und habs dann zitternd durchgestanden. Jetzt graust mir etwas davor, dass ich die stelle jetzt auch wieder runter muss. Es ist zum glück nur ne ganz kurze stelle. 5 minuten vielleicht. Dann der rest ging super.
Kalt ist hier auch. Liegt auch noch schnee. Daher geh ich wieder ein stückerl weiter runter und hock mich da dann nochmal hin.

So. Jetzt hab ich mich ein bisschen weiter unten nochmal hingehockt.
Und ich möchte das schreiben. Diese idee, die mir während der wanderung gekommen ist. Eben dass es im leben oft so ist, dass man die steilen meter mittels kiesweg durch den wald steigen muss und es ermüdend, anstrengend findet und sich überlegt, den plan zu ändern. Vielleicht doch nur grünstein. Dann macht man weiter und plötzlich kommen die lohrbeeren und die schöne aussicht und man ist froh, weiter gegangen zu sein. Ich war stolz da oben, als ich an dieser kurzen stelle meine ängste so 100 pro gespürt hab, aber gesehen hab, dass es nur ein kleines stück ist und eigentlich nur psyche, also keine reale überdimensionale abrutschgefahr. Ich tu mich nur so schwer, nah am abgrund grosse schritte zu machen und klammer mich dann immer an den felsen fest oder rutsch lieber auf dem arsch dann die stelle vorbei. Wegen dem schnee ging das nur bedingt, ich bin so halb gekrochen, aber habs letztendlich geschafft und das hat sich gu angefühlt.
Liebes ich. Lass dich nicht immer vom weg abbringen. Der wald geht nicht endlos und oben ist sonne und schöne aussicht. Kehr nicht immer um. Und verteufels nicht immer so, noch bevor du am ziel bist. Denn das ziel gefällt dir ja und du hast das zeug dazu, dort auch hin zu kommen. Du musst es nur öfter tun und einfach in den hintern treten, durchhalten und weiter vorwärts.
So ist das ganze leben. Das letzte jahr bin ich so auf halbmast gefahren und hab mir massiv wenig zugetraut. Hatte auch keine kohle, somit wenig möglichkeiten und ausgebrannt war ich auch.
Ich mag wieder neues probieren, nicht viel drüber nachdenken, sondern einfach was raussuchen, ne entscheidung treffen und zack. Das ist so schön. Bisher wars das immer wert. Ob die idee, an die ostsee zu fahren oder die idee, nach marokko oder südafrika zu fahren. Nen tauchkurs in spanien zu machen. Dieses ja mag ich den donau radweg in deutschland fahren, in 3 tages etappen, nicht ganz am stück. Just do it. Ich will. Und vielleicht trainier ich hart und kann dann doch noch auf den grossglockner. Man weiss es nicht. Oder auf den watzmann ganz rauf oder zumindest mehr touren wie diese schöne tour heute.
Allein wandern ist für mich meditation. Weil ich dadurch zu beginn oft sentimental bin, aber dann am ende voll beschwingt. Weil ich mich dabei selbst fühlen kann und an das rankomm, was mir an meiner seele kratzt und daher ist es so unglaublich wichtig, dass ich viel allein raus fahr, dann geht das ganze gif weg und belastet mich nicht. Ich komm dann ins reine während der tour und zerbrech nicht dran, wenn ich wegen irgendwas angeknackst bin. Und wenn man dann oben aufm berg steht und runter schaut ins tal, ist es leichter, wieder an sich selbst zu glauben und zu sagen: ja ich kann. Ja ich will. Die welt sieht so klein und harmlos aus da unten und man fühlt sich stark und beschwingt. Daher hey. Ich bin so froh dass ich das heute so gefühlt hab.
Lieber watzmann. Irgendwann steig ich auch noch ganz hoch. Hoffentlich ist dann genauso wenig los wie heute, aber vermutlich eher nicht.

Der weg war sogar ein rundweg. Wobei man irgendwann wohl auf den ursprünglichen weg zurückkommen wird.
Jetzt ist es 17 uhr. Ich hab doch nicht ganz 5h gebraucht bis zum watzmannhaus. Eher so 3.5h vielleicht. Und ausser wie zum schreiben hab ich keine pausen gebraucht. Erstaunlich, wieso ich noch kondition hab. Vielleicht kommt das echt durch die radltouren an ostern, denn sonst hab ich eigentlich nichts gemacht. Ok spazieren gegangen am fluss bin ich recht oft.
Ich wünsch mir zufriedenheit. Den mut, manchmal neues zu entdecken, den antrieb, manchmal auch urlaub weiter weg zu machen. Und die freude daran, mein land sowie auch österreich zu lieben und weiter zu erkunden. Und viel draussen zu sein. Das leben spielt da draussen vor der tür.
Ich brauch mich nirgends hocharbeiten oder selbstständig machen oder irgendwas ultimatives schaffen. Denn das hier ist das leben. Ne kleine tour zu machen, rauszukommen. Freude zu haben und kraft. Ich hab wieder lebenslust und ich hoffe so sehr, sie bleibt. Ach die aussicht hier ist unglaublicj schön. Auch wenn der hinweg sogar noch schöner war, durch die felsen aber hier ist grad voll die idylle und halt grad wirklich gar nichts los.
Der spuk hat ein ende.
Manchmal fühl ich mich so unterschätzt, dann gibts kurze momente, wo ich selbst überrascht bin, dass ich was schwieriges geschafft hab, wie aktuell bei meiner master arbeit. Ich bin nicht die wissenschaftlichste studentin, eher praktisch orientiert, aber eben auch keine routine arbeiterin, sondern neugierig und angespornt, sodass ich sowohl in arbeit als auch studium meine hürden hab, eben weil ich keins von beidem so richtig toll verkörpere, sondern ein bisschen was von beidem brauch. Vielleicht kann ich immer teilzeit arbeiten. Einfach immer. Hey.
Feeling good is good enough for me, lalala. Da gibt es so ein wunderschönes lied.
Und ich mag wieder mehr augenmerk auf freizeit setzen, hoffentlich lässt meine finanzielle lage das auch bald wieder zu.
So. Und das war jetzt das letzte päuslein. Jetzt lauf ich die restliche strecke runter, dann bin ich wohl in ner stunde oder so am auto. Abet kalt ist ed eigentlich noch nicht.
Ich muss noch nachsehen, ob ich morgen frei hab oder ob morgen schon diese schulung war. Ich glaub aber, erst nächste woche, aber ein bisschen befürchte ich, es war schon morgen... mhh :(

Hahahaha noch eine anekdote zum thema rundweg: ich bin an der falschen seite runtergelatscht. Und dann bei so einem komischen hammerstiel parkplatz rausgekommen, von dem aus ich dann erst mühsam wieder zurück vom königssee laufen muss. 18.51 uhr und laut beschilderung noch 25 mins zurück. Dann war es doch ne saftige ganztagestour.