Sehr geehrte Damen und Herren,
dass Thema für den 66. Schreibwettbewerb lautet "Entlassung."
Ihr kennt die Regeln, bitte eure Ergüsse an mich (PN) senden mit der Info ob offentlich oder anonym.
Einsendeschluss ist der 29.05.2015
Viel Spass
66.Schreibwettbewerb "Entlassung"
ERSTER BEITRAG DES THEMAS
ERSTER BEITRAG DES THEMAS
Re: 66.Schreibwettbewerb "Entlassung"
1. Beitrag
Auf Bewährung entlassen
Nie hatte sie gedacht, dass sie wirklich lebenslänglich … Immer schon hatte sie wenigstens an ein Happy End an der Essensausgabe des Altersheims geglaubt. Schrumplig und gebeugt würde sie sich mit viel Pech zu dem netten Zivi hingezogen fühlen, so scherzte sie und nicht zu einem Gleichaltrigen, der stoisch seinen Rollator vor sich herschöbe. Also eigentlich ja kein Happy End, so dämmerte es ihr, doch sie erzählte die Story dennoch immer wieder, stets um einen Scherz bemüht. Das Lachen war ihr nie abhanden gekommen, auch wenn es ihr an so manchem Tag verging.
Also nicht lebenslänglich. Dies wurde nach einer zwei Jahrzehnte andauernden Haft bestätigt. Schon am nächsten Tag wolle man ihr die vor zwanzig Jahren abgegebene persönliche Habe wieder zurückgeben. Mit dieser teeniehaften Ausstattung, solle sie dann in ein neues Leben starten und - so wurde ihr ans Herz gelegt - vorwärts schauen und keineswegs diesen Ort als mögliche Zuflucht ansehen, in die sie zurückkehren könne.
Ein wöchentlicher beratender Besuch bei einem Bewährungshelfer solle gewährleisten, dass sie der Seriosität den Rücken kehre und mit der ihr zur Verfügung stehenden rudimentären Grundausstattung ihrem tatsächlichen Alter gemäß Fuß fassen könne in der Welt da draußen, von der sie seit dem Aufkommen ihrer pubertären Vorstellungen von euphorisierend amourösen Beziehungen durch dicke Mauern getrennt war.
Eine zehnjährige Bewährungszeit wurde ihr auferlegt, in der es galt, Abstand zu finden, sowohl vom ABtum als solchem, als auch von den Kausalitäten, die den Richter damals bewogen, sie für Jahrzehnte in dieser engen Heimstatt zu verwahren, statt sie am Leben da draußen teilhaben zu lassen.
Nun, 10 Jahre und 13 Tage nach ihrem ersten Freigang, bei dem sie ein halbes Jahr vor ihrer Entlassung die erste Erfahrung einer auf gegenseitiger Anziehung begründeten körperlichen Annäherung machen durfte, stellen sie und auch der vor ihr sitzende, sie sehr ernst musternde Richter resümierend fest, dass …
… viel passierte in ihren 10 Jahren in Freiheit, sie die Bewährungsauflage des Abstands zu ABtum und Kausalitäten jedoch nicht erfüllen konnte und dies auch heute nicht kann.
„Finden Sie sich morgen pünktlich um 9 Uhr wieder ein am Eingang des ABtums!“, ordnet er an. „Sie werden ihre persönliche Habe abgeben und man wird Sie etwa um die Mittagszeit re-ABisieren. Sie haben es nicht anders verdient.“
Mit einem Kopfschütteln und einem resignierten Seufzen schließt der Richter ihre Akte.
Auf Bewährung entlassen
Nie hatte sie gedacht, dass sie wirklich lebenslänglich … Immer schon hatte sie wenigstens an ein Happy End an der Essensausgabe des Altersheims geglaubt. Schrumplig und gebeugt würde sie sich mit viel Pech zu dem netten Zivi hingezogen fühlen, so scherzte sie und nicht zu einem Gleichaltrigen, der stoisch seinen Rollator vor sich herschöbe. Also eigentlich ja kein Happy End, so dämmerte es ihr, doch sie erzählte die Story dennoch immer wieder, stets um einen Scherz bemüht. Das Lachen war ihr nie abhanden gekommen, auch wenn es ihr an so manchem Tag verging.
Also nicht lebenslänglich. Dies wurde nach einer zwei Jahrzehnte andauernden Haft bestätigt. Schon am nächsten Tag wolle man ihr die vor zwanzig Jahren abgegebene persönliche Habe wieder zurückgeben. Mit dieser teeniehaften Ausstattung, solle sie dann in ein neues Leben starten und - so wurde ihr ans Herz gelegt - vorwärts schauen und keineswegs diesen Ort als mögliche Zuflucht ansehen, in die sie zurückkehren könne.
Ein wöchentlicher beratender Besuch bei einem Bewährungshelfer solle gewährleisten, dass sie der Seriosität den Rücken kehre und mit der ihr zur Verfügung stehenden rudimentären Grundausstattung ihrem tatsächlichen Alter gemäß Fuß fassen könne in der Welt da draußen, von der sie seit dem Aufkommen ihrer pubertären Vorstellungen von euphorisierend amourösen Beziehungen durch dicke Mauern getrennt war.
Eine zehnjährige Bewährungszeit wurde ihr auferlegt, in der es galt, Abstand zu finden, sowohl vom ABtum als solchem, als auch von den Kausalitäten, die den Richter damals bewogen, sie für Jahrzehnte in dieser engen Heimstatt zu verwahren, statt sie am Leben da draußen teilhaben zu lassen.
Nun, 10 Jahre und 13 Tage nach ihrem ersten Freigang, bei dem sie ein halbes Jahr vor ihrer Entlassung die erste Erfahrung einer auf gegenseitiger Anziehung begründeten körperlichen Annäherung machen durfte, stellen sie und auch der vor ihr sitzende, sie sehr ernst musternde Richter resümierend fest, dass …
… viel passierte in ihren 10 Jahren in Freiheit, sie die Bewährungsauflage des Abstands zu ABtum und Kausalitäten jedoch nicht erfüllen konnte und dies auch heute nicht kann.
„Finden Sie sich morgen pünktlich um 9 Uhr wieder ein am Eingang des ABtums!“, ordnet er an. „Sie werden ihre persönliche Habe abgeben und man wird Sie etwa um die Mittagszeit re-ABisieren. Sie haben es nicht anders verdient.“
Mit einem Kopfschütteln und einem resignierten Seufzen schließt der Richter ihre Akte.
Zuletzt geändert von Hannibal am 21 Mai 2015 12:00, insgesamt 2-mal geändert.
Grund: Auf Wunsch korrigiert
Grund: Auf Wunsch korrigiert
Re: 66.Schreibwettbewerb "Entlassung"
Liebe Genossinnen und Genossen,
wäre doch was tolles wenn ich hier noch so ein wundervolles Stück Prosa wie „Auf Bewährung entlassen“ posten könnte.
Also ran an den Schreiber!!!
wäre doch was tolles wenn ich hier noch so ein wundervolles Stück Prosa wie „Auf Bewährung entlassen“ posten könnte.
Also ran an den Schreiber!!!
Re: 66.Schreibwettbewerb "Entlassung"
3. Beitrag
Hülsenfrüchtchen
Der Linsen aß ich kiloweis
und Bohnen auch in Massen
drauf musst ich heimlich und ganz leis
den Überdruck entlassen
Uns allen fiel das Atmen schwer
ich saß mit Unschuldsmiene
die Schuld traf deshalb und daher
den Dackel von Sabine
Doch keiner zürnte ihm den Furz
weil er schon ziemlich alt war
das Fenster kippten wir nur kurz
weil's draußen schweinekalt war
Hülsenfrüchtchen
Der Linsen aß ich kiloweis
und Bohnen auch in Massen
drauf musst ich heimlich und ganz leis
den Überdruck entlassen
Uns allen fiel das Atmen schwer
ich saß mit Unschuldsmiene
die Schuld traf deshalb und daher
den Dackel von Sabine
Doch keiner zürnte ihm den Furz
weil er schon ziemlich alt war
das Fenster kippten wir nur kurz
weil's draußen schweinekalt war