Corona-Virus: Wie schlimm wird es? [Keine politischen Diskussionen! Der Thread wird sonst kommentarlos geschlossen!!]

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inVinoVeritas
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Re: Corona-Virus: Wie schlimm wird es? [Keine politischen Diskussionen!]

Beitrag von inVinoVeritas »

Dagdieb hat geschrieben: 20 Okt 2020 12:41 Ganze Branchen sind am Aussterben (global >100 Millionen nun zusätzlich am Verhungern) und das Coronakonforme Leben passt ja gut für diejenigen, die verpartnert sind, darüber hinaus eh kaum Kontakte pflegen wollen, selten verreisen, wildes um die Häuser ziehen nur aus dem TV kennen, Kulturveranstaltungen meiden und in großen Wohnungen/Häusern leben, aber das gilt halt nicht für jeden.
Korrekt, die größten Hysteriker und Verbotsrufer sind meines Eindrucks nach jene, die ganz gut verpartnert wohnen (gerne mit Garten/Balkon), ihre jugendliche Sturm&Drang Zeit bereits lange verdrängt haben und auch ohne Corona schon nicht häufiger als 1-2x im Monat irgendwas unter Menschen gemacht haben. Es lässt sich leicht alles verbieten, was einem selbst unwichtig ist. Die Leute, deren Existenzen dadurch kaputt gehen, haben dann halt leider Pech gehabt. Weil ist ja alles alternativlos. Auch in 5 Jahren noch, wenn das Virus sich nicht in Luft auflöst oder ein zauberhaft wirksamer Impfstoff mit zig Milliarden Dosen verfügbar ist?

Dagdieb hat geschrieben: 20 Okt 2020 12:41 Mir tut insbesondere die junge Generation leid, wer jetzt Teenager ist oder gerade im Studium angefangen hat, wird sehr viele Erfahrungen nie machen können. Gut beschrieben u.a. hier: https://www.nzz.ch/meinung/jugend-bezah ... ld.1582410
Die Ergebnisse seit Corona bzgl. Einsamkeit im Studium, Bewegungsmangel bei Kindern etc. sehen nicht gut aus.
Tagsüber Arbeit, abends Netflix, soziales Leben über Zoom und wenn Herr Söder mal ein Auge zudrückt, darf man raus?
Die Jugend hat aktuell keine Jugend mehr, Singles bleiben nun erst recht Single und was das alles mittel- und langfristig mit der Psysche unserer Gesellschaft macht, wenn schon Kleinkinder aktuell so sozialisiert werden, dass man sich von anderen "fernhalten" muss, will ich mir auch nicht ausmalen. Wenn da nicht gegengesteuert wird, haben wir in 5 Jahren eine total verschlossene Biedermeier-Gesellschaft, wo sich außerhalb von wenigen formalen Umgebungen und Ereignissen kaum noch Menschen gegenseitig kennenlernen werden. Pech dann für diejenigen, die leider keinen tollen Freundeskreis aus Schule/Studium oder sonstwo haben, denn soziale Events wird es im Dauer-Ausnahmezustand mit Maske im Gesicht wohl kaum noch geben. Zumindest nicht in der kalten Jahreszeit, wo wir dann bis zum Sankt Nimmerleinstag jedes Jahr aufs Neue einen soften Lockdown haben werden.

Dagdieb hat geschrieben: 20 Okt 2020 12:41 Ich glaube auch nicht, dass das Impfen ansich 1000 Tage dauern würde. Wenn ein Wille da ist, geht das auch in (unter) 6 Monaten. Ein Problem sehe ich eher daran, dass ein Impfstoff überhaupt erstmal bereit stehen muss. Die WHO hat erst vorgestern ihre Prognose auf "Impfstoffe verfügbar ab Mitte 2021" korrigiert und meine Kontakte beim PEI sind auch weniger zuversichtlich als manch' Politikers Durchhalteparolen ("noch dieses Jahr"). Ehrlich gesagt: Halbwegs flächendeckend vor 2022 würde mich stark überraschen, Worstcase 2023/24.
Ich weiß auch nicht wieso Matthias Schrappe auf nur 60k Impfungen pro Tag kommt, aber er war immerhin der stellvertretende Vorsitzende des Sachverständigenrats Gesundheit der Bundesregierung und das ist ja auch nicht alleine auf seinem Mist gewachsen, sondern mit anderen Kollegen simuliert worden.
Vielleicht gibt es Parameter, die starken Einfluss auf eine mögliche Impfgeschwindigkeit haben? Eventuell ist es auch alleine schon das von dir angesprochene Problem der Verfügbarkeit? Es werden ca. 8Mrd. Dosen für die Welt benötigt, falls man mehrere Dosen einnehmen muss, ver-x-facht sich der Bedarf, wenn die Immunität nur ein Jahr hält, nächstes Jahr wieder aufs Neue.

Zudem werden sich viele Menschen nicht impfen lassen wollen (ich auch nicht), da gehe ich lieber das Covid-Risiko ein.
Normalerweise werden Impfstoffe 5-10 Jahre lang getestet, da es sich dabei um einen sehr heiklen Eingriff in das Immunsystem handelt. Ich lasse mir doch nicht was spritzen, das im Hauruck-Verfahren in einem Zehntel der Zeit durchgepeitscht worden ist und da werde ich nicht der Einzige sein.
So oder so: wir werden es nicht mehr los und wir müssen damit leben lernen.
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Re: Corona-Virus: Wie schlimm wird es? [Keine politischen Diskussionen!]

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Lazarus Long hat geschrieben: 20 Okt 2020 11:39 Je nach Art des Impfstoffen, also der Art, wie er produziert wird, sehe ich den Engpass eher bei der Bereitstellung von genügend Impfstoff und in der Bequemlichkeit vieler Mitmenschen.
Die Grippe- und Tetanusimpfung wird, zumindest bei meinem Hausarzt von seinen Helferinnen durchgeführt.

Es gibt in Deutschland mehr als 100.000 zugelassene Ärzte, davon gut die Hälfte hausärztlich tätig. Dazu kommen noch die ausschließlich privatärztlich und die in Krankenhäusern tätigen.
Warum all diese Ärzte (ggf. zusätzlich noch die Hilfskräfte in den Praxen) pro Arbeitstag nicht mehr als 60.000 Impfungen vornehmen können sollen, erschließt sich mir nicht. Ärzt plus Personal sollten, zumindest nach meiner Meinung, wenn es denn wirklich ernsthaft durchgezogen wird, etwa eine halben Millionen Impfungen pro Tag durchführen können -wenn es denn genug Impfstoff gibt.
Ein positiver Effekt bzgl. der Epedemie tritt übrigens nicht erst bei 70% Durchseuchung ein. Er macht sich schon bei etwa 20% bemerkbar.
Ich sehe die Probleme allerdings auch vor allem in der Bequemlichkeit zu vieler Menschen.
Wir hätten nicht solche neuen Zuspitzungen haben müssen, wenn alle auch im und nach dem Sommer auf einiges verzichtet hätten - Urlaub, Feiern usw.
Das Deprimierende ist, dass so wenig Bereitschaft zu Rücksichtnahme und Empathie da ist - gäbe es davon viel, viel mehr (was eigentlich selbstverständlich sein müsste: es ist doch das Menschlichste überhaupt, mit anderen mitzufühlen und ihnen Leid ersparen zu wollen???) - dann könnten tatsächlich mit entsprechend viel Energie - und ja, auch mit der altmodischen Bereitschaft zu Verzicht - bestmögliche ganz neue Wege und Formen für alle gefunden werden, bis das alles irgendwann überwunden ist.
Dass es ohne Einschränkungen von jedem/r Einzelnen klappen könnte, halte ich allerdings selbst bei den kreativsten Lösungen für ausgeschlossen. Mich gruselt, wie viele stattdessen lieber auf Ego machen und finden, dass ohnehin nur Menschen sterben, die alt genug fürs Sterben sind (obwohl die ohne Corona vielleicht noch lang gelebt hätten - und obwohl natürlich auch Jüngere sterben - ganz abgesehen von evtl. lebenslangen und massiven gesundheitlichen Einschränkungen für viele andere, auch mit leichten Verläufen, die es übrigens auch bei der Spanischen Grippe gab).
Was tun, wenn Menschen nicht Empathie-fähig sind? Das finde ich die entscheidende Frage. Daran entscheidet sich alles - ganz egal, welche Lösungen sich finden oder auch nicht.
Es gab übrigens Untersuchungen zum (klaren) Zusammenhang von vorhandener (oder nicht vorhandener) genereller Empathie und der Bereitschaft, Masken zu tragen und die eigenen sozialen Kontakte einzuschränken:
https://journals.sagepub.com/doi/abs/10 ... 7620964422
https://www.scielo.br/scielo.php?pid=S2 ... ci_arttext
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Re: Corona-Virus: Wie schlimm wird es? [Keine politischen Diskussionen!]

Beitrag von eine »

inVinoVeritas hat geschrieben: 20 Okt 2020 13:10
Dagdieb hat geschrieben: 20 Okt 2020 12:41 Ganze Branchen sind am Aussterben (global >100 Millionen nun zusätzlich am Verhungern) und das Coronakonforme Leben passt ja gut für diejenigen, die verpartnert sind, darüber hinaus eh kaum Kontakte pflegen wollen, selten verreisen, wildes um die Häuser ziehen nur aus dem TV kennen, Kulturveranstaltungen meiden und in großen Wohnungen/Häusern leben, aber das gilt halt nicht für jeden.
Korrekt, die größten Hysteriker und Verbotsrufer sind meines Eindrucks nach jene, die ganz gut verpartnert wohnen (gerne mit Garten/Balkon), ihre jugendliche Sturm&Drang Zeit bereits lange verdrängt haben und auch ohne Corona schon nicht häufiger als 1-2x im Monat irgendwas unter Menschen gemacht haben. Es lässt sich leicht alles verbieten, was einem selbst unwichtig ist. Die Leute, deren Existenzen dadurch kaputt gehen, haben dann halt leider Pech gehabt. Weil ist ja alles alternativlos. Auch in 5 Jahren noch, wenn das Virus sich nicht in Luft auflöst oder ein zauberhaft wirksamer Impfstoff mit zig Milliarden Dosen verfügbar ist?

Dagdieb hat geschrieben: 20 Okt 2020 12:41 Mir tut insbesondere die junge Generation leid, wer jetzt Teenager ist oder gerade im Studium angefangen hat, wird sehr viele Erfahrungen nie machen können. Gut beschrieben u.a. hier: https://www.nzz.ch/meinung/jugend-bezah ... ld.1582410
Die Ergebnisse seit Corona bzgl. Einsamkeit im Studium, Bewegungsmangel bei Kindern etc. sehen nicht gut aus.
Tagsüber Arbeit, abends Netflix, soziales Leben über Zoom und wenn Herr Söder mal ein Auge zudrückt, darf man raus?
Die Jugend hat aktuell keine Jugend mehr, Singles bleiben nun erst recht Single und was das alles mittel- und langfristig mit der Psysche unserer Gesellschaft macht, wenn schon Kleinkinder aktuell so sozialisiert werden, dass man sich von anderen "fernhalten" muss, will ich mir auch nicht ausmalen. Wenn da nicht gegengesteuert wird, haben wir in 5 Jahren eine total verschlossene Biedermeier-Gesellschaft, wo sich außerhalb von wenigen formalen Umgebungen und Ereignissen kaum noch Menschen gegenseitig kennenlernen werden. Pech dann für diejenigen, die leider keinen tollen Freundeskreis aus Schule/Studium oder sonstwo haben, denn soziale Events wird es im Dauer-Ausnahmezustand mit Maske im Gesicht wohl kaum noch geben. Zumindest nicht in der kalten Jahreszeit, wo wir dann bis zum Sankt Nimmerleinstag jedes Jahr aufs Neue einen soften Lockdown haben werden.

Dagdieb hat geschrieben: 20 Okt 2020 12:41 Ich glaube auch nicht, dass das Impfen ansich 1000 Tage dauern würde. Wenn ein Wille da ist, geht das auch in (unter) 6 Monaten. Ein Problem sehe ich eher daran, dass ein Impfstoff überhaupt erstmal bereit stehen muss. Die WHO hat erst vorgestern ihre Prognose auf "Impfstoffe verfügbar ab Mitte 2021" korrigiert und meine Kontakte beim PEI sind auch weniger zuversichtlich als manch' Politikers Durchhalteparolen ("noch dieses Jahr"). Ehrlich gesagt: Halbwegs flächendeckend vor 2022 würde mich stark überraschen, Worstcase 2023/24.
Ich weiß auch nicht wieso Matthias Schrappe auf nur 60k Impfungen pro Tag kommt, aber er war immerhin der stellvertretende Vorsitzende des Sachverständigenrats Gesundheit der Bundesregierung und das ist ja auch nicht alleine auf seinem Mist gewachsen, sondern mit anderen Kollegen simuliert worden.
Vielleicht gibt es Parameter, die starken Einfluss auf eine mögliche Impfgeschwindigkeit haben? Eventuell ist es auch alleine schon das von dir angesprochene Problem der Verfügbarkeit? Es werden ca. 8Mrd. Dosen für die Welt benötigt, falls man mehrere Dosen einnehmen muss, ver-x-facht sich der Bedarf, wenn die Immunität nur ein Jahr hält, nächstes Jahr wieder aufs Neue.

Zudem werden sich viele Menschen nicht impfen lassen wollen (ich auch nicht), da gehe ich lieber das Covid-Risiko ein.
Normalerweise werden Impfstoffe 5-10 Jahre lang getestet, da es sich dabei um einen sehr heiklen Eingriff in das Immunsystem handelt. Ich lasse mir doch nicht was spritzen, das im Hauruck-Verfahren in einem Zehntel der Zeit durchgepeitscht worden ist und da werde ich nicht der Einzige sein.
So oder so: wir werden es nicht mehr los und wir müssen damit leben lernen.

... nur zur Info: ich war und bin immer für mehr Regeln (weil die meisten Menschen ohne Regeln tragischerweise überhaupt nicht auf die Idee kommen, sich einzuschränken und andere zu schützen) - und ich lebe in einer Mini-Wohnung, unverpartnert, bin als Freiberuflerin mit am massivsten von den wirtschaftlichen Auswirkungen betroffen und leide durchaus drunter, ständig allein zu sein, wie es seit Corona der Fall ist. Dein Weltbild haut also nicht in jedem Fall hin. Und es gibt eben auch die Sichtweise, dass mehr Regeln und Rücksichtnahme zu deutlich besseren Entwicklungen hätten führen können, die dann für ALLE die Dramatik deutlich entspannt hätten. So unkontrolliert, wie es zuletzt lief und läuft, gings jedenfalls total daneben - das ist nun ja klar geworden. Auf diese Weise geht das Ganze tatsächlich viele Jahre so weiter...
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Re: Corona-Virus: Wie schlimm wird es? [Keine politischen Diskussionen!]

Beitrag von NBUC »

eine hat geschrieben: 20 Okt 2020 13:26 ... nur zur Info: ich war und bin immer für mehr Regeln (weil die meisten Menschen ohne Regeln tragischerweise überhaupt nicht auf die Idee kommen, sich einzuschränken und andere zu schützen) - und ich lebe in einer Mini-Wohnung, unverpartnert, bin als Freiberuflerin mit am massivsten von den wirtschaftlichen Auswirkungen betroffen und leide durchaus drunter, ständig allein zu sein, wie es seit Corona der Fall ist. Dein Weltbild haut also nicht in jedem Fall hin. Und es gibt eben auch die Sichtweise, dass mehr Regeln und Rücksichtnahme zu deutlich besseren Entwicklungen hätten führen können, die dann für ALLE die Dramatik deutlich entspannt hätten. So unkontrolliert, wie es zuletzt lief und läuft, gings jedenfalls total daneben - das ist nun ja klar geworden. Auf diese Weise geht das Ganze tatsächlich viele Jahre so weiter...
Ich sehe das Problem darin, dass es nur Alles oder nichts zu geben scheint.
Eine ganze Menge unangenehmer Maßnahemn trägt sicher ihren Beitrag zur Gefahrenreduzierung bei (auch wenn keine jetzt alleine sicher ist) aber es gibt eben auch einen Haufen Maßnahmen, welche klar unsinnig erscheinen oder wo erkennbar mit zweierlei Maß gemessen wird, also eine Vorgabe danach falsch sein muss.
Oder wo der Weltuntergang dann doch hinter sehr weit gefasstem Datenschutz zurückstehen muss.

Und dann sinkt entsprechend auch die notwendige breite Bereitschaft diesen Regeln konsequent zu folgen.
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Alle gesellschaftlichen Betrachtungen enthalten zwangsläufig Verallgemeinerungen und werden daher Ausnahmen und Einzelfälle enthalten, denen sie nicht gerecht werden können.

wenn ich nicht antworten sollte heißt das nicht, dass du Recht hast, sondern ich kein Internet!
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Re: Corona-Virus: Wie schlimm wird es? [Keine politischen Diskussionen!]

Beitrag von bettaweib »

Mmmmh....lecker Diskussionen für die nächsten 10-20 Jahre...... :tanzen2:

Ob es noch einen Plottwist geben wird? Bei der 3., 4., 5. 6. oder erst 7. Welle?

Leute, einfach mal tief duch den Arsch atmen und wieder leben lernen! Raus aus der Hütte, an die frische Luft und leben! Der ganze Angstkram macht psychisch kaputt.

Und bitte lasst die Finger von meiner heißgeliebten Demokratie! :dont:
Habe null Bock auf einen totalitären Staat weil manche Menschen meinen vor Angst durchzudrehen.

Herr Streeck hat schon einen guten Weg für die Zukunft parat. Einfach mal Vertrauen und mit der chronischen Situation umgehen lernen.

Und jetzt husch wieder raus aus diesem ungesunden Thema!! :hierlang:

P.S. noch ein Spoiler...pssssst....nicht weiter sagen, ...wie werden alle sterben....ja, aber doch nicht jetzt! Niemand weiß wann wir abtreten müssen und warum. Und das ist auch gut so. Los, weiter leben! Geh raus!
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Re: Corona-Virus: Wie schlimm wird es? [Keine politischen Diskussionen!]

Beitrag von inVinoVeritas »

eine hat geschrieben: 20 Okt 2020 13:26 ... nur zur Info: ich war und bin immer für mehr Regeln (weil die meisten Menschen ohne Regeln tragischerweise überhaupt nicht auf die Idee kommen, sich einzuschränken und andere zu schützen) - und ich lebe in einer Mini-Wohnung, unverpartnert, bin als Freiberuflerin mit am massivsten von den wirtschaftlichen Auswirkungen betroffen und leide durchaus drunter, ständig allein zu sein, wie es seit Corona der Fall ist. Dein Weltbild haut also nicht in jedem Fall hin. Und es gibt eben auch die Sichtweise, dass mehr Regeln und Rücksichtnahme zu deutlich besseren Entwicklungen hätten führen können, die dann für ALLE die Dramatik deutlich entspannt hätten. So unkontrolliert, wie es zuletzt lief und läuft, gings jedenfalls total daneben - das ist nun ja klar geworden. Auf diese Weise geht das Ganze tatsächlich viele Jahre so weiter...
Mein Weltbild ist nicht derart monokausal, sorry falls das zu überspitzt rüberkam und es tut mir auch leid, dass du persönlich aktuell derart leiden musst.
Deine fettmarkierte Sichtweise teile ich aber nicht, denn ihr wohnt der unrealistische Wunsch inne, dass wir das Virus loswerden, wenn wir uns nur alle möglichst tiefgreifend einschränken würden.
Das Ganze wird so oder so noch viele Jahre (Jahrzehnte?) so weitergehen, denn bisher haben wir noch kein Virus auf der Welt ausgerottet.
Ich habe auch keine tolle alternative Idee, wie wir damit umgehen sollen und ich halte mich wie gesagt auch persönlich an alle Regeln und Einschränkungen, aber ich vermisse die offene und sachliche Diskussion darüber, wie eine langfristige Perspektive aussehen soll.
Die Bundesregierung schafft es ja auch nicht, den Menschen mal aufzuzeigen wie es nächstes Jahr weitergehen soll?
Alle hoffen auf den zauberhaften Impfstoff, aber was wenn es den nicht gibt? Oder nicht in der notwendigen Wirksamkeit?

"Haltet das Frühjahr durch, bald kommt der Sommer, dann wird sich alles entspannen!"
Haben wir gemacht und nun 4 Monate später: "Haltet den Winter durch, nächstes Jahr wird bestimmt alles besser!".
Mehr gibt es von da oben bisher nicht und das obwohl ein nicht zu vernachlässigender Anteil der Virologen skeptisch bezüglich eines Impfstoffs ist.
Nächsten Herbst geht das Spiel dann wieder von vorne los? Machen die Leute das auch in einem Jahr noch mit? Die Akzeptanz der Maßnahmen sinkt in der Bevölkerung bereits jetzt rapide im Vergleich zu von vor 3 Monaten, was auch daran liegt, dass niemand mehr bei diesem aktionistischen Flickenteppich an Maßnahmen durchblickt, Verfassungsrechtler immer lauter die Unverhältnismäßigkeiten anprangern und Gerichte dem auch immer häufiger folgen.
Im Grundgesetz steht nämlich nicht, dass jedwede erdenkliche Maßnahme im Ausnahmezustand (wie lange hält die "Ausnahme" eigentlich an? Ist das noch eine nach nunmehr 8 Monaten?) rechtens ist. Gesundheitsschutz steht eben nicht bedingungslos über allem, so dass jedwede Grundrechte ohne Limitierung "bis auf weiteres" eingeschränkt werden dürfen.
Das wird die Gerichte in den nächsten Monaten und Jahren noch weitaus mehr beschäftigen, wenn nach den nächsten zu erwartenden Zehntausenden Insolvenzen all die Verfassungsklagen der kaputt-eingeschränkten Existenzen eingereicht werden.

Was aktuell auch endlich in der öffentlichen Debatte auftaucht: die Gefährdung der Demokratie.
Aktuell wird alles über die Köpfe des Parlaments hinweg von Merkel und ihren Ministerkollegen im Hinterzimmer ausgehandelt und beschlossen. Wie wirksam das ist, sieht man an besagten Gerichtsurteilen, die diese super gut durchdachten "Maßnähmchen" sofort wieder kippen.
Da kann man das Parlament auch gleich abschaffen, wenn das so weitergeht.
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Re: Corona-Virus: Wie schlimm wird es? [Keine politischen Diskussionen!]

Beitrag von eine »

NBUC hat geschrieben: 20 Okt 2020 13:32
eine hat geschrieben: 20 Okt 2020 13:26 ... nur zur Info: ich war und bin immer für mehr Regeln (weil die meisten Menschen ohne Regeln tragischerweise überhaupt nicht auf die Idee kommen, sich einzuschränken und andere zu schützen) - und ich lebe in einer Mini-Wohnung, unverpartnert, bin als Freiberuflerin mit am massivsten von den wirtschaftlichen Auswirkungen betroffen und leide durchaus drunter, ständig allein zu sein, wie es seit Corona der Fall ist. Dein Weltbild haut also nicht in jedem Fall hin. Und es gibt eben auch die Sichtweise, dass mehr Regeln und Rücksichtnahme zu deutlich besseren Entwicklungen hätten führen können, die dann für ALLE die Dramatik deutlich entspannt hätten. So unkontrolliert, wie es zuletzt lief und läuft, gings jedenfalls total daneben - das ist nun ja klar geworden. Auf diese Weise geht das Ganze tatsächlich viele Jahre so weiter...
Ich sehe das Problem darin, dass es nur Alles oder nichts zu geben scheint.
Eine ganze Menge unangenehmer Maßnahemn trägt sicher ihren Beitrag zur Gefahrenreduzierung bei (auch wenn keine jetzt alleine sicher ist) aber es gibt eben auch einen Haufen Maßnahmen, welche klar unsinnig erscheinen oder wo erkennbar mit zweierlei Maß gemessen wird, also eine Vorgabe danach falsch sein muss.
Oder wo der Weltuntergang dann doch hinter sehr weit gefasstem Datenschutz zurückstehen muss.

Und dann sinkt entsprechend auch die notwendige breite Bereitschaft diesen Regeln konsequent zu folgen.
Aber es ist doch immer und bei allen Regeln so, dass sie in manchen Situationen vielleicht als absurd erscheinen (zum Beispiel, wenn Autofahrer/innen nachts bei menschenleeren Straßen in einer Kleinstadt trotzdem bei einer roten Ampel stehenbleiben sollen) - doch da machen auch nicht so viele so einen Aufstand dagegen wie jetzt bei Corona. Warum vergeuden so viele so viel Energie dafür, sich wegen ein paar Widersprüchen so massiv zu empören? Was für eine Haltung steckt da dahinter? Warum stecken sie ihre rebellische Energie nicht lieber in Protest gegen Dinge, mit denen sie etwas Konstruktives erreichen können?
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Re: Corona-Virus: Wie schlimm wird es? [Keine politischen Diskussionen!]

Beitrag von eine »

inVinoVeritas hat geschrieben: 20 Okt 2020 13:42
eine hat geschrieben: 20 Okt 2020 13:26 ... nur zur Info: ich war und bin immer für mehr Regeln (weil die meisten Menschen ohne Regeln tragischerweise überhaupt nicht auf die Idee kommen, sich einzuschränken und andere zu schützen) - und ich lebe in einer Mini-Wohnung, unverpartnert, bin als Freiberuflerin mit am massivsten von den wirtschaftlichen Auswirkungen betroffen und leide durchaus drunter, ständig allein zu sein, wie es seit Corona der Fall ist. Dein Weltbild haut also nicht in jedem Fall hin. Und es gibt eben auch die Sichtweise, dass mehr Regeln und Rücksichtnahme zu deutlich besseren Entwicklungen hätten führen können, die dann für ALLE die Dramatik deutlich entspannt hätten. So unkontrolliert, wie es zuletzt lief und läuft, gings jedenfalls total daneben - das ist nun ja klar geworden. Auf diese Weise geht das Ganze tatsächlich viele Jahre so weiter...
Mein Weltbild ist nicht derart monokausal, sorry falls das zu überspitzt rüberkam und es tut mir auch leid, dass du persönlich aktuell derart leiden musst.
Deine fettmarkierte Sichtweise teile ich aber nicht, denn ihr wohnt der unrealistische Wunsch inne, dass wir das Virus loswerden, wenn wir uns nur alle möglichst tiefgreifend einschränken würden.
Das Ganze wird so oder so noch viele Jahre (Jahrzehnte?) so weitergehen, denn bisher haben wir noch kein Virus auf der Welt ausgerottet.
Ich habe auch keine tolle alternative Idee, wie wir damit umgehen sollen und ich halte mich wie gesagt auch persönlich an alle Regeln und Einschränkungen, aber ich vermisse die offene und sachliche Diskussion darüber, wie eine langfristige Perspektive aussehen soll.
Die Bundesregierung schafft es ja auch nicht, den Menschen mal aufzuzeigen wie es nächstes Jahr weitergehen soll?
Alle hoffen auf den zauberhaften Impfstoff, aber was wenn es den nicht gibt? Oder nicht in der notwendigen Wirksamkeit?

"Haltet das Frühjahr durch, bald kommt der Sommer, dann wird sich alles entspannen!"
Haben wir gemacht und nun 4 Monate später: "Haltet den Winter durch, nächstes Jahr wird bestimmt alles besser!".
Mehr gibt es von da oben bisher nicht und das obwohl ein nicht zu vernachlässigender Anteil der Virologen skeptisch bezüglich eines Impfstoffs ist.
Nächsten Herbst geht das Spiel dann wieder von vorne los? Machen die Leute das auch in einem Jahr noch mit? Die Akzeptanz der Maßnahmen sinkt in der Bevölkerung bereits jetzt rapide im Vergleich zu von vor 3 Monaten, was auch daran liegt, dass niemand mehr bei diesem aktionistischen Flickenteppich an Maßnahmen durchblickt, Verfassungsrechtler immer lauter die Unverhältnismäßigkeiten anprangern und Gerichte dem auch immer häufiger folgen.
Im Grundgesetz steht nämlich nicht, dass jedwede erdenkliche Maßnahme im Ausnahmezustand (wie lange hält die "Ausnahme" eigentlich an? Ist das noch eine nach nunmehr 8 Monaten?) rechtens ist. Gesundheitsschutz steht eben nicht bedingungslos über allem, so dass jedwede Grundrechte ohne Limitierung "bis auf weiteres" eingeschränkt werden dürfen.
Das wird die Gerichte in den nächsten Monaten und Jahren noch weitaus mehr beschäftigen, wenn nach den nächsten zu erwartenden Zehntausenden Insolvenzen all die Verfassungsklagen der kaputt-eingeschränkten Existenzen eingereicht werden.

Was aktuell auch endlich in der öffentlichen Debatte auftaucht: die Gefährdung der Demokratie.
Aktuell wird alles über die Köpfe des Parlaments hinweg von Merkel und ihren Ministerkollegen im Hinterzimmer ausgehandelt und beschlossen. Wie wirksam das ist, sieht man an besagten Gerichtsurteilen, die diese super gut durchdachten "Maßnähmchen" sofort wieder kippen.
Da kann man das Parlament auch gleich abschaffen, wenn das so weitergeht.
... die Politiker/innen wissen doch - genau wie alle anderen, die halbwegs seriös mit alldem umgehen - einfach selber noch nicht, wie es weitergeht und weitergehen kann. Ich würde nicht ihnen die Schuld zuschieben, sondern ich wünsche mir eine "mündige", verantwortungsbewusste und solidarische Gesellschaft, die in der Lage ist, konstruktiv mit diesen Unsicherheiten und Unberechenbarkeiten umzugehen. Genau das sollte eine Demokratie doch ausmachen? Dass Menschen nicht von denen "da oben" bequeme Lösungen erwarten, sondern selber aktiv sind - und auch bereit, zu verzichten, wenn es anderen hilft. Und das ganz unabhängig von Regeln, die immer nur eine Notlösung sein können, wenn es anders nicht funktioniert (was leider der Fall ist bei Corona).
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Re: Corona-Virus: Wie schlimm wird es? [Keine politischen Diskussionen!]

Beitrag von NBUC »

eine hat geschrieben: 20 Okt 2020 13:45 Aber es ist doch immer und bei allen Regeln so, dass sie in manchen Situationen vielleicht als absurd erscheinen (zum Beispiel, wenn Autofahrer/innen nachts bei menschenleeren Straßen in einer Kleinstadt trotzdem bei einer roten Ampel stehenbleiben sollen) - doch da machen auch nicht so viele so einen Aufstand dagegen wie jetzt bei Corona. Warum vergeuden so viele so viel Energie dafür, sich wegen ein paar Widersprüchen so massiv zu empören? Was für eine Haltung steckt da dahinter? Warum stecken sie ihre rebellische Energie nicht lieber in Protest gegen Dinge, mit denen sie etwas Konstruktives erreichen können?
Einmal weil die meisten anderen solcher Regeln weitaus weniger konstant in ihr Leben eingreifen und zweitens weil die Doppelstandards als ungerecht empfunden werden - ungefähr wie wenn rote Autos nicht an Ampeln halten müssten.
Unangenehme Einschränkungen sind das eine - das Gefühl verarscht zu werden etwas anderes.

Dazu steigt die Bereitschaft öffentlich zu motzen mit der Zahl derer, welche das auch so sehen und die Beschwerde lässt sich zudem leicht mit sonst positiv besetzten Begriffen wie Grundrechten, Freiheit und Datenschutz verbinden, so dass hier auch keine Hemmschwelle.

Nebenbei: In Polen hat sich eine Kirche des Körperkultes gegründet, weil für Religionsgemeinschaften wohl Ausnahmen bei den Auflagen gelten.
Zuletzt geändert von NBUC am 20 Okt 2020 14:02, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: Corona-Virus: Wie schlimm wird es? [Keine politischen Diskussionen!]

Beitrag von Zwerg »

Swenja hat geschrieben: 19 Okt 2020 07:30 " Statistik verrät starke Übersterblichkeit in einigen Ländern Europas
https://www.spektrum.de/news/statistik- ... obal-de-DE
Wenn diese Statistik zur Übersterblichkeit feststellt "Männer und Frauen seien dabei fast genau gleich stark betroffen gewesen" glaube ich mich erinnern zu können von den Wissenschaftlern und Ärzten schon mal was anderes über Covid-19-Risiken gehört zu haben. Ich kann mich natürlich auch täuschen.
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Re: Corona-Virus: Wie schlimm wird es? [Keine politischen Diskussionen!]

Beitrag von eine »

NBUC hat geschrieben: 20 Okt 2020 13:55
eine hat geschrieben: 20 Okt 2020 13:45 Aber es ist doch immer und bei allen Regeln so, dass sie in manchen Situationen vielleicht als absurd erscheinen (zum Beispiel, wenn Autofahrer/innen nachts bei menschenleeren Straßen in einer Kleinstadt trotzdem bei einer roten Ampel stehenbleiben sollen) - doch da machen auch nicht so viele so einen Aufstand dagegen wie jetzt bei Corona. Warum vergeuden so viele so viel Energie dafür, sich wegen ein paar Widersprüchen so massiv zu empören? Was für eine Haltung steckt da dahinter? Warum stecken sie ihre rebellische Energie nicht lieber in Protest gegen Dinge, mit denen sie etwas Konstruktives erreichen können?
Einmal weil die meisten anderen solcher Regeln weitaus weniger konstant in ihr Leben eingreifen und zweitens weil die Doppelstandards als ungerecht empfunden werden - ungefähr wie wenn rote Autos nicht an Ampeln halten müssten.
Unangenehme Einschränkungen sind das eine - das Gefühl verarscht zu werden etwas anderes.

Dazu steigt die Bereitschaft öffentlich zu motzen mit der Zahl derer, welche das auch so sehen und die Beschwerde lässt sich zudem leicht mit sonst positiv besetzten Begriffen wie Grundrechten, Freiheit und Datenschutz verbinden, so dass hier auch keine Hemmschwelle.
... das Gefühl verarscht zu werden kann unmöglich aus der derzeitigen Situation entstanden sein - denn alle, die ein bisschen Verstand haben, müssen wissen, dass derzeit ALLE überfordert sind, natürlich auch Politiker/innen und Wissenschaftler/innen. Und dass deshalb niemand von ihnen oder sonst wem erwarten kann, dass sie alles sofort auf bequeme Art für alle lösen, und das dann auch noch ohne Widersprüche.
Dieses ungute Gefühlsmischung, die da bei vielen da ist, hat andere Ursachen - und die sind vermutlich ein Gemisch aus dem Gefühl, gesellschaftlich benachteiligt zu sein (was bei manchen zutrifft, bei vielen aus dieser "Bewegung" aber überhaupt nicht), psychologischen Gründen, die nur mit der eigenen Geschichte zusammenhängen, und einem sehr seltsamen und undemokratischen Gesellschaftsverständnis. Mir kommt es nicht so vor, dass da wirklich die Sorge um die Demokratie der Antriebsmotor ist (Demokratie könnte und müsste ja im Gegenteil bedeuten, dass alle selber so verantwortungsbewusst sind, dass es möglichst keine Regeln bräuchte - und also auch keinen Protest dagegen), sondern die Übertragung der überall so dominanten Konsum- und Anspruchsmentalität auf die politische Ebene. Alles soll immer so bequem wie möglich gemacht werden, und wehe, es werden mal Eigeninitiative, Rücksichtnahme, Einschränkungen verlangt - das wird dann alles nur als unverschämte Zumutung empfunden.
Das finde ich wirklich gruselig.
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Re: Corona-Virus: Wie schlimm wird es? [Keine politischen Diskussionen!]

Beitrag von desigual »

inVinoVeritas hat geschrieben: 20 Okt 2020 13:10 Die Jugend hat aktuell keine Jugend mehr, Singles bleiben nun erst recht Single und was das alles mittel- und langfristig mit der Psysche unserer Gesellschaft macht, wenn schon Kleinkinder aktuell so sozialisiert werden, dass man sich von anderen "fernhalten" muss, will ich mir auch nicht ausmalen. Wenn da nicht gegengesteuert wird, haben wir in 5 Jahren eine total verschlossene Biedermeier-Gesellschaft, wo sich außerhalb von wenigen formalen Umgebungen und Ereignissen kaum noch Menschen gegenseitig kennenlernen werden. Pech dann für diejenigen, die leider keinen tollen Freundeskreis aus Schule/Studium oder sonstwo haben, denn soziale Events wird es im Dauer-Ausnahmezustand mit Maske im Gesicht wohl kaum noch geben. Zumindest nicht in der kalten Jahreszeit, wo wir dann bis zum Sankt Nimmerleinstag jedes Jahr aufs Neue einen soften Lockdown haben werden.
Grundsätzlich kann ich deinen Frust sehr gut verstehen. Ich wohne in einer Wohnung ohne Balkon mit einem wenig einladenden "Garten" im Hinterhof, meine guten Freunde und Familie wohnen in Deutschland verstreut (mit mal kurz auf 'nen Spaziergang treffen, weil mehr die Kontaktbeschränkungen nicht hergeben, ist nicht; meine beste Freundin hat ihren bei mir für jetzt geplanten Besuch abgesagt, weil ich in einem "Risikogebiet" lebe), ich fülle die durch mein Singlesein entstehende Leere durch Sportkurse (die aktuell zum Großteil wegen der hohen Infektionszahlen schon wieder ausfallen), Theaterbesuche (habe eigentlich immer ein Theaterabo, phasenweise sogar zwei Theaterabos gehabt), nachmittägliche/abendliche Freizeitgestaltung mit Bekannten vor Ort. All das fiel schon im Frühjahr flach, in den letzten Monaten lief es immer noch auf Sparflamme, jetzt schwindet es aufgrund der verschärften Corona-Maßnahmen wieder. Es konzentriert sich alles auf die Kernfamilie und die besten Freunde. Wenn man die nicht oder nicht vor Ort hat, ist man angeschmiert.

Nebenbei bemerkt, denke ich, dass sich durch Corona bereits dagewesene Entwicklungen verstärken. Ich bin Lehrerin an Realschule und Gymnasium: Ein gefühlter sehr großer Teil meiner Schüler gibt Netflix, Zocken, Insta, Tik-Tok... als Hobbys an - wo wir früher im Verein, in der Tanzgruppe, ... waren. Das scheint mir schon auch Ausdruck dessen zu sein, dass sich - schon vor Corona - vieles aufs Zuhause und eher "unsoziale" Aktivitäten konzentriert.

Ich fürchte, dass wir uns in einer wahrhaften Krise befinden, die unsere Gesellschaft stark verändert. Mit Durchhalteparolen wollen andere oder auch wir uns selbst doch nur vorgaukeln, dass wir in absehbarer Zeit unser altes Leben zurück haben könnten. Das ist aber natürlich unwahrscheinlich oder sogar unmöglich.
Entweder leben wir scheinbar unser altes Leben mit all dem Spaß, der Freiheit, ... und opfern aber viele Schwache (Alte, Kranke, aber auch Leute mit eher harmlosen Problemchen, die eines eher einfachen Eingriffs im Krankenhaus bedürfen, den das aber wegen Überfüllung / Überforderung nicht bieten kann). Oder wir führen den aktuellen Kurs fort und verlieren große Teile dessen, was wir mittlerweile als Luxus wertschätzen und kaum noch haben.
Nachtrag: Irgendwie bietet eine solche Situation doch auch Chancen. Ich habe es in den letzten Monaten z. B. so richtig zu schätzen gewusst, Leute zu sehen oder Dinge zu tun, die vorher lange nicht möglich waren und die ich vor Corona so als völlig selbstverständlich wahrgenommen habe.

Es ist spannend, wo sich unsere Gesellschaft hin entwickeln wird. Große Teile der Bevölkerung sind aktuell bestimmt nicht bereit, den jetzigen Kurs längerfristig weiter zu fahren. Ändert sich das mit steigenden Totenzahlen? Wenn die Toten nicht mehr die Unbekannten über 70-Jährigen im Heim sind, die man vernachlässigen kann, oder halt doch mal der Onkel oder sogar die Mutter?
Und was wird Covid am Ende mit unserem politischen System machen?

Es wäre ja auch zu schön gewesen, wenn wir jetzt in Deutschland einfach mal ein paar gute Jahrzehnte ohne Krieg, Diktatur, RAF, ... hätten haben können. :sadwoman:
Zuletzt geändert von desigual am 20 Okt 2020 14:20, insgesamt 1-mal geändert.
Melli

Re: Corona-Virus: Wie schlimm wird es? [Keine politischen Diskussionen!]

Beitrag von Melli »

inVinoVeritas hat geschrieben: 20 Okt 2020 13:42Das Ganze wird so oder so noch viele Jahre (Jahrzehnte?) so weitergehen, denn bisher haben wir noch kein Virus auf der Welt ausgerottet.
Kann sein. Aber was heißt "so"? :wahrsagerin:
inVinoVeritas hat geschrieben: 20 Okt 2020 13:42ich vermisse die offene und sachliche Diskussion darüber, wie eine langfristige Perspektive aussehen soll.
Die Diskussion könnte man leider nur auf dem gegenwärtigen Stand der Unkenntnis führen. Was wollte man sich davon erwarten?
inVinoVeritas hat geschrieben: 20 Okt 2020 13:42Die Akzeptanz der Maßnahmen
Und ich dachte, die Deutschen lösen zuerst eine Bahnsteigkarte, bevor... :lach:
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Re: Corona-Virus: Wie schlimm wird es? [Keine politischen Diskussionen!]

Beitrag von NBUC »

eine hat geschrieben: 20 Okt 2020 14:10 ... das Gefühl verarscht zu werden kann unmöglich aus der derzeitigen Situation entstanden sein - denn alle, die ein bisschen Verstand haben, müssen wissen, dass derzeit ALLE überfordert sind, natürlich auch Politiker/innen und Wissenschaftler/innen. Und dass deshalb niemand von ihnen oder sonst wem erwarten kann, dass sie alles sofort auf bequeme Art für alle lösen, und das dann auch noch ohne Widersprüche.
Es gibt erklärbare Unsicherheiten und folgend auch Fehler und es gibt offenkundigen Schwachsinn. Und alles mit "Es ist ja Corona" und "Gesundheit first" für alternativlos erklärt.
Wenn auf 2 Straßenseiten unterschiedliche Regeln gelten oder im selben Bad je nachdem, wer gerade die Veranstaltung betreibt, oder damals als alleine auf Parkbänken sitzen strafwürdig war, dann kann man sich nicht auf unklaren Forschungsstand zurückziehen. Dann ist aktiv Bockmist gebaut worden und es wird massiv sozialer Goodwill verbraucht, um auch den Mist zu decken.
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Re: Corona-Virus: Wie schlimm wird es? [Keine politischen Diskussionen!]

Beitrag von DaRealOnionhead »

Melli hat geschrieben: 20 Okt 2020 14:19
inVinoVeritas hat geschrieben: 20 Okt 2020 13:42Die Akzeptanz der Maßnahmen
Und ich dachte, die Deutschen lösen zuerst eine Bahnsteigkarte, bevor... :lach:
Bahnsteigkarte? Was soll das denn sein? :verwirrt:
wann warst denn das letzte Mal in D? :gruebel:
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Re: Corona-Virus: Wie schlimm wird es? [Keine politischen Diskussionen!]

Beitrag von eine »

desigual hat geschrieben: 20 Okt 2020 14:14
inVinoVeritas hat geschrieben: 20 Okt 2020 13:10 Die Jugend hat aktuell keine Jugend mehr, Singles bleiben nun erst recht Single und was das alles mittel- und langfristig mit der Psysche unserer Gesellschaft macht, wenn schon Kleinkinder aktuell so sozialisiert werden, dass man sich von anderen "fernhalten" muss, will ich mir auch nicht ausmalen. Wenn da nicht gegengesteuert wird, haben wir in 5 Jahren eine total verschlossene Biedermeier-Gesellschaft, wo sich außerhalb von wenigen formalen Umgebungen und Ereignissen kaum noch Menschen gegenseitig kennenlernen werden. Pech dann für diejenigen, die leider keinen tollen Freundeskreis aus Schule/Studium oder sonstwo haben, denn soziale Events wird es im Dauer-Ausnahmezustand mit Maske im Gesicht wohl kaum noch geben. Zumindest nicht in der kalten Jahreszeit, wo wir dann bis zum Sankt Nimmerleinstag jedes Jahr aufs Neue einen soften Lockdown haben werden.
Grundsätzlich kann ich deinen Frust sehr gut verstehen. Ich wohne in einer Wohnung ohne Balkon mit einem wenig einladenden "Garten" im Hinterhof, meine guten Freunde und Familie wohnen in Deutschland verstreut (mit mal kurz auf 'nen Spaziergang treffen, weil mehr die Kontaktbeschränkungen nicht hergeben, ist nicht; meine beste Freundin hat ihren bei mir für jetzt geplanten Besuch abgesagt, weil ich in einem "Risikogebiet" lebe), ich fülle die durch mein Singlesein entstehende Leere durch Sportkurse (die aktuell zum Großteil wegen der hohen Infektionszahlen schon wieder ausfallen), Theaterbesuche (habe eigentlich immer ein Theaterabo, phasenweise sogar zwei Theaterabos gehabt), nachmittägliche/abendliche Freizeitgestaltung mit Bekannten vor Ort. All das fiel schon im Frühjahr flach, in den letzten Monaten lief es immer noch auf Sparflamme, jetzt schwindet es aufgrund der verschärften Corona-Maßnahmen wieder. Es konzentriert sich alles auf die Kernfamilie und die besten Freunde. Wenn man die nicht oder nicht vor Ort hat, ist man angeschmiert.

Nebenbei bemerkt, denke ich, dass sich durch Corona bereits dagewesene Entwicklungen verstärken. Ich bin Lehrerin an Realschule und Gymnasium: Ein gefühlter sehr großer Teil meiner Schüler gibt Netflix, Zocken, Insta, Tik-Tok... als Hobbys an - wo wir früher im Verein, in der Tanzgruppe, ... waren. Das scheint mir schon auch Ausdruck dessen zu sein, dass sich - schon vor Corona - vieles aufs Zuhause und eher "unsoziale" Aktivitäten konzentriert.

Ich fürchte, dass wir uns in einer wahrhaften Krise befinden, die unsere Gesellschaft stark verändert. Mit Durchhalteparolen wollen andere oder auch wir uns selbst doch nur vorgaukeln, dass wir in absehbarer Zeit unser altes Leben zurück haben könnten. Das ist aber natürlich unwahrscheinlich oder sogar unmöglich.
Entweder leben wir scheinbar unser altes Leben mit all dem Spaß, der Freiheit, ... und opfern aber viele Schwache (Alte, Kranke, aber auch Leute mit eher harmlosen Problemchen, die eines eher einfachen Eingriffs im Krankenhaus bedürfen, den das aber wegen Überfüllung / Überforderung nicht bieten kann). Oder wir führen den aktuellen Kurs fort und verlieren große Teile dessen, was wir mittlerweile als Luxus wertschätzen und kaum noch haben.
Nachtrag: Irgendwie bietet eine solche Situation doch auch Chancen. Ich habe es in den letzten Monaten z. B. so richtig zu schätzen gewusst, Leute zu sehen oder Dinge zu tun, die vorher lange nicht möglich waren und die ich vor Corona so als völlig selbstverständlich wahrgenommen habe.

Es ist spannend, wo sich unsere Gesellschaft hin entwickeln wird. Große Teile der Bevölkerung sind aktuell bestimmt nicht bereit, den jetzigen Kurs längerfristig weiter zu fahren. Ändert sich das mit steigenden Totenzahlen? Wenn die Toten nicht mehr die Unbekannten über 70-Jährigen im Heim sind, die man vernachlässigen kann, oder halt doch mal der Onkel oder sogar die Mutter?
Und was wird Covid am Ende mit unserem politischen System machen?

Es wäre ja auch zu schön gewesen, wenn wir jetzt in Deutschland einfach mal ein paar gute Jahrzehnte ohne Krieg, Diktatur, RAF, ... hätten haben können. :sadwoman:
... ja, das ist auch einer meiner Haupteindrücke grade: dass jetzt klar wird, wie privilegiert wir in den letzten Jahrzehnten waren - ohne Krieg, Diktatur und andere sich direkte auswirkende Gefahren. Diese so selbstverständliche und gedankenlose Gewöhnung an alles, was wir kannten, scheint mir grade ein großes Problem zu sein - Trägheit und Bequemlichkeit haben sich ausgebreitet, weil das meiste Unheil so weit weg und Wohlstand so selbstverständlich war (trotz großer und zunehmender sozialer Ungleichheiten und Benachteiligungen und Armut für etliche - das will ich in keiner Weise verharmlosen).
Ich fände eine Diskussion über den Begriff "Freiheit" wichtig: heißt das, jederzeit ohne Rücksicht auf Verluste alles haben zu können? Doch wohl kaum? Zu Freiheit gehört vor allem, Verantwortung zu übernehmen - fürs eigene Verhalten und für andere. Das zu erkennen, könnte eine der Chancen sein, von denen Du sprichst - genau wie das Bewusstmachen der ungeheuren Privilegiertheit, mit der wir bisher gelebt haben.
Wenn solche konstruktiven Prozesse möglich wären, könnten die Schäden am besten eingeschränkt werden und teils vielleicht positive neue Dinge entstehen - und es wäre sehr viel leichter, die vielen Verluste grade zu verkraften (bei mir ist da neben meinem komplett umgeschmissenen und in meine Mini-Wohnung verbannten Lebens, den Ängsten um meine Eltern und andere Menschen, finanziellen Verlusten und den immer weiter schwindenden beruflichen Perspektiven vor allem auch - wie bei Dir - die nun sehr viel größere Einsamkeit, weil ich Menschen in anderen Orten nicht sehen kann)....
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Re: Corona-Virus: Wie schlimm wird es? [Keine politischen Diskussionen!]

Beitrag von inVinoVeritas »

desigual hat geschrieben: 20 Okt 2020 14:14
Nebenbei bemerkt, denke ich, dass sich durch Corona bereits dagewesene Entwicklungen verstärken. Ich bin Lehrerin an Realschule und Gymnasium: Ein gefühlter sehr großer Teil meiner Schüler gibt Netflix, Zocken, Insta, Tik-Tok... als Hobbys an - wo wir früher im Verein, in der Tanzgruppe, ... waren. Das scheint mir schon auch Ausdruck dessen zu sein, dass sich - schon vor Corona - vieles aufs Zuhause und eher "unsoziale" Aktivitäten konzentriert.
Dieser Trend ist tatsächlich äußerst besorgniserregend, das Leben verlagert sich immer mehr in die virtuelle Realität mit all ihren "Blasen", das kann auf Dauer für die Gesellschaft nicht gutgehen. Denn diese Kinder, die heute schon nichts anderes mehr kennen, sollen in 20-30 Jahren unsere Wirtschaft lenken, unsere Gesellschaft entwickeln und politische Entscheidungen treffen?
Hört sich nach dem altbekannten "Die Jugend kann nix" an, aber wenn man diesen ersten Reflex mal überwindet und sich die Fakten anschaut, dann wird bald durch Corona brandbeschleunigt tatsächlich eine Generation das Ruder übernehmen, die sich fundamental von allen anderen Generationen in ihren Sozialisation unterscheidet.
desigual hat geschrieben: 20 Okt 2020 14:14 Große Teile der Bevölkerung sind aktuell bestimmt nicht bereit, den jetzigen Kurs längerfristig weiter zu fahren.
Das bezweifle ich ebenso stark. Die Regierung ist auf die Akzeptanz in der Bevölkerung angewiesen, denn ohne die Unterstützung des Volkes wird irgendwann einfach nur noch dem Virus seinen Lauf gelassen. Wir haben hier keine Nationalgarde, die man in die Straßen einmarschieren lassen kann, um den Leuten das Bier aus der Hand zu schlagen.
desigual hat geschrieben: 20 Okt 2020 14:14 Ändert sich das mit steigenden Totenzahlen? Wenn die Toten nicht mehr die Unbekannten über 70-Jährigen im Heim sind, die man vernachlässigen kann, oder halt doch mal der Onkel oder sogar die Mutter?
Und was wird Covid am Ende mit unserem politischen System machen?
Ändert sich das nicht vielleicht auch in die andere Richtung:
- wenn der Onkel arbeitslos wird, da er als Koch eines Pleite-Restaurants keine neue Stelle mehr findet
- die Mutter in eine Depression (und Armut) rutscht weil sie ihren Lebenstraum vom eigenen Cafè beerdigen muss, da insolvent
- der Bruder sein Studium abbrechen muss weil er sich dieses ohne Nebenjob in der Gastronomie (aktuell bereits 180k Minijobs in Gastro & Co. weggefallen) nicht mehr finanzieren kann
- die frischgebackene Master-Absolventin-Schwester keinen Job findet und sich nun mit Hunderttausenden anderen Absolventen (2020, 2021 und so weiter) um die wenigen verbliebenen Einstiegsjobs prügeln muss
- der Cousin in die Jugendarbeitslosigkeit rutscht, weil seine Ausbildung zum Veranstaltungstechniker für die Katz war und er auch kein anderes Unternehmen mehr findet, da diese alle pleite gegangen sind und keine Azubis mehr einstellen?

Das sind nur einige wenige Beispiele, die mir sofort anhand diverser real existierender Berichte aus dem erweiterten Umfeld eingefallen sind.
Melli

Re: Corona-Virus: Wie schlimm wird es? [Keine politischen Diskussionen!]

Beitrag von Melli »

DaRealOnionhead hat geschrieben: 20 Okt 2020 14:36
Melli hat geschrieben: 20 Okt 2020 14:19Und ich dachte, die Deutschen lösen zuerst eine Bahnsteigkarte, bevor... :lach:
Bahnsteigkarte? Was soll das denn sein? :verwirrt:
Ein berühmtes Zitat:
Lenin hat geschrieben:Revolution in Deutschland? Das wird nie etwas, wenn diese Deutschen einen Bahnhof stürmen wollen, kaufen die sich noch eine Bahnsteigkarte!
Ich glaube mich aber noch an Bahnsteigkarten in den frühen 1970ern erinnern zu können :gruebel:
DaRealOnionhead hat geschrieben: 20 Okt 2020 14:36wann warst denn das letzte Mal in D? :gruebel:
Mit der Bahn bin ich da das letztemal 2005 gefahren.

Tja, mit Corona wird das wohl nichts mehr :(
eine
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Re: Corona-Virus: Wie schlimm wird es? [Keine politischen Diskussionen!]

Beitrag von eine »

NBUC hat geschrieben: 20 Okt 2020 14:31
eine hat geschrieben: 20 Okt 2020 14:10 ... das Gefühl verarscht zu werden kann unmöglich aus der derzeitigen Situation entstanden sein - denn alle, die ein bisschen Verstand haben, müssen wissen, dass derzeit ALLE überfordert sind, natürlich auch Politiker/innen und Wissenschaftler/innen. Und dass deshalb niemand von ihnen oder sonst wem erwarten kann, dass sie alles sofort auf bequeme Art für alle lösen, und das dann auch noch ohne Widersprüche.
Es gibt erklärbare Unsicherheiten und folgend auch Fehler und es gibt offenkundigen Schwachsinn. Und alles mit "Es ist ja Corona" und "Gesundheit first" für alternativlos erklärt.
Wenn auf 2 Straßenseiten unterschiedliche Regeln gelten oder im selben Bad je nachdem, wer gerade die Veranstaltung betreibt, oder damals als alleine auf Parkbänken sitzen strafwürdig war, dann kann man sich nicht auf unklaren Forschungsstand zurückziehen. Dann ist aktiv Bockmist gebaut worden und es wird massiv sozialer Goodwill verbraucht, um auch den Mist zu decken.
... aber warum sollte man sich so sehr auf ein paar Missverständnisse oder Fehler konzentrieren, die doch gar keinen echten Schaden anrichten? Welche Haltung steckt da dahinter? Warum nicht lieber die Energie auf die Dinge in der Welt richten, die wirklich Schaden anrichten?
Und wer unfehlbare Politiker/innen, Wissenschaftler/innen usw. haben will, sollte vielleicht selber eine solche Position übernehmen und dann alles besser machen...
(Seit Corona ist es echt so weit gekommen, dass ich ständig Politiker/innen usw. verteidigen muss - obwohl ich immer dafür war/bin, sie möglichst kritisch zu betrachten - aber doch nicht aus reiner Freude an der Destruktivität, sondern um wirkliche Probleme zu verbessern...)
(Und ja, man kann beim Motto "Gesundheit first" unterschiedliche Ansichten haben und finden, dass man lieber riskieren will, sich selber zu zerstören, um auf jeden Fall bestimmte Dinge ausleben zu können - bei Corona allerdings ist das Problem, dass solche Menschen diese Gefahren, die sie für sich eingehen, auch allen anderen zumuten - das ist das Dilemma, und das lässt sich - anders als zum Beispiel beim Rauchen - nicht dadurch lösen, dass man allen die Entscheidung überlässt. Genau das wäre Sozialdarwinismus und das Gegenteil von Zivilisation und Menschlichkeit - und wird derzeit von vielen propagiert.)
eine
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Re: Corona-Virus: Wie schlimm wird es? [Keine politischen Diskussionen!]

Beitrag von eine »

inVinoVeritas hat geschrieben: 20 Okt 2020 14:58
desigual hat geschrieben: 20 Okt 2020 14:14
Nebenbei bemerkt, denke ich, dass sich durch Corona bereits dagewesene Entwicklungen verstärken. Ich bin Lehrerin an Realschule und Gymnasium: Ein gefühlter sehr großer Teil meiner Schüler gibt Netflix, Zocken, Insta, Tik-Tok... als Hobbys an - wo wir früher im Verein, in der Tanzgruppe, ... waren. Das scheint mir schon auch Ausdruck dessen zu sein, dass sich - schon vor Corona - vieles aufs Zuhause und eher "unsoziale" Aktivitäten konzentriert.
Dieser Trend ist tatsächlich äußerst besorgniserregend, das Leben verlagert sich immer mehr in die virtuelle Realität mit all ihren "Blasen", das kann auf Dauer für die Gesellschaft nicht gutgehen. Denn diese Kinder, die heute schon nichts anderes mehr kennen, sollen in 20-30 Jahren unsere Wirtschaft lenken, unsere Gesellschaft entwickeln und politische Entscheidungen treffen?
Hört sich nach dem altbekannten "Die Jugend kann nix" an, aber wenn man diesen ersten Reflex mal überwindet und sich die Fakten anschaut, dann wird bald durch Corona brandbeschleunigt tatsächlich eine Generation das Ruder übernehmen, die sich fundamental von allen anderen Generationen in ihren Sozialisation unterscheidet.
desigual hat geschrieben: 20 Okt 2020 14:14 Große Teile der Bevölkerung sind aktuell bestimmt nicht bereit, den jetzigen Kurs längerfristig weiter zu fahren.
Das bezweifle ich ebenso stark. Die Regierung ist auf die Akzeptanz in der Bevölkerung angewiesen, denn ohne die Unterstützung des Volkes wird irgendwann einfach nur noch dem Virus seinen Lauf gelassen. Wir haben hier keine Nationalgarde, die man in die Straßen einmarschieren lassen kann, um den Leuten das Bier aus der Hand zu schlagen.
desigual hat geschrieben: 20 Okt 2020 14:14 Ändert sich das mit steigenden Totenzahlen? Wenn die Toten nicht mehr die Unbekannten über 70-Jährigen im Heim sind, die man vernachlässigen kann, oder halt doch mal der Onkel oder sogar die Mutter?
Und was wird Covid am Ende mit unserem politischen System machen?
Ändert sich das nicht vielleicht auch in die andere Richtung:
- wenn der Onkel arbeitslos wird, da er als Koch eines Pleite-Restaurants keine neue Stelle mehr findet
- die Mutter in eine Depression (und Armut) rutscht weil sie ihren Lebenstraum vom eigenen Cafè beerdigen muss, da insolvent
- der Bruder sein Studium abbrechen muss weil er sich dieses ohne Nebenjob in der Gastronomie (aktuell bereits 180k Minijobs in Gastro & Co. weggefallen) nicht mehr finanzieren kann
- die frischgebackene Master-Absolventin-Schwester keinen Job findet und sich nun mit Hunderttausenden anderen Absolventen (2020, 2021 und so weiter) um die wenigen verbliebenen Einstiegsjobs prügeln muss
- der Cousin in die Jugendarbeitslosigkeit rutscht, weil seine Ausbildung zum Veranstaltungstechniker für die Katz war und er auch kein anderes Unternehmen mehr findet, da diese alle pleite gegangen sind und keine Azubis mehr einstellen?

Das sind nur einige wenige Beispiele, die mir sofort anhand diverser real existierender Berichte aus dem erweiterten Umfeld eingefallen sind.
Bist Du lieber arbeitslos oder tot? Und wäre es Dir lieber, dass Deine Mutter arbeitslos, depressiv, arm wird - oder dass sie stirbt? (Wie gesagt: ich bin persönlich betroffen von finanziellen Verlusten und bald wahrscheinlich Arbeitslosigkeit, und es geht mir NICHT gut mit der gesamten Situation - aber ich bin NICHT dafür, zu akzeptieren, dass ich oder andere sterben, wenn es Möglichkeiten gibt, das zu verhindern - erst recht, wenn viele dieser Möglichkeiten - wenn alle mitmachen würden - auch die anderen Elendsformen verringern würden - wenn sich alle eingeschränkt hätten, wäre es vielleicht möglich gewesen, die Zahlen niedrig zu halten und bald wieder etwas normaler zu leben...)