Da der Amtsarzt des Jobcenters Probleme macht, solltest du dir Unterstützer suchen, die sich für deine Belange einsetzen.Tyralis Fiena hat geschrieben: ↑09 Aug 2018 11:01Naja ich spreche nicht die Bedürfnisse eines Obdachlosen ab, noch sehe ich andere als "wertlos" an. Ich habe überhaupt kein Standing und auch keinen Beruf mehr - was nicht heißt, dass ich nicht arbeite. Im unqualifizierten Bereich finde ich zum Glück noch immer wieder mal Arbeit. Nur mehr, also ein "Aufstieg" zu mehr Kontinuität bzw. Stabilität scheint nicht möglich. Mit meinem Scheitern werde ich immer wieder konfrontiert...sei es in Bewerbungen in Form von Absagen bzw. keine Antworten oder sei es familiär. Nicht, dass ich mich da direkt mit Vorurteilen rumschlagen muss, jedenfalls nicht direkt - wenn ich es mitbekomme, sind es stets nur die anderen, die man meint. Allerdings hatte dort keiner jemals mit längerer Arbeitslosigkeit zu tun gehabt oder psychischen Abweichungen. Insofern bin ich da auch ein Sonderling, ich schaffe nicht das, was für andere dort selbstverständlich erscheint.Strange Lady hat geschrieben: ↑02 Aug 2018 21:13
Ich finde das sehr hart, wie du mit dir selbst ins Gericht gehst. Oftmals schreibt das Leben die Seiten, nicht wir. Es ist keine Schande, keine Karriere oder wenig Geld zu haben. Jeder Mensch hat einen leistungsunabhängigen Eigenwert und ein Recht auf ein Leben in Gemeinschaft, ganz gleich, wie seine Lebensverhältnisse aussehen. Auch ein Obdachloser hat das Bedürfnis nach zwischenmenschlichem Miteinander und Eingebundensein.
Ich selbst muss mir das immer wieder vergegenwärtigen. Auch bei mir finden sich Scham und GEfühle des Unzumutbarseins im Kern meiner Beziehungsunfähigkeit. Und ich habe einen relativ okayen Beruf und auch ein gewisses standing. Will sagen: die Wurzel des Übels liegt nicht in deinem nichtlinearen Berufsweg, sondern in deiner Selbstverachtung und deiner Scham und darin, dass du dir dein vermeintliches Scheitern nicht verzeihen kannst.
Da hat mir deren Amtsarzt zuletzt einen Strich durch die Rechnung gemacht. Allerdings war das auch mein Fehler, weil ich so dumm war, und die Zustimmung gegeben hatte, Unterlagen einholen zu dürfen. Der hat mich nie gesehen, geschweige denn mit mir gesprochen, sondern nur nach alter Aktenlage entschieden. Angeblich dürfte ich keine stressvollen Job machen und angeblich dürfte ich auch nicht soviel mit den Händen machen (und nur, weil ich in meinem alten Job durch die 8 Stunden Wickeln pro Tag an einer Maschine mir ein paar Mal eine Sehnenscheidenentzündung zugezogen hatte und mich deshalb krankmelden musste). Dieses Attest vom Amtsarzt hätte ich am liebsten zerrissen. Das Ende vom Lied war, dass man mir nichts gewähren würde, aber ich natürlich arbeitsfähig wäre. Trotz allem kann ich zumindest aufstocken, aber völlig weg bin da leider nicht.Polarfuchs hat geschrieben: ↑08 Aug 2018 21:03 Du könntest versuchen eine Umschulung aufgrund von gesundheitlichen Problemen zu beantragen. Es dauert sehr lange und ist sehr kompliziert, könnte aber mit der entsprechenden Unterstützung funktionieren.
Meine depressiven Episoden kamen auf, als ich schon eine Zeitlang H4 bezog. Vom Jobcenter wird in puncto nachhaltiger Ausstieg aus dem ALG 2 Bezug nicht viel getan (so zumindest meine Erfahrungen). Man schickt nur anscheinend gerne die Leute immer wieder auf Bewerbungskurse, deren Teilnehmergruppierung sich sehr heterogen zusammensetzt - sowohl in der jeweiligen Biographie als auch beim Alter. Praktisch heißt das, dass dort zum Beispiel durchaus ältere Hilfsarbeiter, die noch nie jemals einen Computer bedient hatten, mit akademisch gebildeten Menschen zusammensitzen. Und wenn man etwas "mehr" drauf hat, wird man dort auch gern mal als "Hilfskraft" für den Dozenten herangezogen.Optimistin hat geschrieben: ↑09 Aug 2018 06:06
Mir scheint, dass Grundsicherung häufig mit gesundheitlichen Problemen einhergeht, ihr schreibt von z.b. psychischen Beschwerden. Ist zuerst die Krankheit da und dann Hartz 4 oder umgekehrt?
Keiner schreibt über die Perspektive, wieder selbstständig für sich Sorgen zu können - fehlt diese im Loch "Grundsicherung" tatsächlich oder ist das persönlichkeitsbedingt, was meint ihr?
Medial lässt sich nachlesen, dass wohl immer mehr an Steuergeldern für die Verwaltung draufgeht, was am Ende für die nachhaltige Vermittlung nicht mehr vorhanden ist. Zu H4 stehe ich sehr zwiespältig gegenüber. Noch heute habe ich noch ein bescheidenes Gefühl beim Besuch des Jobcenters.
Ich versuche selbst, irgendwie einen Ausbildungsplatz zu bekommen, aber die Konkurrenz ist wohl gross. Erst vor 2 Wochen erhielt ich wieder eine Absage. Dabei hätte ich beim Bewerbungsgespräch wohl einen guten Eindruck gemacht, obwohl ich selbst nicht diese Empfindung hatte. So wie ich es auch hinten herum erfahren hatte, wäre ich wohl fast genommen worden, aber ein jüngerer Studienabbrecher schnappte mir im letzten Moment die Stelle vor Nase weg. Tja, shit happens.
Gibt es in deiner Nähe ein Berufsförderungswerk? Dort werden regelmäßig Infoveranstaltungen zum Thema Umschulung angeboten.