Depressionen

Dein Thema passt in keines der anderen Freizeit-Foren? Kein Problem, schreib es einfach in diesen Bereich.
hailo
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Re: Depressionen

Beitrag von hailo »

Polarfuchs hat geschrieben: 07 Aug 2018 19:48
hailo hat geschrieben: 07 Aug 2018 19:15 Ich bin seit mehreren Wochen irgendwie .. Lebensmüde.. dieses Wort passt perfekt. Ich hab keine Lust mehr aufs Leben. Ich bin lustlos..

Wie auch immer. Keine Ahnung ob es eine richtige Depression ist. Nicht zu vergleichen mit früheren Phasen in denen es mir schlecht ging aus "echten Gründen". Oder zu vergleichen mit Leuten, denen etwas wirklich schlimmes widerfahren ist. Schicksalsschläge etc. Ich hab gar keinen Grund.

Ich hab das letzte halbe Jahr viel gearbeitet und hatte zuletzt mehrere Wochen Urlaub, in diesem Urlaub bzw jetzt 2 Wochen danach hab ich für mich selbst reflektiert, dass ich keine Lust mehr darauf habe. Ich sehe keinen Sinn mehr darin arbeiten zu gehen & ich verliere auf einmal alle meine privaten Interessen.

Ich bin introvertiert und kann gut alleine sein, führe ein gewollt eher einsames leben könnte man sagen. Eben durch Interessen wie Gaming Filme etc brauch ich nicht so viel Kontakte.

Ich hab das Gefühl durch den Urlaub bzw durch viel Freizeit wird mir erstmal wieder bewusst was mir alles fehlt im Leben. Das ist an Feiertagen nämlich häufig ähnlich.

Nur jetzt ist es gerade extrem. Ich beschäftige mich sogar mit dem Thema Suizid ein wenig. Hauptsächlich in Form von Austausch. Kein wie und wann oder ob wirklich. Es ist diese extreme Gleichgültigkeit die mir zu schaffen macht

Meint ihr sowas geht vorüber? Oder brät die Hitze einfach nur mein Gehirn? :D
Vielleicht solltest du dieses Problem morgen lieber mit deinem Arzt besprechen. Natürlich hat jeder, der an Depressionen leidet, auch gelegentlich Selbstmordgedanken. Bei abgeschlossener Therapie kann man damit aber besser umgehen. 8-)

Ich hab leider große Probleme mit sowas zum Arzt zu gehen, deshalb kommt das nicht in Frage. Generell möchte ich über dieses Thema nicht sprechen im RL.

Zum Thema Burnout, ich habe zwar wirklich viel Stress manchmal, aber lasse mich so gut wie gar nicht stressen. Bin sehr entspannt und kann gut abschalten nach der Arbeit. Ich denke das wird nicht der Grund sein.
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Re: Depressionen

Beitrag von Polarfuchs »

hailo hat geschrieben: 09 Aug 2018 22:22
Polarfuchs hat geschrieben: 07 Aug 2018 19:48
hailo hat geschrieben: 07 Aug 2018 19:15 Ich bin seit mehreren Wochen irgendwie .. Lebensmüde.. dieses Wort passt perfekt. Ich hab keine Lust mehr aufs Leben. Ich bin lustlos..

Wie auch immer. Keine Ahnung ob es eine richtige Depression ist. Nicht zu vergleichen mit früheren Phasen in denen es mir schlecht ging aus "echten Gründen". Oder zu vergleichen mit Leuten, denen etwas wirklich schlimmes widerfahren ist. Schicksalsschläge etc. Ich hab gar keinen Grund.

Ich hab das letzte halbe Jahr viel gearbeitet und hatte zuletzt mehrere Wochen Urlaub, in diesem Urlaub bzw jetzt 2 Wochen danach hab ich für mich selbst reflektiert, dass ich keine Lust mehr darauf habe. Ich sehe keinen Sinn mehr darin arbeiten zu gehen & ich verliere auf einmal alle meine privaten Interessen.

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Ich hab das Gefühl durch den Urlaub bzw durch viel Freizeit wird mir erstmal wieder bewusst was mir alles fehlt im Leben. Das ist an Feiertagen nämlich häufig ähnlich.

Nur jetzt ist es gerade extrem. Ich beschäftige mich sogar mit dem Thema Suizid ein wenig. Hauptsächlich in Form von Austausch. Kein wie und wann oder ob wirklich. Es ist diese extreme Gleichgültigkeit die mir zu schaffen macht

Meint ihr sowas geht vorüber? Oder brät die Hitze einfach nur mein Gehirn? :D
Vielleicht solltest du dieses Problem morgen lieber mit deinem Arzt besprechen. Natürlich hat jeder, der an Depressionen leidet, auch gelegentlich Selbstmordgedanken. Bei abgeschlossener Therapie kann man damit aber besser umgehen. 8-)

Ich hab leider große Probleme mit sowas zum Arzt zu gehen, deshalb kommt das nicht in Frage. Generell möchte ich über dieses Thema nicht sprechen im RL.

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Das ist natürlich sehr schade, dass du nicht zum Arzt gehen magst, um über deine Probleme zu sprechen.

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Re: Depressionen

Beitrag von Momo »

Stabil hat geschrieben: 02 Aug 2018 06:36Hallo Tintenmalerin, ich wünsche dir, dass gut gesehen wird, was dich unterstützen kann.
Danke. Hab da selbst schon einige Ideen.
Nur ganz nebenbei: Die Gedankenkonstruktion von "schlecht genug", kenne ich persönlich von früher, die vermeide ich jetzt konsequent. Sie ist mir unheimlich geworden.
Warum unheimlich?
Der schwere Gedanke, den du vermutlich meinst, war es aber auch gar nicht. Den kenne ich auch eher von früher.
Ich hab mich nur gefragt, inwieweit frühere Phasen für das Gespräch eine Rolle spielen würden, weil es mir gerade vergleichsweise gut geht.
Völlig unnötigerweise, sie hatte eine sehr ähnliche Einschätzung wie ich und die früheren Phasen als "rezidivierend" in die Verdachtsdiagnose aufgenommen.
Das Einfühlen in schwere Erinnerungen hatte für mich auch oft schwere Nachwirkungen. Zum Glück können wir lernen, distanzierter zu erinnern. So behalten wir unsere Lebensgeschichte und können leicht zurück sehen. Ich vermute, dass du das auch kennst. Vielleicht hilft es, sich daran zu erinnern.
Was meinst du, das ich vermutlich auch kenne?
TheRealDeal hat geschrieben: 03 Aug 2018 16:58Du allein bist der Maßstab. Wenn es dir schlecht geht, geht es dir halt schlecht. Weitergehende Gedanken zu dem Thema führen zu nichts.
So viele weitergehende Gedanken habe ich mir tatsächlich auch gar nicht gemacht. Als mir jemand die Telefonnummer gegeben hat, hab ich gar nicht lange darüber nachgedacht, ob das sinnvoll wäre, sondern mehr oder weniger direkt beschlossen, dass ich da anrufe. Habe mir dann für den nächsten Tag den Wecker entsprechend früh gestellt und direkt einen Termin gemacht.
Was für mich schon sehr entschlossen und vor allem schnell war.
Ich bin davon überzeugt, dass es gute Gründe dafür gibt, dass wir so sind, wie wir sind. Deshalb sind wir grundsätzlich richtig so, wie wir sind. :umarmung2:
:umarmung2:
Ich weiß nicht, ob ich das dich schon gefragt habe, aber wäre eventuell eine Selbsthilfegruppe etwas für dich?
Vielleicht. Aber im Moment ist mir eine Einzeltherapie lieber. Wobei Gruppentherapie auch eine Möglichkeit wäre...
hailo hat geschrieben: 09 Aug 2018 22:22Ich bin seit mehreren Wochen irgendwie .. Lebensmüde.. dieses Wort passt perfekt. Ich hab keine Lust mehr aufs Leben. Ich bin lustlos..

Wie auch immer. Keine Ahnung ob es eine richtige Depression ist. Nicht zu vergleichen mit früheren Phasen in denen es mir schlecht ging aus "echten Gründen". Oder zu vergleichen mit Leuten, denen etwas wirklich schlimmes widerfahren ist. Schicksalsschläge etc. Ich hab gar keinen Grund.
Wenn es einem aus sogenannten "echten Gründen" schlecht geht, ist das keine Depression. Wenn man z.B. ein Familienmitglied verliert und sich dann sozial zurückzieht und viel weint, keine Lust mehr auf bestimmte Tätigkeiten hat, den Appetit verliert, oder bestimmte Orte, Situationen und Menschen vermeidet, dann ist das Trauer. Das ist was anderes. Pathologisch würde das erst werden, wenn man da langfristig nicht wieder rauskäme.
Für mich ist die Depression auch keine Traurigkeit, sondern Leere, Bedeutungslosigkeit und Gleichgültigkeit. Alles verliert an Farbe und Lebendigkeit. In den schlimmsten Phasen war ich vollkommen gefühlstaub und nur noch auf Autopilot.

Suizidgedanken sind ein ziemlich deutliches Indiz für eine Depression.
Ich bin introvertiert und kann gut alleine sein, führe ein gewollt eher einsames leben könnte man sagen. Eben durch Interessen wie Gaming Filme etc brauch ich nicht so viel Kontakte.

Ich hab das Gefühl durch den Urlaub bzw durch viel Freizeit wird mir erstmal wieder bewusst was mir alles fehlt im Leben. Das ist an Feiertagen nämlich häufig ähnlich.
Das passt doch irgendwie nicht zusammen.
Zum Thema Burnout, ich habe zwar wirklich viel Stress manchmal, aber lasse mich so gut wie gar nicht stressen.
Also du hast Stress, bist aber nicht gestresst, oder wie ist das zu verstehen?
Ich hab leider große Probleme mit sowas zum Arzt zu gehen, deshalb kommt das nicht in Frage. Generell möchte ich über dieses Thema nicht sprechen im RL.
Was willst du stattdessen tun, es aussitzen? Das halte ich für keine gute Idee.

Ich wünsche dir, dass du es schaffst, diese Phase alleine zu überwinden, oder dass du dich doch dazu durchringen kannst, dir Hilfe zu suchen, wenn du sie wirklich brauchst :umarmung2:
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Stabil

Re: Depressionen

Beitrag von Stabil »

Hallo Tintenmalerin,

hoffentlich geht es dir zumindest etwas besser jetzt.
Tintenmalerin hat geschrieben: 11 Aug 2018 00:13
Nur ganz nebenbei: Die Gedankenkonstruktion von "schlecht genug", kenne ich persönlich von früher, die vermeide ich jetzt konsequent. Sie ist mir unheimlich geworden.
Warum unheimlich?
Der schwere Gedanke, den du vermutlich meinst, war es aber auch gar nicht. Den kenne ich auch eher von früher.
Ich hab mich nur gefragt, inwieweit frühere Phasen für das Gespräch eine Rolle spielen würden, weil es mir gerade vergleichsweise gut geht.
Völlig unnötigerweise, sie hatte eine sehr ähnliche Einschätzung wie ich und die früheren Phasen als "rezidivierend" in die Verdachtsdiagnose aufgenommen.
Bestimmte "schwere Gedanken" habe ich da nicht gemeint. Für mich persönlich hat es sich recht gut bewährt, die Logik von "schlecht genug" in meinen eigenen Gedanken zu erkennen und durch eine 'gut genug' Konstruktion zu ersetzen.

Beispiele aus meinem Leben:
Wenn meine Kondition schlecht genug ist, mache ich wieder Sport.
Wenn der Stress durch die herannahende Prüfung (oder was auch immer) schlimm genug ist, dann gebe ich Gas bei der Vorbereitungsarbeit.
Besser für mich:
Wenn ich gut genug sehen kann, was mir der Sport und eine gute Verfassung bringt, dann mache ich auch Sport und baue mir Kondition auf.
Wenn ich die Prüfungsanforderungen (oder andere Anforderungen) und meinen Terminkalender gut genug im Blick habe, bringe ich die erforderliche Vorbereitungsleistung leicht und gut auf.

Daran fühlte ich mich erinnert, als ich las:
..., ob es mir schlecht genug, dass es Sinn macht, mir einen Therapieplatz zu geben.
, und schrieb:
..., dass gut gesehen wird, was dich unterstützen kann.
Ich weiss, dass ich oft viel zu knapp formuliere. Danke für die Rückfragen.

Tintenmalerin hat geschrieben: 11 Aug 2018 00:13
Das Einfühlen in schwere Erinnerungen hatte für mich auch oft schwere Nachwirkungen. Zum Glück können wir lernen, distanzierter zu erinnern. So behalten wir unsere Lebensgeschichte und können leicht zurück sehen. Ich vermute, dass du das auch kennst. Vielleicht hilft es, sich daran zu erinnern.
Was meinst du, das ich vermutlich auch kenne?
Gemeint war das, was ich jetzt nachträglich im Zitat hervorgehoben habe, das distanziertere Erinnern.

Ein tief gehendes Einfühlen in belastende Erinnerungen ist oft weder nötig, noch sinnvoll. Statt dessen kann es informativ gleich viel bringen, aber weniger bedrückend nachwirken, wenn man distanzierter hinschaut. Damit ist hier tatsächlich das Hinsehen gemeint. Man kann zum Erinnern mehr das Visuelle anstatt des Kinästhetischen nutzen. Und sogar an der visuellen Erinnerung kann man einige Merkmale ändern, damit ein Erinnern ein Erinnern bleibt und nicht zu einem Wiedererleben wird.

Damit ist gemeint, dass man so zu sagen an den Knöpfen des eigenen Kopfkinos dreht und damit eventuell belastende Bilder aus der Vergangenheit weniger suggestiv und eindrucksvoll werden. Was genau man dazu gut gebrauchen kann, ist individuell sehr verschieden. Es kann helfen, die Farben etwas blasser werden lassen, das Bild kleiner zoomen, den Filmrhythmus ändern, dritte-Person-Perspektive anstatt der erste-Person-Perspektive zu verwenden, und vieles andere mehr.

Ich hoffe, jetzt ist es etwas verständlicher geworden. Vielleicht kannst du etwas damit anfangen, was mir so dazu eingefallen ist. Alles Gute.
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Re: Depressionen

Beitrag von hailo »

Tintenmalerin hat geschrieben: 11 Aug 2018 00:13
Für mich ist die Depression auch keine Traurigkeit, sondern Leere, Bedeutungslosigkeit und Gleichgültigkeit. Alles verliert an Farbe und Lebendigkeit. In den schlimmsten Phasen war ich vollkommen gefühlstaub und nur noch auf Autopilot.
Das beschreit meine aktuellen Gedankengänge wohl ziemlich genau, wann & wie ging es bei dir wieder vorüber?
Das passt doch irgendwie nicht zusammen.
Eigentlich nicht, aber ich denke komplett ohne bzw mit sehr wenigen Sozialen Kontakten kann niemand langfristig gut leben. Bei mir ist es eben so, dass ich diese Bedürfnisse nur dann entwickle, wenn ich sehr sehr viel Zeit habe. Ansonsten bin ich nach der Arbeit oder auch am Wochenende froh, wenn mich niemand nervt & ich Zeit für mich habe. Gerade den Gedanken bzw den Wunsch nach einer Beziehung hatte ich früher nie, jetzt denke ich häufiger mal an sowas. Ich kann nicht mit und auch nicht ganz ohne scheinbar.
Also du hast Stress, bist aber nicht gestresst, oder wie ist das zu verstehen?
Ja, wie gesagt kommen meine Probleme nicht vom Stress. Ich bin da immer sehr locker und ruhig. & aktuell ist es mir wie gesagt auch gleichgültig.
Was willst du stattdessen tun, es aussitzen? Das halte ich für keine gute Idee.

Ich wünsche dir, dass du es schaffst, diese Phase alleine zu überwinden, oder dass du dich doch dazu durchringen kannst, dir Hilfe zu suchen, wenn du sie wirklich brauchst :umarmung2:
Danke, ja ich werde es wohl aussitzen müssen. Ich habe große Probleme damit mir irgendwo Hilfe zu suchen, oder diese anzunehmen. Hier darüber zu sprechen hat ja zumindest auch schon ein wenig geholfen.

Ich bin zudem relativ klar und kann Themen wie Suizid logisch & nüchtern betrachten. Ich würde mir schon lange Zeit lassen bis ich so ne Entscheidung treffen würde. Man hat hat ja nur ein Leben.
Polarfuchs hat geschrieben: 10 Aug 2018 16:33

Das ist natürlich sehr schade, dass du nicht zum Arzt gehen magst, um über deine Probleme zu sprechen.

Vielleicht traust du dich dein Problem anonym bei der Telefonseelsorge zu schildern?
http://www.telefonseelsorge.de/
danke für den Link, aber telefonieren ist so schon Horror für mich :mrgreen: Ich kanns mir einfach nicht vorstellen sowas ner fremden Person zu erzählen, auch wenn es ihr Job ist. Da würde ich noch eher bei domian anrufen, aber den gibts ja auch nicht mehr^^
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Re: Depressionen

Beitrag von Polarfuchs »

hailo hat geschrieben: 11 Aug 2018 15:04
Tintenmalerin hat geschrieben: 11 Aug 2018 00:13
Für mich ist die Depression auch keine Traurigkeit, sondern Leere, Bedeutungslosigkeit und Gleichgültigkeit. Alles verliert an Farbe und Lebendigkeit. In den schlimmsten Phasen war ich vollkommen gefühlstaub und nur noch auf Autopilot.
Das beschreit meine aktuellen Gedankengänge wohl ziemlich genau, wann & wie ging es bei dir wieder vorüber?
Das passt doch irgendwie nicht zusammen.
Eigentlich nicht, aber ich denke komplett ohne bzw mit sehr wenigen Sozialen Kontakten kann niemand langfristig gut leben. Bei mir ist es eben so, dass ich diese Bedürfnisse nur dann entwickle, wenn ich sehr sehr viel Zeit habe. Ansonsten bin ich nach der Arbeit oder auch am Wochenende froh, wenn mich niemand nervt & ich Zeit für mich habe. Gerade den Gedanken bzw den Wunsch nach einer Beziehung hatte ich früher nie, jetzt denke ich häufiger mal an sowas. Ich kann nicht mit und auch nicht ganz ohne scheinbar.
Also du hast Stress, bist aber nicht gestresst, oder wie ist das zu verstehen?
Ja, wie gesagt kommen meine Probleme nicht vom Stress. Ich bin da immer sehr locker und ruhig. & aktuell ist es mir wie gesagt auch gleichgültig.
Was willst du stattdessen tun, es aussitzen? Das halte ich für keine gute Idee.

Ich wünsche dir, dass du es schaffst, diese Phase alleine zu überwinden, oder dass du dich doch dazu durchringen kannst, dir Hilfe zu suchen, wenn du sie wirklich brauchst :umarmung2:
Danke, ja ich werde es wohl aussitzen müssen. Ich habe große Probleme damit mir irgendwo Hilfe zu suchen, oder diese anzunehmen. Hier darüber zu sprechen hat ja zumindest auch schon ein wenig geholfen.

Ich bin zudem relativ klar und kann Themen wie Suizid logisch & nüchtern betrachten. Ich würde mir schon lange Zeit lassen bis ich so ne Entscheidung treffen würde. Man hat hat ja nur ein Leben.
Polarfuchs hat geschrieben: 10 Aug 2018 16:33

Das ist natürlich sehr schade, dass du nicht zum Arzt gehen magst, um über deine Probleme zu sprechen.

Vielleicht traust du dich dein Problem anonym bei der Telefonseelsorge zu schildern?
http://www.telefonseelsorge.de/
danke für den Link, aber telefonieren ist so schon Horror für mich :mrgreen: Ich kanns mir einfach nicht vorstellen sowas ner fremden Person zu erzählen, auch wenn es ihr Job ist. Da würde ich noch eher bei domian anrufen, aber den gibts ja auch nicht mehr^^
Schade, dass du auch nicht telefonieren magst.
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Re: Depressionen

Beitrag von Momo »

Stabil hat geschrieben: 11 Aug 2018 13:08Hallo Tintenmalerin,

hoffentlich geht es dir zumindest etwas besser jetzt.
Etwas, danke.
Bestimmte "schwere Gedanken" habe ich da nicht gemeint. Für mich persönlich hat es sich recht gut bewährt, die Logik von "schlecht genug" in meinen eigenen Gedanken zu erkennen und durch eine 'gut genug' Konstruktion zu ersetzen.

Beispiele aus meinem Leben: [...]
Ah, ok. So verstehe ich besser, was du meinst.
Mein Satz war anders gemeint. Es ging mir nur darum, wie eine Fachkraft meine Symptome bewertet. Ich weiß ja, wie es mir geht und ging. Und es war ein guter Zeitpunkt, mir Hilfe zu suchen. Weil ich genug Kraft und Motivation hatte, mich darum zu kümmern und den Gedanken "Ich muss alles alleine schaffen." überwunden habe.
Tintenmalerin hat geschrieben: 11 Aug 2018 00:13Was meinst du, das ich vermutlich auch kenne?
Gemeint war [...] das distanziertere Erinnern.

[...]

Ich hoffe, jetzt ist es etwas verständlicher geworden. Vielleicht kannst du etwas damit anfangen, was mir so dazu eingefallen ist. Alles Gute.
Hm... interessanter Ansatz. Da muss ich noch mal drüber nachdenken, ob und wie ich das umsetzen könnte.
hailo hat geschrieben: 11 Aug 2018 15:04
Tintenmalerin hat geschrieben: 11 Aug 2018 00:13
Für mich ist die Depression auch keine Traurigkeit, sondern Leere, Bedeutungslosigkeit und Gleichgültigkeit. Alles verliert an Farbe und Lebendigkeit. In den schlimmsten Phasen war ich vollkommen gefühlstaub und nur noch auf Autopilot.
Das beschreit meine aktuellen Gedankengänge wohl ziemlich genau, wann & wie ging es bei dir wieder vorüber?
Die Frage ist für mich leider nicht einfach zu beantworten. Meine Erinnerungen daran sind ziemlich blass, ich könnte nicht mal genau sagen, wann die schlimmste Phase war. Nur, dass es in den letzten drei Jahren war und ich glaube im Frühling...
Mir hat es dann geholfen, eine feste Struktur zu haben, um mich daran festzuhalten und nicht völlig zu versumpfen.
Ich habe diese Phasen aber auch als Anlass genommen, mir über mein Leben Gedanken zu machen, was ich mir wünsche, was ich mit meinem Leben anfangen will... Mir eine Pause vom Leben genommen, um zu reflektieren. Mich auf die Dinge zu besinnen, die mir wirklich wichtig sind.
Ohne mich dabei völlig zurückzuziehen. Weil es mir auch immer geholfen hat, Zeit mit Menschen zu verbringen, die mir wichtig sind.
Ich glaube, das waren so die wichtigsten Punkte...
Eigentlich nicht, aber ich denke komplett ohne bzw mit sehr wenigen Sozialen Kontakten kann niemand langfristig gut leben. Bei mir ist es eben so, dass ich diese Bedürfnisse nur dann entwickle, wenn ich sehr sehr viel Zeit habe. Ansonsten bin ich nach der Arbeit oder auch am Wochenende froh, wenn mich niemand nervt & ich Zeit für mich habe. Gerade den Gedanken bzw den Wunsch nach einer Beziehung hatte ich früher nie, jetzt denke ich häufiger mal an sowas. Ich kann nicht mit und auch nicht ganz ohne scheinbar.
Hm... ich würde es eher so interpretieren, dass du diese Bedürfnisse die meiste Zeit durch Arbeit und Ablenkung überdecken kannst.
Ja, wie gesagt kommen meine Probleme nicht vom Stress. Ich bin da immer sehr locker und ruhig. & aktuell ist es mir wie gesagt auch gleichgültig.
Da wäre ich mir nicht so sicher, um das Thema abzuhaken. Aber das kannst du besser beurteilen, dafür kenne ich deine Situation zu wenig.
Danke, ja ich werde es wohl aussitzen müssen. Ich habe große Probleme damit mir irgendwo Hilfe zu suchen, oder diese anzunehmen. Hier darüber zu sprechen hat ja zumindest auch schon ein wenig geholfen.
[...]
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Dir keine Hilfe zu suchen, weil du unter anderem damit ein Problem hast, ist auch keine gute Lösung. Beschäftige dich vielleicht mal damit, warum du solche Hemmungen hast, dir Hilfe zu holen und mit anderen - ich geh mal davon aus, dass du es Freunden, Bekannten oder Familienmitgliedern auch oder erst recht nicht erzählst - darüber zu reden, wie schlecht es dir gerade geht. Und dann überwinde dich.

Abgesehen davon könnte dir dieses Programm helfen. Mir zumindest hat es das.
Es ersetzt keine Therapie, aber es wäre ein Anfang.
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Das finde ich alarmierend. Wenn dir dein Leben schon so egal ist, dass du bei dem Gedanken, es zu beenden, keine emotionale Reaktion spürst.
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Re: Depressionen

Beitrag von TheRealDeal »

hailo hat geschrieben: 11 Aug 2018 15:04 Ich bin zudem relativ klar und kann Themen wie Suizid logisch & nüchtern betrachten. Ich würde mir schon lange Zeit lassen bis ich so ne Entscheidung treffen würde. Man hat hat ja nur ein Leben.
Hallo hailo, das Thema Suizid kann man (nach meiner Erfahrung) nur dann nüchtern betrachten, wenn man sich selbst nicht mehr spürt. Ein Suizid ist zwar möglich, bringt aber überhaupt nichts. Wahrscheinlich ist es deshalb auch so belastend, wenn die eigenen Gedanken darum kreisen.

Wenn einen Menschen etwas belastet, ganz gleich, was es auch sein mag, ist es an der Zeit Hilfe anzunehmen. Das ist erstens keine Schande und Schamgefühle kamen bei mir im therapeutischen Setting auch nie auf. Selbst bei meiner Kleingruppentherapie war kein Raum für Scham, Vorwürfe, Verachtung und dergleichen. Weil wir "im selben Boot" saßen.

Ich habe mir klar gemacht, dass die Dinge in meiner Biografie im Bereich des menschlichen Spektrums liegen, weil ich ein Mensch bin. Und weil sich Psychotherapeuten damit beschäftigen, ist ihnen praktisch alles bekannt, was Menschen hervor bringen können, welche Befindlichkeiten und Nöte sie haben können. Theoretisch, aber vor allen Dingen sehr konkret und vieles aus eigener Erfahrung, denn jeder Mensch macht im Laufe seines Lebens verschiedene Krisen durch. Vor allem anderen sind Psychotherapeuten Menschen.
Angst verhindert nicht den Tod, aber sie verhindert das Leben.
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Re: Depressionen

Beitrag von Rosi »

Wurde jemand von Depressionen geheilt?
Stabil

Re: Depressionen

Beitrag von Stabil »

Rosi hat geschrieben: 23 Aug 2018 22:29 Wurde jemand von Depressionen geheilt?
Ja, meine Depressionen sind gut verheilt.
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Re: Depressionen

Beitrag von TheRealDeal »

Stabil hat geschrieben: 24 Aug 2018 05:29
Rosi hat geschrieben: 23 Aug 2018 22:29 Wurde jemand von Depressionen geheilt?
Ja, meine Depressionen sind gut verheilt.
Das freut mich. :umarmung2:

So weit würde ich bei mir nicht gehen, aber zumindest habe ich keine suizidalen Gedanken mehr und wenn ich nicht vergesse, dass ich zur Winterdepression neige, dann bin ich auf einem guten Weg dahin.
Angst verhindert nicht den Tod, aber sie verhindert das Leben.
Rosi

Re: Depressionen

Beitrag von Rosi »

Stabil hat geschrieben: 24 Aug 2018 05:29
Rosi hat geschrieben: 23 Aug 2018 22:29 Wurde jemand von Depressionen geheilt?
Ja, meine Depressionen sind gut verheilt.
Wie? Durch was??
Stabil

Re: Depressionen

Beitrag von Stabil »

Rosi hat geschrieben: 30 Aug 2018 20:22
Stabil hat geschrieben: 24 Aug 2018 05:29
Rosi hat geschrieben: 23 Aug 2018 22:29 Wurde jemand von Depressionen geheilt?
Ja, meine Depressionen sind gut verheilt.
Wie? Durch was??
Rosi, warum fragst du? Was ist dein Interesse an dem Thema? Ich hab kein Problem damit, etwas davon zu besprechen.

Aber auf diese Art ausgefragt zu werden, finde ich - nun ja - irgendwie eigenartig.

Eine geordnete Darstellung werde ich wohl kaum zustande bringen. Eine Reihe von Veränderungsprozessen hat stattgefunden und vieles was ich erlebt habe, kann ich heute nicht mehr nachvollziehen, weil ich mich in mein früheres Denken und fühlen nicht mehr hinein versetzen kann. Aber ein par Bruchstücke kann ich anbieten. Ich schreibe das subjektiv aus meiner Sicht und ich erhebe keinen Anspruch auf Gültigkeit für andere Menschen. In dieser Hinsicht werde ich auch keine Diskussionen führen. Mein Weg ist mein Weg und nichts ist übertragbar.

Die grösste heilende Kraft ist ist die Selbstheilungstendenz des Organismus und des menschlichen Geistes. Das klingt vielleicht hochtrabend, aber besser kann ich das nicht ausdrücken. Alles Andere ich mehr ein aus dem Weg Räumen von Hindernissen, die dem entgegenstehen.

Eines Tages habe ich mit selbst zugesehen, wie ich meinen deprimierten Gedanken nachgehangen bin und ich habe erkannt, wie mich das immer mehr runter zieht. Da habe ich mit grossem Schrecken festgestellt, wenn das so weiter geht, werde ich mich umbringen. Das wäre dann endgültig und nicht mehr zu ändern. Ich entschied, das will ich nicht und da raus zu kommen ist mir wichtiger, als alles andere. Mein Leben ist wichtiger als alles Andere. Und meine Einstellung war nicht mehr, Vieles ist wichtiger, und mein Leben ist der Rest der übrig bleibt. Mit einem Schlag hatten sich meine Prioritäten verändert. Mit 11 wollte ich nicht mehr leben und mit ca 30 habe ich entschieden, es doch voll und ganz zu wollen. Das war ein Drehpunkt in meinem Leben.

Damit ist es nicht mit einem Schlag leichter geworden. Damit hat die Arbeit erst begonnen und zeitweise war es harte Arbeit. Aber ich wusste, was ich wollte, und wofür mein Bemühen gut war. Ich suchte nicht mehr nach dem Sinn des Lebens, sondern, zu Leben wurde der Sinn des Handelns.

Psychotherapie habe ich in Anspruch genommen und selbst finanziert. Systemische Psychotherapie hat mir sehr gut geholfen. Aber die PT machte nichts anstatt von mir. Es blieb immer noch mein Leben, ich lebte und lebe mein Leben, ich gestalte es. Die Verantwortung liegt ganz bei mir.

In Familientherapeutischen Aufstellungen habe ich erkannt, was in meiner Herkunftsfamilie passiert ist. Ich habe gesehen, dass meine Eltern mit ihrem schweren Schicksal beschäftigt waren und ich bin sehr unfertig erwachsen geworden. Vieles fehlte mir, um mit dem Leben zurecht zu kommen. Aber zum Glück habe ich überlebt. Für das Leben und das Überleben bin ich unendlich dankbar. Den Rest habe ich zu einem grossen Teil gelernt und beim Lernen bin ich immer noch. Das wird bis zum Tod nicht aufhören, aber das passt schon. Ich bin so neugierig. Und es ist so schön, zu leben.

Eine für mich wichtige Erkenntnis war, dass nicht die Depression das grösste Problem war, sondern sie war die Folge dessen, wie ich lebte und mit meinen Kräften und meinen Bedürfnissen ungeschickt umging. Die Probleme, das heisst die entscheidenden zu lösenden Aufgaben lagen vor der Depression. Dort gab es viel zu tun und zu lösen. De Umgang mit der Depression war schon auch ein Problem, aber das war der leichtere Teil.

Mit all den Problemen bin ich inzwischen gut zurecht gekommen. Ein perfekter Mensch bin ich nicht geworden, aber ein glücklicher und zufriedener. Deprimiert fühle ich mich schon manchmal. Aber das fühlt sich normal an, damit kann ich umgehen. Rasten, vielleicht mal gut ausschlafen, nachsehen, wo ich mich ein Wenig verausgabt habe, korrigieren und gut ist es.


Ich habe keine Ahnung, ob da etwas davon nachvollziehbar ist. Für mich war es eine gute Gelegenheit, etwas zusammen zu fassen und ich hatte eine für mich neue Erkenntnis im Nachhinein. Nebenbei gesagt: Inzwischen weiss man auch, dass nicht die Kenntnis der Ursache für ein Problem notwendig ist, um die Lösung zu finden, sondern man muss die Lösung sehen, um die Ursache erkennen zu können. Das ist der zentrale Unterschied zwischen der Psychoanalyse die Ursachen sucht und der systemischen Therapie, die Lösungen findet.
zumsel

Re: Depressionen

Beitrag von zumsel »

Ich spüre den Herbst kommen. Ihr auch ?
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Re: Depressionen

Beitrag von TheRealDeal »

zumsel hat geschrieben: 31 Aug 2018 15:26 Ich spüre den Herbst kommen. Ihr auch ?
Ja. Unbedingt...

@Stabil: Danke für deine Ausführungen. Ich bin grundsätzlich mit dir einer Meinung und vieles von deinem Weg, der inneren Haltung, die dazu gehört, habe ich auch durchleben dürfen. Ich habe gut 25 Jahre an depressiven Episoden gelitten, meist mit suizidalen Gedanken. Da ich keinen Schimmer hatte, woher diese Gedanken kamen, ich also nichts gesehen habe, was vor mir stand, ich also "Den Stier nicht bei den Hörnern" packen konnte, waren diese Zustände für mich zusätzlich belastend. Ich will sagen: Hätte sich mir etwas gezeigt, ich hätte es angepackt. Für mich gibt es keine Zufälle, daher nehme ich mein Schicksal an. Und auch meine suizidalen Phasen hatten einen Sinn, bzw. waren kein Zufallsprodukt. Ich weiß heute, wie dicht ich vor meinem Suizid gestanden habe. Ungefähr ein halbes Dutzend mal. Den Bewusstseinszustand kenne ich also gut. Deshalb sage ich: Ein Suizid ist zwar möglich, aber sinnlos. Denn die Prozesse, die ich in diesem Leben nicht durchmache, kommen dann halt im nächsten Leben "auf den Tisch". Als Aufgaben meiner Seele, denn diese stirbt ja nicht.

Ich bin heute sehr dankbar für mein Leben. Und ohne das eine, oder andere Tier, wozu ich fast immer besondere Beziehungen hatte, würde es mich heute nicht mehr geben. Diesen Tieren bin ich für alles was sie mir gegeben haben, sehr dankbar und ich würdige diese regelmäßig. Und durch sie habe ich auch erfahren und erleben dürfen, was Liebe ist.
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Re: Depressionen

Beitrag von BartS »

TheRealDeal hat geschrieben: 31 Aug 2018 16:25Ich will sagen: Hätte sich mir etwas gezeigt, ich hätte es angepackt.
Das erinnert mich irgendwie an den Ausspruch von Archimedes, gebt mir einen festen Punkt, und ich werde die Welt aus den Angeln heben. Okay, das bezog sich auf die physikalische Welt. ;) Aber auch in der Seelenwelt brauchen wir wohl das greifbare, sichtbare. Gegen unsichtbare Sachen kämpfen ist blöd. :(

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Re: Depressionen

Beitrag von Stabil »

TheRealDeal hat geschrieben: 31 Aug 2018 16:25 Da ich keinen Schimmer hatte, woher diese Gedanken kamen, ich also nichts gesehen habe, was vor mir stand, ich also "Den Stier nicht bei den Hörnern" packen konnte, waren diese Zustände für mich zusätzlich belastend.
Ja, das ist gut nachvollziehbar.

Mir ist es ähnlich gegangen und die grenzenlose Ratlosigkeit habe ich sehr belastend gefunden. In meinem Fall bin ich einen wesentlichen Schritt weiter gekommen, in dem ich das Fragen nach dem Warum beendete, innerlich aufbegehrte und sagte, "ich will das nicht".
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Re: Depressionen

Beitrag von Lazarus Long »

zumsel hat geschrieben: 31 Aug 2018 15:26Ich spüre den Herbst kommen. Ihr auch ?
Nö, wie sollte ich spüren, daß etwas kommt, was schon da ist? :gruebel:
Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben.

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Re: Depressionen

Beitrag von TheRealDeal »

BartS hat geschrieben: 31 Aug 2018 16:45
TheRealDeal hat geschrieben: 31 Aug 2018 16:25Ich will sagen: Hätte sich mir etwas gezeigt, ich hätte es angepackt.
Das erinnert mich irgendwie an den Ausspruch von Archimedes, gebt mir einen festen Punkt, und ich werde die Welt aus den Angeln heben. Okay, das bezog sich auf die physikalische Welt. ;) Aber auch in der Seelenwelt brauchen wir wohl das greifbare, sichtbare. Gegen unsichtbare Sachen kämpfen ist blöd. :(

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Sehr gerne und so oft, wie es jemand hören möchte. :D

Um das (auch für mich selbst) klar zu sagen: Es steht nirgendwo geschrieben, dass Menschen nicht leiden dürften. Ich bin halt nur der Meinung, dass ein Mensch nicht zu lange und andauernd leiden sollte. Ja, ich habe viel und lange gelitten. Und eines schönen Tages bin ich einer Psychotherapeutin begegnet, die mir dabei geholfen hat, meine Erfahrungen, Erlebnisse und Erkenntnisse zu ordnen und zu einem "großen Ganzen" zusammen zu fügen, so dass ich erkennen konnte, dass ich mein Leben (bis dahin) eben nicht vergeudet habe. Und das das (mein) Leid zu etwas geführt hat, was nicht nur für mich, sondern auch (hin und wieder) für andere Menschen wertvoll war und ist.

Es ist auch nicht notwendig, dauernd zu kämpfen. Manchmal ist es auch zielführend, wenn man das, was wir gerade spüren und empfinden "einfach" zulassen. In dem "was ist" verbergen sich häufig die Fragen, die wir uns stellen sollten. Und zumindest bei der Beantwortung dieser Fragen brauchen wir keine Partnerin/keinen Partner, denn die Antworten darauf finden wir bei, bzw. in uns selbst.
Angst verhindert nicht den Tod, aber sie verhindert das Leben.
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Re: Depressionen

Beitrag von TheRealDeal »

Stabil hat geschrieben: 31 Aug 2018 16:47 Mir ist es ähnlich gegangen und die grenzenlose Ratlosigkeit habe ich sehr belastend gefunden. In meinem Fall bin ich einen wesentlichen Schritt weiter gekommen, in dem ich das Fragen nach dem Warum beendete, innerlich aufbegehrte und sagte, "ich will das nicht".
Ratlos war ich mit Sicherheit auch. Aber vor allem rastlos. Ich war ständig auf der Suche, aber ich hatte keine Ahnung, wo nach. Die "Sinn frage" war für mich immer wesentlich. Wenn man (wie ich) 1973 in der 29. SSW geboren wurde, dann wäre es für meine Seele leicht und wahrscheinlich gewesen, den Körper wieder zu verlassen und ich wäre kurz nach meiner Geburt gestorben. Das wollte sie wohl nicht und ich durfte weiterleben. Und ich habe bis heute vieles richtig gemacht. Dennoch war der Tod immer eines meiner Themen. Glücklicherweise bin ich damit jetzt "durch". Ich habe ein Seminar zum Thema "Was ist der Tod?" besucht. Dabei wohnte ich bei meiner eigenen, rituellen Beerdigung bei. Es wurde eine Totenrede verlesen, die ich am Abend vorher selbst geschrieben habe. Nicht ohne Humor natürlich... ;) Das war ok für mich. Das mich im Gegenzug eine 34-jährige zweifache Mutter gebeten hat, Ihre Rede zu verlesen, war härter für mich. Ich fühlte mich aber geehrt, dass Sie mich dafür auserwählt hat.
Angst verhindert nicht den Tod, aber sie verhindert das Leben.