Was macht Ihr in Sachen finanzieller Altersvorsorge?

Dein Thema passt in keines der anderen Freizeit-Foren? Kein Problem, schreib es einfach in diesen Bereich.

Was tust Du zur Altersvorsorge

nichts
51
11%
NOCH nichts (bin noch ziemlich jung)
15
3%
lege Geld zur Seite
61
13%
Renten-/Kapitallebensversicherung
67
14%
Familie ist vermögend / Erbschaft
17
4%
Aktien/Aktienfonds
79
17%
sicherheitsorientierte Wertpapiere (Bundesschatzbriefe/Rentenfonds (keine Rentenversicherung!))
13
3%
selbst bewohnte Eigentums-Immobilie
47
10%
Immobilien (nicht selbst bewohnt) / Grundstücke (nicht: Immobilienfonds!)
17
4%
Bausparvertrag
30
6%
Unternehmensanteile (Fonds, Beteiligungen o.ä.)
20
4%
eigene Firma / Firma in Familienbesitz
5
1%
Gold / Silber / Platin usw.
20
4%
Andere Sachgegenstände
6
1%
Sonstiges
20
4%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 468

Einfach nur ich
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Re: Was macht Ihr in Sachen finanzieller Altersvorsorge?

Beitrag von Einfach nur ich »

@Vidar: Du tust ja gerade so, als ob Griechenland das eigentliche Problem sei - ein Land mit einer Wirtschaftskraft etwas oberhalb der Stadt Berlin. Interessant ist doch vielmehr, dass nach der letzten globalen Finanzkrise durch wundersame Weise die Schulden der Finanzindustrie plötzlich zu Staatsschuldenkrisen wurden (nicht nur Griechenland).

Die Wahrheit ist doch, dass das finanzkapitalistische System in der gegenwärtigen Form nicht mehr lange funktionieren kann. Die aufgeblasenen Finanzmärkte und das virtuelle "Spielgeld" samt aller Derivate habe sich zum großen Teil völlig von der Realwirtschaft entkoppelt. Ein großes Kasino eben. Und den Bürgern wird vorgegaukelt, damit könnten sie ihre Altersvorsorge sicherstellen ...

Kleine Empfehlung: die Doku "System Error", die letztens auch auf ARTE lief.

"Warum sind die Menschen so besessen vom Wirtschaftswachstum? Warum treiben sie es immer weiter voran, obwohl seit über 40 Jahren bekannt ist, dass man auf einem endlichen Planeten nicht unendlich wachsen kann und dass unendliches Wachstum am Ende tödlich ist? Auf der Suche nach der Antwort auf diesen großen Widerspruch der Gegenwart taucht der zweifache Grimme-Preisträger Florian Opitz tief in die Welt des real existierenden Kapitalismus ein, zeigt bisher verborgen gebliebene Zusammenhänge auf und legt die pathologischen Zwänge des Systems offen. Dem Regisseur ist es in jahrelanger akribischer Recherche gelungen, die Welt des Wachstumssystems zu durchleuchten und hochkarätige, sonst sehr zurückhaltende und diskrete Vertreter dieses System zum Reden zu bringen und so ihr Denken und die Wirkungsmacht der Wachstumsideologie besser zu verstehen. Es ist dieser unverdeckte Blick, der die Absurdität des Wachstumssystems und dessen kalte Logik auf ebenso eindrucksvolle wie beklemmende Weise spürbar macht und den Menschen den Spiegel vorhält. Alle sind Teil dieses Systems und zumindest diejenigen, die in den wohlhabenden Industrieländern leben, haben es sich in diesem System gemütlich gemacht. Im Verlauf des Films mischen sich selbst bei den glühendsten Vertretern der Wachstumsideologie leise Zweifel und Fragen. Selbst sie ahnen, dass der Kapitalismus sich verändert hat. Stößt er an seine Grenzen? Der Film erzählt, woher der Zwang zu wachsen kommt und wohin er die Menschheit führt. Und er macht eines deutlich: Handeln ist notwendig!"

https://www.youtube.com/watch?v=EAZc4Mq-fCQ
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Re: Was macht Ihr in Sachen finanzieller Altersvorsorge?

Beitrag von Reinhard »

Vidar hat geschrieben: 24 Sep 2019 22:17
Reinhard hat geschrieben: 24 Sep 2019 18:03 Ich frage mal konkret: was hättest du denn gemacht, wenn du DER SUPER-MARIO gewesen wärst? Und warum?
Als hätte es keine Alternative gegeben :lol: Die Position der Bundesbank war jetzt nicht gerade deckungsgleich.
Ich hätte Griechenland damals bankrott gehen lassen. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Anschließend neue Währung, Stichwort Wechselkursmechanismus und so... Wäre jetzt nicht gerade das erste Mal in der Geschichte. So zieht es halt den gesamten Euroraum mit, aber naja, die ursprüngliche Idee der Währung wurde ja eh schon konterkariert, daher nun auch egal.

Das will ich ja gerade herausfinden, was du denkst, was es als Alternative gegeben hätte ...

Ob Griechenland gerettet werden soll, war übrigens eine politische Entscheidung, keine zentralbankliche oder geldpolitische. Das kann man dann auch nicht der ZB anlasten.

Aber trotzdem mal: was wäre denn so viel anders gewesen, wenn die Griechen ihre Schulden bei Euro-zonen-banken nicht bezahlt hätte? (Ich nehme mal an, das inlandsgriechische Banksystem wäre von Griechenland mit Neo-Drachmen ausgestatttet worden und das wäre nach außen nicht relevant gewesen.) Dann hätte man anstatt 200 Milliarden Euro griechischer Staatsschulden in unklarem Status eine Abschreibung von 200 Milliarden Euro des Banksystems gehabt. Dann hätte man mit der genau derselben Summe die Banken retten müssen. Da habe ich nur einen Bild übrig.

Odert eigentlich ist eines der Probleme, die wir so im Finanzsystem haben, dass der Interbankenmarkt nicht mehr so funktioniert, wie er das Pre-Lehman getan hat. Anstatt sich Geld untereinander zu leihen, laufen alle Banken zur ZB (nicht nur der europäischen) und deponieren lieber dort ihr Geld, auch wenn es sicher was kostet, aber dafür sicher ist.

Mit einer noch-um-200-Milliarden-mehr-Bankenrettung wäre dieses Problem sicher noch größer geworden. :hierlang: :!:


Und nach einem Rauswurf Griechenlands hätte auch keiner ausschließen können, ob man nicht das nächste Land rauswerfen kann. Damit ist der Spekulation Tür und Tor geöffnet. Also, der Finanzmarktspekuation, nicht der Stammtisch-und-Bierlaune-Spekulation. Gäbe ja ein paar Kandidaten, etwa Zypern, Slowenien, Spanien, oder ein Schwergewicht wie Italien. SO ruiniert man Währungen und Volkswirtschaften.

Aber ehrlich gesagt, ich sehe die Situation Griechenlands noch nicht mal als die größte Einschränkung des Handlungsspielraums der Europäischen Zentralbank.
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Re: Was macht Ihr in Sachen finanzieller Altersvorsorge?

Beitrag von Automobilist »

Hellas war '93 schon einmal bankrott....aber wenn sich jemand partout in die Nesseln setzen will...
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Re: Was macht Ihr in Sachen finanzieller Altersvorsorge?

Beitrag von Einfach nur ich »

@Reinhard: Du redest auch nur an den eigentliche Ursachen vorbei. Es geht nicht um das kleine, unbedeutende Griechenland, sondern einen System-Error im globalen Finanzkapitalismus. Mal abgesehen davon, haben wir nicht Griechenland gerettet, sondern unsere eigenen Banken und Versicherungen.

Anstatt die letzte Finanzkrise dazu zu nutzen, das ganze System mal wieder etwas ins Gleichgewicht zu bringen, haben Politik und Zentralbanken weltweit nur an Symptomen herumgedoktert und Placebos verteilt. Die Verluste der Zocker wurden derweil sozialisiert. Die Quittung wird folgen, so viel ist sicher. Fragt sich nur, wann, wie und in welchem Ausmaß ...
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Re: Was macht Ihr in Sachen finanzieller Altersvorsorge?

Beitrag von Reinhard »

Einfach nur ich hat geschrieben: 25 Sep 2019 22:30 @Reinhard: Du redest auch nur an den eigentliche Ursachen vorbei. Es geht nicht um das kleine, unbedeutende Griechenland, sondern einen System-Error im globalen Finanzkapitalismus. Mal abgesehen davon, haben wir nicht Griechenland gerettet, sondern unsere eigenen Banken und Versicherungen.
Weiß ich doch. :winken:
Vidar anscheinend nicht.


Einfach nur ich hat geschrieben: 25 Sep 2019 22:30 Anstatt die letzte Finanzkrise dazu zu nutzen, das ganze System mal wieder etwas ins Gleichgewicht zu bringen, haben Politik und Zentralbanken weltweit nur an Symptomen herumgedoktert und Placebos verteilt. Die Verluste der Zocker wurden derweil sozialisiert. Die Quittung wird folgen, so viel ist sicher. Fragt sich nur, wann, wie und in welchem Ausmaß ...

Entscheidungen dieser Größenordnung werden selten von der Politik beschlossen, dazu müssten sie ja zugeben, dass sie vorher sowas-von-falsch gelegen haben. (Betrifft jetzt zum Beispiel auch die Klimapolitik.)

Und wenn man innerhalb des Systems bleibt, dann ist meine Behauptung, dass die EZB eigentlich nur so handeln konnte, wie sie es getan hat.
(Im Gegensatz dazu, was uns schlechtinformierte Wirtschaftsjournalisten erzählen wollen.)


Automobilist hat geschrieben: 25 Sep 2019 21:53 Hellas war '93 schon einmal bankrott....aber wenn sich jemand partout in die Nesseln setzen will...
Das war Deutschland technisch gesehen auch 1923, und nochmal 1945 bis -48 (oder gar bis 53, wenn man es so sehen will). Das muss nichts bedeuten. :holy:
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Montecristo
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Re: Was macht Ihr in Sachen finanzieller Altersvorsorge?

Beitrag von Montecristo »

Reinhard hat geschrieben: 25 Sep 2019 21:43 Aber trotzdem mal: was wäre denn so viel anders gewesen, wenn die Griechen ihre Schulden bei Euro-zonen-banken nicht bezahlt hätte?
Ich nehme mal an, das inlandsgriechische Banksystem wäre von Griechenland mit Neo-Drachmen ausgestatttet worden und das wäre nach außen nicht relevant gewesen.
Die griechischen Banken leiden extrem unter der Krise im Land. Problem sind die Insolvenzen kleinerer Firmen und von Privatleuten. Das wäre auch durch einen Währungsschnitt nicht verbessert worden. Die griechische Regierung hat einige Banken zwangsfusioniert und rekapitalisiert. Nicht um irgendwelche Zocker zu retten (die hat man griechisch subtil vor die Wand laufen lassen), sondern um ein funktionierendes Bankensystem zu gewährleisten.

Übrigens sind die Zeiten phantastischer Renditen mit griechischen Staatsanleihen längst vorbei. Die USA zahlen mehr. (Allerdings in Dollar, die sie selber drucken können. Und nicht in Euro.)
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Re: Was macht Ihr in Sachen finanzieller Altersvorsorge?

Beitrag von Einfach nur ich »

@Reinhard: Tut mir leid, dass ich dich mitten in der Nacht (total übermüdet) in dieser Angelegenheit falsch eingeschätzt hatte. Du denkst offensichtlich ganzheitlicher und reflektierter als die Meisten. :good:

Die Zentralbanken haben im Grunde genommen ihr Pulver weitgehend verschossen. Das globale Finanzsystem wurde massiv mit Geld geflutet, dieses aber entgegen der Lehrbuchtheorie weitgehend nicht in die Realwirtschaft investiert, sondern schlicht zum Wetten verwendet (Kasino-Kapitalismus). An den Aktien- und Immobilienmärkten stehen wir vor dem Platzen der nächsten Spekulationsblasen. In den USA sinken bei vielen der großen Unternehmen die Gewinne pro Aktie, trotzdem steigen deren Börsenkurse - getrieben von der überbordenden Liquidität - nach oben. Früher war das mal anders, gesünder.

Wie sollen junge Leute heute noch halbwegs sicher für ihr Alter vorsorgen? Macht das überhaupt noch Sinn? Zumindest das, was unsere deutsche Politik als Lösung präsentiert, ist angesichts der sich abzeichnenden massiven System- und gesellschaftlichen Umbrüche einfach nur ein schlechter Witz.
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Re: Was macht Ihr in Sachen finanzieller Altersvorsorge?

Beitrag von NBUC »

Das ist der Schuldensozialismus: Wir nehemn euch das Geld nciht difekt weg, wir machen es nur wertlos und drucken es dann zum Umverteilen neu. OK, ind D wird es außerdem noch weggenommen, aber hier ist man eben besonders gründlich ... .
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Re: Was macht Ihr in Sachen finanzieller Altersvorsorge?

Beitrag von fidelchen »

Ach jedes Jahr immer wieder die Weltuntergangsgeschichten... Mit Millionen (guten) Gründen dafür... und jedes Jahr passiert mit der gleichen Wahrscheinlichkeit das unvorsehbare Unglück tatsächlich... Bestes Mittel für jemanden der wirklich vorsorgen will, sich sowas - teilweise echt - unterhaltsame Dokumentationen nicht anzugucken/zu lesen und einfach unabhängig davon zu entscheiden. Katastrophenstorys erhalten nämlich immer am meisten Aufmerksamkeit und das wollen eben auch die Wirtschaftsreporter.

P.s.: Ja, die Welt ist endlich... Aber das Ende vom Wirtschaftswachstum muss sich erstmal zeigen. Krise hin oder her. Wer nicht von Gier und Angst lebt der kann und sollte das zur Altersvorsorge ignorieren. Zinsverwerfungen der EZB (davon abgesehen das auch nochmehr Minuszinsen eigentlich möglich wären) hin oder her. Ein totaler Kollaps vom ganzen System bis in die Steinzeit ist damit auch nicht gesichert und wenn doch, dann kann der auch erst in 30 Jahren erst kommen. Immobilienblase ja oder nein, es gibt Orte auf der Welt die sind schon deutlich härter gegebüber München und co. angestiegen. Es kann (muss aber nicht) immer noch ein guter Augenblick sein.

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Re: Was macht Ihr in Sachen finanzieller Altersvorsorge?

Beitrag von Ninja Turtle »

Lion hat geschrieben: 22 Apr 2016 10:27 Was tut Ihr zur Altersvorsorge?
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Re: Was macht Ihr in Sachen finanzieller Altersvorsorge?

Beitrag von Einfach nur ich »

@fidelchen:

Nun ja, den enthemmten Finanzkapitalismus heutiger Prägung (Zocken mit Derivaten enormer Hebelwirkung ohne nenenswerte regulatorische Grenzen im Nano-Sekunden-Takt, völlig entkoppelt von der Realwirtschaft) erleben wir ja erst seit der Thatcher-/Reagan-Ära, dann noch beschleunigt nach dem Untergang des gesellschaftlichen Konkurrenzsystems. Ein Naturgesetz ist das nicht. Dies zu beenden, würde uns keineswegs in die Steinzeit zurückbefördern, sondern es überhaupt erst ermöglichen, langfristig als Menschen auf diesem Planeten weiter gut zu leben. Das Ende des neoliberalen Kasino-Kapitalismus wäre also keineswegs ein Weltuntergang, sondern das komplette Gegenteil.

Welche Vorschläge hast du denn nun für junge Menschen bezüglich deren Altersvorsorge konkret parat? Macht sie überhaupt noch Sinn? Glaubst du an diese Religion bzw. Verheißung vom unendlichen Wirtschaftswachstum pro Kopf bei endlichen Ressourcen, von dem auch noch die Mehrheit der Menschen partizipieren kann? Ein Pseudo-BIP-Wachstum allein gewährleistet dies keineswegs.
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Re: Was macht Ihr in Sachen finanzieller Altersvorsorge?

Beitrag von Reinhard »

Montecristo hat geschrieben: 26 Sep 2019 13:54
Reinhard hat geschrieben: 25 Sep 2019 21:43 Aber trotzdem mal: was wäre denn so viel anders gewesen, wenn die Griechen ihre Schulden bei Euro-zonen-banken nicht bezahlt hätte?
Ich nehme mal an, das inlandsgriechische Banksystem wäre von Griechenland mit Neo-Drachmen ausgestatttet worden und das wäre nach außen nicht relevant gewesen.
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Ich nehme an, dass man eine Währungsumstellung in Griechenland vor allem deshalb gemacht hätte, um die eigenen Banken besser retten zu können, indem Griechenland dann wieder eine eigene ZB gehabt hätte. Langfristig auch wegen des Außenhandels, aber in der kurzen Frist ist das gleichbedeutend damit, Kapital in den eigenen Banken halten zu können. Also ich denke schon, dass die Lage in Griechenland mit einer Währungsreform verbessert worden wäre; die Leidtragenden wären vermutlich eher die Investoren außerhalb gewesen.

Natürlich weiß man das nicht, wie es wirklich gewesen wäre, man kann sowas gerade im Detail auch noch versemmeln, zum Beispiel kann man eine Währungsreform nicht ankündigen, sonst passieren all die Dinge gleich, die man damit verhindern wollte; und unvorbereitet passieren halt Fehler.
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Re: Was macht Ihr in Sachen finanzieller Altersvorsorge?

Beitrag von Reinhard »

Einfach nur ich hat geschrieben: 26 Sep 2019 16:05 @Reinhard: Tut mir leid, dass ich dich mitten in der Nacht (total übermüdet) in dieser Angelegenheit falsch eingeschätzt hatte. Du denkst offensichtlich ganzheitlicher und reflektierter als die Meisten. :good:
Danke.

Einfach nur ich hat geschrieben: 26 Sep 2019 16:05 Die Zentralbanken haben im Grunde genommen ihr Pulver weitgehend verschossen.
Naja. Wo soll ich jetzt anfangen ... :gruebel: ... vielleicht damit, dass es nicht die Aufgabe einer Zentralbank ist, um sich zu schießen. "Pulver verschossen" ist eine nichtanwendbare Kategorie. :dont:
(Weshalb sich bei mir mehr die Fußnägel aufrollen, als bei dem was man sonst zu lesen bekommt.)

Einfach nur ich hat geschrieben: 26 Sep 2019 16:05 Das globale Finanzsystem wurde massiv mit Geld geflutet, dieses aber entgegen der Lehrbuchtheorie weitgehend nicht in die Realwirtschaft investiert, sondern schlicht zum Wetten verwendet (Kasino-Kapitalismus). An den Aktien- und Immobilienmärkten stehen wir vor dem Platzen der nächsten Spekulationsblasen. In den USA sinken bei vielen der großen Unternehmen die Gewinne pro Aktie, trotzdem steigen deren Börsenkurse - getrieben von der überbordenden Liquidität - nach oben. Früher war das mal anders, gesünder.
Die Preisanstiege für renditetragende Objekte bei niedrigen Zinsen sind erwartbar und normal. Siehe auch Preis eines Goldesels bei Nullzins ...

Deshalb ist ja auch der Bodenpreis in guten Lagen so wie er ist. Weil das effektiv ein Monopolgut ist. Kann ja schlecht nebenan einer eine Konkurrenz aufmachen und neue 100 Quadratmeter auf den Markt einführen, die vorher nicht da waren. "Der Boden ist gerade eben vom Laster gefallen." :lol:

Ja, die Hebelung und das Derivatewetten hat enorm zugenommen. Das kann aber auch eine Zentralbank nicht verhindern, frühere Spekulationsblasen gab es auch schon bei höheren Zinsen. Das wäre eher was für Finanzmarktaufsicht und nicht Frage der Geldpolitik. Das hängt von viel mehr ab als von "die überbordende Liquidität".

Einfach nur ich hat geschrieben: 26 Sep 2019 16:05 Wie sollen junge Leute heute noch halbwegs sicher für ihr Alter vorsorgen? Macht das überhaupt noch Sinn? Zumindest das, was unsere deutsche Politik als Lösung präsentiert, ist angesichts der sich abzeichnenden massiven System- und gesellschaftlichen Umbrüche einfach nur ein schlechter Witz.
Weiß nicht. Ein System kann es sich schlecht leisten, die Rentner hungern zu lassen; oder nach jedem kleinen Fitzelchem Gebrauchsgut nachzujagen, das jemand mal gekauft hat. In der Hinsicht erwarte ich keine großen Umbrüche. Den Finanzmarkt hingegen würde ich über Jahrzehnte hinweg als unsicher ansehen ... einfach zuviel unnötige Komplexität auf einem Haufen. :wuetend:
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Re: Was macht Ihr in Sachen finanzieller Altersvorsorge?

Beitrag von fidelchen »

Einfach nur ich hat geschrieben: 26 Sep 2019 17:22 @fidelchen:

Nun ja, den enthemmten Finanzkapitalismus heutiger Prägung (Zocken mit Derivaten enormer Hebelwirkung ohne nenenswerte regulatorische Grenzen im Nano-Sekunden-Takt, völlig entkoppelt von der Realwirtschaft) erleben wir ja erst seit der Thatcher-/Reagan-Ära, dann noch beschleunigt nach dem Untergang des gesellschaftlichen Konkurrenzsystems. Ein Naturgesetz ist das nicht. Dies zu beenden, würde uns keineswegs in die Steinzeit zurückbefördern, sondern es überhaupt erst ermöglichen, langfristig als Menschen auf diesem Planeten weiter gut zu leben. Das Ende des neoliberalen Kasino-Kapitalismus wäre also keineswegs ein Weltuntergang, sondern das komplette Gegenteil.

Welche Vorschläge hast du denn nun für junge Menschen bezüglich deren Altersvorsorge konkret parat? Macht sie überhaupt noch Sinn? Glaubst du an diese Religion bzw. Verheißung vom unendlichen Wirtschaftswachstum pro Kopf bei endlichen Ressourcen, von dem auch noch die Mehrheit der Menschen partizipieren kann? Ein Pseudo-BIP-Wachstum allein gewährleistet dies keineswegs.
Erstens muss sich erstmal zeigen wo das Ende vom Wirtschaftswachstum wirklich ist. Insbesondere ist es auch gekoppelt an die Volkswirtschaftliche Entwicklung der Welt und der technischen Entwicklung der Menschheit. Somit alleine glaube ich an kein Stillstand zu unseren Lebzeiten sondern maximal mit einer Verlangsamung.

Zweitens kann ich mir beim besten willen nicht Vorstellen wie kritische Instrumente wie beispielsweise Scalping, Leerverkäufe oder den von dir genannten - zumeist institutionellen - im Forez genutzten Hochfrequenzhandel zum Kolaps von allem führen soll. Crashs wird es immer wieder geben. Vielleicht ja sogar bald wirklich ein der heftiger als die Finanzkrise wird. Aber das spielt für die Altersvorsorge keine zentrale Rolle.

Mein Tipp: Amazon Bücher Suche verwenden und erstmal ein Buch zum Thema der allgemeinen Altersvorsorge kaufen. Dann bekommt man über ein passendes Buch erstmal ein Überblick über die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Möglichkeiten. Es gibt viele Möglichkeiten... man sollte es jedenfalls nicht nur der eigenen Hausbank anvertrauen.
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Re: Was macht Ihr in Sachen finanzieller Altersvorsorge?

Beitrag von Einfach nur ich »

@fidelchen: Wir haben offenbar eine völlig verschiedene Einschätzung der aktuellen Lage und insbesondere der zukünftigen Entwicklungen. Ich lasse das einfach mal so als Feststellung im Raum stehen, damit die Diskussion nicht ausufert.

Einen zentralen Punkt möchte ich dennoch herausgreifen, weil er systemisch sehr entscheidend ist und sich natürlich auch auf die Altersvorsorge von Hunderten Millionen Menschen auswirken wird: die dramatisch ansteigende Disparität zwischen den Werten der globalen Realwirtschaft einerseits und Finanzwirtschaft andererseits. Dieser Prozess beschleunigt sich immer mehr. Dazu kommt, dass kein Mensch mehr die Komplexität aller als reine Wettinstrumente geschaffenen Derivate (euphemistisch: Finanzinnovationen) mit ihren Wechselwirkungen untereinander und auf die Realwirtschaft versteht. Das kann auf Dauer nicht gutgehen.
https://www.planet-schule.de/wissenspool/die-grosse-geldflut/inhalt/hintergrund.html hat geschrieben:
Bis in die 1970er Jahre gab es in den westlichen Staaten mit einer kapitalistischen Marktwirtschaft den Anspruch, dass die reale Wirtschaft in einem ausgewogenen Verhältnis zur Finanzwirtschaft steht. Zu diesem Zweck wurde die Geldmenge, die im Umlauf war, reguliert. Geld sollte immer auch einen realen Gegenwert haben. Diesen Gegenwert bildeten die vorhandenen Güter und die Goldreserven der Staaten.

Diese Regulierung wurde Ende der 1970er Jahre aufgehoben: Das Geld musste nun nicht mehr durch einen Gegenwert an Gütern oder Gold gedeckt sein. Mit dieser Liberalisierung des Finanzmarktes hat sich das Verhältnis zwischen der Realwirtschaft und der Finanzwirtschaft weltweit stark verändert. Bis 1980 lag die Realwirtschaft im Durchschnitt noch bei einem Wert, der rund doppelt so hoch war wie der Wert der Finanzwirtschaft. Dieses Verhältnis hat sich seitdem völlig umgekehrt. Heute liegen die Werte, die im Finanzsektor gehandelt werden, weltweit fast vier Mal so hoch wie in der realen Wirtschaft.
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Re: Was macht Ihr in Sachen finanzieller Altersvorsorge?

Beitrag von NBUC »

In ihrer Unfähigkeit oder auch Unwillen mit Geld verantwortungsbewußt umzugehen, haben die Regierungen hier erst den Weg ins Chaos geöffnet, der dann von den Finanzdesperados dann auch dankend angenommen und ausgenutzt wurde.
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Re: Was macht Ihr in Sachen finanzieller Altersvorsorge?

Beitrag von Montecristo »

fidelchen hat geschrieben: 26 Sep 2019 22:01 Mein Tipp: Amazon Bücher Suche verwenden und erstmal ein Buch zum Thema der allgemeinen Altersvorsorge kaufen. Dann bekommt man über ein passendes Buch erstmal ein Überblick über die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Möglichkeiten. Es gibt viele Möglichkeiten... man sollte es jedenfalls nicht nur der eigenen Hausbank anvertrauen.
Ein klassisches Problem, das in behavioral economics gerne diskutiert wird. Lieber jetzt alles auf den Kopf hauen, dann hat man kurzfristigen Glücksgewinn. Oder lieber langfristig sparen. Mit unklarem Ausgang.
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Re: Was macht Ihr in Sachen finanzieller Altersvorsorge?

Beitrag von Montecristo »

Wie tief kann der Zins noch sinken?

Vorsicht, strapaziert die grauen Zellen. :mrgreen:
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Re: Was macht Ihr in Sachen finanzieller Altersvorsorge?

Beitrag von Cascade »

Montecristo hat geschrieben: 27 Sep 2019 12:07 Wie tief kann der Zins noch sinken?

Vorsicht, strapaziert die grauen Zellen. :mrgreen:
Theoretisch kann er bis auf -5% sinken. Man muss nur in die Schweiz schauen, dort gelten seit Jahren Minuszinsen von -0,75% oder wie in dem Artikel genannt auch in Dänemark. Ich gehe auch davon aus, das die EZB spätestens im nächsten Jahr auf unter null gehen wird und weitere unkonventionelle Mittel anwenden wird, Christine Lagarde scheint da ja sehr kreativ zu sein....

Und was ist mit den Kursgewinnen auf Anleihen ? Letztendlich sind das unrealisierte Buchgewinne und sonst nichts. Und warum meckern die deutschen Banken so massiv über die Negativzinsen ? Weil diese nämlich schonungslos die Schwächen der Banken offen legt! Deutsche Geldhäuser sind zu teuer, zu ineffizient, und leisten sich viel zu viele Kosten (Filialen). Zudem hängen die deutschen Banken zu 80 % an Zinserträgen was ihre Ergebnisse betrifft, und mit der jetzigen Geldpolitik ist da auch keine Verbesserung absehbar.
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Re: Was macht Ihr in Sachen finanzieller Altersvorsorge?

Beitrag von Reinhard »

NBUC hat geschrieben: 27 Sep 2019 06:02 In ihrer Unfähigkeit oder auch Unwillen mit Geld verantwortungsbewußt umzugehen (...)
A) Das heutige Geldsystem fördert keinen verantwortungsbewussten Umgang mit Geld.

B) Aussagen, die jemandem die Ursache zuschieben oder auch nur ein "der hat angefangen" nehme ich meistens als Ausdruck davon, sich mit systemischen Ursachen nicht auseinandersetzen zu können oder zu wollen. (Das Risiko nehme ich in Kauf, beim Fazit eines langen Denkprozesses mal falsch zu liegen. Aber DAS kommt dann nicht so hingerotzt daher.)
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