Unsere Gesellschaft...

[Wusel]

Heute kam mir ein Vorfall in den Sinn, welcher schon fast ein Jahr zurück liegt, den ich aber beinahe sogar vergessen habe.

Eines Abends, es war schon dunkel, da sehe ich, wie ein junger Mann mit seiner Freundin/Date/Flirt etc. Inliner fährt.
Als sie um die Ecke biegen stürzt er und richtet sich aber schnell wieder auf und rollt weiter...
Hierbei beobachte ich wie er sein Portmonee verliert, ich eile hin und rufe dem Paar hinterher..

Sie rollen zurück und ich überreiche ihm die Geldbörse (mit vollem Inhalt versteht sich ), er war sichtlich erleichtert sie nicht verloren zu haben. Die junge Frau bedankt sich und meinte: "Die meisten hätten das nicht gemacht.."

Der Satz gab mir echt zu denken. Ist eine solche Kleinigkeit unter Mitmenschen wirklich derart abwegig (vlt. geworden?) ?

Sorry für den Thread, aber manchmal überkommt mich einfach der Kulturpessimismus.

[dfg82]

Noch so ein Beispiel:

Ein Kumpel kauft einen Laptop. Er bemerkt, dass der Verkäufer 300 € zu wenig abrechnet, sagt es ihm aber nicht und bekommt den Laptop somit für weniger als die Hälfte des eigentlichen Preises. Cleverness oder dreister Egoismus?

[Gedankenflut]

Beim Händler, der zu wenig abrechnet, würde ich ehrlich gesagt wohl nichts sagen. Ist zwar moralisch fragwürdig, aber dennoch ... wobei sich bei mir dann aber die Gewissensbisse einstellen würden. Aber 300 Euro sparen, ist eben schon etwas. Ich sehe es auch nicht als Betrug, ich habe ja nicht vorsätzlich den Mann um sein Geld gebracht, das hat er selbst durch Unachtsamkeit.

Bei Geldfunden hingegen würde ich es nicht behalten. Wieder nach dem Prinzip: Ich will nicht, daß einer sich mit meinem gefundenen Geld seinen Spaß macht, daher sollte ich auch so ehrlich sein und es nicht behalten. Erinnert mich an einen Urlaub in der Türkei, wo ich meinen Geldbeutel liegen ließ und eine Türkin mir noch nachgerannt kam. Wobei: Wenn's ein Koffer mit 10 Millionen wäre, könnte ich wohl für nichts garantieren.

Vielleicht ist mein Menschenbild schlecht, aber ich denke, viele Menschen haben einfach hierbei keine Skrupel. Wir sind doch eh sehr auf Konkurrenz aus, oft habe ich den Eindruck, die Wirtschaft erobert immer mehr unser Sozialleben.

[Wusel]

Beim Händler, der zu wenig abrechnet, würde ich ehrlich gesagt wohl nichts sagen. Ist zwar moralisch fragwürdig, aber dennoch ... wobei sich bei mir dann aber die Gewissensbisse einstellen würden. Aber 300 Euro sparen, ist eben schon etwas. Ich sehe es auch nicht als Betrug, ich habe ja nicht vorsätzlich den Mann um sein Geld gebracht, das hat er selbst durch Unachtsamkeit.

Bei Geldfunden hingegen würde ich es nicht behalten. Wieder nach dem Prinzip: Ich will nicht, daß einer sich mit meinem gefundenen Geld seinen Spaß macht, daher sollte ich auch so ehrlich sein und es nicht behalten. Erinnert mich an einen Urlaub in der Türkei, wo ich meinen Geldbeutel liegen ließ und eine Türkin mir noch nachgerannt kam. Wobei: Wenn's ein Koffer mit 10 Millionen wäre, könnte ich wohl für nichts garantieren.

Vielleicht ist mein Menschenbild schlecht, aber ich denke, viele Menschen haben einfach hierbei keine Skrupel. Wir sind doch eh sehr auf Konkurrenz aus, oft habe ich den Eindruck, die Wirtschaft erobert immer mehr unser Sozialleben.

Tja, Geiz ist eben geil . Mit solchen Werbesprüchen, die wie Weisheiten daher kommen, sind wir bereits aufgewachsen.
Ich möchte nicht wirklich wissen, was unsere Generation später für eine Politik betreiben wird, wenn sie die alternden Politiker von heute ersetzten wird..

[NeC]

Der Satz gab mir echt zu denken. Ist eine solche Kleinigkeit unter Mitmenschen wirklich derart abwegig (vlt. geworden?) ?

Schön möglich, schwer zu sagen. Folgendes liefert Hinweise in beide Richtungen:

Ich war mal an so einer modernen Tankstelle, wo das Münz-Restgeld aus 'nem Automaten in ein kleines Schälchen fällt (wie in einem Bus). Ich kam in den leeren Laden, bezahlte, und bemerkte kurz bevor das Restgeld da rauskam, dass da noch ein Euro vom vorherigem Kunden übrig geblieben war. Den hab' ich dann auch liegengelassen. Die Kundin nach mir hat das bemerkt:

Kundin: "Entschuldigung, Sie haben da einen Euro liegengelassen!"
NeC: "Oh, danke, aber das ist nicht meiner, der lag da vorher schon."
Kundin: "Ist doch egal, jetzt ist es Ihrer, nehmen sie schon!"
NeC: "Er gehört mir nicht, aber bedienen Sie sich ruhig wenn Sie mögen."

Fazit: Ich glaube die Leute haben allgemein eine schlechtere Erwartung von ihren Mitmenschen als gerechtfertigt wär. Vermutlich sind es nur einige habgierige/selbstbezogene Leute, die die Meinung so nach unten ziehen.

[Kostas Klopsis]

Sie rollen zurück und ich überreiche ihm die Geldbörse (mit vollem Inhalt versteht sich ), er war sichtlich erleichtert sie nicht verloren zu haben. Die junge Frau bedankt sich und meinte: "Die meisten hätten das nicht gemacht.."

Der Satz gab mir echt zu denken. Ist eine solche Kleinigkeit unter Mitmenschen wirklich derart abwegig (vlt. geworden?) ?

Ich glaube nicht, dass das stimmt. Ich denke, dass die meisten das sehr wohl gemacht hätten. Man muss die Welt nun auch nicht schlechter reden als sie ist.

[Rosta]

Das 300€ Beispiel würd ich ein bissl anders betrachten. Das ist nicht clever oder eogistisch, sondern egoistischerweise clever. Aber es kommt natürlich auch darauf an was das für ein Händler war. Vielleicht hat er eine solche Behandlung verdient ?

Ich sehe es auch nicht als Betrug, ich habe ja nicht vorsätzlich den Mann um sein Geld gebracht, das hat er selbst durch Unachtsamkeit.

Ist eben nur eine Unterschlagung. Die u.U. theoretisch aber auch strafbar sein kann.


Ansonsten,tja, dass wir weitgehenst in einer Ego-Gesellschaft leben sollte nicht sonderlich verwunderlich sein.
Diese Fälle mit den Münzen in der Schale liegen lassen, Portemonnaie zurückgeben sind ja auch nur ein paar Beispiele.
Aber diese sind, und das ist hier das Entscheidende, ohne tieferen Belang für den persönlichen Alltag.

[Gedankenflut]

Bei dem Restgeld muß man aber sagen:

Was ist falsch daran, das mitzunehmen?

Es kann doch keiner mehr nachprüfen, wer wann diesen einen Euro verloren hat? Einer muß ihn am Ende ja nehmen, wenn er nicht die nächsten tausend Jahre dort liegen soll.

Ich habe auch schon mindestens zweimal 1-Cent-Stücke, die am Boden lagen, mitgenommen - das ist ja auch keine verfängliche Tat?

Dennoch schön zu sehen, daß es Leute gibt, die sogar diesen einen Euro dem scheinbar rechtmäßigen Besitzer mitgeben wollen.

[Rosta]

Hehe, das ist schon richtig.

[NeC]

Was ist falsch daran, das mitzunehmen?
[...]
Dennoch schön zu sehen, daß es Leute gibt, die sogar diesen einen Euro dem scheinbar rechtmäßigen Besitzer mitgeben wollen.

Da ist nix falsches dran. Und der rechtmäßige Besitzer ist eh' schon über alle Berge.
Ich hab' da nicht lange über richtig und falsch und für und wieder nachgedacht. Das spontane Bauchgefühl war halt "gehört mir nicht", und so hab' ich mich dann verhalten.

Darum gings mir aber gar nicht: Die Kundin nach mir ist doch viel interessanter!

• Erst ist sie so nett und selbstlos, mich auf das vermeintlich vergessene Restgeld hinzuweisen, statt es einfach selbst einzustecken.
• Keine zwei Sekunden später aber geht sie davon aus, dass ICH es natürlich einstecken soll. Dabei ist es die selbe Situation: Restgeld vom vorherigen Kunden liegt noch da.

[So isses]

Die meisten würden es wohl behalten ich selber würde es auch zurück geben. Ein Kumpel hat früher mal eine Geldbörse mit 5000 DM gefunden und zurück gegeben. Dafür gab es nicht einmal ein Dankeschön geschweige denn einen Finderlohn auch Geil

[Anonym]

Dafür gab es nicht einmal ein Dankeschön geschweige denn einen Finderlohn auch Geil

Ist mir auch mal bei einem höheren Betrag passiert. Danach dachte ich, hätte auch mitnehmen bei so einem Benehmen.

[Garf]

Neben mir hat letztens auch einer sein Handy in der U-Bahn beim aussteigen verloren. Habe ich ihm sofort zurück gegeben und er hat sich sehr gefreut. Kann ja sein, dass ich da naiv bin, aber ich glaube nicht, dass das so selten ist.

Und das mit dem Euro ist ja albern , den würde ich nehmen, Besitzer ist doch lange lange weg.

[dfg82]

Menschen sind größtenteils rücksichtslose, böse und egoistische Geschöpfe. Deswegen ist es doch nachvollziehbar, dass die Gesellschaft so ist, wie sie ist und es ist alles anderes als verwunderlich, wenn manch einer, ob des verachtenswerten Treibens seiner Mitmenschen, gar zum Misanthropen wird.

[Einsamer Igel]

Das 300€ Beispiel würd ich ein bissl anders betrachten. Das ist nicht clever oder eogistisch, sondern egoistischerweise clever. Aber es kommt natürlich auch darauf an was das für ein Händler war. Vielleicht hat er eine solche Behandlung verdient ?

Vielleicht war der Typ an der Kasse aber auch eine schlecht bezahlte Aushilfe und darf den Verlust aus eigener Tasche begleichen?

[Kostas Klopsis]

Menschen sind größtenteils rücksichtslose, böse und egoistische Geschöpfe. Deswegen ist es doch nachvollziehbar, dass die Gesellschaft so ist, wie sie ist und es ist alles anderes als verwunderlich, wenn manch einer, ob des verachtenswerten Treibens seiner Mitmenschen, gar zum Misanthropen wird.

Sorry, aber das ist in meinen Augen ein viel zu pessimistisches Menschenbild. In meinem persönlichen Umfeld sind jedenfalls die rücksichtslosen, bösen und egoistischen Geschöpfe deutlich in der Minderheit.

[Finchen]

Menschen sind größtenteils rücksichtslose, böse und egoistische Geschöpfe. Deswegen ist es doch nachvollziehbar, dass die Gesellschaft so ist, wie sie ist und es ist alles anderes als verwunderlich, wenn manch einer, ob des verachtenswerten Treibens seiner Mitmenschen, gar zum Misanthropen wird.

Sorry, aber das ist in meinen Augen ein viel zu pessimistisches Menschenbild. In meinem persönlichen Umfeld sind jedenfalls die rücksichtslosen, bösen und egoistischen Geschöpfe deutlich in der Minderheit.

Da bin ich gerade zwiegespalten, muss ich gestehen. Ich möchte gern an das Gute im Menschen glauben, ich möchte das wirklich gern. Und solange ich mich in meinem persönlichen Umfeld bewege, ist das auch ziemlich leicht. Aber das habe ich mir ja auch ausgesucht, nach speziell von mir entwickelten Anforderungen. Und so kommt es dann auch, dass ich hin und wieder vollkommen verschreckt bin, wenn ich mal zufällig außerhalb meiner rosaroten Blase aus lauter lieben uns sensiblen Menschen unterwegs bin und dabei beobachte, was es an Meinungen und Verhaltensweisen *noch* so gibt, was alles *nicht* selbstverständlich ist. Das macht mir dann Angst, jedes Mal wieder.

[Wusel]

Da bin ich gerade zwiegespalten, muss ich gestehen. Ich möchte gern an das Gute im Menschen glauben, ich möchte das wirklich gern. Und solange ich mich in meinem persönlichen Umfeld bewege, ist das auch ziemlich leicht. Aber das habe ich mir ja auch ausgesucht, nach speziell von mir entwickelten Anforderungen. Und so kommt es dann auch, dass ich hin und wieder vollkommen verschreckt bin, wenn ich mal zufällig außerhalb meiner rosaroten Blase aus lauter lieben uns sensiblen Menschen unterwegs bin und dabei beobachte, was es an Meinungen und Verhaltensweisen *noch* so gibt, was alles *nicht* selbstverständlich ist. Das macht mir dann Angst, jedes Mal wieder.

Das kann ich so unterschreiben. Ich hatte vor bald 2 Jahren auch mal so einen "Ausflug" unter Menschen, deren Verhalten mich mit offenem Mund hat stehen lassen. Da war gegenseitiges beklauen (Geld) an der Tagesordnung .. und das gehörte noch zu den harmloseren Sachen ihrer Handlungspalette...

[Artie]

Ich muss zugeben, dass ich mich nur an gute Erfahrungen bezüglich verlorener Gegenstände erinnern kann. Jemand hat den Autoschlüssel ( nicht meiner) im Parkhaus abgegeben, weil meine Fahrerin diesen in der Tür stecken lies. Der Schulranzen meines Bruders kam auch aus dem Zug zurück. Aber ich selber habe eigentlich auch noch nie etwas wie meine Geldbörse, Schlüsselbund, Handy verloren. Gewöhnlich passe ich auch penibel auf solche Wertgegenstände auf.

[reborn09]

Mir ist das ziemlich egal wie andere das machen, aber ich gebe sowas immer zurück, alleine schon deshalb, da ich gerne auch meine Sachen wiederbekommen würde, wenn ich sie verliere. Wobei ich durchaus betrunken schon Sachen wie Portemonaie, Handy, MP3-Player, Schlüssel, etc. verloren habe und die nirgends wieder auftauchten. ^^ Ich kenne auch genug Leute, die das auch so handhaben, aber auch viele, die ein gefundenes Handy sofort zu Geld machen würden, das Thema kam auch mal bei der Arbeit auf. Ich kann auch viel geklaute Ware für wenig Geld bekommen, aber das sind meistens Sachen, die direkt Leuten gestohlen wurden, oft aus Autos und sowas finde ich irgendwie nicht unterstützenswert, ich würde mich ärgern wenn mir etwas geklaut wird. Mir wurde auch mal ein gutes Fahrrad geklaut, ich hoffte ja immer, dass ich das mal irgendwo zum Kauf angeboten sehe, habe danach auch eine Weile gesucht, oder der Mensch mal mit dem Rad an mir vorbeifährt, aber so dumm war er dann leider nicht.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man für Sachen wie einem Handy schon immer etwas bekommt und wenn es nur ein Six-Pack Bier ist. Aber ich würde es auch ohne Gegenleistung zurückgeben, auch wenn man einen gesetzlichen Anspruch auf einen Finderlohn hat.