beinchen hat geschrieben: ↑27 Jan 2020 06:55
Kommen dann Alternativen daher und es gab sowas für Facebook - wie hieß die noch gleich?
Die einzige, die damals bekannt wurde (das war 2011), war Diaspora* – und das auch nur, weil die Macher mit einer Crowdfunding-Kampagne an die große Öffentlichkeit bis hin zur Presse gingen und von vornherein sagten, ihr Ziel sei, ein besseres Facebook ohne Facebooks Nachteile zu bauen. Diaspora* gibt es heute noch, aber es konnte sich vor allem deshalb nicht durchsetzen, weil es jahrelang in einem völlig unausgegorenen Public-Alpha-Stadium vor sich hinvegetierte und schon die erste Beta erst erschien, nachdem das komplette Team ausgewechselt worden war.
2011 gab es so etwas aber schon in released und noch besser, und zwar das heutige Friendica. Hätte man damals davon gewußt, hätte man sich den ganzen Aufwand mit der Entwicklung von Diaspora* schenken können. Aber wie es eben so ist mit Freier Software – niemand kümmert sich aktiv darum, daß sie bekannt wird.
Deswegen kommen immer wieder Leute auf die Idee: „Hey, man müßte eigentlich mal sowas wie Facebook entwickeln, aber frei wie Freiheit, dezentral, zum Selbsthosten zu Hause oder auf einem gemieteten Server, wenn man will, ohne Konzern dahinter, ohne Abhörschnittstellen usw. usf. Ich mach’ da mal was.“ Und sie wissen nicht, daß das, was sie da „machen“ wollen, schon in vielfacher Form „gemacht wurde“.
Alleine der Friendica-Erfinder hat nacheinander eine ganze Reihe von Netzwerken entwickelt, die alle ihre Vorteile haben und mehr oder weniger sogar zueinander kompatibel sind – Friendica → Red Matrix → Hubzilla → Osada → Zap → meines Wissens ist jetzt wieder etwas Neues in Entwicklung –, aber keines davon ist je irgendwo beworben worden. Und im Vergleich zu all diesen Netzwerken ist Diaspora* ein glorifizierter Microblogging-Dienst, der heute kaum mehr Features hat als 2011 – bis auf die Föderation mit Friendica und Hubzilla, die jeweils von den Friendica- und Hubzilla-Entwicklern eingeführt wurde.
Stichwort Microblogging-Dienste: Zumindest Mastodon ist momentan einigermaßen populär, allerdings noch ein Randgruppenphänomen (überwiegend FLOSS-Geeks, LGBTQ, Furries, Otaku, Weeaboos und linksalternative Aktivisten). Alles andere – inklusive Pleroma, das gefühlt zu 50% von Otaku genutzt wird – ist so obskur, daß die meisten Mastodon-Nutzer das Fediverse mit Mastodon und nur Mastodon gleichsetzen, weil sie von den anderen zu Mastodon kompatiblen Diensten noch nie gehört haben.
Aber die breite Masse kennt zu all dem und zu vielen anderen Dingen in der digitalen Welt keine Alternativen. Für sie gibt es nur:
- Facebook, Instagram oder gar kein Social Network
- Twitter oder gar kein Microbloggingdienst
- Google oder gar keine Suchmaschine
- Google Maps, Google Earth oder gar kein Kartendienst
- YouTube oder gar keine Onlinevideos
- WhatsApp oder gar kein Instant Messaging (bzw. überhaupt keine Digitalkommunikation)
- iPhone, Android mit Serienfirmware oder gar kein Smartphone
- Google Play Store oder gar keine Android-Apps
- Windows oder gar kein Computer
- und so weiter …
Zugegeben, bei Social Networks und Instant Messaging kommt erschwerend hinzu, daß Alternativen für die allermeisten Menschen nur dann funktionieren können, wenn ihre Bekannten diese (bzw. jeweils kompatible Dienste – im Fediverse kann sich ja fast alles mit fast allem kreuz und quer durcheinander verbinden) auch nutzen.
Hoppala hat geschrieben: ↑29 Jan 2020 15:01
Hab gestern mal bei Telepolis - eigentlich ja unverdächtig - die angebotene "Zustimmungsoption" von "Basic" auf "Advanced" umgeschaltet. Plötzlich wird einem gezeigt, was alles "unverzichtbare Cookies" sind. Ein paar davon kann ich nachvollziehen, z. B,. der Zähler von der VG Wort, damit die Journalisten ihr Geld bekommen; die meisten sind aber nicht nötig. Glaub ich. Wenn ich auf "mehr Infos" neben dem Anbietger klicke, bekomm ich nämlich nicht Infos zum Anbieter und warum, sondern die ganze lange Datenrklärung von Telepolis ab Zeile 1 serviert - was ich brauche, muss ich mir selbst suchen; falls es denn da drin steht ... ud fall sich dann davon shclauer werde.
Und deshalb uMatrix.
Und das ist nur Telepolis (wobei Heise insgesamt kein gutes Bild abgibt). Ich kann mich an eine Meldung von Fefe erinnern von vor ein paar Jahren, in der er schrieb, wie er spaßeshalber einmal überprüft hat, was bei BILD Online alles an Tracking anfällt. Da mußte sogar er staunen: Da tummelte sich nämlich so ziemlich das gesamte Who is Who der Nutzertracking-Branche. Der Springer-Verlag scheint es ja wirklich nötig zu haben. (Wenn sie die Einnahmen wenigstens in den Erhalt ihrer Kantine gesteckt hätten …)
Ist es da noch ein Wunder, daß es Leute gibt, die ihre Browser Fort-Knox-mäßig absichern oder gar zusätzlich noch in geschlossenen Sandboxes betreiben?
← Das da sind keine Klaviertasten. Es sind Synthesizertasten. Doch, da gibt es Unterschiede.
Ich kann es euch erklären. Ich kann es aber nicht für euch verstehen. Das müßt ihr schon selbst tun.
INTJ nach Myers-Briggs