Lebenslügen und die Suche nach wahrhaftigem Glücksempfinden

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ERSTER BEITRAG DES THEMAS
zumsel

Lebenslügen und die Suche nach wahrhaftigem Glücksempfinden

Beitrag von zumsel »

Kühlen Kopf euch allen,

ich trage derzeit einen Gedanken in mir, der viel mit dem AB-Thema zu tun hat und den ich euch mit einem Erlebnis näher bringen möchte.
In meiner Nachbarschaft wohnt eine alte Frau. Sie hat ihren Bruder verloren mit dem sie lange zusammen wohnte. Jetzt ist sie allein. Ich helfe ihr ab und zu, indem ich ihren Grünabfall vom Garten mit meinem Auto zur Entsorgung bringe. Sie erzählt mir immer wieder die gleiche Geschichte. Sie bekam in jungen Jahren die Diagnose keine Kinder bekommen zu können. Deshalb kam auch nie eine Beziehung zu stande. Sie sagt dann immer:"So ist das Leben" und "man muss das Leben nehmen wie es kommt" und wirkt dabei sehr resolut und von sich überzeugt. Doch dann erzählt sie, was sie alles für die Kinder ihrer Schwester getan hat und es schwingt so viel Wehmut darin, dass sie keine eigene Familie hatte. Nach außen hin bestärkt sie sich selbst darin, dass ihr Leben gut ist so wie es ist. Doch insgeheim scheint sie es nicht verarbeitet zu haben nicht das Leben gelebt zu haben, dass sie sich gewünscht hat.

Es triggert meine größte Angst. Das ich das tue, was in meiner Macht steht und trotzdem das Gefühl bleibt, nicht dorthin gekommen zu sein wo ich hin wollte. Es klingt so einfach sich aus diesem Dilemma herauszudenken und ganz neue Ansätze für sich zu finden, mit denen man in Einklang zu sich selbst leben kann. Die Suche nach Wahrhaftigkeit, nach unumstößlichen Wahrheiten, die nicht nur in meinem Hirn sondern auch in meinem Herz ankommen wird immer mehr zu meinem Antrieb, weil es für mich schwerer ist als gedacht mich da rauszuwinden. Wenn ich mal alt bin, will ich mir nichts einreden müssen. Ich will gefestigt sein. Gefestigt im Glück und nicht gefestigt im Schmerz existenzielle Erfahrungen des Leben nicht verarbeitet zu haben.

Ich will ehrlich zu mir sagen können:
"Zumsel, es war gut so wie es war."

Vielleicht war ich aus dieser Skepsis heraus lange nicht bereit mich Ex-Ab zu nennen weil mein Herz nach allen vorangegangenen Verletzungen einfach nicht hinterher kam.
Vielleicht bin ich deshalb noch immer hier.
Ich weiß es nicht.
Aber ich suche Antworten.

Gibt es Dinge, in denen ihr euch Belügt oder milder formuliert: bei denen ihr nicht im Einklang mit euch selbst seid ? Wie geht ihr damit um? Decke drüber und schweigen oder Konfrontiert ihr euch bewusst damit ?

Sorry wenn der Text zu abgespaced war. Einfacher konnte ich meine Gedanken gerade nicht formulieren.

LG vom nachdenklichen Zumsel

ERSTER BEITRAG DES THEMAS
Ninja Turtle

Re: Lebenslügen und die Suche nach wahrhaftigem Glücksempfinden

Beitrag von Ninja Turtle »

zumsel hat geschrieben: 30 Mai 2018 19:46 Gibt es Dinge, in denen ihr euch Belügt oder milder formuliert: bei denen ihr nicht im Einklang mit euch selbst seid?
Das es ok ist, dass ich keinen Kontakt mit meiner Mutter habe.

Ich zieh mir jetzt die Decke über den Kopf. Gute Nacht. 🌙
Dandy

Re: Lebenslügen und die Suche nach wahrhaftigem Glücksempfinden

Beitrag von Dandy »

Erstmal: Hat es einen bestimmten Grund, dass du diesen Thread im Bereich "Erste Beziehung" gepostet hast? Der Inhalt deines Posts war nicht das, was ich in diesem Bereich erwartet hätte.

Aber nun zur Sache: Ich habe oftmals auch die Befürchtung, dass ich mir selbst am Ende meines Lebens sagen werde: "Ach, es war alles Mist und nicht die ganze Mühe wert". Der Gedanke, dass ich so eines Tages auf mein Leben zurückblicken könnte, macht mich manchmal ziemlich fertig.

Wie vermutlich viele andere in diesem Forum habe auch ich einen etwas andersartigen, ungewöhnlichen Lebenslauf bis dato gehabt. Von Glück erfüllt war er nicht, da man viele meiner bisherigen Jahre getrost in die Tonne werfen kann. Ein ganzes Stück ist also bereits weg und wird nicht wiederkommen. Die Jugend, die von vielen als die beste Zeit benannt wird, blieb bei mir auf der Strecke, somit fällt das z.B. schonmal für einen positiven Rückblick komplett weg.

Aber ich stecke eben meine volle Hoffnung in die Zukunft. Ich bin mir dessen bewusst, dass mein Lebenslauf nie "ganz normal" sein wird, aber solange ich meine noch vorhandenen Ziele erreiche, bevor es zu spät ist, wird mir alles andere komplett scheißegal sein.

Ich werde allerdings nur dann Frieden mit dem Leben schließen können, falls ich diese Ziele tatsächlich erreiche. Sollte ich sie nicht erreichen, werde ich mir auch nichts schönreden oder mich selbst belügen, sondern mir gnadenlos eingestehen, dass es scheiße gelaufen ist.
zumsel

Re: Lebenslügen und die Suche nach wahrhaftigem Glücksempfinden

Beitrag von zumsel »

jim-dandy hat geschrieben: 30 Mai 2018 20:31 Erstmal: Hat es einen bestimmten Grund, dass du diesen Thread im Bereich "Erste Beziehung" gepostet hast? Der Inhalt deines Posts war nicht das, was ich in diesem Bereich erwartet hätte.

Aber nun zur Sache: Ich habe oftmals auch die Befürchtung, dass ich mir selbst am Ende meines Lebens sagen werde: "Ach, es war alles Mist und nicht die ganze Mühe wert". Der Gedanke, dass ich so eines Tages auf mein Leben zurückblicken könnte, macht mich manchmal ziemlich fertig.

Wie vermutlich viele andere in diesem Forum habe auch ich einen etwas andersartigen, ungewöhnlichen Lebenslauf bis dato gehabt. Von Glück erfüllt war er nicht, da man viele meiner bisherigen Jahre getrost in die Tonne werfen kann. Ein ganzes Stück ist also bereits weg und wird nicht wiederkommen. Die Jugend, die von vielen als die beste Zeit benannt wird, blieb bei mir auf der Strecke, somit fällt das z.B. schonmal für einen positiven Rückblick komplett weg.

Aber ich stecke eben meine volle Hoffnung in die Zukunft. Ich bin mir dessen bewusst, dass mein Lebenslauf nie "ganz normal" sein wird, aber solange ich meine noch vorhandenen Ziele erreiche, bevor es zu spät ist, wird mir alles andere komplett scheißegal sein.

Ich werde allerdings nur dann Frieden mit dem Leben schließen können, falls ich diese Ziele tatsächlich erreiche. Sollte ich sie nicht erreichen, werde ich mir auch nichts schönreden oder mich selbst belügen, sondern mir gnadenlos eingestehen, dass es scheiße gelaufen ist.
Ich wünsche dir, dass du deine Ziele erreichst. Und wenn nicht alle, dann wenigstens die dir persönlich wichtigsten.

Ich habe in diesem Thread gepostet, da ich mittlerweile völlig verwirrt bin wo ich mich noch äußern kann, ohne dass ich PNs bekomme, in denen steht, dass sich jemand durch meine Äußerungen verletzt fühlt bzw potentiell fühlen könnte. Ich möchte niemandem weh tun. Außerdem ist mein Post eine Antwort darauf, wie meine Gedanken sind obwohl ich jetzt eine schöne Beziehung habe. Daher habe ich hier gepostet.
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Re: Lebenslügen und die Suche nach wahrhaftigem Glücksempfinden

Beitrag von Montecristo »

zumsel hat geschrieben: 30 Mai 2018 19:46 Gibt es Dinge, in denen ihr euch Belügt oder milder formuliert: bei denen ihr nicht im Einklang mit euch selbst seid ? Wie geht ihr damit um? Decke drüber und schweigen oder Konfrontiert ihr euch bewusst damit ?
Nein, denn so würde ich nicht leben wollen.

Auf meiner Hochzeitsfeier, gab es einen Künstler, der Rudelsingen veranstaltete. Ein Lied war: My way.
Die (fast erschreckende) Erkenntnis des Abends war, dass ich mein Leben tatsächlich auf diese Art zusammenfassen konnte. Ich hatte es so gemacht, wie ich es für richtig gehalten hatte. Was für mich sehr überraschend war. Mein Leben, mit allen Irrungen und Wirrungen, war an ein paar Stellen sehr kompromisslos gewesen.

Am Endes eines Lebens kann man lange darüber nachdenken, ob es hätte anders kommen können. Und ganz sicher hätte es völlig anders kommen können. Ob sich dann Zufriedenheit einstellt, ist eine andere Frage. Ich glaube aber, dass Deine Bekannte das Gefühl der Unzufriedenheit viel früher hatte. Vermutlich hat es sie ihr ganzes Leben lang begleitet.
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Re: Lebenslügen und die Suche nach wahrhaftigem Glücksempfinden

Beitrag von Axolotl »

Die Frage ist doch nicht, ob wir etwas haben bei dem wir uns selbst belügen. Kleiner Exkurs zum Thema Mensch sein. Jeder hat etwas womit er sich selbst belügt. Und ich denke bei uns (ex) AB's ist das sogar noch deutlicher der Fall, als bei "normalen" Menschen. Die Frage die man stellen muss, hilft die Lüge einem selbst?
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Re: Lebenslügen und die Suche nach wahrhaftigem Glücksempfinden

Beitrag von Tania »

zumsel hat geschrieben: 30 Mai 2018 19:46 Es triggert meine größte Angst. Das ich das tue, was in meiner Macht steht und trotzdem das Gefühl bleibt, nicht dorthin gekommen zu sein wo ich hin wollte.
Ach zumsel ... :umarmung2:

Für mich war es ein riesiger Schock, als ich irgendwann gezwungen war zu bemerken: auch wenn ich alles mir nur Mögliche tue - ein paar Dinge, für die ich alles geben würde, werde ich schlichtweg nicht bekommen. Und ein paar Erlebnisse, die ich nie haben wollte, werde ich trotz aller Mühen erleben.

Ich weiß inzwischen mit Sicherheit: ich werde nie dahin kommen, wo ich hin wollte. Ein paar Träume hat das Leben bereits zerstört, und ich rechne damit, dass weitere folgen werden.

So ist die Situation. Ich kann nun schon mal damit anfangen, das Gefühl zu genießen, nicht dahin gekommen zu sein, wohin ich kommen wollte. Oder ich kann mir einreden, dass ich das ja eh nicht so dringend wollte. Ich könnte natürlich auch eine Zeitmaschine erfinden, und mein Leben so oft neu beginnen, bis es endlich zufriedenstellend läuft.

Aber ich hab mich entschieden, es einfach zu akzeptieren. Wie Deine Nachbarin das Leben zu nehmen, wie es kommt. Das bedeutet nicht, dass ich damit völlig glücklich bin. Aber ich bin eben auch nicht völlig unglücklich. Die Dinge, die noch positiv laufen, nehme ich durchaus wahr. Und ich versuche, sie nicht dadurch abzuwerten, dass ich sie immer wieder mit dem einst erträumten Optimum vergleiche. Ganz erfolgreich bin ich dabei nicht - aber auch das muss ich halt teilweise akzeptieren, teilweise weiter dran arbeiten.

Befindet sich irgendwo unter Deiner Trashkommunikation vielleicht das berühmte Gelassenheitsgebet?
Zukünftig hauptsächlich im https://www.ab-forum.de zu finden.
Nonkonformist

Re: Lebenslügen und die Suche nach wahrhaftigem Glücksempfinden

Beitrag von Nonkonformist »

Mein leben war mal ziemlich OK, ich habe mal viel erreicht von dem was ich erreichen wollte, und seit ich das meiste von dem wieder verloren habe, und ich nicht weiss, wie ich wieder auf dem gleis komme, ist das leben zur zeit fuer mich ein grosser misthaufen. Meine letzten vier jahre oder so sind eigentlich komplett fuer die tonne. Ich lenke mich mit so kleinen sachen ab, aber kleine vergnuegen ersetzen keine grosse lebensthemen. Zum gluecklich aufstehen brauche ich mehr als ein bisschen sonnenschein am himmel, oder vogelgesang. So einfach voller selbstbeschiss mich einreden das ich gluecklich bin funktioniert bei mir null, dafuer muessen bei mir ausseren umstaende stimmen, glueck ist fuer mich nicht nur eine einstellungssache: es ist der verhaeltnis der wuensche und erwartungen, was man davon erreicht hat, und was davon erreichbar ist. Ich bin nicht dazu faehig an ersatztraume zu glauben. Ist die diskrepanz zwisschen was ich mir wuensche, und was fuer mich erreichbar ist, zu gross, fuehle ich mich frustriert und ungluecklich. Diese wuenche gross anpassen weil sie nicht (mehr) erreichbar sind ist fuer mich eine art selbstbeschiss. Eine art rationeller pragtamismus - und, im grunde, defaitismus - an den ich nie richtig glauben kann.
Ich bin nicht gut in solchen kognitiven dissonanz.

Ob das einem gluecklicher macht ist natuerlich eine andere sache.
Es ist der fluch der idealisten.
Aber ich bin lieber ehrlich ungluecklich als mir tag am tag etwas vor zu machen.

(und ich troste mir mit den gedanke das ich zumindestens einge gute jahre hinter mir habe, das ich eine weile mein traumleben gelebt habe.)
Zuletzt geändert von Nonkonformist am 31 Mai 2018 07:35, insgesamt 1-mal geändert.
Stabil

Re: Lebenslügen und die Suche nach wahrhaftigem Glücksempfinden

Beitrag von Stabil »

zumsel hat geschrieben: 30 Mai 2018 19:46 ... nicht im Einklang mit euch selbst seid ? ...
Gute Fragen.
Vollständig im Einklang mit mir selbst bin ich wohl nie. Es gibt immer offene Fragen und widersprüchliche Regungen. Aber damit lässt sichs eigentlich recht gut leben. Ich find es nicht schlecht, fortlaufend interessante Widersprüche zu lösen zu haben. Das passt schon.

Wenn ich den aufgeworfenen Fragen jetzt so nach gehe, merke ich dass ich mit ein paar Punkten anders umgehe.
Für mich persönlich halte den Anspruch, zu mir sagen zu wollen: " es war gut so wie es war" für viel zu hoch gegriffen. Das wäre eine umfassende Bilanz, die brauche ich nicht. Ich will auch nicht aufrechnen. Natürlich habe ich im Leben viel falsch gemacht. Natürlich habe ich mich oft nachhaltig verletzt gefühlt. Aber das schleppe ich nicht zum Aufrechnen mit mir herum. Diese Dinge bereinige ich, so gut ich kann, handle jetzt, so gut ich kann, lebe Beziehung so gut ich kann und schau darauf, dass es in der Beziehung uns beiden gut geht.

Ich will einmal sagen: "Danke für die vielen schönen Begegnungen, Erlebnisse, Dinge, die ich erleben durfte."

Heute bin ich "nicht dorthin gekommen ... wo ich hin wollte." Das beunruhigt mich nicht. Das Leben hat mich verändert, Begegnungen, Beziehungen (im allgemeinen Sinn) haben mich verändert. Ich habe mich verändert.
Ich bin glücklich dort zu sein, wo ich heute sein will. Und selbst hier bin ich noch in Bewegung. Selbst, das, was ich für die Wahrheit halte, ist in Bewegung.

Ninjas Anmerkung erinnert mich an einen der grössten Widersprüche, den ich in meinem Leben zu bereinigen hatte. Er schrieb: "Das es ok ist, dass ich keinen Kontakt mit meiner Mutter habe."
Meine Lösung ist, mich gerne an die Liebe zu meiner Mutter zu erinnern, die ich erlebt habe, als ich Kind war, und zu akzeptieren, dass ich eines Tages erkannt habe, dass es mich überforderte, mich länger ihrem Verhalten aus zu setzen.

Das war möglich, da ich davor entschieden hatte, meiner Befreiung aus der Depression sehr hohe Priorität ein zu räumen. Dazu hatte auch gehört, zu erkennen, dass meine Kraft und meine Lebenszeit begrenzt sind.

Das Leben erscheint mir wie eine Reise mit einer sehr schlechten Karte. Man kann auch nach vielen Irrwegen gut ankommen. Das Ziel war ein Punkt auf der Karte, ankommen wird man an an einem Punkt in der Landschaft. Das kann gar nicht das selbe sein.
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Re: Lebenslügen und die Suche nach wahrhaftigem Glücksempfinden

Beitrag von Montecristo »

Aber was ist "Lebenslüge"? Damit ist ja nicht grundsätzlich gemeint, dass sich manche Erwartungen nicht erfüllt haben oder nie erfüllen werden. Deshalb verstehe ich das Beispiel aus dem Eröffnungsbeitrag nicht so ganz. Eine Lüge bedeutet ja Unwahrheit. Lebenslüge ist also, dass man bewusst eine Unwahrheit glaubt. Im Extremfall quasi eine Phantasie lebt.
Auf SBs habe ich das immer wieder mal erlebt. Es ist extrem unattraktiv.
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Re: Lebenslügen und die Suche nach wahrhaftigem Glücksempfinden

Beitrag von Montecristo »

Axolotl hat geschrieben: 30 Mai 2018 21:13 Jeder hat etwas womit er sich selbst belügt.
Ja.
Axolotl hat geschrieben: 30 Mai 2018 21:13 Die Frage die man stellen muss, hilft die Lüge einem selbst?
Nein. Die Frage ist, wie weit die Lüge mit der Realität kollidiert. Ab einem gewissen Punkt, kann man sich eben nichts mehr vormachen ohne Schaden zu nehmen.
Im Leben geht es zu 10% um das, was passiert und zu 90% wie wir darauf reagieren.
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Re: Lebenslügen und die Suche nach wahrhaftigem Glücksempfinden

Beitrag von NeC »

zumsel hat geschrieben: 30 Mai 2018 19:46 Es triggert meine größte Angst. Das ich das tue, was in meiner Macht steht und trotzdem das Gefühl bleibt, nicht dorthin gekommen zu sein wo ich hin wollte.
Es spielt doch eigentlich keine so große Rolle, wohin man irgendwann einmal wollte. Die Ziele können sich mit fortschreitender Zeit und wachsender Lebenserfahrung verändern, und tun das ziemlich oft auch. Das ist zum einen ganz normal, und zum anderen auch noch sehr gut so, denn es ermöglicht uns zu wachsen und das Steuer in der Hand zu behalten, satt blind bzw. auf Autopilot irgendwelchen Dogmen nachzujagen.
zumsel hat geschrieben: 30 Mai 2018 19:46 Wenn ich mal alt bin, will ich mir nichts einreden müssen.
(...)
Ich will ehrlich zu mir sagen können:
"Zumsel, es war gut so wie es war."
Warum denn erst, wenn Du mal alt bist? :frech2:

Im Ernst: kannst Du das nicht jetzt schon? Schau Dich doch mal an: Du bist aus dem AB-tum herausgekommen, bist (vermutlich) viel authentischer und kommunikativer als früher, kannst Leute für Dich einnehmen, und hast eine bestimmt ganz wunderbare Freundin! (...die ich zwar persönlich nicht kenne, aber allein die Beiträge hier klangen doch so wunderbar sympathisch!) War das nicht gut so, wie es bisher gelaufen ist?

Klar, Dein Leben war (wie bei vielen von uns) nicht immer nur ein Ponyhof. Aber letztlich hat (auch) die ganze Scheiße genau den tollen Menschen aus Dir gemacht, der Du heute bist. Und den Deine Freundin liebt! Wenn da keine Steine im Weg gelegen hätten - bestimmt wärst Du Deiner jetzigen Freundin nie begegnet. Und vielleicht hättest Du nie diese krasse Wandlung vollziehen können, und Dir damit auf die harte Tour bewiesen, zu was Du alles fähig bist.
asymetric
Kennt sich hier gut aus
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Re: Lebenslügen und die Suche nach wahrhaftigem Glücksempfinden

Beitrag von asymetric »

Ich denke mal die Grundfrage ist wie verarbeitet das Gesamtsystem Mensch einen unerfüllbare tiefsitzenden Wunsch? Eine Diskrepanz zwischen
emotionalen und rationalen Teil des Bewusstseins?

Was ich jetzt schon bereue?
Mein Leben nicht aggressiver angegangen zu sein. Zu ängstlich gewesen zu sein. Zu schwach. Zu naiv. -- Welche Scheisse ist da in meinem Kopf falsch verkabelt?

Ich hatte kürzlich erst wieder so eine Phase wo ich merkte das ich etwas vermisse, oder besser gesagt wie sehr ich es mir wünsche. Wäre ich ein guter Liebhaber? Zur Zeit wohl kaum. Noch zu viele Knoten in meinem Kopf, als das ich fähig wäre dies zu sein. Werde ich es jemals sein? Was will ich mehr machen als mich anzustrengen zu wachsen? Es ist möglich das ich dieses Ziel niemals erreiche. Ja, es macht mir Angst, doch ich frage mich was bringt es mir Angst zu haben vor etwas dem ich möglicherweise nicht entfliehen kann? Daher versuche ich diese Angst los zu lassen.
Das Gefühl das etwas fehlt bleibt. Doch wo Schmerz ist, ist auch noch Leben.

Es wird immer Dinge geben die man im Leben nicht schaffen kann. Die Lebenszeit ist begrenzt, also können wir auch nur eine begrenzte Anzahl Dinge tun, bevor die Atome welche wir jetzt gerade für uns geborgt haben an jemand neuen gehen.
Ziehe Gedanken ins Extrem, was hättest du denn erreichen müssen damit du dir zweifelsfrei sagen kannst "Dieses Leben hast du gut gelebt?"

Ich denke mal deine Ansprüche werden sich an deine Gegebenheiten anpassen, werden immer grösser sein als das du sie erfüllen kannst.

"But man was made with a hole in his heart, a hole that no possession, power or knowledge could fill..." Das ist die Natur der Dinge. Für jede erhaltene Antwort gibt es zwei neue Fragen.

Meine Jugend war nicht aufregend, nicht viel wirklich schönes an was ich mich gerne erinnere.
Egal wie viel ich noch schaffen muss, um die Version von mir zu sein die ich sein will, egal wie fern und unerreichbar mir das Ziel erscheint, oder besser gesagt es sich anfühlt - ich war ihm noch nie so nahe wie jetzt.
Mir half mein Verstand diese emotionalen Stimmungschwankungen etwas entgegenzusetzen. Doch ich weis nicht ob ich dir raten sollte es auch so zu tun, denn ich weis das dort an dieser Stelle bei mir noch irgendwas fundamental verknotet ist, doch habe noch nicht begriffen was genau.


Wegen dem ungewollten Verletzen anderer: du KANNST es niemals allen recht machen. Deine Motive sind hehr, aber in der Realität nicht umsetzbar.
Eher schaffst du es Materie durch reine Gedankenkraft zu materialisieren.
Liebe wird aus Mut gemacht.
Bergkristall

Re: Lebenslügen und die Suche nach wahrhaftigem Glücksempfinden

Beitrag von Bergkristall »

Letztlich belügen wir uns alle vermutlich in irgendeiner Hinsicht und merken es manchmal nicht einmal, weil man sich am allerbesten unbewusst belügen kann.
Bis wir etwas Neues dazu lernen und das ggf. falsche Konstrukt auffliegt.
Erst dann sehen wir, dass wir vielleicht lange Zeit das klassische Brett vorm Kopf hatten und uns tagtäglich falsche Dinge eingeredet oder uns damit entschuldigt haben.

Das ist eigentlich - vielleicht - nicht mal schlimm.
Vielleicht haben wir diese Lebenslügen in diesen Phasen dann gebraucht, bis wir stark genug waren was Anderes zu versuchen.

Das ist für mich der Hauptpunkt.
Das ganze Leben besteht aus stetiger Veränderung.

Und ich hoffe, wenn ich es so gut lebe wie ich es kann, mich selbst und Andere wertschätze und die guten Erfahrungen mitnehme, die sich anbieten und die ich wahrnehmen kann, dann werd ich am Ende auch nichts zu bereuen haben.

Schlechte Erfahrungen aus der Vergangenheit sind vorbei und eigene Fehler versuche ich mir so gut ich kann zu vergeben.
Was ich erreichen will wird sich vielleicht noch viele Male verändern bis die Bahre ansteht - hoffe ich mal.

Ich denke unter dem Strich ist es einzig und allein wichtig, überwiegend glücklich und zufrieden gewesen zu sein.

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