Übertriebene Verlustängste

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ERSTER BEITRAG DES THEMAS
blaugraugrün

Übertriebene Verlustängste

Beitrag von blaugraugrün »

Hallo,

ich hatte hier nur vor Längerem (damals in einer von vielen unerwiderten Lieben hängend) im Vorstellungsforum geschrieben, sonst nur gelesen, aber jetzt mal hier:

Ich habe mich bis vor Kurzem noch voll für dieses Forum qualifiziert, nun hat es im zarten Alter von 29 zwischen mir und Jemandem, mit dem ich schon länger befreundet war gefunkt. Der Mensch ist wunderbar, unsere Beziehung bislang auch und das Einzige, was ich hier "bereue" ist, dass wir das nicht eher hinbekommen haben. Immerhin hatten wir einander schon ewig vor der Nase.
Nun befällt mich aber, besonders wenn er nicht in der Nähe ist, was gerade der Fall ist, denn er ist dienstlich verreist, oft so ein unglaublich lähmendes Gefühl drohenden Unheils. Dann gehen meine Gedanken von "Das habe ich doch gar nicht verdient" über "Das ist alles nur ein Missverständnis" hin zu "Bald wird er festestellen, dass ich eigentlich gar nicht liebenswert bin und gehen" Letzteres ist gerade so ein bisschen mein zentraler Gedanke. Manchmal bekomme ich Angst, wenn ich sehe, dass ich eine Mail von ihm bekommen habe, weil ich denke, er schreibt mir jetzt, er hat sich alles anders überlegt.

Ich weiß nicht, ob das mit meinem Alter zu tun (sicher schon auch irgendwie mit der Angst, dass ich nochmal 29 Jahre warten muss bis ich wieder Jemanden finde, aber ich will ja gar Niemanden anders finden. Von meiner Partnerwahl bin ich sehr überzeugt :D )hat oder ob das in der Anfangsphase vielleicht Jeder hat. Ich kann´s ja mit nichts vergleichen. Ich habe nur ein bisschen Angst, dass ich irgendwann anfange, mich dementsprechend zu verhalten und damit was kaputt mache (Und da ist es schon wieder! Ich denke permament, ich mache gleich alles kaputt!) Meine Tendenz ist, glaube ich, gar nicht so sehr zu klammern, sondern einfach für mich aus irgendwelchen wirren Gedanken heraus anzunehmen, er will mich ja eh nicht und mich dann zurückzuziehen.

Vielleicht hat ja jemand von den spät Verpartnerten hier was dazu zu sagen... und dazu wie er mit solchen Unsicherheiten umgegangen ist.

ERSTER BEITRAG DES THEMAS
Uhas

Re: Übertriebene Verlustängste

Beitrag von Uhas »

Als ich gemerkt habe, dass ich die Verlustängste nicht mehr länger anständig verstecken konnte, habe ich es meinem Partner damals gesagt. Nicht um von ihm ein "Das ist doch alles Blödsinn, ich würde dich nie verlassen" als Antwort zu bekommen (was in der Beziehungsphase auch zuviel verlang gewesen wäre), sondern damit er wusste woher manche evtl. seltsam wirkende Reaktionen von mir kamen. Danach hab ich dann versucht die Ängste bestmöglich unter Kontrolle zu bekommen. Das war immer noch anstrengend, aber ich hatte zumindest die Sicherheit, dass er Bescheid wusste und ich daher weniger Gefahr lief, mir durch für ihn unerklärbares Verhalten etwas kaputt zu machen.

Ein gutes Mittel gegen die Ängste selbst hab ich nicht, ich werde sie sicherlich auch in der nächsten Partnerschaft erneut haben. Ich hab immer versucht sie mit Logik in meinem Kopf selbst so gut wie möglich anzufechten, was immerhin Teilerfolge gebracht hat. Aber ich denke auch schon ein offener Umgang mit den Ängsten selbst kann vieles vereinfachen.
Starman01

Re: Übertriebene Verlustängste

Beitrag von Starman01 »

Ich glaube, diese Verlustängste sind sehr normal und auch menschlich... Vor allem wir AB's sind vielleicht noch etwas sensibler in dieser Sache, da wir im Falle einer Beziehung ENDLICH das haben, was wir uns solange gewünscht haben... Und das die Verlustangst dabei hoch kommt (sicherlich nicht nur bei Beziehungen) ist wohl wirklich normal.

Und Uhas bringt das schön auf den Punkt.. Diese Gedanken, wenn auch kontraproduktiv (da sie durchaus fehlinterpretiert und etwas kaputt machen können) sind leider da, und es liegt an dir (uns) das wir das bekämpfen. Es aber beim Partner anzusprechen, halte ich ebenfalls für extrem wichtig... Er sollte wissen wie du denkst und fühlst, denn häufig können diese Dinge bzw. deine Reaktionen sonst fehlinterpretiert werden. Das du vielfach wirklich die "nun hab dich nicht so, ist doch alles in Ordnung" Antwort bekommst sollte dich dabei nicht abschrecken, nimm es einfach als positive Bestätigung und versuche die Gedanken unter Kontrolle zu kriegen, mit der Zeit wird es leichter.

Es ist sehr schwer, und ich bin da auch schon mehrmals durch, aber ansprechen ist das beste... Nur mach es auf keinem Fall zum Dauerthema, sonst erzielst du den Gegenseitigen Effekt. Eine Beziehung ist vor allem eine Vertrauenssache, und zu starke Verlustängste könnten unter Umständen als mangelndes Vertrauen aufgefaßt werden.

Versuche dich zu entspannen, und achte BEWUSST auf deine Gedanken. Wenn diese hochkommen, dann bekämpfe sie, und wenn es zu schlimm wird sprich drüber, oder suche seine Nähe (das hat den gleichen Effekt).

Du schaffst das schon :winken:
alanui

Re: Übertriebene Verlustängste

Beitrag von alanui »

Spreche mit Deinem Partner über Deine Verlustängste. Offenheit ist da die beste Wahl. Und je länger die Beziehung dauert desto sicherer wirst Du werden. (So war es bei mir.) Mein Freund ist unter der Woche auch immer dienstlich unterwegs und wir sehen uns zur Zeit nur am Wochenende. Das ist hart, aber es schweisst eine auch zusammen.

Aus Deinen Äußerungen zu schließen musst Du auch ein bißchen an Deinem Selbstbewusstsein arbeiten. :-) Du hast einen Freund wie ihn verdient und wieso sollte er Dich nicht wollen? Das ist doch Quatsch!

Ich denke auch dass Du das hinbekommst :good: .
mutmax21

Re: Übertriebene Verlustängste

Beitrag von mutmax21 »

Ich habe auch ziemliche Verlustängste meiner Freundin gegenüber...

Letzte Woche erst hat sie mir aber echt schockierendes "gebeichtet": Sie hat mir gesagt, dass sie im Dezember schon alles für einen Suizid vorbereitet hatte, weil wir uns gestritten haben wegen einer Weihnachtsfeier... Ich weiß echt nicht was ich denken soll... Macht mich die ganze Woche schon fertig... Ich habe sie jetzt so "bearbeitet", dass sie mal zu einem Psychiater schaut... Habe echt Angst um sie... :sadman:
w82nrw

Re: Übertriebene Verlustängste

Beitrag von w82nrw »

mutmax21 hat geschrieben:Habe echt Angst um sie... :sadman:
sag ihr das und auch dass sie dir wichtig ist. Du kannst ihr anbieten sie zu einem Arzttermin zu begleiten. Wenn sie erstmal keinen Termin möchte kannst du darauf hinweisen dass Psychiater ohnehin eine lange (oft Monate) Wartezeit haben und sie ja erstmal nur einen Termin ausmachen kann. Suizidgedanken können einmalig bleiben, schwieriger ist es wenn sie im Rahmen einer Grunderkrankung auftreten.
jweihgold

Re: Übertriebene Verlustängste

Beitrag von jweihgold »

Hallo blaugragrün,
blaugraugrün hat geschrieben:Nun befällt mich aber, besonders wenn er nicht in der Nähe ist, was gerade der Fall ist, denn dienstlich verreist, oft so ein unglaublich lähmendes Gefühl drohenden Unheils. Dann gehen meine Gedanken von "Das habe ich doch gar nicht verdient" über "Das ist alles nur ein Missverständnis" hin zu "Bald wird er festestellen, dass ich eigentlich gar nicht liebenswert bin und gehen" Letzteres ist gerade so ein bisschen mein zentraler Gedanke. Manchmal bekomme ich Angst, wenn ich sehe, dass ich eine Mail von ihm bekommen habe, weil ich denke, er schreibt mir jetzt, er hat sich alles anders überlegt.
Ich kenn das. Ist ein saublödes Gefühl und man weiß nicht was man dagegen tun kann.
Doch du musst jetzt lernen loslassen zu können - den ohne das "loslassen" hintertreibst du (ohne das zu wollen) deine Beziehung, das wird irgendwann einmal dann nagender, zweifelender Schmerz, wenn du dein Gedankenkarusell nicht stoppst. Das merkt spätestens dann auch dein Partner.
Ich weiß nicht, ob das mit meinem Alter zu tun (sicher schon auch irgendwie mit der Angst, dass ich nochmal 29 Jahre warten muss bis ich wieder Jemanden finde, aber ich will ja gar Niemanden anders finden.
Solche Ängste plagen einen auch noch mit Mitte 40. Und die werden dich auch noch mit 100 plagen, wenn du das nicht durch Alzheimer vergessen tust :)
Das Leben ist nicht leicht, und man muss manchmal seine Lektionen auf dem harten Weg lernen. Deine Lektion die du zu lernen hast ist loszulassen, darauf zu Vertrauen das dein Partner zu Dir zurückkommt - was er sicher auch tun wird, wenn er weiß das du ihm in der Hinsicht vertraust.
s schon wieder! Ich denke permament, ich mache gleich alles kaputt!) Meine Tendenz ist, glaube ich, gar nicht so sehr zu klammern, sondern einfach für mich aus irgendwelchen wirren Gedanken heraus anzunehmen, er will mich ja eh nicht und mich dann zurückzuziehen.
Falscher Weg. Er will dich und nur dich. Dich in dein Schneckenhaus einzuigeln ist der sicherste Weg ihn wieder loszuwerden - es sei den du willst das. Rede mit ihm darüber, sag ihm das du ihm wichtig bist, das du Ängste hast wenn er nicht bei Dir ist und er dir fehlt wenn er auf Aussendienst ist. Kommunikation ist wichtig - redet miteinander auch übereinander !
Und zum reden findet sich immer ein Weg, wir haben 2013, Handy, Internet alles ist weltweit möglich und man muss nicht mehr jahrelang damit leben nicht zu wissen was dein Partner so macht (Wie in früheren Jahrhunderten wo man sich teils 10 und mehr Jahre nicht sah...und trotzdem ein Paar blieb)
Vielleicht hat ja jemand von den spät Verpartnerten hier was dazu zu sagen... und dazu wie er mit solchen Unsicherheiten umgegangen ist.
Du kannst auch 100 sein - mit solchen Ängsten muss man leben.
Es hilft mir zu sagen, das mich mein Partner wegen dem, was ich bin, mich liebt und er alles dafür tut mir nicht weh zu tun - allerdings das Sie das gleiche auch von mir erwarten darf.
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marwie
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Re: Übertriebene Verlustängste

Beitrag von marwie »

mutmax21 hat geschrieben:Ich habe auch ziemliche Verlustängste meiner Freundin gegenüber...

Letzte Woche erst hat sie mir aber echt schockierendes "gebeichtet": Sie hat mir gesagt, dass sie im Dezember schon alles für einen Suizid vorbereitet hatte, weil wir uns gestritten haben wegen einer Weihnachtsfeier... Ich weiß echt nicht was ich denken soll... Macht mich die ganze Woche schon fertig... Ich habe sie jetzt so "bearbeitet", dass sie mal zu einem Psychiater schaut... Habe echt Angst um sie... :sadman:
Sowas ist mist, hoffentlich lässt sie sich professionell helfen... Das Problem ist auch, dass manche Frauen Suizid Androhungen als Druckmittel verwenden, dass der Mann sie nicht verlässt...
Ist auch schwierig, sich von einer mit Suizidgedanken zu trennen, bevor man sich aber psychisch kaputt machen lässt, würde ich eine Zwangseinweisung wegen akuter Suizidgefahr in Erwägung ziehen... (nur als letztes Mittel versteht sich).
mutmax21

Re: Übertriebene Verlustängste

Beitrag von mutmax21 »

Hm, naja... Ich glaube nicht, dass es ein Druckmittel ist... Hätte sie ja gar nicht nötig, weil ich sowieso nicht daran denke sie überhaupt jemals wieder zu verlassen...

Irgendwie denke ich, dass uns das auch näher zusammenbringt... Ich weiß jetzt wirklich viel mehr über sie und ich kann sie jetzt besser verstehen... Anderseits ist das auch eine Welt die ich nur aus dem Fernsehen kenne: Bulimie, Magersucht, wochenlanges apathisches Rumstarren... Sie durfte anscheinend gar nicht mehr in den Sportunterricht, weil sie sonst zusammengeklappt wäre... Erklärt auch, warum sie solche Panik wegen ihren Zähnen hat... Das Zahnfleisch ist wegen der Magensäure wohl schon ziemlich zurückgegangen...
Ich versuch mich ganz normal zu verhalten so wie vorher auch... Nur habe ich jetzt irgendwie das Gefühl, dass sie dünner wird, obwohl sie mir immer erzählt, wieviel sie isst... Sie lernt ja gerade für ihr Mathe/Physik Examen... Nicht, dass ise da wieder in die alten Zwänge zurückfällt...

Ich glaube aber auch, dass wir füreinander geschaffen sind... Nicht umsonst bin ich der erste Typ mit dem sie länger als 3 Wochen zusammen ist (und am Aussehen liegt es definitv nicht! Könnte meiner Meinung nach bei Heidi mitlaufen, wenn sie 10 cm größer wär...) und sie meine erste Frau überhaupt... :shylove:

Warum denke ich gerade an den Thread?! Sie geht heute ohne mich aus... Seit Monaten das erste Mal, weil ich keine Zeit habe... Muss ein Seminar vorbereiten... :brille1:
Und ich bin schon ziemlich eifersüchtig, weil ich mir sicher bin, dass der Typ, der Geburtstag feiert, was von ihr will... :coolgun:
Genovevchen

Re: Übertriebene Verlustängste

Beitrag von Genovevchen »

Ich kenne diese Verlustängste. Wobei ich es bisher noch nicht mal bis zu einer Beziehung geschafft habe; sowas trat bei mir sogar schon in der Dating-Phase auf. Und da ist es natürlich erst recht tödlich :sadman:

Den Mann, mit dem ich aktuell schreibe, habe ich gebeten, es mir offen zu sagen, wenn er das Interesse verliert. Meine absolute Horrorvorstellung ist es, dass sich der Mann irgendwann einfach nicht mehr meldet, mich komplett ignoriert, alle Kontaktmöglichkeiten blockt usw. und ich ihm noch wochenlang sinnlos hinterherrenne, weil ich keine Gewissheit habe. Ich dachte, wenn er mir verspricht, dass er sich auf jeden Fall mit Anstand verabschiedet, würde ich nicht mehr jedes kleine Anzeichen eines Rückzugs so emotional dramatisieren. Weil ich die Gewissheit hätte: wenn er nicht mehr will, wird er es sagen.

Nun ja, aber leider bringt auch das nicht so viel. Ich ticke trotzdem noch aus, wenn er mal nicht zurückschreibt :cry: Denn Versprechen kann man ja nun mal auch brechen. Wahrscheinlich war diese Strategie von mir auch völlig falsch. Es war ein Versuch, Kontrolle zu erlangen - aber Kontrolle verstärkt die Angst bekanntermaßen nur.

Ich denke, das Einzige, was da wirklich fundamentale Besserung bringt: sich klarmachen, dass das Leben ggf. auch ohne diesen Menschen weitergehen würde.

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