Ich denke, für viele Menschen ist es ein Wunsch, das eigene Verhalten einordnen zu können. Daher vermutlich auch die Suche nach Beschreibungen.
Der Zusammenhang zwischen Singles und Menschen mit dieser Störung wird meiner Meinung am Ende des Artikels sehr gut erklärt:
'Nach wie vor aber wird es auch Menschen geben, die anderen lieber aus dem Wege gehen und am liebsten für sich alleine tätig sind. Die Mehrzahl davon aber ist nicht passiv, sondern durchaus aktiv, konstruktiv, und zwar sowohl im Beruf als auch in der Freizeit und dabei mit zum Teil erstaunlichen Erfolgen.
Und das heißt:
- Ein Single im herkömmlichen Sinne ist keinesfalls mit einer schizoiden Persönlichkeitsstruktur gleichzusetzen. Singles sind ein Phänomen unserer Zeit und Gesellschaft mit eigenen Vorzügen und Nachteilen.
- Natürlich kommt die Single-Mentalität einer schizoiden Persönlichkeitsstruktur eher entgegen. Je mehr Menschen für sich alleine leben und dies auch mit Genuss, zumindest bedingter Zufriedenheit tun, umso weniger fallen jene auf, die vielleicht noch einen Grad zurückgezogener sind, aber wegen dieser allgemeinen "Vereinzelungs-Tendenz" auch kaum zu längeren Diskussionen Anlass geben.
- Und schließlich mag es so manchen Misch-Typ geben, von der Wesensart her ein wenig schizoid, von der derzeit dominierenden Gesellschaftsstruktur her aber nicht untypisch. Und vor allem auch nicht an sich und seinem Leben leidend. Und durchaus erfolgreich im Beruf, besonders wenn sie selbständig sind oder für sich alleine arbeiten können. Oft genießen ja selbst ausgeprägte schizoide Persönlichkeiten einen hohen Stellenwert an ihrem Arbeitsplatz, weil sie wegen nicht einengender Bindungen beruflich flexibler einsetzbar sind, sich voll auf ihre Aufgaben konzentrieren können und dies auch als Chance empfinden (nach P. Fiedler).'
ps. Nach meinem Eindruck sind sich Psychologen und Psychiater ihrer eigenen Rolle bei einer Bewertung durchaus bewusst, wie es hier jemand beschreibt:
'forscherseitige Präkonzepte ("Vor"-Urteile, Werthaltungen, Ängste, Verunsicherungen, Tabuisierungen, Interessenlagen etc.) auf den Forschungsprozess einen wesentlichen Einfluss haben
...'
(
Forscher/innen-Reflexivität und qualitative sozialwissenschaftliche Methodik in der Psychologie)
Wie gross die Lücken sind, scheinen meiner Meinung nach die Beispiele, wie Gert Postel, aber immer wieder zu zeigen.