selina hat geschrieben: ↑27 Okt 2017 08:33
orthonormal hat geschrieben: ↑27 Okt 2017 08:18
Wenn die Vorgabe lautet, um jeden Preis zu vermeiden, dass sich Frauen belästigt fühlen könnten, ist der Verhaltensspielraum von Männern ziemlich gering.
Vor allem ist es ein Ding der Unmöglichkeit.
Das ist richtig, solange es schwarzereske, männerhassende "Schwanz ab!"-Kampfemanzen gibt, die jedes Mal, wo sie ein Mann anspricht, ohne sich vorher eine schriftliche Genehmigung einzuholen (die er eh nicht bekäme), am liebsten eine Streifenwagenbesatzung herbeitelefonieren würden (es aber zumindest dabei belassen, jedes einzelne Mal unter entsprechenden – und damit leider überstrapazierten – Hashtags zu twittern, weil sie sonst vor lauter Gerichtsprozessen zu nichts anderem mehr kämen).
Bei wiederum anderen Frauen hängt die Toleranzschwelle von der Attraktivität des Mannes an, der sie anspricht. Ist man unattraktiv, sollte man diesen Frauen nicht einmal einen Blick schenken, weil sie das schon als sexistisch und somit beleidigend und erniedrigend auffassen. ("Schön warm heute, konnte endlich wieder eins meiner Sommerkleider anziehen. Aber dieser Schrat hat mir im Vorbeigehen auf die Beine geglotzt. #metoo")
Volta hat geschrieben: ↑27 Okt 2017 09:15
Also ich sehe bei dem Zeitungsverkäufer keinen Sexismus.
Du bist ja auch ein Mann.
Solstice hat geschrieben: ↑27 Okt 2017 10:20
Ich finde meinen Beitrag nicht unsachlich. Er ist themenbezogen und ja, überspitzt. Meine Intention war, das Dilemma zu erörtern, was ich an der Debatte sehe. Es existiert m.E. durchaus die Möglichkeit des von mir geschilderten Szenarios mit dem Zeitungsmann, dem sexuelle Belästigung vorgeworfen wird.
Es las sich aber wie die ausdrückliche Forderung, Social-Justice-Warrior-mäßig die Existenz und das Leben jeden Mannes, der jemals eine Frau auf nicht eindeutig geschlechtsneutrale Art angesprochen hat, irreversibel und nachhaltig zu ruinieren.
Volta hat geschrieben: ↑27 Okt 2017 13:33
Dieses "unbedingt pro Frau" ist bei bento, zett und diesem ganzen Müll leider ziemlich normal.
...wo dann auch mittels zwanghaft an
jeder Stelle (selbst wenn eindeutig klar ist, wie alle betreffenden Personen zuzuordnen sind) gesetztem Gender-Asterisk dafür gesorgt wird, daß garantiert keines der inzwischen über 70 anerkannten und unendlich vielen zukünftigen Genders benachteiligt wird – wobei damit cissexuelle, heterosexuelle Männer leider nicht ausgeklammert werden können.
Giebenrath hat geschrieben: ↑27 Okt 2017 16:36
Unterhaltungsindustrie ist ja nochmal ein spezielles Thema.
Gerade die Superhelden mit ihrem Fokus aug rohe Körperlichkeit reproduzieren gänge Geschlechterklischees. Die Helden sind hypermännlich, die Heldin hypermännlich. Weibliche Superheldinnen sind keinesfalls ein Novum.
Als Kind der 80er muss ich natürlich folgende Frage stellen: Welche Figur ist sexistischer He-Man oder She-Ra?
Comics mit Mädchen als primäre Zielgruppe sind gar nicht so, nur wirken sie kaum weniger sexistisch, als die für Männer- eher das Gegenteil ist der Fall.
Die meisten erinnern sich vielleicht noch an Tomb Raider, die Computerspielfigur mit den Pistolenholster an den Strapsen. Symbolisiert sie Emanzipation oder nur pubertäre Männerphantasie? Die Sache ist meiner Meinung nach komplizierter.
Bemerkenswert ist, dass Unterhaltungsformate mit primär weiblicher Zielgruppe geradezu hemmungslos mit sexistischen Mustern arbeiten.
Da kann ich gut ein Stichwort in die Diskussion werfen:
Gendermarketing. Das-und-das ist für Jungen, das-und-das ist für Mädchen, Punkt. Ist so, war schon immer so, wird schon immer so sein.
Und genau an der Stelle hat Feminismus einmal ganz hervorragend funktioniert – nämlich als Hasbro 2007 sein größtes Mädchenfranchise,
My Little Pony, in die Hände von Lauren Faust legte. Gendermarketing und Sexismus führten nämlich, als sie ein Kind und
MLP in der 1. Generation war, zur Annahme, Mädchen seien pauschal für Charakter- oder Storytiefgang zu dumm und für Action und Spannung zu zartbesaitet. Folge: Lauren liebte
MLP (tut sie heute noch), empfand aber die damalige Trickserie aber als gehirnstaupeerregend doof.
Als sie damit beauftragt wurde, eine 4. Generation zu erschaffen, sah sie die Chance, genau dagegen vorzugehen, und nahm die auch wahr gegen alle Widerstände von Hasbros Teppichetage. Sie machte ein
MLP, das sie selbst gern gehabt hätte, als sie sieben Jahre alt war, und wovon sie wußte, daß viele andere Mädchen das auch gern so hätten. Und sie machte es so, daß auch deren Eltern es mit ansehen können. Den Titel "Prinzessin" tragen da keine Ballettprinzeßchen, sondern unter anderem eine deutlich über tausendjährige, weise Herrscherin, die sich aber trotzdem nicht zu schade ist, sich etwaige Feinde persönlich zur Brust zu nehmen, ihre kaum jüngere Schwester in nachtdunklen Farben, der man erst recht nicht in die Quere kommen sollte und die von der Bevölkerung beim Halloween-Pendant als Gruselfigur gefeiert wird, ein ehemaliger Vollnerd (jetzt nur noch Dreiviertelnerd) und ein Baby, das mit seinen magischen Fähigkeiten beim Niesen ein Loch in mindestens fünf Schichten Kristall sprengen kann. Ganz zu schweigen von den anderen weiblichen Charakteren, die es so bisher in Kinderunterhaltung – geschweige denn Mädchenunterhaltung – seit Jahrzehnten nicht mehr oder überhaupt noch nie gab.
Was dann passierte: Ein Franchise, das eigentlich für kleine Mädchen ist und bis zur 3½. Generation auch nur für die einigermaßen erträglich, hat in der 4. Generation weltweit über 10 Millionen jugendliche und erwachsene Fans – die meisten davon männlich!
Giebenrath hat geschrieben: ↑31 Okt 2017 16:26
orthonormal hat geschrieben: ↑31 Okt 2017 15:09Bis vor wenigen Jahren bin ich, wenn eine Frau mich umarmt hat, in Schockstarre verfallen – so groß war meine Angst, dass ich etwas falsch mache und damit irgendeine Grenze überschreite.
Eigentlich wurdest du doch in der Umarmungssituation belästigt.
orthonormal ist der lebende Beweis dafür, wie sehr eine hysterisch geführte Sexismus-Debatte einen Mann verunsichern kann.
Nicht nur einen, würde ich sagen. Zumindest trägt die Debatte stark dazu bei.
← Das da sind keine Klaviertasten. Es sind Synthesizertasten. Doch, da gibt es Unterschiede.
Ich kann es euch erklären. Ich kann es aber nicht für euch verstehen. Das müßt ihr schon selbst tun.
INTJ nach Myers-Briggs