Warum wollen Männer nicht tanzen?

[BartS]

Steht aber, seit diesem Jahr, auf meiner Jahresvorsatz-Liste mit dabei!

Wird sie auch 2019 auf Deiner Vorsatzliste stehen?

[BartS]

Leider ist es nicht besser geworden, Männer wollen immer noch nicht tanzen. Hab im Frühjahr wieder so eine Geschichte gehört, sie würde gerne mit ihrem Partner einen Kurs besuchen, aber sie hat zu wenig Ego, das Thema mit Nachdruck voran zu bringen. Er reagiert nur mit, "was, so ein Kurs geht über 8 Wochen, das ist ja viel zu lang".

[Volta]

Bin mal zu einem sonntäglichen Salsa-Kurs gegangen. Leider ist 1x in der Woche für einen Grobmotoriker wie mich viel zu wenig, um irgendwas hinzubekommen. Nach einer Woche habe ich alle Schritte schon wieder vergessen. Ich bräuchte quasi tägliche Lektionen... Dafür fehlt mir aber die Zeit, weil ich so viel beruflich rumreisen muss.

[Ranjid]

Ich kann nur für mich sprechen. Kein Interesse daran und peinlich ist es auch noch. Ich möchte so nicht in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden.

[BartS]

Naja, das ist die eine Seite, wenn Single-Männer davon sprechen, dass ihnen das peinlich ist (mit fremden Frauen) zu tanzen und so nicht in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden wollen. Schade genug. Aber was ich noch weniger verstehe ist, wenn Männer das Angebot ihrer Lebenspartnerin kategorisch ablehnen, mit ihnen von ganz unten das Tanzen zu lernen. Ich dachte immer, dass die Männer ihre Frauen lieben und begehren und was gibt es schöneres die Zeit gemeinsam so nah zu verbringen? Ich verstehe das einfach nicht.

[Volta]

Naja, wenn sie trotzdem mit ihm zusammen bleibt?

Warum sollten die Männer auf die Interessen ihrer Partnerin Rücksicht nehmen, wenn sie es nicht nötig haben?

[BartS]

Warum sollten die Männer auf die Interessen ihrer Partnerin Rücksicht nehmen, wenn sie es nicht nötig haben?

Oh oh da vergeht einem doch die Lust auf eine Partnerschaft, wenn man mit der Einstellung rangeht, dass man auf die Interessen des Anderen keine Rücksicht nehmen muss. Was für ein Bild von Partnerschaft ist das dann noch.

[Ringelnatz]

Aber was ich noch weniger verstehe ist, wenn Männer das Angebot ihrer Lebenspartnerin kategorisch ablehnen, mit ihnen von ganz unten das Tanzen zu lernen. Ich dachte immer, dass die Männer ihre Frauen lieben und begehren und was gibt es schöneres die Zeit gemeinsam so nah zu verbringen? Ich verstehe das einfach nicht.

Also bei uns war das auch schon Thema. Ich habe früher viel und gerne getanzt. Von daher hätte ich das Hobby ganz gerne wieder aufgenommen, jetzt dann gemeinsam mit meinem Mann. Er tanzt freestyle total gerne und auch sehr kreativ (wir wurden im Club schon mal angesprochen, ob er Tänzer sei wobei sooo krass ist es nun auch wieder nicht). Also haben wir mal einen Kurs gemeinsam ausprobiert (Anfängerkurs). Leider hat es ihm aber wenig Spaß gemacht. Es war ein bißchen so, wie Volta es weiter oben beschreibt. Er konnte sich die Schritte bei 1x pro Woche Unterricht einfach nicht merken und wir hatten leider kaum Zeit mal privat zu üben, weil er Mo-Do gar nicht in der Stadt war. Der Kurs war auch nicht sonderlich gut gemacht. Somit ist der Traum vom gemeinsamen Tanz-Hobby schnell geplatzt.

[Pferdefreundin]

Stellt sich umgekehrt nicht eher die Frage, warum ich meinen Partner zu irgendwas überreden soll, was er nicht möchte oder warum sollte man sich selber überreden lassen? Wenn jemand nicht tanzen möchte, dann ist es halt so (aus welchen Gründen ist irrelevant). Nur weil ich mich für Pferde interessiere, heißt das nicht, dass mein potentieller Partner das auch zwingend muss (akzeptieren sollte er dies allerdings schon), ich selber kann wiederum nichts mit Handball oder Tanzen anfangen, würde es aber respektieren, wenn das die Hobbys meines potentiellen Partners wären. Sich gegenseitig zu irgendwas zwingen bringt eher Stress als Freude und von daher sollte jeder in bestimmten Dingen seinen eigenen Freiraum gestalten, wie er es möchte.

[Talbot]

Ich kann vollkommen verstehen, wenn da Männer, die keine Lust auf Tanzen haben, nicht bereit sind einen Tanzkurs zu machen nur weil die Frau das gerne hätte.
Ich persönlich mag zwar sowohl "freestyle"-tanzen in Clubs als auch Paartanz und hätte daher ganz sicher nichts gegen einen Tanzkurs mit einer Partnerin, aber genauso gäbe es bei mir auch ne Menge Dinge/Hobbys, die ich keinesfalls nur machen würde, weil meine Partnerin gerne hätte, dass wir das zusammen machen.
Würde bei mir zwar weniger/nicht auf sportliche, aber dafür auf viele künstlerische/musikalische Hobbys zutreffen und daher kann ich durchaus nachvollziehen wie es da halt vielen Männern beim Tanzen geht.
Ich wüsste auch nicht wem es wirklich etwas nützen würde, wenn Mann sich da lustlos seiner Partnerin zu Liebe zum Tanzen zwingt.
Gerade Tanzen würde ich als etwas ansehen für das man schon eine gewisse Begeisterung an sich braucht um es wirklich vernünftig zu betreiben.
Ich sehe auch nicht das große Problem, wenn der Mann da keine Lust drauf hat, denn schließlich ist Tanzen durchaus auch etwas, was die Frau gut mit anderen Männern machen kann.
Problematisch würde ich es nur sehen, wenn der Mann da zwar selber keine Lust drauf hat, aber gleichzeitig auch verbieten/untersagen wollen würde, dass Frau sich einen anderen Mann als Tanzpartner sucht.

[BartS]

Ja, es gibt auch immer wieder plausible Gründe, warum man einen Kurs nicht weiter macht, schlechte Lehrer, Zeitnot usw. Wir hatten ja mal vor 5 Jahren einen eigenen AB-Tanzworkshop gemacht und viele der Teilnehmer berichteten von ihrer Jugendzeit und den traumatischen Erfahrungen von der Tanzstunde. Da waren gruselige Sachen dabei. Oder wenn beispielsweise Männer mit Männern oder Frauen mit Frauen die ganze Stunde tanzen müssen, weil es zahlenmäßig nicht auf ging, ist es sicher nicht das, worauf man sich nächste Woche freuen kann.

Auf der anderen Seite, wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Auf Youtube gibt es jede Menge Lehrvideos, wo man die Grundschritte sich nochmal anschauen kann und ohne Peinlichkeit in den eigenen Wänden wiederholt. Sowas gab es vor 10 Jahren noch nicht.

Zu Pferdefreundins Einwand, ja, wenn man merkt, dass der Partner nicht wirklich mit will und sich nur mitschleppen lässt, dann macht es auch selber kaum Spaß. Aber dann stellt sich auch die Frage, ob man alleine weitermachen würde, wenn man grundsätzlich tanzen möchte. Da verzichten viele Frauen lieber darauf, sich was gutes zu tun und weiter zu tanzen. Auch das finde ich schade, weil es eigentlich in unserer Zeit normal sein sollte, trotz Lebenspartner sich in einem Singlekurs anzumelden. Und die Frage ist auch, ob diese generelle Ablehnung für neue Sachen sich nicht nur aufs Tanzen beschränkt, sondern der Mann auch zu anderen neuen Aktivitäten sagt, "lieber nicht".

Und zu guter letzt, auch wenn das nicht jeder hören mag, aber man sollte selbst wissen, wieso man eine Beziehung möchte und welchen Sinn es macht, einen Partner zu haben, wenn man am Ende dann doch nur die Dinge alleine tut, die man schon vorher machte. Aber das würde jetzt diese Diskussion sprengen und war schon in anderen Threads das Thema.

[Ringelnatz]

Gerade Tanzen würde ich als etwas ansehen für das man schon eine gewisse Begeisterung an sich braucht um es wirklich vernünftig zu betreiben.

Das stimmt und erzwingen kann man es ja auch nicht. Ich finde es nett, wenn der Partner offen ist, das mal auszuprobieren. Aber wenn es dann nicht passt, dann ist es eben so. Mir ging es mit dem Laufen gehen ganz genauso. Letztendlich muss es beiden Spaß machen.

man sollte selbst wissen, wieso man eine Beziehung möchte und welchen Sinn es macht, einen Partner zu haben, wenn man am Ende dann doch nur die Dinge alleine tut, die man schon vorher machte.

Vor allem wäre es einfach schön, ein gemeinsames Sport-Hobby zu haben. Naja. Aber eine schöne Partnerschaft hängt ja nicht nur daran. Es gibt zum Glück noch viele andere Dinge, die man gemeinsam machen kann.

[BartS]

Es gibt zum Glück noch viele andere Dinge, die man gemeinsam machen kann.

Natürlich gibt es die. Es sollte dann aber nicht wie beim Tanzen ablaufen, man probiert was aus und sagt dann, dass man keine Lust drauf hat. Ab einen gewissen Punkt ist es wohl besser zusagen, wir finden kaum gemeinsame Aktivitäten und sollten überlegen, ob eine Beziehung noch Sinn macht. Viele schrecken aber vor diesen (vor)letzten Schritt zurück.

[LonesomeCoder]

Bin mal zu einem sonntäglichen Salsa-Kurs gegangen. Leider ist 1x in der Woche für einen Grobmotoriker wie mich viel zu wenig, um irgendwas hinzubekommen. Nach einer Woche habe ich alle Schritte schon wieder vergessen. Ich bräuchte quasi tägliche Lektionen... Dafür fehlt mir aber die Zeit, weil ich so viel beruflich rumreisen muss.

Neben regelmäßigem Training ist auch Talent notwendig. Das hat man oder hat man nicht.

Warum sollten die Männer auf die Interessen ihrer Partnerin Rücksicht nehmen, wenn sie es nicht nötig haben?

Oh oh da vergeht einem doch die Lust auf eine Partnerschaft, wenn man mit der Einstellung rangeht, dass man auf die Interessen des Anderen keine Rücksicht nehmen muss. Was für ein Bild von Partnerschaft ist das dann noch.

Diese Einstellung wird es in der Realität oft geben. Und deswegen werden auch so viele Ehen geschieden oder halten nur wegen den Kindern, Haus, Geld, Auto, Lebensstandard, den man alleine nicht halten könnte, usw.

[Hoppala]

Neben regelmäßigem Training ist auch Talent notwendig. Das hat man oder hat man nicht.

Für Freizeittanz würde ich das erforderliche Talent auf dem Niveau einordnen, mit Messer und Gabel gesellschaftstauglich essen zu lernen und bei Tisch das Rülpsen und Furzen zu unterlassen (oder zu tun, je nach kulturellen Konventionen).

[Tania]

Naja, wenn sie trotzdem mit ihm zusammen bleibt?

Warum sollten die Männer auf die Interessen ihrer Partnerin Rücksicht nehmen, wenn sie es nicht nötig haben?

Hmm ... es soll Menschen geben, denen es wichtig ist, dass ihre Partner nicht nur mit ihnen zusammen bleiben, sondern dabei auch glücklich sind.

Aber so allgemein betrachtet gibt es diverse Gründe, warum man beim Hobby des/der Partners/-in mitmachen könnte.

1) Man mag es selbst bzw. lernt, es zu mögen.
2) Man mag es nicht sonderlich, aber man will
a) einfach zusammen sein
b) der/dem Anderen eine Freude machen
c) einen Tausch abschließen a la "wenn ich heute mit Dir tanze guckst Du morgen mit mir Fussball"
d) dem Dauergenörgel "nie machst Du was mit mir" entkommen.

Und natürlich gibt es auch noch Variante 3 - man kann sich beim besten Willen nicht vorstellen, da mitzumachen. Für mich wäre das z.B. ein Marathonläufer, der nicht akzeptiert, wenn ich ihn per Fahrrad begleite.

Bei Variante 3 und 2d würde ich es für beziehungsschädigend halten, auf diese gemeinsamen Unternehmungen zu bestehen. Ansonsten käme es darauf an, wie die konkrete Lebenssituation des Paares ist. Zwei Rentner ohne weitere Verpflichtungen können sicher problemloser Variante 2c praktizieren. Zwei Workaholics, die mit Mühe und Not einen gemeinsamen freien Abend pro Woche hinkriegen, werden vielleicht lieber etwas machen, woran beide gleichermaßen Freude haben und wobei sie einander als Paar näher kommen.

[bettaweib]

Naja, wenn sie trotzdem mit ihm zusammen bleibt?

Warum sollten die Männer auf die Interessen ihrer Partnerin Rücksicht nehmen, wenn sie es nicht nötig haben?

Um es mit den Worten von Bette Midler zu sagen:

You've got to give a little, take a little,
and let your poor heart break a little.
That's the story of, that's the glory of love.

[t385]

Tanzen hat etwas Animalisches und ist daher primitiv. Nicht umsonst haben das schon Buschvölker usw. zelebriert. Anstatt zu tanzen, sollte man sich lieber mit Musiktheorie auseinandersetzen, denn damit kann man beim anderen Geschlecht jederzeit punkten.

[BartS]

...sollte man sich lieber mit Musiktheorie auseinandersetzen, denn damit kann man beim anderen Geschlecht jederzeit punkten.

Indem man über die Kontrapunktsetzung im 14.Jahrhundert referiert? Jo, darauf fahren die Mädels besonders ab.

[NBUC]

Tanzen hat etwas Animalisches und ist daher primitiv. Nicht umsonst haben das schon Buschvölker usw. zelebriert. Anstatt zu tanzen, sollte man sich lieber mit Musiktheorie auseinandersetzen, denn damit kann man beim anderen Geschlecht jederzeit punkten.

Das wäre vermutlich eine Frage der Zielgruppe. Scheitern dürfte das dann vermutlich an der Größe der Zielgruppe und deren weiteren Ansprüchen. Aber den Wunsch von Frauen an sich sich qualifiziert über "hohe Kultur" unterhalten zu können und "angemessene" Begleitung für solche Veranstaltungen zu bekommen habe ich durchaus schon gelesen.